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News: BIVA-Pflegeschutzbund warnt vor Wiederholung der Isolation vom letzten Jahr

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Autor Thema: Corona-Virus - Leid und Einschränkungen für Pflegebetroffene  (Gelesen 13042 mal)
admin
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« Antworten #14 am: 31. August 2020, 18:15 »

Zitat
Radio Bremen "butenunbinnen" | 30. August 2020. : Serena Bilanceri
Pflegeheime im Lockdown: Angehörige beschweren sich über Pflegemängel

Zwischen Mitte März und Ende Mai herrschte in Bremer Pflegeheimen Besuchsverbot, Regelprüfungen waren ausgesetzt. Die Folgen wirken für manche Betroffene jetzt noch nach.

Zwölf Wochen lang hat Michaela Babitzke jeden Tag an die Scheibe des Fensters vom Pflegeheim geklopft. Auf der anderen Seite saß ihr Sohn, die Augen verschlossen, als ob er im lauen Sonnenlicht eingedöst wäre. Sobald er das Trommeln der Finger gehört hat, hat er die Augenlider geöffnet. So erzählt das Babitzke.

Babitzkes Sohn René ist 33 Jahre alt und leidet seit einem Verkehrsunfall vor 24 Jahren unter Lähmungserscheinungen. Er muss einen Rollstuhl benutzen und braucht wegen seiner epileptischen Anfälle besondere Pflegeleistungen. Seit anderthalb Jahren wird er im Wohnbereich "Via Vita" der Stiftung Friedehorst betreut.

Babitzke erzählt, dass René vor einiger Zeit gelernt hat, eine spezielle Computersteuerung zu benutzen, um sich über die Maschine mit anderen auszutauschen. Mit der Außenwelt zu kommunizieren – ein wenig zumindest. Sie erzählt über scheinbar kleine Dinge, die sich wie große Siege anfühlten: Wie er gelernt hat, beim Übergang vom Rollstuhl zum Bett eine Weile selbstständig auf der Bettkante aufrecht zu sitzen, bevor er wieder hingelegt wurde.

Doch dann kam Corona. Und mit ihm, sagt Babitzke, der Rückschritt. Renés Fähigkeit, die Computersteuerung zu benutzen, sei wie "eingeschlafen", seine Gliedmaßen versteift. "Er kann kaum Kopfdrehungen machen. Er ist wie am ganzen Körper blockiert", sagt die Mutter. Für sie sei die Pflege in der Corona-Krise nicht optimal gewesen, vor allem die fehlenden Therapien und Freizeitangebote hätten sich negativ auf den physischen und psychischen Zustand ihres Sohnes ausgewirkt. "Ich weiß nicht genau, was gemacht worden ist – und was nicht", erläutert sie. Denn eine Zeit lang hätten wegen des Besuchsverbots weder Angehörigen noch externe Fachkräfte die Einrichtung betreten können. Viele Aktivitäten seien daher möglicherweise ausgefallen.

Einrichtung: Wir waren die einzigen, die eigene Therapeuten hatten

Die Einrichtung bestätigt das auf Nachfrage in Teilen. "Während der Zeit des Besuchsverbots durften externe Personen die Einrichtungen nicht betreten; dazu zählen neben den Angehörigen auch Therapeuten." Sie stellt allerdings fest: "Wir sind die einzige Einrichtung in Bremen, die eigene Therapeuten beschäftigt. In der Zeit des Besuchsverbots konnten wir also als einzige Einrichtung in Bremen überhaupt Therapien anbieten und haben das natürlich auch gemacht. Das heißt: Die Bewohner bei uns haben mehr Therapien bekommen als jeder andere Heimbewohner in Bremen."

Lange Zeit sind die Besuche am Fenster die einzige Kontaktmöglichkeit zwischen Mutter und Sohn gewesen. Teilweise haben die Pflegekräfte das Telefon mit Mikrophon ins Zimmer gebracht, damit er die Stimme seiner Mutter hört. "Aber sie hatten nicht immer Zeit dafür", sagt sie.


Zitat
Ich hatte Angst, fragte mich: "Wie geht es meinem Sohn?" Ich bin dann jeden Tag hingefahren und habe ihn durch die Scheibe gesehen. Er sah müde aus.
Michaela Babitzke

Auch die körperliche Pflege hätte laut Babitzke gelitten: Eine Zeit lang habe die externe Fußpflegerin die Einrichtung nicht betreten können, die Fußnägel seien sehr lang gewesen. Die Mitarbeiter hätten René in den Flur gebracht, damit Babitzke ihn sehen konnte. Eine nette Geste. Es ist aber auch ein Bild, das das Opfer von Pflegeheim-Bewohnern in der Corona-Krise wortlos darstellt – das von einem jungen Mann im Rollstuhl, der hinter einer Glasscheibe auf Besuch wartet, während die Zeit vergeht.

Kontaktbeschränkungen sind für Bewohner nicht einfach

Darüber, dass der Lockdown in der ersten Phase der Pandemie den Bewohnern von Pflegeeinrichtungen viel abverlangt hat, herrscht mittlerweile Konsens. Allein die Kontaktbeschränkungen hätten Auswirkungen auf die Stimmung gehabt und seien von dementen Patienten nicht einfach zu verstehen gewesen, erzählen viele aus der Branche. Die Sozialbehörde betont allerdings, dass Abstandhalten anfangs das einzige Mittel gewesen sei, um die Betreuten zu schützen.


Zitat
Wir hatten eine Ausbruchsituation und aus Gründen des Infektionsschutzes und zum Schutz der Bewohnerinnen und Bewohner war es richtig
David Lukaßen, Sprecher des Sozialressorts

Laut einigen Angehörigen, mit denen buten un binnen gesprochen hat, spielt jedoch ein weiterer Faktor eine Rolle. Sie beklagen die fehlenden Kontrollen während der Pandemie – sowohl die unangekündigten Regelprüfungen, die ausgesetzt worden sind, als auch die Kontrolle durch die Familienmitglieder, die die Einrichtungen zeitweise nicht betreten konnten. Für Reinhard Leopold, Regionalreferent im Biva-Pflegeschutzbund, hat diese Situation die Lage in einigen Fällen deutlich verschlechtert.

Angehörige: Ich wollte, dass er mindestens meine Stimme hört

Eine ähnliche Geschichte wie Michaela Babitzke erzählt Bahar Yavasoglu. Ihr Mann, 44 Jahre alt, ist nach einem Unfall seit fünf Jahren pflegebedürftig. In Schlaglichtern erzählt sie über das Jahr 2015, das geprägt war vom medizinischen Leidensweg des Mannes: Röntgenaufnahmen, chirurgische Schädeldecke-Öffnung, Operationen – mindestens sechs, Hirnschädigung, künstliches Koma, Wachkoma, Reha.

Heute wohnt er bei Friedehorst. Er kann nach Angaben Yavasoglus weder sprechen noch aufstehen und muss künstlich ernährt werden. Nachdem das Gebäude 21, in dem er lebt, Mitte März seine Türen für Besucher geschlossen hatte, konnte Yavasoglu ihn erst Mitte Juni wiedersehen. In der Zwischenzeit sollen mehrere Therapien weggefallen sein – zumindest zeitweise.

Die Ergebnisse sieht die junge Frau heute noch: Er habe die Finger der linken Hand nicht mehr richtig öffnen können, sie seien steifer geworden. Auch die Physiotherapie soll eine Zeit lang von einem einzigen Mitarbeiter gewährleistet worden sein. "Ein Physiotherapeut für 80 Bewohner – wie viel kann er machen?", fragt sie sich. Der Körper ihres Mannes sei steifer geworden. "Er war einfach nicht mehr beweglich."


Zitat
Dass der Lockdown psychologisch große Belastung für alle Beteiligten darstellte – außer Frage. Aber ist es auch so, dass Qualität der Pflege in dieser Zeit gelitten hat? So bewertet Stefan Görres, Pflegeforscher an der Uni Bremen, die Situation.
[Video-Link >> Verfügbar bis: 30. August 2021]

Dazu teilt die Einrichtung mit: "Herr Yavasoglu hat während der gesamten Zeit der Corona-Pandemie zweimal wöchentlich Physiotherapie bekommen (bis auf die Wochen, in denen er nicht in unserer Einrichtung war sowie in der Zeit seiner Zimmerquarantäne), seit Mitte Juli sogar dreimal wöchentlich."

Auch Yavasoglu hat die Verzweiflung zum Fenster des Zimmers ihres Mannes getrieben. "Aber es war eine schlimme Situation. Er hat mir mit der rechten Hand zu sich gewinkt, rein ins Zimmer, aber ich konnte nicht rein. Und er verstand nicht warum", sagt sie und seufzt. "Ich wollte, dass das Fenster auf Kippe steht, damit er mindestens meine Stimme hört."

Die junge Frau weint noch heute, als sie an das erste Wiedersehen mit ihrem Mann im selben Raum denkt. Sie sagt, die Augen ihres Mannes seien verkrustet gewesen, er hätte einen Belag auf der Zunge gehabt. Yavasoglu kann nicht verstehen, wieso Angehörige ausgesperrt worden sind. "Pflegekräfte kommen auch von draußen, können auch das Virus übertragen", sagt sie, und betont, sie hätte sich mehr Kontrollen gewünscht.

Einrichtung: Die Vorwürfe sind haltlos

Friedehorst streitet die Vorwürfe mangelhafter Pflege sowohl bei Yavasoglus Ehemann als auch bei Babitzkes Sohn ab. "Die Wohn- und Betreuungsaufsicht hat am 25.8.2020 auf unsere Bitten hin sowohl den Sohn von Frau Babitzke als auch Herrn Yavasoglu besucht, begutachtet und die Dokumentation eingehend überprüft. Sie hat keinerlei Beanstandungen gefunden, insofern haben sich diese Vorwürfe als haltlos erwiesen."

Die Hilflosigkeit und der Kontrollverlust machten offenbar vielen Angehörigen zu schaffen. Doch welche Rolle haben die fehlenden Überprüfungen in den Heimen tatsächlich gespielt und welche Auswirkungen hatte dies auf die Pflege? Für Leopold hat die Einschränkung tatsächlich zu "de-facto" rechtsfreien Räumen geführt. Ihn hätten Berichte von widersprüchlichen Umsetzungen der Coronaverordnungen erreicht, was Besuche und Quarantäne anging.


Zitat
Angehörige sind diejenigen, die sich beschweren können. Und sie sind ausgesperrt gewesen. Die Regelprüfungen sind keine Garantie für perfekte Pflege, aber wenn ich unangemeldet komme, kann ich zumindest schauen, ob alles gut läuft.
Reinhard Leopold, Initiative "Heim-Mitwirkung"

Für Heinz Rothgang, Professor für Gesundheit an der Universität Bremen, sei es möglich, dass fehlende Kontrollen in einigen Fällen zu mangelhafter Pflege geführt haben. "Wenn die Besucher und die Kontrolleure nicht mehr in die Einrichtungen kommen können, entsteht da eine Dunkelkammer, von der wir eben nicht wissen, was darin passiert." Allerdings gebe es hierzu keine gesicherten Daten oder Beweise, sondern nur Erfahrungsberichte.

Zitat
Dass es den Pflegebedürftigen nach der Schließung schlechter ging, kann natürlich auch eine Folge der Vereinsamung als Folge des Besuchsverbots sein. Das ist dann nicht auf schlechte Pflege zurückzuführen
Heinz Rothgang, Professor an der Universität Bremen

Gesundheitsressort: Einige Therapien waren in der Zeit nicht möglich

Das Gesundheitsressort zeigt Verständnis für die Beschwerden wegen der Therapie-Einschränkungen, betont aber, dass dies zu der Zeit verhältnismäßig gewesen sei. Auch seien die Regelprüfungen ausgesetzt worden, damit die Mitarbeiter das Gesundheitsamt unterstützen konnten. Anlassbezogene Prüfungen – also nach Beschwerden – hätten aber weiterhin stattgefunden.


Zitat
Natürlich haben Angebote in der Zeit des massiven Herunterfahrens aus Gründen des Infektionsschutzes auch in Pflegeeinrichtungen gelitten. So konnten beispielsweise Ergotherapeuten nicht in Einrichtungen, was nun mit dem Wiederhochfahren und Ausweiten der Besuchsregelungen auffällt.
David Lukaßen, Sprecher des Sozialressorts

Die Pandemie habe die bereits angespannte Lage für die Mitarbeiter in der Pflege weiter verschlechtert und sie überfordert, daran seien jedoch nicht die Pflegekräfte schuld, betont ein weiterer Angehöriger, der Verwandte in einer anderen, privaten Einrichtung betreuen lässt und Mängel in der Betreuung beklagt.

Uni-Professor: Für die Pflegekräfte ist Mehraufwand entstanden

Rothgang sieht das ähnlich. Ihm zufolge sei Mehraufwand entstanden, gleichzeitig habe es Personalausfälle gegeben. Angesichts der bereits angespannten personellen Situation sei es klar, dass sie nicht mehr so viel schaffen könnten wie vorher. "Es wäre schon erstaunlich, wenn daraus keine Qualitätsabsenkungen resultierten", sagt Rothgang.


