Diskussion um Abschaffung der Fachkraftquote

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Beruf & Karriere Fachkräftemangel in Gesundheits- und Pflegeberufen vonHedda Nier,
12.10.2017 Versicherung
In den Gesundheits- und Pflegeberufen wird der demografische Wandel immer deutlicher. Die Bevölkerung wird dank des medizinischen Fortschritts immer älter, die Zahl der Pflegebedürftigen steigt. Dementsprechend groß ist der Fachkräfte-Engpass. Wie aus Zahlen der Bundesagentur für Arbeit hervorgeht, ist der Mangel besonders in Brandenburg, Niedersachsen, Thüringen, Bayern und Rheinland-Pfalz groß, aber auch in den anderen Bundesländern zeichnet sich ein Mangel ab.

Am größten ist die Fachkräftelücke in der Altenpflege. Blieben Stellen im Jahr 2016 153 Tage unbesetzt, sind es aktuell bereits 167 Tage. In der Gesundheits- und Krankenpflege sind es heute 140 Tage, in der Physiotherapie 144 Tage, wie die Grafik von Statista zeigt.                             Mehr Statistiken finden Sie bei Statista
Quelle: https://de.statista.com/infografik/11447/fachkraeftemangel-in-gesundheits--und-pflegeberufen/

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siehe dazu auch:
[#]Fachkräftemangel hausgemacht [>>]
[#]Belegungsstopps lösen Fachkräftemangel nicht [>>]


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DBfK: Einzig wirksames Mittel gegen Pflegefachkräftemangel: gute Arbeitsplatzqualität

Berlin, 06.09.2017 · Das Statistische Bundesamt stellte heute in Berlin die neue Ausgabe seines Indikatorensets „Qualität der Arbeit – Geld verdienen und was sonst noch zählt“ vor. Das nimmt der Deutsche Berufsverband für Pflegeberufe (DBfK) zum Anlass, die Qualität der Arbeit in den Pflegeberufen auf den Prüfstand zu stellen. Denn die Arbeitsbedingungen für professionell Pflegende sind in Deutschland seit Jahren inakzeptabel, der bestehende Fachkräftemangel in der Branche wird dadurch weiter verschärft.

Die Qualität eines Arbeitsplatzes ergibt sich aus einem Abgleich der Bedürfnisse und Erwartungen der Beschäftigten mit den Rahmenbedingungen, die sie vorfinden. Erst kürzlich machten neue Prognosen über den sich zuspitzenden Pflegefachkräftemangel in Deutschland Schlagzeilen: Im Fachkräftereport errechnete die Prognos AG für das Jahr 2030 eine Fachkräftelücke von etwa 3 Millionen mit einem besonderen Schwerpunkt im Gesundheits- und Pflegebereich. Die Bundesarbeitsministerin bezeichnete die Herausforderung an der Fachkräftefront als „riesengroß“. Bundesfamilienministerin Dr. Katarina Barley, Bundesarbeitsministerin Andrea Nahles und Ministerpräsidentin Malu Dreyer stellten ein Aktionsprogramm zur Aufwertung der Sozial- und Gesundheitsberufe vor. Ob das in der Berufsgruppe mehr als ein müdes Lächeln auslöst? Vollmundige politische Versprechen hat es schon viele gegeben, insbesondere in Wahlkampfzeiten. Die Arbeitsbedingungen in der Pflege sind trotzdem auch nach vier Jahren Regierungszeit der Großen Koalition nicht besser geworden.  

„Während beim Stichwort Pflegefachkräftemangel die einen zur Senkung der Fachkraftquote aufrufen, empfehlen andere die Anwerbung aus Fernost. Und bis zur Lösung des Problems wird die Pflegearbeit auf immer weniger Schultern abgeladen und bei Personalausfall die verbliebenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter genötigt, auf Pausen, Urlaub und freie Tage zu verzichten. Wie kann man nur glauben, unter solchen Bedingungen gut ausgebildete Pflegefachpersonen im Unternehmen und im Beruf halten zu können? Was muss eigentlich noch passieren, bis Verantwortliche in Politik und Betrieben begreifen, wie attraktive Arbeitsplätze heute aussehen müssen?“, kritisiert DBfK-Sprecherin Johanna Knüppel. „In Zeiten eines Fachkräftemangels spielen die „weichen“ Faktoren eine immer größere Rolle. Pflegefachpersonen erwarten gute Teamarbeit, spürbare Anerkennung ihrer Kompetenz und Leistung, weitgehende Autonomie, Mitbestimmung, ein Gleichgewicht zwischen Arbeitsanfall und den verfügbaren Zeitressourcen, berufliche Entwicklungschancen und vor allem eine gute Work-Life-Balance. Wer das nicht bietet, kann nur noch auf ein Übermaß an Loyalität und die Leidensbereitschaft seiner Belegschaft hoffen. Aber auch die haben Grenzen!“
Quelle: www.dbfk.de, Pressemitteilung 06.09.2017


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Politik
Pflegerat warnt vor Aufweichung der Fachkraftquote in Pflegeeinrichtungen

... „Im Mittelpunkt darf nicht die Flexibilisierung des Personaleinsatzes für die Einrich­tungsbetreiber stehen. Das ist der falsche Ansatz. Im Mittelpunkt muss die Patien­tensicherheit stehen“, kritisierte heute der Präsident des DPR, Andreas Westerfellhaus, den Vorschlag. Nötig sei daher, die seit Mitte der Neunzigerjahre unverändert geltende Fachkraftquote nach oben anzupassen.