Zitat
Durch den Wegfall der Besucherinnen und Besucher, der ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer und die gesteigerten Hygieneanforderungen ist in erheblichem Umfang Mehraufwand entstanden. Bei unserer Befragung Anfang Mai haben die Einrichtungen diese auf etwa eine Stunde pro Pflegekraft und Schicht beziffert.
Heinz Rothgang, Professor an der Universität Bremen

Für Stefan Görres, Professor für Pflegeforschung an der Universität Bremen, hat Corona die Lage erheblich beeinträchtigt. Es sei vorstellbar, dass in einigen Heimen dadurch Zustände "am Rande des Chaos" geherrscht hätten. Dass man dabei nicht die übliche Qualität herstellen könne, sei klar. Sie hätten wie die gesamte Gesellschaft Abstriche machen müssen. Ob die Maßnahmen gerechtfertigt waren, müsse man im Nachhinein analysieren.


Zitat
In dem Moment hat man viele Dinge getan, teilweise auch weil man die Situation nicht wirklich einschätzen konnte. War das Aussetzen der Regelprüfungen ein Fehler? Man könnte sagen: vielleicht, weil die Kontrolle in der Zeit nicht da war. Man kann aber auch sagen: Das war berechtigt, weil sie eine weitere Infektionsgefahr gewesen wären.
Stefan Görres, Professor an der Universität Bremen

Pflegeforscher: kein rechtsfreier Raum

Dass man sich dadurch quasi in einem rechtsfreien Raum befunden hätte, vereint Görres: "Da muss ich heftig widersprechen." Das Gesetz sei nicht außer Kraft gesetzt worden, sondern nur die Regelkontrollen. Zudem finde eine Regelprüfung einmal im Jahr statt, in den übrigen Monaten gebe es meistens keine Kontrollen.


Zitat
Man hat ein ungutes Gefühl, wenn man in so einer Extremsituation die Kontrolle ein Stück weiter verliert. Aber wenn die Heime nach Recht und Gesetz handelt, dann ist das ok.
Stefan Görres, Professor an der Universität Bremen

Seien jedoch die Angehörigen da, mache das einen Unterschied. "Hätte man am Anfang mehr Schutzmasken und -anzügen gehabt, hätten die Angehörigen nach meiner Sicht zumindest einmal am Tag hingehen können."

Babitzke und ihr Sohn dürfen jetzt wieder gemeinsam spazieren gehen. Sie klingt erleichtert, sagt, diese Woche habe ihr Sohn wieder gut gepflegt ausgesehen. So wie noch nie während der Corona-Krise. Yavasoglu sieht hingegen noch keine große Besserung in der Mobilität ihres Ehemannes. "Ich kann nur mit ihm lachen, weinen, draußen sein, mich freuen. Mehr kann ich nicht machen." Sie sagt, ihr Ehemann merke das, trotz der Einschränkungen.

Welche Folgen können die Besuchsverbote in Pflegeheimen haben?


[Video-Link >> Verfügbar bis: 30. August 2021]

Eine Angehörige berichtet, dass sich der körperliche Zustand ihres pflegebedürftigen Mannes ihrem Eindruck nach verschlechtert habe.


Autorin: Maren Schubart
Quelle: https://www.butenunbinnen.de/nachrichten/gesellschaft/pflegeheime-bewohner-lockdown-bremen-angehoerige-kontrollen-100.html
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« Antworten #13 am: 25. August 2020, 10:23 »

Zitat
27 Aug, 2020
Pflegeheime
Ärger um Pflegebedürftige

Von Henrik Schumacher

Keine Besuche, mangelnde Hygiene: Bremer berichten über schlechte Heim-Bedingungen während der Corona-Zeit.

Als Bahar Yavasoglu ihren pflegebedürftigen Mann Akin nach drei Monaten Besuchsverbot wieder sieht, ist sie schockiert. „Er hatte Fehlstellungen an den Füßen und in der Hüfte und konnte seine Finger nicht mehr öffnen. Es ging ihm deutlich schlechter als vor dem Lockdown“, berichtet sie.

Auch in dieser Zeit hatte sie das Gefühl, dass sich die Pflegekräfte der Bremer Einrichtung Via Vita zu selten um ihren Mann gekümmert hätten. Zu wenig Kontrollen und mangelhafte Hygienebedingungen sowie ausgefallene Therapien hätten zu einer deutlichen Verschlechterung Akins geführt, berichtet sie.

Einrichtung bestreitet Vorwürfe

Die Einrichtung bestreit die Vorwürfe. Und Therapien seien nur ausgefallen, während Bewohner in Quarantäne waren, sagt Via Vita-Sprecherin Gabriele Nottelmann.

Doch als Beispiel für mangelhafte Hygiene schildert Yavasoglu, dass das Personal die Zahnbürste sowie die Wäsche ihres Mannes häufiger mit der eines Zimmergenossen vertauscht habe. Außerdem sei nur wenig auf Mundhygiene geachtet worden, ihr Mann sei nicht ausreichend mit Wasser versorgt worden und die Vorhänge seines Zimmers seien tagsüber geschlossen worden, sagt sie. Auch diese Vorwürfe weist die Einrichtung zurück.

Angehörigenvertreter spricht von „rechtsfreiem Raum“

Eindrücke wie diese sammelt derzeit Reinhard Leopold, der Regionalsprecher des Pflegeschutzbundes Biva, von vielen Angehörigen. Schon zu Beginn der Besuchsverbote kritisierte er die Bedingungen, unter denen die Heimbewohner in dieser Zeit leben mussten.

„Die Befürchtungen haben sich bestätigt. Der menschliche direkte Kontakt ist für diese Zielgruppe einfach essentiell“, betont Leopold. In der Corona-Zeit habe sich durch abnehmende Kontrollen der Pflegebedingungen eine Art „rechtsfreier Raum“ in Heimen gebildet, sagt er.

Sozialressort verweist auf Heimaufsicht

Im Sozialressort ist man sich der Probleme bewusst. „Solche Fälle sind bekannt und es gab auch Beschwerden“, sagt Ressortsprecher David Lukassen.

Die Heimaufsicht sei jedoch tätig geworden und habe Lösungen vermittelt.
Quelle: https://weserreport.de/2020/08/bremen-bremen/panorama/aerger-um-pflegebeduerftige/



Zitat
Pfllegeeinrichtungen im Lockdown

Corona-Pandemie:
Gesundheitliche Folgen für Pflegebedürftige


von Timo Thalmann 24.08.2020

Die Einschränkungen der Corona-Pandemie haben vielen Pflegebedürftigen gesundheitlich geschadet. Externe Therapien sind unterblieben, Hilfen durch Angehörige in vielen Alltagssituationen fielen weg.


Als Michaela Babitzke ihren Sohn René nach fast zehn Wochen erstmals wieder besuchen konnte, war er nach ihren Worten „weiß wie die Wand“. Aber das war keine Überraschung für die 56-jährige. Als wegen der Corona-Pandemie auch das Pflegeheim seine Türen für ihren Besuch schloss, in dem René derzeit untergebracht ist, war Babitzke schnell klar, das damit auch eine ganze Reihe von Therapien und Freizeitmöglichkeiten vom Tisch sind, von denen der 33-jährige René sonst profitiert hatte. „Da gab es nur noch die Grundpflege, alles andere fiel hinten runter“, resümiert Babitzke.

Zu diesem anderen gehörte beispielsweise Krankengymnastik und Ergotherapie um Renés spastische Lähmungen zu behandeln, aber auch so einfache Dinge, wie den vollständig auf fremde Hilfe angewiesenen Mann mal an die frische Luft zu bringen. „Am Morgen der Wechsel vom Bett in den Rollstuhl, für den Mittagsschlaf zurück ins Bett und nachmittags wieder in den Rollstuhl, schon das war nicht möglich“, berichtet Babitzke. Über Stunden habe ihr Sohn daher Tag für Tag einfach in seinem Zimmer gesessen oder eben gelegen.

Ähnliches weiß auch Peer-Alexander Kulla zu berichten. Bei ihm geht es um seine Mutter. Die ist geistig noch fit, aber aufgrund einer sehr starken Arthritis in den Händen nicht mehr in der Lage sich selbst zu versorgen. Aus eigenem Antrieb entschied sich die heute 82-jährige, in eine Pflegeeinrichtung zu wechseln. Aber bei den Schließungen durch Corona fiel auch sie auf eine Grundpflege zurück. „Das sind zum Beispiel so Kleinigkeiten wie Haare waschen“, berichtet der Sohn. Die Pflegekräfte schafften das nie, also kam eine Friseurin in die Unterkunft oder die Angehörigen halfen der alten Dame. Beides fiel nun weg. „Klar, das ist noch kein echter Pflegemangel“, sagt Kulla, aber es berühre die Würde des Einzelnen trotzdem.

Grenzen zu strafbaren Pflegemängeln überschritten


Es sind solche Geschichten, die Reinhard Leopold von der Unabhängigen Selbsthilfe-Initiative für Pflegebetroffene und als Bremer Regionalbeauftragter des bundesweit aktiven Biva-Pflegeschutzbundes sammelt. Aus seiner Sicht werden dabei die Grenzen auch zu strafbaren Pflegemängeln überschritten. "Das ist zum Beispiel der Fall, wenn Bewohnern mit Drohung und Einschüchterung verboten wurde, die Einrichtung zu verlassen, auch wenn es dafür in den Corona-Verordnungen keine Rechtsgrundlage gab.

Besonders kritisch sieht Leopold die jetzt noch bis zum 30. September von der Politik ausgesetzten Kontrollen der Wohn- und Betreuungsaufsicht sowie des Medizinischen Dienstes der Krankenkassen in den Einrichtungen. „Über Monate gab es keine Angehörigen, die nach dem Rechten sehen konnten und die staatlichen Kontrolleure haben ihre Arbeit ebenfalls eingestellt.“ Aus Leopolds Sicht ist so in den Pflegeeinrichtungen in den zurückliegenden Wochen de facto ein rechtsfreier Raum entstanden. Ausgefallene Therapien, weggefallene Freizeitangebote oder die fehlende Hilfe der Angehörigen seien daher nur die Spitze eines Eisberges. „Der ganze Bereich der Pflege war personell schon vor Corona auf Kante genäht.“ Die Pandemie habe die Probleme aber noch verschärft, weil dadurch zusätzliche Arbeitskräfte weggefallen seien.

David Lukaßen räumt als Sprecher des Sozialressorts ein, dass bei der Abwägung der Konsequenzen der Besuchsverbote und Schließungen in den Einrichtungen bewusst in Kauf genommen wurde, dass zum Beispiel ausfallende Physiotherapie die Lage der Betroffenen „sicher nicht verbessert“, wie er es formuliert. Den „rechtsfreien Raum“ weist er hingegen entschieden zurück. „Die Wohn- und Betreuungsaufsicht hat das Gesundheitsamt dabei unterstützt, die Corona-Verordnungen und Hygieneauflagen in den Einrichtungen umzusetzen und dortige Mitarbeiter zu schulen“, erläutert Lukaßen. Dabei sei man in nahezu allen Einrichtungen vor Ort gewesen.

Dabei gemachte Beobachtungen oder auch die praktische Erfahrung, an welchem hygienischen Sachstand die Schulungen jeweils ansetzen mussten, hätten im Nachgang zu weiteren anlassbezogenen Kontrollen geführt. Diese seien anders als die sogenannten Regelkontrollen nämlich nie ausgesetzt gewesen. „In ersten Halbjahr 2020 ist die Zahl dieser anlassbezogenen Kontrollen in der gleichen Größenordnung gewesen, wie im Vorjahr ohne Corona“, sagt Lukaßen, auch wenn die Angehörigen als mögliche Quelle von Hinweisen auf Missstände tatsächlich weggefallen seien. Lukaßen rät, sich bei Problemen ohne Scheu an die Wohn- und Betreuungsaufsicht oder das Gesundheitsamt zu wenden. Man wisse dort auch um mögliche Befürchtungen, dass die gepflegten Angehörigen solches „Gepetze“ ausbaden müssten, und versuche darum, Kontrollen so zu gestalten, dass keine Rückschlüsse auf den Hinweisgeber möglich seien.
Quelle: https://www.weser-kurier.de/bremen/bremen-stadt_artikel,-coronapandemie-gesundheitliche-folgen-fuer-pflegebeduerftige-_arid,1929765.html
« Letzte Änderung: 20. Dezember 2020, 19:48 von admin » Gespeichert

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« Antworten #12 am: 22. August 2020, 22:05 »

Zitat
Abgehängte Pflegeheim-BewohnerInnen:
Weh dem, der im Rollstuhl sitzt

Viele BewohnerInnen Bremer Pflegeheime bleiben isoliert: Auf eine Nacht Ausgang steht Quarantäne und richtig dumm dran ist, wer einen Rolli braucht.


von Simone Schnase - Redakteurin taz-Bremen, 21.08.2020

BREMEN taz | Eigentlich müsste Michaela Babitzkes Sohn zweimal in der Woche zur Ergotherapie. Der 33-Jährige lebt in der Bremer Einrichtung „ViaVita“, einem Pflegewohnbereich für Menschen im Alter von 20 bis 60 Jahren mit schweren neurologischen Leiden. Bloß: Ihr Sohn sitzt im Rollstuhl und den dürfen wegen der zurzeit geltenden Hygienevorschriften nur ausgewählte Personen „bedienen“.

Aufgrund des Abstandsgebotes, so Babitzke, dürften nämlich nur Verwandte ersten Grades ihre Angehörigen im Rollstuhl bewegen. Sie selbst darf also ihren Sohn aus dem Zimmer schieben, mit ihm spazieren gehen oder ihn zur Ergotherapie bringen. „Ich bin aber berufstätig und habe keine Zeit, ihn zweimal in der Woche zur Therapie zu bringen“, sagt sie. Und andere Angehörige ersten Grades gebe es nicht.

Das Pflegepersonal hat ebenfalls keine Zeit: Die Personaldecke ist wegen Corona noch ausgedünnter als ohnehin schon, hinzu kommt Mehrarbeit, denn zusätzlich zu ihren normalen Aufgaben müssen die Pfleger*innen alle Besucher*innen registrieren, Zimmer regelmäßig und aufwendig desinfizieren und weitere Tätigkeiten ausüben, die mit den strengen Hygienevorschriften aufgrund der Coronapandemie zusammenhängen. „Normalerweise dürfen Bewohner ja auch wieder Besuch auf ihren Zimmern empfangen“, so Babitzke, „aber die Pflegekräfte motzen, dass sie nachher dann wieder alles desinfizieren müssen.“ Zeit, um ihre Sohn zusätzlich auch noch zur Ergotherapie zu bringen, hat niemand.

Die Mitarbeitenden in der Einrichtung seien überfordert, das zeige sich auch an Mängeln in der Pflege: „Die Bewohner werden trotz der Hitze nur einmal in der Woche geduscht, auf Mundhygiene wird kaum geachtet“, so Babitzke. Aktivierende Pflege fehle mittlerweile gänzlich. Ihr Sohn, der eigentlich stehen könne, werde ausschließlich mit einem Lifter transportiert, „weil das schneller geht“.

„Anlassbezogene Prüfung“ angekündigt

Auch andere Angehörige von Bewohner*innen der Einrichtung kritisieren Mängel. Eine davon, Bahar Yavasoglu, berichtete am vergangenen Dienstag bei „Report Mainz“ über die Situation ihres pflegebedürftigen Ehemannes. Ihre Erfahrungen bestätigt Babitzke: „Mein Sohn hat seit dem Lockdown immer weiter abgebaut.“

Die Einrichtung bestritt gegenüber „Report Mainz“ pflegerische Defizite, räumte aber ein, dass „einige Therapien während der Quarantäne“ – also in der Zeit, als nicht einmal Angehörige in die Einrichtungen durften – nicht durchgeführt werden konnten, „um das Risiko einer möglichen Ansteckung für unsere Mitarbeiter*innen und Bewohner*innen so gering wie möglich zu halten.“ Da die bei der Sozialsenatorin angesiedelte Wohn- und Betreuungsaufsicht unterdessen aber einige Beschwerden über die Einrichtung erhalten hat, soll diese nun laut Behördensprecher David Lukaßen einer „anlassbezogenen Prüfung“ unterzogen werden.

Das Problem mit der Ergotherapie scheint indes gelöst: „Gestern wurde eine, auch mit dem Gesundheitsamt abgestimmte, Lösung gefunden, die den wichtigen Besuch bei der Ergotherapie sicherstellt“, so Lukaßen am Mittwoch. Aber was ist mit all den anderen Pflegeheimbewohner*innen, die ebenfalls auf den Rollstuhl angewiesen sind? Auch für jene müssten aus Sicht der Sozialbehörde bessere Lösungen gefunden werden, sagt Lukaßen. Zuständig sei aber die Gesundheitsbehörde. Dort heißt es, man erkenne die Problematik zwar, dennoch müsse der Infektionsschutz an erster Stelle stehen.

Nicht nur Menschen, die auf den Rollstuhl angewiesen sind, bleiben trotz Lockerungen der Besuchsregelungen in weiten Teilen isoliert: „Wenn ein Bewohner aus dem Krankenhaus oder der Reha kommt, muss er zwei Wochen lang in Quarantäne“, berichtet Babitzke. Ihr sei der Fall eines Mannes bekannt, der innerhalb kurzer Zeit zweimal ins Krankenhaus musste: „Als er zum zweiten Mal in die Klinik kam, befand er sich noch in Quarantäne aufgrund des ersten Krankenhausaufenthalts. Und nun ist er schon wieder isoliert – und das, obwohl er negativ auf Corona getestet wurde.“

Das komme durchaus öfter vor, sagt Reinhard Leopold, Regionalsprecher des Pflegeschutzbundes Biva und Gründer der Bremer Angehörigen-Initiative „Heim-Mitwirkung“. Heim-Bewohner*innen seien sogar unter Quarantäne gestellt worden, nachdem sie von einem Familienbesuch oder einem Spaziergang zurück in die Einrichtung gekommen seien. „Es kann ja nicht sein, dass Rückkehrer aus Risikogebieten bei Vorlage eines negativen Test nicht in Quarantäne müssen, Bewohner von Pflegeheimen aber in jedem Fall isoliert werden“, sagt er.

Gesundheitsbehörde findet Quarantäne sinnvoll

Die Verhängung von Quarantäne durch eine Pflegeeinrichtung sei rechtswidrig, sagt Leopold. Denn die Empfehlungen des Robert-Koch-Instituts (RKI) seien keine verbindlichen Regelungen, sondern lediglich Richtlinien. Quarantäne-Maßnahmen könnten auf Basis des Infektionsschutzgesetzes nur vom Gesundheitsamt verhängt werden. Eine Pflegeeinrichtung selbst könne und dürfe das nicht.

Allerdings, so heißt es aus der Sozialbehörde, folgten die Pflegeheime durchaus der Gesundheitsbehörde, die nämlich die Richtlinien des RKI ausdrücklich empfehle. „Frau Stahmann und unser Ressort werben dafür, im Rahmen der Teststrategie zu einer Änderung dieser Praxis zu kommen“, sagt Behördensprecher Lukaßen. „Personen sollten unseres Erachtens beim Zugang getestet und dann nach zwei Tagen noch einmal getestet werden. Wenn sie negativ getestet worden und symptomfrei sind, sollte es keine Quarantäne geben.“

„Beim Zugang getestet“ werden sollte auch nach dem Willen des Gesundheitsamtes, sagt Lukas Fuhrmann, Sprecher der Gesundheitsbehörde. Allerdings, räumt er ein, dies sei nicht Teil der Corona-Rechtsverordnung. Und: Die in den Einrichtungen verhängte Quarantäne ist in seinen Augen sinnvoll, „da sich die Bewohner*innen in einer höchst vulnerablen Umgebung befinden“.
Quelle: https://taz.de/Abgehaengte-Pflegeheim-BewohnerInnen/!5708505/
« Letzte Änderung: 22. August 2020, 22:06 von admin » Gespeichert

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« Antworten #11 am: 19. August 2020, 09:45 »

Zitat
Kontrollverlust in Pflegeheimen
Welche Folgen hat die mangelnde Aufsicht für die Bewohner?


Die Qualität von Pflegeeinrichtungen in Deutschland wird seit Mitte März infolge der Corona-Pandemie kaum noch kontrolliert. Auch Angehörige konnten keine Pflege-Mängel mehr melden, weil sie zeitweise nicht in die Heime kamen. ...


Bericht
AutorInnen: Anna-Teresa Kiefer, Gottlob Schober
Kamera: Christian Saal, Thomas Schäfer
Schnitt: Michael Zeigermann
Sprecher: Gottlob Schober


Quelle: https://www.swr.de/report/kontrollverlust-in-pflegeheimen-welche-folgen-hat-die-mangelnde-aufsicht-fuer-die-bewohner/...


PODCAST zur TV-Sendung

Pflege in Coronazeiten
Blackbox Pflegeheim


Der SWR-Pflegeexperte Gottlob Schober hat zur Corona-Krise und ihren Auswirkungen auf die Bewohner von Pflegeheimen und ihre Angehörigen recherchiert. Ein Ergebnis: Seit Mitte März wird die Pflegequalität in Heimen kaum noch kontrolliert. Über seine Recherche hat er mit Ute Zimmer gesprochen.
Stand: 18.8.2020, 19.35 Uhr


Quelle: https://www.swr.de/report/pflege-in-coronazeiten-blackbox-pflegeheim/...



Zitat
REPORT MAINZ, 18.08.2020, um 21.45 Uhr im Ersten

Corona-Infektionsschutz führt zu deutlich weniger Qualitätskontrollen in Pflegeheimen

56 Prozent weniger anlassbezogene Prüfungen seit Mitte März durch die
Medizinischen Dienste der Krankenversicherung als in den Vorjahren


Mainz. Die Qualität von Pflegeeinrichtungen in Deutschland wird seit Mitte März als Folge der Corona-Pandemie kaum noch kontrolliert. Das ARD-Politikmagazin REPORT MAINZ berichtet, der Medizinische Dienst der Krankenversicherung, MDK, habe seit Mitte März lediglich 51 anlassbezogene Prüfungen in ganz Deutschland durchgeführt. Das sind 56 Prozent weniger als im Vergleichszeitraum der drei Vorjahre. Auch viele Heimaufsichten räumten ein, dass weniger anlassbezogen kontrolliert werde. Report Mainz hatte alle Medizinischen Dienste der Krankenversicherung und Heimaufsichten angeschrieben. Für die MDK antwortete der Spitzenverband MDS. Von den angefragten 278 Heimaufsichten lieferten 132 verwertbare Daten für die REPORT MAINZ Erhebung. 48 Prozent davon, also fast die Hälfte der Aufsichtsbehörden, die verwertbare Angaben machten, räumten ein, dass die Zahl der anlassbezogenen Prüfungen zurückging, und zwar im selben Vergleichszeitraum.

Sozialwissenschaftler sieht quasi rechtsfreien Raum in Pflegeeinrichtungen Der Sozialwissenschaftler der Hochschule Koblenz, Stefan Sell, sagte zur Recherche von REPORT MAINZ: „Die Ergebnisse sind gelinde gesagt dramatisch, vor dem
Hintergrund, dass wir in den vergangenen Wochen und Monaten in vielen Pflegeheimen einen quasi rechtsfreien Raum hatten.“ Es habe lange niemanden gegeben, der geschaut habe, was mit den Menschen in Pflegeheimen passiert sei.

Regelkontrollen durch den MDK hatte Bundesgesundheitsminister Spahn auf einer Pressekonferenz am 19. März 2020 ausgesetzt, vorläufig bis Ende September. Hintergrund war: Das Personal in den Heimen sollte entlastet und die Pflegebedürftigen vor Corona-Infektionen geschützt werden. Spahn betonte damals: „Nur wenn die Pflegekassen über Missstände in einzelnen Einrichtungen informiert werden, sollen weiterhin anlassbezogene Prüfungen stattfinden.“ Solche Kontrollen werden allerdings oftmals auf Betreiben von Angehörigen veranlasst, die Qualitätsdefizite in der Pflege
bemängeln. Wegen der Corona-Einschränkungen durften aber viele Angehörige wochenlang nicht mehr in die Heime hinein.

Bundesgesundheitsministerium: Ab Oktober soll es wieder Regelkontrollen geben

Das Bundesgesundheitsministerium teilte REPORT MAINZ mit, aktuell sei geplant ab 1. Oktober wieder mit Regelkontrollen zu beginnen. Die Aussetzung der Regelkontrollen sei eine schwierige Abwägung gewesen zwischen dem Infektionsschutz auf der einen, sowie der Sicherstellung eines ausreichenden Qualitätsniveaus in der Pflege auf der
anderen Seite.
Quelle: REPORT MAINZ - Presseinformation, 17.08.2020

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Download >>
Foto-Text: Bahar Yavasoglu und Ehemann Akin (im Rollstuhl) mit Autor Gottlob Schober und Kamera-/Ton-Team bei Aufnahmen zur REPORT MAINZ Sendung am 18.08.2020
Foto: Reinhard Leopold
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* IMG-20200819-WA0000.jpg (289.46 KB, 1600x842 - angeschaut 752 Mal.)
« Letzte Änderung: 19. August 2020, 13:41 von admin » Gespeichert

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« Antworten #10 am: 17. August 2020, 16:45 »

Zitat
Gesetzeswidrige Quarantänemaßnahmen in Pflegeheimen

Bonn. „Viele Quarantänemaßnahmen für Bewohnerinnen und Bewohner in vollstationären Einrichtungen müssen als Straftat bewertet werden – ebenso deren Androhung“, stellt der Vorsitzende des BIVA-Pflegeschutzbundes Dr. Manfred Stegger fest. „Es handelt sich dabei um eine freiheitsentziehende Maßnahme oder Nötigung.“  Wenn keine gesetzlichen Ermächtigungen oder rechtlich verbindliche Verordnungen bestehen, dürfen nur die zuständigen Gesundheitsämter eine Quarantäne anordnen – und dies auch nur bei konkretem Verdacht auf eine Infektion. Auch mit der Berufung auf ihr Hausrecht können Einrichtungen eigene Quarantänemaßnahmen nicht begründen.

Immer wieder erfährt der BIVA-Pflegeschutzbund von Fällen, in denen für Bewohnerinnen und Bewohner bei der Rückkehr in die Einrichtung etwa nach einem Besuch bei der Familie oder einem Spaziergang eine Quarantäne angeordnet wird – oder ihnen vorab damit gedroht wird. „Dieses Vorgehen halten wir eindeutig für gesetzeswidrig“, sagt Stegger.

In den Fällen, die dem BIVA-Pflegeschutzbund bekannt sind, fehlt es den Einrichtungen an einer ‚Ermächtigungsgrundlage‘, um eine Quarantäne anzuordnen. Die Einrichtungen berufen sich lediglich auf die pauschalen Empfehlungen des Robert Koch-Institutes für Alten- und Pflegeeinrichtungen. Sie übersehen dabei, dass sie für die Verhängung von Quarantänemaßnahmen durch das Landesgesetz ermächtigt werden müssen. Das ist zurzeit in keinem Bundesland der Fall.

Die Landesbestimmungen  können sich aus dem Infektionsschutzgesetz ergeben. Demnach können Quarantänemaßnahmen nur im Falle eines Ansteckungsverdachtes angeordnet werden. Ein solcher Verdacht liegt aber nur vor, wenn man mit einer infizierten Person in Kontakt gekommen ist. Allein die Tatsache, dass man sich außerhalb der Einrichtung bewegt hat, begründet den Verdacht nicht. Es handelt sich immer um Einzelfallentscheidungen, in die das jeweilige Gesundheitsamt einbezogen werden muss. Die Anordnung einer Quarantäne kann dann letztendlich nur durch das Gesundheitsamt selbst erfolgen.

Mehr Informationen zur Rechtslage finden Sie auf der Website des BIVA-Pflegeschutzbundes, insbesondere unter https://www.biva.de/corona-darf-die-einrichtung-quarantaene-verhaengen/.
Quelle: https://www.biva.de/gesetzeswidrige-quarantaenemassnahmen-in-pflegeheimen/
« Letzte Änderung: 19. August 2020, 09:27 von admin » Gespeichert

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« Antworten #9 am: 09. Juni 2020, 00:40 »

Zitat
Harte Zeiten in Pflegeheimen
Besucher kritisieren Einschränkungen / Senat berät über Lockerungen


von HE N R I K SC H U M AC H E R

„Ich halte das alles nur für schwer vermittelbar“ sagt Reinhard Leopold mit Blick auf die in Bremen geltenden Einschränkungen für Besuche in Pflegeheimen. Zu wenig transparent, zu willkürlich erscheinen dem Gründer der A n g e h ö r i g e n - V e r t re t u n g „Heim-Mitwirkung“ die Verordnungen. Die starken Einschränkungen hätten dazu geführt, dass viele Senioren dort stark abgebaut und sogar ihren Lebensmut verloren hätten.

Aktuell gilt: Sofern die Pflegeheime wegen Corona nicht unter Quarantäne stehen und die Hygienevorgaben erfüllen, dürfen die Bewohner pro Woche nur ein Mal von einer einzigen ausgewählten Person besucht werden. Die Besuchszeit ist auf 45 Minuten begrenzt, es gilt ein Abstandsgebot, eine Gesichtsmake ist Vorschrift, Essen ist nicht erlaubt.  Laut Bernd Schneider, Sprecher des Sozialressorts, können derzeit alle Pflegeheime, die nicht unter Quarantäne stehen, Besuche anbieten.

Derzeit ist in Bremen noch eine der rund 100 Pflegeeinrichtung von Covid-19-Fällen betroffen. Sie steht unter Quarantäne. Zwölf Einrichtungen sind mittlerweile rehabilitiert. Insgesamt hat es in den bisher betroffenen Einrichtungen 129 bestätigte Fälle gegeben, davon 83 Bewohner und 46 Beschäftigte. 23 der betroffenen Bewohner sind gestorben, drei noch krank, 57 genesen. Auch Schneider weiß um die Brisanz der Einschränkungen bei den Besuchen.

„Wir teilen die Einwände. Wer in einer Einrichtung lebt, ist emotional darauf angewiesen, Besuch zu empfangen. Für Angehörige, die nicht in die Einrichtungen dürfen, ist es eine ganz besonders belastende Situation, ihre Lieben ohne den engen emotionalen Bezug zu wissen“, sagt er. „Es waren die Träger, die große Bedenken gegen die von uns geplante Regelung hatten, tägliche Besuche für eine bis zwei Stunden zuzulassen“, erklärt der Sprecher.

Die Arbeiterwohlfahrt Bremen (AWO) etwa zeigt durchaus Verständnis. „Ein Problem ist sicherlich, dass vor allem demenziell erkrankte Bewohner Probleme mit der Einhaltung der Hygienevorgaben haben. Teilweise fällt es diesen Bewohnern schwer, die Angehörigen mit Mund-Nasen-Schutz und auf die Distanz zu erkennen. Alle Maßnahmen dienen dem Infektionsschutz, erschweren aber auch das Miteinander“, erklärt Sprecherin Anke Wiebersiek. Trotzdem stehe der Infektionsschutz der Bewohner bisher bei den Konzepten an erster Stelle. „Im Zusammenhang mit einer weiteren Öffnung erwarten wir eine vermehrte Testung der Bewohner und Mitarbeiter“, fordert Wiebersiek.

Reinhard Leopold plädiert dafür, alle vorhandenen Kapazitäten zu nutzen und kreative Lösungen zu finden. „Leere Speisesäle zum Beispiel lassen sich doch hervorragend für Besuche umfunktionieren“, findet er. Auch spezielle Container aufzustellen oder Videotelefonate mit den Bewohnern zu ermöglichen, seien Alternativen. Auch in der Sozialdeputation waren mögliche Lockerungen ein Thema. Sozialsenatorin Anja Stahmann hält eine Ausweitung der geltenden Besuchsregeln unter Wahrung der Vorsorgemaßnahmen für dringend erforderlich und wird das Thema am kommenden Dienstag im Senat ansprechen. Ihr Ziel ist eine spürbare Lockerung im Laufe der zweiten Juni-Hälfte.
Quelle: www.weserreport.de - Seite 5, 07.06.2020

* 2020-06-07_WESER-REPORT_-_Seite5_Harte-Zeiten.pdf (452.12 KB - runtergeladen 377 Mal.)
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« Antworten #8 am: 04. Juni 2020, 22:19 »

Zitat
Kontaktbeschränkung in Pflegeheimen:
Besuch von nur einem Menschen

Noch immer gelten strenge Auflagen für Besuche in Bremer Altenheimen. Der Besuch ist nur einer einzigen Bezugsperson einmal pro Woche erlaubt.


von Lotta Drügemöller, taz-Nord AutorIn - 29.05.2020

BREMEN taz | Seit gut zwei Wochen dürfen Menschen in Bremer Pflegeheimen wieder Besuch empfangen. Die Bedingungen dafür sind allerdings eng umrissen: Ein Besuch ist nur einmal in der Woche möglich, für 45 Minuten. Dabei kann nicht mal die Tochter, mal der Sohn und dann ein Freund vorbeikommen: „Ein Wechsel der Bezugsperson ist nicht zulässig“, heißt es in der Coronaverordnung. Die Familie muss sich einigen, wer als Einziger Mutter oder Vater, Großmutter oder Onkel besuchen darf.

Zu eng finden manche diese Bedingungen. „Welch ein unlogischer Irrsinn angesichts der Öffnungen bezüglich Reisefreiheit ins europäische Ausland und privater Zusammenkünfte“, schreibt eine taz-Leserin, deren Mutter in einer Einrichtung lebt. Auch die Caritas und die Sozialbehörde berichten von Beschwerden der Angehörigen. „Jetzt, wo überall gelockert wird, sind die Regeln schwerer zu vermitteln“, so Martina kleine Bornhorst vom Vorstand der Caritas.

Tatsächlich hatte die Sozialbehörde Anfang Mai weitergehende Ideen: Ein bis zwei Stunden am Tag müsse Besuch möglich sein, von unterschiedlichen Personen. Diese Lockerungen waren bereits als Verhandlungsgrundlage für eine Senatssitzung angekündigt – doch nicht mit den Trägern der Heime abgesprochen. Die beschwerten sich: Mit derart vielen Besuchen seien die Einrichtungen überfordert. Schließlich einigten sich Behörde und Vertreter der Heime auf die nun geltenden Einschränkungen.

Für Reinhard Leopold von der Angehörigen-Vertretung „Heim-Mitwirkung“ richten die Regeln größeren Schaden an, als sie verhindern. „Die Lebenszeit der Menschen in den Heimen ist sehr begrenzt“, sagt er. „Wenn ich so wenige Besuche zulasse, geht der letzte Lebensmut verloren.“

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Reinhard Leopold, Angehörigen-Initiative „Heim-Mitwirkung“
„Erwachsene müssen mündige Entscheidungen treffen dürfen“
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Für Sterbende gelten andere Besuchsregeln. Aber wann gilt ein Mensch als Sterbender? Leopold berichtet von einem Mann in der letzten Stufe der Parkinson-Krankheit, der seinen Sohn nicht sehen darf. „Wie viel Kollateralschäden soll man zulassen?“.

„Allen ist klar, dass das unglaublich harte Regelungen für alle Beteiligten sind“, meint Bernd Schneider, Sprecher von Sozialsenatorin Anja Stahmann (Grüne). „Tragisch“ sei die Pflicht, sich für einen einzigen Besucher zu entscheiden, ein „Eingriff in die Freiheitsrechte“. Aber: „Wer im Heim lebt, ist mit seiner Entscheidung nicht nur für sich verantwortlich“, so Schneider. „Man trägt Verantwortung für andere Bewohner.“ Die Sozialbehörde müsse auf die Bedenken der Träger eingehen: „Der Preis sonst sind im Zweifel Menschenleben.“

Die Bewohner*innen gehören zum überwiegenden Teil zur Risikogruppe: Von den bekanntermaßen infizierten Menschen über 80 starben in Bremen etwa 28 Prozent. Bei Pflegeheimbewohner*innen liegt das Durchschnittsalter bei über 85 Jahren. „Uns sind diese Menschen anvertraut“, erklärt kleine Bornhorst, „die Beschränkungen sind ein notwendiger Baustein, um ihre Gesundheit aufrecht zu erhalten“.

In Bremen gab es bereits Corona-Infektionen in zehn Heimen, in mindestens zweien davon größere Ausbrüche. Bernd Schneider ist nach den Erfahrungen dort trotzdem einigermaßen zuversichtlich: „Es gelingt mit strengen Maßnahmen, eine Infektion einzudämmen, wenn der erste Fall früh genug gemeldet wird“, so der Sprecher.

Kleine Bornhorst ist sich da weniger sicher. Natürlich gebe es Hygieneregeln und Konzepte, um Infizierte von Nicht-Infizierten zu trennen. Doch ob das reiche, um Bewohner*innen zu schützen, wenn der Virus im Haus ist, wisse sie nicht: „Wir können das Geschehen im Worst Case nicht aufhalten.“ Schließlich seien zahlreiche Bewohner*innen auch kognitiv eingeschränkt und könnten sich nicht an alle Abstandsregeln halten. Und nicht jede*r Infizierte zeige Symptome.

Lockern nur im Tausch gegen mehr Tests

Während die Sozialbehörde über erweiterte Besuchsregeln nachdenkt, stellt kleine Bornhorst dafür klare Bedingungen auf: „Für jede Lockerung, die wir im Pflegeheim bekommen, bestehe ich auf wöchentliche Testung von Mitarbeitern und Bewohnern“, sagt sie.

Hier scheint Einigung möglich: Die Gesundheitsbehörde hat diese Woche mehr Tests, auch in Heimen, angekündigt. Leopold bringt noch einen anderen Vorschlag ins Spiel: „Warum kann man im Pflegeheim nicht eigene Zonen einrichten“, fragt er, „für diejenigen, die das Risiko eingehen wollen? Erwachsene müssen doch mündige Entscheidungen treffen dürfen.“
Quelle: https://taz.de/Kontaktbeschraenkung-in-Pflegeheimen/!5685294/
« Letzte Änderung: 04. Juni 2020, 22:21 von admin » Gespeichert

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« Antworten #7 am: 12. Mai 2020, 23:54 »

Die häufigen Änderungen kann ich leider so kurzfristig nicht permanent nachhalten. Auf folgender Internetseite finden Sie Antworten auf Ihre Frage (zu Regelungen für Bremen):
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https://www.bremen.de/corona
"Die Maßnahmen des Senats zum Schutz vor Neuinfektionen mit dem Coronavirus wurden in einer Rechtsverordnung (Stand: 26. Mai 2020) gebündelt. Sie wurde auf gesetzblatt.bremen.de als "Gesetzblatt 2020 Nr. 43" veröffentlicht. Die Verordnung steht in verschiedenen Sprachen zur Verfügung, eine Variante in Einfacher Sprache (Stand: 19. Mai 2020) wird ebenso angeboten."
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Bitte nehmen Sie auch an unserer Umfrage teil:
https://www.biva.de/biva-umfrage-erfahrungen-mit-den-pflegeheimbesuchen-unter-auflagen/



Zitat
Corona-Bestimmungen
Bremen beschließt weitere Lockerungen


Nach einem Bericht er Bremer Tageszeitungen sollen Besuche in Pflegeeinrichtungen schon ab diesem Mittwoch wieder möglich sein - sofern die Heime ausreichende Hygienekonzepte vorgelegt haben. Spätestens am 25. Mai müssen alle Pflegeheime die Voraussetzungen für Besuche geschaffen haben. ...

... Grundsätzlich gelten in allen Einrichtungen strenge Auflagen: Einzelpersonen ab 16 Jahren für bis zu zwei Stunden am Tag können nach Terminabsprache wieder ihre Lieben besuchen.

Sie dürfe keine Corona-Symptome zeigen, müssen nach Möglichkeit einen Mund-Nase-Schutz tragen und den Abstand von 1,50 Metern einhalten. Dafür sollen die Einrichtungen Barrieren oder Trennwände aufstellen, die Zimmer der Bewohner sollen Gäste nach Möglichkeit nicht betreten. Außerdem müssen sich Besucher beim Betreten und Verlassen des Heims registrieren lassen.
Quelle: https://www.weser-kurier.de/bremen/bremen-stadt_artikel,-bremen-beschliesst-weitere-lockerungen-_arid,1912885.html - 12.05.2020
https://www.weser-kurier.de/bremen/bremen-stadt_artikel,-endlich-ein-wiedersehen-besuche-in-bremer-pflegeheimen-wieder-erlaubt-_arid,1912941.html - 13.05.2020



Details dazu: Gesetzblatt 2020 Nr. 34 - 12.05.2020
Dritte Verordnung zum Schutz vor Neuinfektionen mit dem Coronavirus SARS-CoV-2 (Dritte Coronaverordnung)[>>]

Ergänzung: Gesetzblatt 2020 Nr. 36 - 13.05.2020
Verordnung zur Änderung der Dritten Verordnung zum Schutz vor Neuinfektionen mit dem Coronavirus SARS-CoV-2 (Dritte Coronaverordnung)[>>]


Zitat
Lockerung der Corona-Maßnahmen
Endlich ein Wiedersehen:
Besuche in Bremer Pflegeheimen wieder erlaubt

von Lisa-Maria Röhling 13.05.2020

Mit der Lockerung des Besuchsverbots in Pflegeheimen endet auch für Angehörige eine belastende Zeit, in der die Distanz von den Familienmitgliedern ihnen zusetzte.

Jutta Fernholz ist erleichtert. In den vergangenen Wochen hat sich die ehemalige Schulleiterin oft hilflos gefühlt, wenn sie ihre 95-jährige Mutter nicht sehen durfte. „Ich habe sehr darunter gelitten“, sagt sie. Wie viele Angehörige konnte sie wegen der seit Mitte März geltenden Besuchsverbote in den Bremer Pflegeheimen nur noch telefonisch Kontakt mit ihrer Mutter aufnehmen; wie viele andere Angehörige hat sie das extrem belastet. Das soll mit den Lockerungen der Besuchseinschränkungen, die ab diesem Mittwoch gelten, nun ein Ende haben.

Fernholz' Mutter lebt in einer Wohnung in einer Residenzeinrichtung, eine Mischung aus betreutem Wohnen und Pflege. Normalerweise hilft sie ihr im Haushalt und beim Duschen, erledigt Wege für die Mutter. Vor Corona, sagt die Tochter, habe sie oft diese Mischung aus Pflege- und Haushaltsaufgaben übernommen, ab dem Besuchsverbot sei damit Schluss gewesen. Fernholz konnte nur noch Wäsche an der Tür entgegennehmen oder Einkäufe abstellen. Viele der Aufgaben, die sie sonst bei ihren Besuchen dreimal pro Woche erledigte, übernahm das Personal des Trägers. „Das hat gut geklappt“, sagt sie.

Weil die alte Dame aber im Rollstuhl sitzt, „ansonsten aber total fit und kommunikativ ist“, sorgte sich Fernholz vor allem um die seelische Gesundheit ihrer Mutter. Denn Spaziergänge an der frischen Luft gingen eigentlich nur in Begleitung. Das habe die Mutter vor allem deshalb belastet, weil andere, mobilere Bewohner der Residenz immer noch nach draußen gingen, während die 95-Jährige zu Hause bleiben musste. „Das war kaum auszuhalten“, sagt die Tochter. Auch deshalb freut sie sich auf die Lockerungen: Nun seien die Spaziergänge endlich wieder möglich.

Belastungen für Betroffene
Reinhard Leopold, Regionalbeauftragter der Bundesinteressenvertretung für alte und pflegebetroffene Menschen (BIVA), erklärt, dass das Kontaktverbot von Angehörigen unterschiedlich aufgenommen worden sei. Viele fänden den Schutz der Bewohner zwar gut, allerdings sei aus ihrer Sicht problematisch, dass sie nicht mehr mitbekämen, was in den Einrichtungen passiere. Auch sei die Belastung für das Personal gestiegen, da einige Angehörige bei ihren Besuchen auch immer wieder Aufgaben und Erledigungen übernähmen. Die Lockerungen sind deshalb aus seiner Sicht überfällig. „Fakt ist, dass die Isolation etwas mit den Menschen macht.“ Von den Pflegebedürftigen werde sie oft als Strafe empfunden, weil sie sich allein gelassen fühlten, den Angehörigen gehe es ähnlich.

Dieter Prasse hat wegen des Besuchsverbotes nicht die Möglichkeit gehabt, sich von seiner Tante zu verabschieden: Nur eine Woche nach den Besuchsbeschränkungen verstarb die 96-Jährige, ohne dass die Angehörigen sie noch einmal sehen konnten. In dem Pflegeheim arbeiteten viele Zeitarbeiter, sagt er, die demente Frau habe deshalb in ihren letzten Tagen mutmaßlich oft mit Fremden zu tun gehabt. Zwar durften er und seine Frau danach von der Toten im Heim Abschied nehmen, ganz logisch sei ihm das aber nicht vorgekommen. „Die Menschen werden um einen würdigen Tod betrogen“, sagt Prasse. Auch seine 100-jährige Mutter lebe in einem Pflegeheim, bei ihr bemerke er in Telefonaten, dass ihre Demenz durch die fehlenden Besuche immer schlimmer werde. „Die Regelungen waren idiotisch“, sagt er.

Peer-Alexander Kulla hingegen hat zwar Verständnis für die Besuchseinschränkungen, allerdings hat er sich in den vergangenen Wochen aus anderen Gründen um seine Mutter gesorgt: Wegen der Kontaktverbotes habe das Personal viele Bewohner daran gehindert, das Haus für Spaziergänge zu verlassen oder sich im Garten aufzuhalten. Das sei zu gefährlich für sie, so die Begründung. „Es ist erschütternd, das man die alten Herrschaften daran hindert, das Haus zu verlassen.“ Seine 82-jährige Mutter habe zwar körperliche Einschränkungen, geistig sei sie aber noch fit. Gerade an den sonnigen Tagen sei die Ausgangssperre eine zusätzliche Belastung zu den Besuchsverboten gewesen.

Knapp sechs Wochen konnte Kullas Mutter nicht an die frische Luft, das habe sie selbst und auch ihn belastet. Als ihr dann noch ein Besuch beim Zahnarzt verwehrt wurde, schritt Kulla ein; seit knapp einer Woche darf seine Mutter nun jeden Tag in den Garten – als einzige Bewohnerin, wie der Sohn sagt.

Neben den Lockerungen hat der Senat beschlossen, die Arbeit des Pflegepersonals zu würdigen: Von einem vom Bund angekündigten Corona-Pflegebonus von 1500 Euro für jeden Beschäftigen will Bremen ein Drittel übernehmen.
Quelle: https://www.weser-kurier.de/bremen/bremen-stadt_artikel,-endlich-ein-wiedersehen-besuche-in-bremer-pflegeheimen-wieder-erlaubt-_arid,1912941.html
« Letzte Änderung: 19. August 2020, 10:20 von admin » Gespeichert

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« Antworten #6 am: 07. Mai 2020, 10:30 »

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Kontaktsperre in Bremen: Heime bleiben isoliert

Eigentlich sollte das Kontaktverbot in Bremer Pflegeeinrichtungen gelockert werden – allerdings wurden die Träger nicht einbezogen.

von SIMONE SCHNASE - taz-Redakteurin Bremen, 06.05.2020

BREMEN taz | Am gestrigen Dienstag wollte der Senat eine Lockerung der Besuchsverbote in Alten- und Behindertenpflegeeinrichtungen verkünden, in Kraft treten sollte sie bereits heute. Das jedenfalls berichteten sowohl der Weser-Kurier als auch „buten un binnen“ am Wochenende. Die Lockerungen kommen aber nicht. Zumindest noch nicht.

„Aus Sicht der Senatorin wäre eine Entscheidung im Senat schon heute auch wünschenswert gewesen“, sagte dazu auf Nachfrage am gestrigen Dienstag Bernd Schneider, Sprecher von Sozialsenatorin Anja Stahmann (Grüne). „Die von den Trägern gewünschte engere Einbindung für die Frage der operativen Umsetzung soll nun aber vorgeschaltet werden.“

Über Letzteres ist Arnold Knigge, Vorstandssprecher der Landesarbeitsgemeinschaft der Freien Wohlfahrtspflege (LAG) sehr froh. Denn obwohl er die angestrebten Lockerungen des Kontaktverbots zwischen Angehörigen und HeimbewohnerInnen begrüße, seien noch viel zu viele Fragen offen.

So müsse geklärt werden, wie die Lockerungen personell und organisatorisch umgesetzt werden könnten: „Kontrollen der Regeln und der administrative Aufwand können nur mit mehr Personal durchgeführt werden – und da muss geklärt werden, wie das finanziert werden soll“, sagt Knigge. Hier müssten dringend schnelle und unbürokratische Hilfen geleistet werden.

Darüber hinaus müssten sinnvolle Konzepte erarbeitet werden, „und zwar einrichtungsspezifische, denn die Maßnahmen betreffen ja ganz unterschiedliche Arten von Einrichtungen“.

Kolportierte Pläne, nach denen es BesucherInnen unter anderem erlaubt werden soll, ihre Angehörigen draußen zu treffen, hält Knigge für nicht umsetzbar: „Die Mitarbeitenden der Einrichtungen können doch gar nicht kontrollieren, ob da tatsächlich der gebotene Abstand eingehalten wird.“ Für ihn sind eigens eingerichtete Besuchsräume vorstellbar „oder Besuchscontainer nach niederländischem Vorbild“. Und absolut unverzichtbar, sagt Knigge, sei es, „umfassend und engmaschig zu testen“.

Das sieht auch Stahmann so, die ankündigte, man wolle „mit aller gebotenen Vorsicht zu Lockerungen kommen und dann entschiedene Schritte gehen“. Welche das konkret sein sollen, ließ sie insgesamt im Dunklen, aber: Eine Erweiterung der Tests soll dazugehören, um sicherzustellen, dass Angehörige keine Viren in die Einrichtungen tragen. Aber nicht nur an dieser Stelle, sagt Knigge, müsse konsequent getestet werden: „Menschen, die aus Krankenhäusern in Pflegeeinrichtungen überstellt werden, werden bisher nicht regelhaft getestet – das muss ebenfalls unbedingt getan werden.“

Die Kontaktbeschränkungen seien „eine ganz große Härte“, sagte Stahmann, denn „auch soziale Isolation macht die Menschen krank“. Deswegen sei es wichtig, die Türen nun vorsichtig zu öffnen. Wie das geschehen solle, werde „in dieser Woche“ mit den diversen Trägern der Wohlfahrtsverbände und Hospize besprochen.

„Kleine Helferlein“

Sigrid Grönert, sozialpolitische Sprecherin der CDU-Bürgerschaftsfraktion, ist darüber empört. Denn die Ministerpräsidentenkonferenz hatte bereits am 15. April beschlossen, dass Regularien entwickelt werden sollten, um BewohnerInnen von Pflegeeinrichtungen nicht länger vollständig zu isolieren.

„Alle warten bereits auf Lockerungen und jetzt erst werden Gespräche angekündigt“, sagt Grönert. „Die Leidtragenden sind weiterhin die Betroffenen, von denen einige nicht zu Unrecht sagen, dass man sie entmündigt, nur weil sie in einer Einrichtung leben.“

Auch für Reinhard Leopld, Gründer der Bremer Selbsthilfe-Initiative „Heim-Mitwirkung“ und Regionalsprecher des Biva-Pflegeschutzbundes, sind Lockerungen der Kontaktsperre längst überfällig: „Isolation macht krank“, sagt er. Darüber hinaus seien angesichts des chronischen Personalmangels BesucherInnen als Kontroll­instanz und „kleine Helferlein“ in den Pflegeeinrichtungen immer schon wichtig gewesen, „und jetzt erst recht“. Denn die Wohn- und Betreuungsaufsicht kontrolliert die Einrichtungen nach wie vor nur anlassbezogen.
Quelle: https://taz.de/Kontaktsperre-in-Bremen/!5680063/[/url]



Gesetzblatt 2020 Nr. 32
Datum der Veröffentlichung: 05.05.2020
Hinweistext: Zweite Verordnung zum Schutz vor Neuinfektionen mit dem Coronavirus SARS-CoV-2 (Zweite Coronaverordnung)
Quelle: https://www.gesetzblatt.bremen.de/sixcms/detail.php?template=20_gesetzblatt_init_d&pfad=
(S. 244 - 264)
« Letzte Änderung: 07. Mai 2020, 10:35 von admin » Gespeichert

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« Antworten #5 am: 04. Mai 2020, 18:30 »

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Begegnungen mit Auflagen
Bremen will Besuche in Seniorenheimen erlauben

von Sara Sundermann und Carolin Henkenberens 02.05.2020

Die Kritik an der Isolation der Menschen in Pflegeheimen zum Schutz vor dem Coronavirus wächst. Nun legt die Bremer Sozialbehörde einen Plan zur Lockerung des Besuchsverbots für Heimbewohner vor.

Die Seniorenvertretung und der Pflegerat fordern eine Lockerung des Besuchsverbots, das seit fast acht Wochen in Pflegeheimen gilt. Sie betonen, wie stark Bewohner und ihre Angehörigen unter den Kontaktbeschränkungen leiden. Der derzeitige Umgang mit alten Menschen sei „nicht angemessen“, so ein Sprecher der Seniorenvertretung. Nach Informationen des WESER-KURIER soll am Dienstag im Senat eine Lockerung des Besuchsverbots beschlossen werden. Die Sozialbehörde hat dazu mit dem Gesundheitsamt eine Verordnung vorbereitet.

Bewohner von Altenheimen, Behinderteneinrichtungen und Hospizen sollen demnach wieder Besuch bekommen dürfen – aber nur, wenn sie und ihre Besucher eine Reihe von Auflagen einhalten. Einzelne Bundesländer wie zum Beispiel Hessen, Schleswig-Holstein und Baden-Württemberg haben bereits beschlossen, Besuche unter Hygiene-Auflagen wieder zu erlauben. Zuletzt forderte auch der Pflegebevollmächtigte der Bundesregierung eine Lockerung des Besuchsverbots in Heimen.

Die Befürworter von Lockerungen betonen, es sei unmenschlich, ältere Menschen noch länger von ihren Familien abzuschirmen. ­Diejenigen, die für eine Fortsetzung des Besuchsverbots plädieren, warnen davor, dass es bei Heimbewohnern um eine höchst gefährdete Gruppe gehe, für die eine Corona-Infektion zum Tod führen könne. In Bremen wurden nach Zahlen der Gesundheitsbehörde von Donnerstag bislang 57 Corona-Fälle bei Heimbewohnern bekannt, 17 von ihnen starben.

In Niedersachsen sorgen sich die Ärztekammer und die Kirchen seit Wochen um isolierte Heimbewohner. Niedersächsische Pflegeverbände dagegen wollen am Besuchsverbot festhalten: Es sei gesundheitlich nicht vertretbar, Heime wieder für Besucher zu öffnen.

Besuch unter Auflagen
In Bremen sollen Bewohner von Pflegeeinrichtungen künftig wieder von einer Person über 16 Jahren für maximal ein bis zwei Stunden pro Tag Besuch bekommen dürfen, wenn Bewohner und Besucher symptomfrei sind, mindestens anderthalb Meter Abstand halten und einen Mund-Nasen-Schutz tragen. Das geht aus der vom Bremer Sozialressort erarbeiteten Verordnung hervor, die dem ­WESER-KURIER vorliegt.

Treffen können auf dem Außengelände von Heimen oder in größeren Räumen stattfinden, nicht aber in den Zimmern der Bewohner – es sei denn, Bewohner sind bettlägerig oder haben eine Behinderung. „Jeder Besuch muss sich beim Betreten und Verlassen der Einrichtung für den Fall einer Kontaktnachverfolgung registrieren lassen“, betont die Sozialbehörde. Essen werde während des Besuchs nicht erlaubt sein. Die Lockerungen sollen in Bremen für Seniorenheime, Einrichtungen der Behindertenhilfe und Kurzzeitpflege sowie Pflege-Wohngemeinschaften gelten. Noch etwas weiter gehende Besuchsmöglichkeiten sind für stationäre Hospize geplant, in denen Menschen ihre letzten Tage verbringen. Wenn der Senat am Dienstag die Verordnung beschließt, soll sie ab 6. Mai in Kraft treten.

„Nach annähernd acht Wochen mit Betretungsverboten für Pflegeeinrichtungen müssen wir dringend Wege finden, Besuche wieder möglich zu machen“, sagt Sozialsenatorin Anja Stahmann (Grüne). Es sei „auch in der Pandemie weder Angehörigen noch Bewohnerinnen und Bewohnern auf Dauer zuzumuten, ohne die familiären Kontakte zu leben“.  

Kritik an dauerhaften Besuchsverbote gewachsen
In den vergangenen Tagen ist die Kritik an dauerhaften Besuchsverbote gewachsen: Der Biva-Pflegeschutzbund, eine Interessenvertretung von Pflegeheim-Bewohnern, richtete eine Petition an die Gesundheitsministerien der Bundesländer und forderte, Besuche in Heimen möglich zu machen. Mehr als 8000 Menschen unterschrieben, auch die Bremer Seniorenvertretung unterzeichnete. „Ich finde es nicht angemessen, wie man derzeit mit alten Leuten umgeht“, sagte Dirk Mittermeier, Sprecher der Seniorenvertretung vor Bekanntwerden der Bremer Pläne.

„Es wird diskutiert, wie man Fußballspiele wieder möglich machen kann, aber gleichzeitig ist man bei lebenswichtigen Dingen wie Besuche für Heimbewohner besonders harsch. Das kann doch nicht sein.“ Auch der Bremer Pflegerat als Zusammenschluss mehrerer Berufsverbände im Pflegebereich befürwortete eine Öffnung der Heime für Besucher: „Es ist jetzt an der Zeit zu gucken, dass man zu Besuchsmöglichkeiten individuelle Entscheidungen trifft“, sagte die Vorsitzende Heidrun Pundt.
Quelle: https://www.weser-kurier.de/bremen/bremen-stadt_artikel,-bremen-will-besuche-in-seniorenheimen-erlauben-_arid,1911125.html



Zitat
Auswirkungen der Corona-Maßnahmen
Was das Besuchsverbot mit Bremer Heimbewohnern macht

von Sara Sundermann und Carolin Henkenberens 02.05.2020

Manche verstehen nicht, warum ihre Angehörigen sie nicht mehr besuchen, andere haben Angst vor Pflegerinnen mit Masken: Die Einschränkungen zum Schutz vor Corona haben Folgen für die Menschen in Bremer Heimen.

Wenn Cordula Leefmann derzeit ihren Vater besuchen will, muss sie mit großem Abstand über den Gartenzaun rufen oder zum Fenster seines Zimmers hinauf. Der 83-Jährige lebt in einem Bremer Pflegeheim und hat Demenz. „Mir kommen nur noch die Tränen, wenn ich zum Pflegeheim gehe, obwohl wir Glück haben, weil mein Vater ein Zimmer mit Fenster zur Straße hat“, erzählt die 55-Jährige. „Sonst gehen mein Vater und ich oft spazieren, und wenn wir dabei Kinder oder Hunde treffen, freut sich mein Vater besonders.“ Spazieren gehen, aus der Nähe anlächeln – das alles fällt momentan weg.

Das Personal des Pflegeheims sei sehr bemüht, dass man trotz der momentanen Situation Kontakt halten könne, erzählt die Tochter. „Aber ich möchte meinen Vater gerne in die Arme nehmen. Er braucht die Nähe, und die hat er jetzt nicht. Ich glaube, er vereinsamt gerade.“ Das Pflegepersonal könne es nicht leisten, die fehlenden Besuche auszugleichen.

Die 55-jährige Verwaltungsangestellte erzählt auch, was es für ihren Vater bedeutet, dass nun Pflegekräfte einen Mund-Nasen-Schutz tragen: „Er hat Angst vor diesen Masken, er kommt damit nicht zurecht.“

Cordula Leefmann würde gerne ihren Vater wieder besuchen können, und sei es auch mit Auflagen. Aber sie macht sich zugleich Sorgen darüber, was eine Aufhebung des Besuchsverbots bedeuten könnte: „Ich hätte kein Problem damit, den Abstand bei Treffen mit meinem Vater einzuhalten, aber ich habe schon die Sorge, dass sich andere Angehörige vielleicht nicht daran halten.“ Auch sie selbst möchte nicht gern das Risiko eingehen, möglicherweise andere Pflegeheimbewohner anzustecken. „Vielen in der Einrichtung geht es gesundheitlich noch deutlich schlechter als meinem Vater, sie würden eine Infektion wahrscheinlich nicht überleben.“

Bisher nur Verbote für Pflegeheime
„In vielen Heimen sitzen die Bewohner auf 13 oder 14 Quadratmetern und gucken die Wand an“, sagt Dirk Mittermeier von der Bremer Seniorenvertretung. Er kritisiert den bisherigen Umgang mit Heimbewohnern in Zeiten von Corona. „Bisher gab es für Pflegeheime erst mal nur Verbote, es fehlt an Hirnschmalz, wie man Besuchsmöglichkeiten intelligent umsetzt.“ Mittermeier erzählt von einer Bekannten, einer alten Dame, deren Ehemann im Rollstuhl sitze und in einem Pflegeheim lebe. „Sie erzählt mir, sie kann ihn nicht mehr anrufen, weil er jedes Mal weint, wenn sie ihn anruft und sie das kaum aushält.“ Die Frau sage, ihr Mann verstehe nicht, was los sei und frage sie immer, warum sie ihn nicht mehr besuchen komme. „Was da momentan alles kaputt geht, auch für die Angehörigen, das ist schon heftig“, sagt Mittermeier. „Da werden Menschen getrennt, die fünfzig oder sechzig Jahre zusammen waren.“

Ist eine Aufhebung des Besuchsverbots der richtige Weg? „Mit den notwendigen Schutzvorkehrungen oder Besuchen draußen kann ich mir eine Lockerung gut vorstellen“, sagt Kerstin Bringmann, Verdi-Gewerkschaftssekretärin aus Bremen, bevor die Pläne der Sozialbehörde für eine Lockerung bekannt wurden. „Klar muss aber sein, dass man nicht sofort in die Normalität starten und da weitermachen kann, wo man am 17. März aufgehört hat.“ Der Schutz der Pflegeheimbewohner und Mitarbeitenden müsse bei Lockerungen absolut gewährleistet sein.

Welch kreative Lösungen sich mancher ausdenkt, damit alte Menschen wieder Besuch bekommen können, zeigt ein Geschäftsmann aus Chemnitz. Er baute eine „Besucherbox“ für ein Altenheim. Die Box mit einer Scheibe in der Mitte steht nun in der Caféteria eines Seniorenheims, berichtet der MDR. Nach jedem Besuch werde sie desinfiziert.

Heidrun Pundt, Vorsitzende des Bremer Pflegerats, forderte vor Bekanntwerden der Bremer Pläne dazu auf, darüber nachzudenken, wie das Besuchsverbot in Pflegeheimen gelockert werden könne. Die sei wichtig, damit die Isolation nicht auf unbestimmte Zeit das Leben von Heimbewohnern bestimme.

Krank durch die Isolation
„Die Gefahr durch das Coronavirus bleibt groß“, sagt Pundt. „Aber Menschen können auch in der Isolation krank werden.“ Das Besuchsverbot bezeichnet sie als „immensen Eingriff“. Sie sagt, es brauche dringend mehr Tests in Heimen – für Pflegekräfte, Bewohner und Angehörige. Das hatten zuletzt auch Bremer Wohlfahrtsverbände gefordert.

Dieser Forderung erteilt die Gesundheitsbehörde allerdings eine Absage: Reihentests in Heimen seien fachlich nicht sinnvoll, sagt Behördensprecher Lukas Fuhrmann: „Theoretisch müssten wir dann Pflegekräfte und Bewohner alle drei Tage testen.“ Solche Tests würden „eine reine Momentaufnahme“ liefern, so Fuhrmann. Negativ getestete Personen könnten sich kurz nach dem Test anstecken und Tests falsch negative Ergebnisse produzieren, wenn eine Person getestet werde, die sich gerade erst angesteckt habe.

Quelle: https://www.weser-kurier.de/bremen/bremen-stadt_artikel,-was-das-besuchsverbot-mit-bremer-heimbewohnern-macht-_arid,1911113.html
« Letzte Änderung: 04. Mai 2020, 18:33 von admin » Gespeichert

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« Antworten #4 am: 02. April 2020, 10:29 »

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Corona in Bremer Pflegeheimen
Zwei Tote, viele Fragen

Die ersten Corona-Toten in Bremen lebten in einem Pflegeheim. Weitere Bewohner*innen sind infiziert. Eine Ideallösung für Heime ist nicht in Sicht.


von Lotta Drügemöller - Autorin taz-Bremen, 31.03.2020

BREMEN taz | In Wolfsburg grassiert das Coronavirus aktuell in einem Altenpflegeheim, etwa die Hälfte der Bewohner*innen ist infiziert, 15 von ihnen sind bis Montagmorgen gestorben. Auch in Bremen sind zwei Einrichtungen der Risikogruppe betroffen – mitbekommen hatte das die Öffentlichkeit, weil der erste in Bremen am Coronavirus Verstorbene ein 76-jähriger Bewohner des Heims war. Mittlerweile ist ein zweiter 90-jähriger Patient aus dem Heim gestorben.
Der zweite Verstorbene ist der Bewohner, bei dem Corona im Heim als erstes diagnostiziert worden war. Bei diesem Index-Patienten war die Krankheit schon am 16. März festgestellt worden. Danach waren neun weitere Bewohner*innen positiv auf das Virus getestet worden. Er war bereits im Krankenhaus untergebracht, bis zum Wochenende hieß es aber, sein Zustand sei stabil.

Der erste Verstorbene dagegen soll laut Gesundheitsbehörde am 22. März, einem Sonntag, erste leichte Symptome gezeigt haben – sechs Tage nach Patient eins. Am Montag wurde er getestet, das positive Ergebnis lag dann am Dienstag vor. In der Nacht war er ins Krankenhaus Bremen-Mitte gebracht und dort sofort auf die Intensivstation gelegt worden. Am Mittwochmorgen starb er dort an Herzstillstand.

Obwohl der 76-Jährige schwere Vorerkrankungen hatte, war er also weder beim ersten Verdacht noch direkt nach dem positiven Testergebnis in die Klinik verlegt worden. „Es war vorher medizinisch nicht angezeigt“, sagt Lukas Fuhrmann, Sprecher der Gesundheitssenatorin. Seine Symptome seien schließlich nur leicht gewesen. „Bislang werden die betreut, die eine Krankenhausbehandlung nötig haben.“ Die Entscheidung sei vom Personal vor Ort gefällt worden – ob von Pflegenden oder Ärzt*innen lässt die Gesundheitsbehörde indes unbeantwortet.

Zitat
„Die Pflegenden sind die ersten, die den Virus in die Heime tragen können. Hier ließe sich die Gefahr sinnvoll verkleinern“
Reinhard Leopold, Interessensvertretung alter und pflegebetroffener Menschen

Dass künftig – solange es die Krankenhauskapazitäten zulassen – auch Fälle mit leichten Verläufen früher in die Klinik kommen, wenn sie unter Vorerkrankungen leiden, sei im Bereich des Möglichen, so Fuhrmann auf Nachfrage. Rolf Dembinski, Klinikleiter der Intensivmedizin am Klinikum Bremen-Mitte, bleibt zurückhaltend: „So eine Empfehlung kann man keinesfalls generell aussprechen“, so Dembinski. „Ob ein Patient stationär im Krankenhaus aufgenommen werden muss, ist eine Einzelfallentscheidung.“

Dembinski hatte den ersten Verstorbenen behandelt und hält für unwahrscheinlich, dass ihn eine frühere Einweisung gerettet hätte. „Wir müssen vielmehr davon ausgehen, dass es sich um einen ungewöhnlich schnellen, schicksalhaften Verlauf gehandelt hat“, so der Klinikleiter. Das Leben in der Pflegeeinrichtung geht derweil weiter. Für die nachgewiesen Infizierten wurde eine Isolierstation eingerichtet.

Der Verstorbene selbst hatte die ersten Symptome sechs Tage nach dem positiven Test­ergebnis von Patient eins. Bis dahin war er auf der normalen Station untergebracht – obwohl er zu den direkten Kontaktpersonen des ersten Erkrankten gehört hatte. Dass weitere Bewohner*innen infiziert sind und sich infizieren werden, ist auch in Bremen nicht ausgeschlossen, auch wenn man von Wolfsburger Verhältnissen weit entfernt ist.

Laut Behörde wird die Gesundheit aller Heim-Bewohner*innen täglich durchs Amt überprüft. Das weitere Vorgehen müsse im Laufe der Pandemie entwickelt und angepasst werden: Ursprünglich hatte man die Heime auf Pläne des Robert-Koch-Instituts von 2005 und 2013 verwiesen, die sich allgemein auf Atemwegserkrankungen beziehen und auch bei einer normalen Grippewelle Anwendung finden.

In der Praxis ergreift man mittlerweile strengere Maßnahmen: Es gilt nicht nur das Besuchsverbot der Allgemeinverfügung, sondern das gesamte Heim steht unter Quarantäne: Alle, also auch Bewohner*innen ohne Symptome, bleiben auf ihren Zimmern, wo sie versorgt werden.

Die Ideallösung für Pflegeheime gibt es dabei nach Ansicht von Expert*innen nicht. Wenn auch für bisher nicht betroffene Heime vorsorglich ähnliche Isolationsregeln gelten würden, würde das die Risikogruppe wohl effektiver vor dem Virus schützen – aber dabei große Probleme mit sich bringen. Die Bundesinteressenvertretung für alte und pflegebetroffene Menschen (BIVA) warnt davor, die Rechte von Heimbewohner*innen über Gebühr einzuschränken.

Zumal Demenzkranke hätten Probleme, nachzuvollziehen, warum kein Besuch mehr käme. „Das Ziel, mehr Schutz und Sicherheit für die Bewohner zu erreichen, kann sich dadurch ins Gegenteil verkehren: Isolation, Vernachlässigung oder fehlende Mobilität aufgrund der Schutzmaßnahmen werden gravierende Folgen für die psychische und körperliche Gesundheit haben“, heißt es in einem Positionspapier der BIVA.

Heime sind weitgehend unkontrolliert

Auch Reinhard Leopold, Vorsitzender der Bremer Angehörigen-Selbsthilfegruppe Heim-Mitwirkung und Regionalbeauftragter der BIVA, sieht in den Schutzmaßnahmen selbst eine Gefahr: „Sämtliche soziale Kontakte werden aufgegeben, es gibt keine Beschäftigungsangebote mehr. Die psychischen Schäden, die das hervorrufen kann, bleiben völlig unberücksichtigt.“

Erschwerend komme hinzu, dass der Medizinische Dienst der Krankenkassen momentan nicht zu Kontrollbesuchen in die Heime kommen. Die Wohn- und Betreuungsaufsicht hat laut Sozialbehörde nach wie vor keine freien Kapazitäten für anlasslose Regelkontrollen. Sie kommt wie bisher weiterhin in die Heime, sofern es Beschwerden gibt. Da die Angehörigen die Lage vor Ort aber nicht mehr sehen können, sind die Kontrollmöglichkeiten de facto stark eingeschränkt.

Eine Lösung für das Problem der infizierten Heime kennt auch Leopold nicht. Um Infektionen besser vorzubeugen,z schlägt er aber regelmäßige Tests des Personals vor: „Die Pflegenden sind die ersten, die den Virus in die Heime tragen können. Hier ließe sich die Gefahr sinnvoll verkleinern.“ Und tatsächlich: Neben den beiden Einrichtungen mit kranken Bewohner*innen ist mittlerweile in einem dritten Heim der Coronavirus festgestellt werden – bei einer Pflegekraft.
Quelle: https://taz.de/Corona-in-Bremer-Pflegeheimen/!5672644/

* taz-HB_Tote aus dem Heim_200331.pdf (1811.79 KB - runtergeladen 402 Mal.)
« Letzte Änderung: 07. April 2020, 12:04 von admin » Gespeichert

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« Antworten #3 am: 28. März 2020, 02:52 »

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Besuchssperren wegen Corona:
„Bleib bloß weg, hat sie gesagt“


Wie gehen Angehörige und Bewohner:innen damit um, dass sie wegen der Corona-Pandemie ihre Lieben nicht sehen können? Fünf Protokolle von Betroffenen.

von Teresa Wolny - Freie AutorIn | taz 20.03.2020

Bettina Peters besucht ihre Mutter normalerweise vier Mal pro Woche in einem Pflegeheim in Bremen-Schwachhausen. Als Heimfürsprecherin vertritt sie die Interessen der Menschen im Heim

Seitdem ich sie nicht mehr besuchen kann, telefoniere ich jeden Tag mit meiner Mutter. Die Heimleitung hat mich telefonisch über das Besuchsverbot informiert, das ich verstehe. Auf keinen Fall möchte ich das Virus in die Pflegeeinrichtung tragen.

Meine Mutter, die 78 ist, findet die Entscheidung ebenfalls richtig. „Bleib bloß weg“, hat sie gesagt. Für andere Menschen im Heim ist es jedoch teilweise nur schwer nachvollziehbar, was draußen passiert.

Wir sind alle verunsichert aufgrund der Situation und haben alle ein bisschen Angst. Ich bin dankbar, dass Politik und Heimleitung diese Maßnahmen ergriffen haben. Das Pflegepersonal ist sehr liebevoll und im Moment ist eine Einrichtung schließlich auch ein Ort, wo sich jemand um die Menschen kümmert. Ich finde es wichtig, Pflegeheime als Orte zu betrachten, wo Menschen gut aufgehoben sind, oft besser als bei sich zu Hause. Die alten Menschen, die jetzt isoliert zu Hause sind, vereinsamen total. Bei meinem Vater etwa kommt zwar noch der Pflegedienst, der ist aber nicht da, um Gesellschaft zu leisten, dafür fehlt die Zeit. Im Heim versucht man so gut wie möglich aufzufangen, was jetzt an Kontakt fehlt.

Bei mir hat sich bisher auch noch niemand gemeldet und sich über die Maßnahmen beschwert. Die Trauer, sich nicht mehr sehen zu können, ist natürlich trotzdem da. Aber wir müssen unsere Alten schützen, sie sind nun mal Risikogruppe.

Michaela Babitzke, besucht ihren Sohn normalerweise täglich in seiner Einrichtung in Bremen-Nord

Mein Sohn lebt in einem Heim für junge Erwachsene mit Schädel-Hirn-Trauma. Wir als Angehörige wurden schon vor zwei Wochen telefonisch über die Besuchssperre informiert, weil es einen Verdachtsfall gab, der sich allerdings nicht bestätigt hat. Am Anfang hielt ich das für übertrieben, das hat sich im Laufe der Zeit aber geändert. Es ist natürlich traurig und es fällt mir extrem schwer, dass ich meinen Sohn nicht sehen kann, andererseits möchte ich auch, dass er geschützt wird.

Normalerweise sehen wir uns täglich, das letzte Mal ist jetzt zwei Wochen her. Eigentlich haben wir ihn an einem Wochenendtag bei uns zu Hause, auch das geht nicht mehr.

Auch für das Pflegepersonal ist die Situation nicht leicht, einige Angehörige machen sich so große Sorgen, dass sie durch die Fenster schauen, da gibt es durchaus auch Misstrauen. Mein Sohn ist zwar aus dem Wachkoma raus, braucht aber wie die anderen Patienten jeden Tag Therapie und Mobilisierung. Auch diese Therapien sind aber nur noch sehr, sehr eingeschränkt möglich, obwohl gerade junge Menschen ganz besonders viel Input brauchen. Die Sozialpädagogin im Haus versucht da gerade, ein Programm aufzubauen.

Ich habe das Gefühl und bin froh darüber, dass man sich über die Lage Gedanken macht. Mein Sohn kann nicht sprechen, aber er bekommt viel mit, mithilfe eines Pflegers konnte ich zumindest am Telefon mit ihm reden. Wir sind gerade erst am Anfang, eine Kommunikation über Pupillenbewegungen am Computer aufzubauen. Das pausiert jetzt allerdings alles und es wird Rückschritte geben.

Gestern konnte ich meinen Sohn kurz sehen, eine Pflegerin hat seinen Rollstuhl vor eine Zwischentür geschoben. Es gibt Schilder, auf denen „Bis hierhin und nicht weiter“ steht. Das war für mich okay. Zwar war das eine Ausnahme, aber da mein Sohn nächste Woche Geburtstag hat, ist es dann hoffentlich wieder möglich, ihn zumindest auf diese Art zu sehen.

Jonas Korte, besucht seinen Vater normalerweise vier Mal pro Woche in einem Pflegeheim in der Bremer Neustadt

Schon das letzte Mal vor einer Woche waren Besuche bei meinem Vater nur noch eingeschränkt möglich. Es wurde darum gebeten, sie auf zwei Mal pro Woche und auf eine Kontaktperson einzuschränken. Das hatte ich auch für sinnvoll gehalten. Wegen der schnellen Veränderungen ist die Informationslage momentan etwas schwierig: Einen Tag, nachdem der Brief mit der Ankündigung der moderaten Einschränkungen kam, wollte ich meinen Vater noch einmal besuchen. Das war dann schon nicht mehr möglich und ich habe den Kuchen, den ich ihm mitgebracht hatte, dem Pflegepersonal übergeben. Das soll wohl auch weiterhin gehen.

Vor der Einrichtung stehen große Schilder, auf denen „Stopp, keine Besuche“ steht. Ich mache mir keine wahnsinnigen Sorgen, sondern gehe mit der Sache eher pragmatisch um, man kann an der Situation mit Corona derzeit nichts ändern. Eine andere Frage ist allerdings, wie das weitergehen soll. Irgendwann werden die Maßnahmen gelockert werden müssen und ich frage mich, ob es dann zu einer zweiten Welle kommt. Mit den geschlossenen Heimen ist die Lage relativ sicher, aber das Risiko erhöht sich wahrscheinlich, wenn die Pflegeheime die Tore wieder öffnen.

Ich versuche, meinen Vater momentan täglich anzurufen. Er ist 69 und durch seine Krankheit eingeschränkt, ist aber im Pflegeheim mobil und besitzt ein Handy. Es klappt allerdings nicht immer, ihn zu erreichen. Bisher sind die Telefonate eher oberflächlich, ich glaube aber, dass er mit der Situation momentan relativ gut zurechtkommt.

Sabine Albrecht, geht normalerweise wöchentlich mit ihrem Sohn schwimmen, der in einem Wohnheim für schwerstbehinderte Menschen in der Bremer Neustadt lebt

Gestern wurden mein Mann und ich angerufen und über die Besuchssperre informiert. Unser Sohn ist 36 Jahre alt und lebt seit 17 Jahren in einem Wohnheim mit 25 schwerstbehinderten Menschen. Das letzte Mal habe ich ihn vor einer Woche gesehen, als wir wie jeden Freitag mit ihm schwimmen gegangen sind. Wie viele im Wohnheim, sitzt er im Rollstuhl, als Gehörloser ist er noch einmal besonders eingeschränkt, weil die körperliche Zuwendung dann besonders fehlt und es auch keine Möglichkeiten gibt, zu telefonieren.

Es fällt uns schwer, ihn jetzt nicht mehr sehen zu können. Die Einrichtung hat allerdings angeboten, dass Angehörige mit den Menschen im Rollstuhl spazieren gehen können, wenn sie die Abstandsregeln einhalten. Das ist natürlich erst mal gut, allerdings halte ich es bei schwerbehinderten Menschen für schwer umsetzbar, wirklich nur hinter dem Rollstuhl zu bleiben.

Meine anderen Kinder sind außerdem strikt dagegen, dass wir Eltern das machen, da wir ebenfalls zur Risikogruppe gehören. Das Virus macht uns durchaus Angst. Wir hatten auch überlegt, unseren Sohn zu uns nach Hause zu holen, aber auch das ist keine Lösung, weil wir das körperlich über einen längeren Zeitraum schlicht nicht können. Unsere beiden anderen Kinder kümmern sich auch und können jetzt also mit ihrem Bruder spazieren gehen, dieses Glück haben nicht alle.

Herwarth Poppe, bekommt normalerweise regelmäßig Besuch in seinem Pflegeheim in Bremen Horn, wo er Vorsitzender des Bewohnerbeirats ist

Seit gestern sind auch hier die Besuche gesperrt worden. Ich kann das gutheißen, denn wir sehen ja, wie es in Italien aussieht und ich glaube, dass wir den Ausgangssperren auf diese Weise aus dem Weg gehen könnten. Ich bin nicht immer der Meinung der Bundeskanzlerin, diesmal stimme ich aber voll und ganz mit ihr überein. Ich habe viele Kontakte, aber es ist nicht so, als ob ich von der Menge von Besuchen abhängig wäre. Man kann schließlich telefonieren und ich fühle mich außer dem Essen hier ganz wohl.

Natürlich gibt es Leute, die das Besuchsverbot bejammern und mit denen ich deswegen auch diskutiert habe. Auch ich habe Kinder, die gerne kommen würden, aber wir sollten uns jetzt so diszipliniert verhalten, dass wir einer Ansteckung aus dem Weg gehen. Das fällt mir durchaus nicht leicht, aber ich habe mich in meinem Leben schon auf viele Situationen einstellen müssen. Ich bin 84 und hab noch das Ende des zweiten Weltkriegs mitgekriegt. Es ist, wie es ist.

Quelle: https://taz.de/Besuchssperren-wegen-Corona/!5669259/

* taz-HB_Besuchssperren_200320.pdf (967.66 KB - runtergeladen 404 Mal.)
« Letzte Änderung: 28. März 2020, 02:58 von admin » Gespeichert

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« Antworten #2 am: 28. März 2020, 02:31 »

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Bremer Klinikkonzern
Geno will Infizierte arbeiten lassen

von Jürgen Theiner und Carolin Henkenberens 19.03.2020

Ist ein Einsatz Corona-infizierter Mitarbeiter am Krankenbett denkbar? Der Bremer Klinikkonzern Gesundheit Nord bejaht das grundsätzlich. Ein entsprechendes Rundschreiben an die Mitarbeiter sorgt für Wirbel.

Im Zeichen der Corona-Krise zeigt das Bremer Gesundheitswesen erste Stresssymptome. In der Belegschaft des städtischen Klinikverbundes Gesundheit Nord (Geno) sorgt seit Dienstag ein Rundschreiben der Konzernspitze für große Irritationen.

In der Mitarbeiterinformation geht es unter anderem um das Verhalten des Personals bei eigener Covid-19-Ansteckung. Dabei werden mehrere Szenarien beschrieben. Eines davon: „Ich bin selbst mit dem Corona-Virus infiziert, fühle mich aber gut. Auch in diesem Fall kann ich grundsätzlich weiter arbeiten“, heißt es in dem Schreiben wörtlich. Vorher sei aber mit den Hygiene-Experten der Geno Rücksprache zu halten.

Diese Ansage der Geno-Spitze hat viele Beschäftigte aufgebracht. „Das ist in dieser Form nicht tragbar“, sagte ein Arzt, der an einer der beiden Corona-Ambulanzen der Geno beschäftigt ist, dem WESER-KURIER. Selbst wenn infizierte Kollegen mit einem Mund-Nasen-Schutz ausgestattet seien und alle Hygiene-Regeln befolgten, könne es nicht sein, dass sie Nicht-Corona-Patienten behandeln. So sieht das auch Bremens führender Experte, Andreas Dotzauer, Leiter des Laboratoriums für Virusforschung an der Universität Bremen: „Das irritiert mich.“ Für denkbar hält Dotzauer einen Einsatz infizierten Personals erst zwei bis drei Wochen nach Symptombeginn, wenn keine Ansteckungsgefahr mehr besteht. „Vorher geht das nicht, selbst wenn ein Arzt oder Pfleger eine Maske trägt.“

Empfehlung war abgestimmt

Nach Darstellung von Geno-Sprecherin Karen Matiszick war die Empfehlung in der Mitarbeiter-Information mit den Infektiologen des Klinikverbundes abgestimmt. Natürlich sei es weder wünschenswert noch angestrebt, dass Corona-infizierte Mitarbeiter im Krankenhausalltag eingesetzt werden. „Es könnten aber im weiteren Verlauf der Pandemie Situationen entstehen, in denen wir jede ­helfende Hand gebrauchen können“, sagt ­Matiszick.

Unterdessen richten sich nicht nur die Geno-Häuser, sondern auch die übrigen Bremer Kliniken auf steigende Corona-Patientenzahlen ein. Noch sind nur wenige Infizierte auf eine Behandlung im Krankenhaus angewiesen. „Wir rechnen damit, dass sich das rasant ändern wird“, sagt Karen Matiszick. Im Land Bremen gibt es laut Gesundheitsressort 314 Intensivbetten und 31 Betten in der Intensivüberwachungspflege, einer Zwischenstufe zwischen Normal- und Intensivstation. Die Zahl der Intensivbetten sei im Bundesvergleich ein guter Wert, so Matiszick. Sie werde aber weiter aufgestockt.

Um dem Personalengpass zu begegnen, würden Ruheständler oder Angestellte aus den Krankenpflegeschulen angeschrieben. Man habe auch Mitarbeiter der Verwaltung mit entsprechender Qualifikation aufgerufen, wieder in den Dienst am Patienten einzusteigen. „Es ist eine ernste Lage, wir merken aber auch eine unglaubliche Bereitschaft der Mitarbeiter, diese Herausforderung zu stemmen“, sagt Matiszick. Ärzte und Pfleger verschöben etwa bereitwillig ihren Urlaub.

Schutzkleidung und Masken

Auch das Rotes-Kreuz-Krankenhaus in Bremen versucht, möglichst viele Betten auf der Intensivstation freizuhalten. Operationen, die sich verschieben lassen, werden abgesagt, sagt Sprecherin Dorothee Weihe. Auch das Personal rotiere: Wer die entsprechende Qualifikation habe, wechsele von einer Normal- auf eine Intensivstation. Bei einigen werde mittels Schulungen das entsprechende Wissen aufgefrischt. Ein täglicher Krisenstab beratschlage über die Schritte. Eine der drängendsten Fragen des Krankenhauspersonals ist der Sprecherin zufolge, ob die vom Gesundheitsministerium georderte Ausrüstung wie Schutzkleidung und Masken rechtzeitig ankommt.

Klarheit besteht seit Mittwoch darüber, wann genesene Corona-Patienten ihre häusliche Quarantäne beenden können. Zu dieser Frage hatten Betroffene in den vergangenen Tagen zum Teil sich widersprechende Informationen vom Bremer Gesundheitsamt erhalten. Das Robert-Koch-Institut hat hierzu jetzt eindeutige Vorgaben gemacht. Demnach gelten Corona-Infizierte, die bei leichtem Krankheitsverlauf häuslich interniert waren, als aus der Quarantäne entlassen, sofern der Symptombeginn mindestens 14 Tage zurückliegt und seit 48 Stunden keine Symptome mehr erkennbar waren. Voraussetzung für die Beendigung der Quarantäne ist zudem eine vorherige Rücksprache mit dem Hausarzt. Für Patienten mit schweren Verläufen, die zeitweilig im Krankenhaus behandelt wurden, gilt: Ende der häuslichen Isolierung frühestens 14 Tage nach der Entlassung aus dem Krankenhaus.

Wie lange hält sich das Coronavirus auf ­Oberflächen? Können Kinder noch mit den Nachbarskindern spielen? Diese und andere ­Fragen von WESER-KURIER-Lesern beantwortet ­Professor Andreas Dotzauer, Virologe an der Uni Bremen, im Podcast unter www.weser-­kurier.de/virologe.
Quelle: https://www.weser-kurier.de/bremen/bremen-stadt_artikel,-geno-will-infizierte-arbeiten-lassen-_arid,1903737.html
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« Antworten #1 am: 28. März 2020, 02:26 »

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Coronavirus und die Folgen
„Angst kann auch ansteckend sein“

von Sabine Doll 11.03.2020

Die Bremer Gesundheitspsychologin Sonia Lippke über die Angst vor dem Coronavirus, Erfahrungen aus früheren Ausbrüchen und darüber, warum Menschen in solchen Zeiten anfälliger sind für Verschwörungstheorien.

Frau Lippke, Menschen bevorraten sich mit Lebensmitteln und Toilettenpapier. Schutzmasken und Desinfektionsmittel sind ausverkauft. Warum ist die Angst so groß vor dem Coronavirus?

Sonia Lippke: Risiken sind für Menschen grundsätzlich immer bedrohlich. Wenn man an andere gesundheitliche Risiken denkt, wie etwa an die Grippe, daran sind wir ein stückweit gewöhnt. Sie kommt jedes Jahr, beginnt im Herbst und ist im März oder April wieder weg, viele Menschen sind betroffen, man kann sich dagegen impfen lassen. Wenn man sich selbst ansteckt, bleibt man zu Hause, kuriert sich aus, und die Erkrankung ist in der Regel nach zwei Wochen überstanden. Insofern ist die Grippe etwas Normales und Beherrschbares. Und das, obwohl auch jedes Jahr Tausende Menschen in Deutschland daran schwer erkranken und leider auch einige daran versterben.

Was ist jetzt anders – abgesehen davon, dass das Coronavirus neu ist?

Die Medienaufmerksamkeit ist viel größer. Es wird viel mehr darüber berichtet, wie groß die Ansteckungsgefahr ist, wie viele Menschen weltweit täglich daran erkranken und auch sterben. Das Virus kommt aus China herübergeschwappt, und es ist nicht gewöhnlich. Das bedeutet: Menschen fühlen sich einer Bedrohung ausgesetzt, die sie als nicht kontrollierbar wahrnehmen und womit sie keine Erfahrung haben. ...

[zum vollständigen Artikel >>]


Quelle: https://www.weser-kurier.de/bremen/bremen-stadt_artikel,-angst-kann-auch-ansteckend-sein-_arid,1902389.html

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« am: 14. März 2020, 02:36 »

"Corona-Pandemie" - Gesetzliche Anordnungen sorgen für große Schäden

Seit Wochen berichten Medien in immer kürzeren Abständen über Corona-Infizierte und Tote aus der ganzen Welt und auch aus Deutschland. Auffällig ist daran, dass anfänglich keine weiteren Hintergrundinfos bekannt wurden über Alter und weiterer Erkrankungen der vom Corona-Virus infizierten Menschen. ...

Und in der nun als "Pandemie" eingestuften Situation werden Kitas, Schulen und andere Einrichtungen geschlossen, werden zig Veranstaltungen abgesagt, Pflegeeinrichtungen für Angehörige geschlossen und so weiter.

Ist das alles notwendig und gerechtfertigt? Die wahrscheinlich größte Ansteckungsmöglichkeit besteht meiner Meinung nach in öffentlichen Verkehrsmitteln. Zigtausend Pendler fahren morgens und abends jeden Tag von A nach B und stehen teilweise dicht gedrängt in den Fahrzeugen oder sitzen in Großraumabteilen der Bahn. Anschließend sitzen sie - möglicherweise auf der Fahrt schon angesteckt - in ihren Großraumbüros. Komisch, dass die Politiker das ignorieren ;-)

Der wirtschaftliche Schaden durch die eingeleiteten Massnahmen ist noch nicht absehbar, dürfte aber ein ähnliches Ausmaß annehmen, wie damals die Bankenkrise. Ob das den politischen Entscheidungsträgern wirklich bewußt ist?



Zitat
BUNDEGESUNDHEITSMINISTERIUM
SARS-CoV-2 / Covid-19 - Tagesaktuelle Informationen zum Coronavirus

Stand: 13.03.2020

Am 12. März hat Bundesgesundheitsminister Jens Spahn die Ministerpräsidenten der Länder über den aktuellen Stand der Ausbreitung des Coronavirus informiert. „In dieser Zeit ist es wichtig, dass Bund und Länder gut zusammenarbeiten“, so Spahn. Ein wichtiger Beschluss der Besprechung der Bundeskanzlerin mit den Regierungschefinnen und Regierungschefs der Länder war, dass sich die Krankenhäuser in Deutschland auf den erwartbar steigenden Bedarf an Intensiv- und Beatmungskapazitäten zur Behandlung von schweren Atemwegserkrankungen durch COVID-19 konzentrieren. ... [>>]
Quelle: https://www.bundesgesundheitsministerium.de/
« Letzte Änderung: 14. März 2020, 02:58 von admin » Gespeichert

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