„An der bisherigen Grundlage für die 50-prozentige Fachkraftquote kann nicht mehr festgehalten werden. Ursache hierfür sind Hochaltrigkeit, Multimorbidität und mehr Pflegeleistungen durch die Pflegestärkungsgesetze und dem neuen Pflegebedürftig­keitsbegriff“, so Westerfellhaus. Der DPR fordere daher die Ermittlung und Einführung einer an dem gestiegenen Pflegebedarf ausgerichteten Fachkraftquote. ...
Quelle: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/78056, 05.09.2017

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Wenn private Pflegeheimbetreiber eine "ideologiefreie Diskussion" vorschlagen ...

Die Altenpflege, ihre Personalmisere und die das Geschäft störende Fachkraftquote

... Selbst wenn man sich einen Moment auf die erkennbare Zielsetzung der privaten Pflegeheim-Lobbyisten einlässt und deren Ansatz zu Ende denkt, muss man zu dem Ergebnis kommen, dass hier ein Weg eingeschlagen werden soll, der - unabhängig von den möglichen negativen Auswirkungen und Gefahren für die betroffenen Heimbewohner, um die es hier nicht wirklich geht und wenn, dann im Sinne einer stationären "Irgendwie"-Versorgung - im Ergebnis dazu führen würde, dass sich die Heime letztendlich selbst ins Knie schießen.

Der grundlegende Fehler besteht in der Annahme, man können die komplexen Betreuungs- und Pflegeprozesse sauber trennen und einzelnen Qualifikationsstufen zuordnen.

Das mag auf Powerpoint-Folien gelingen, aber in der Praxis der Versorgung in den Heimen wird es eben nicht so laufen (können), dass die examinierten Kräfte zu 100 Prozent den Tätigkeiten nachgehen, für die man sie für nötig befindet, während alles andere von Hilfskräfte erledigt wird. Denn die Fachkräfte haben die pflegerische Gesamtverantwortung und sie werden enorm belastet mit der Anleitung und Kontrolle der Arbeit der Hilfskräfte.

Im Ergebnis kann und wird das bei abgesenkten Fachkraftanteilen zu einer weiteren Überlastung der Fachkräfte führen (müssen). Und dann die aus der Pflegepraxis bekannten Folgewirkungen produzieren, also Rückzug in die Teilzeitarbeit oder gar Flucht aus demBerufsfeld insgesamt. Das hätte dann ganz massive negative Folgen in einem Beschäftigungsfeld, das heute schon strukturell erheblich angespannt ist, angesichts der Zahlen zu den Anteilen der Teilzeitbeschäftigten und der Altersstruktur.

Nur als Fußnote: Eine - "ideologiefrei" hin oder her - differenzierte Debatte über die Frage der qualifikatorischen Mischungsverhältnisse in der pflegerischen Versorgung könnte sehr wohl zu dem Ergebnis kommen, dass man mehr Hilfskräfte einsetzt. Aber nur, wenn wir eine Art "50+(+)"-Modell haben.

Soll heißen: Die Fachkraftquote müsste angesichts der Veränderungen in der Struktur der Heimbewohner eigentlich höher liegen als 50 Prozent, keinesfalls darf sie abgesenkt werden.

Wenn man zusätzliche Fachkräfte hätte, dann kann man auch zusätzliche Hilfskräfte einsetzen in Teilbereichen des Pflege- und Betreuungsalltags. Aber nur - und das wäre der entscheidende Punkt -, wenn die Personalschlüssel von heute aus gesehen nach oben gehoben werden. ...

... Und wenn man ehrlich ist: Die Pflegemisere wäre noch erheblich größer, wenn nicht die Zahl der Menschen, die stationär versorgt werden, begrenzt wird durch die (Noch-)Tatsache, dass 70 Prozent der Pflegebedürftigen zu Hause von den Angehörigen versorgt werden, entweder ausschließlich oder unter Beteiligung der ambulanten Pflegedienste und/oder unter Rückgriff auf osteuropäische Betreuungs- und Pflegekräfte. Wenn sich nur ein Teil der Angehörigen entscheiden würde (oder müsste), die Pflegebedürftigen stationär betreuen zu lassen, dann würde das deutsche Pflegesystem kollabieren.

Das verweist auf die eigentliche Aufgabe, die nach der Bundestagswahl am 24. September 2017 auf der Tagesordnung einer neuen Bundesregierung stehen müsste: Wir brauchen ein umfassendes Pflegekonzept für Deutschland, das alle Ebenen der pflegerischen Versorgung berücksichtigt in einem ganzheitlichen Ansatz. Darin wäre die Personalfrage in den Heimen eine wichtige, aber eben nur eine neben anderen. Darauf wetten, dass es dazu kommen wird, würde ich allerdings im Lichte des bisherigen Umgangs mit dem Thema aber nicht wirklich.
Auszug aus dem Blog "Wenn private Pflegeheimbetreiber eine "ideologiefreie Diskussion" vorschlagen", aktuelle-sozialpolitik.blogspot.de von Prof. Dr. Stefan Sell, Professur für Volkswirtschaftslehre, Sozialpolitik und Sozialwissenschaften, Hochschule Koblenz
Quelle: https://aktuelle-sozialpolitik.blogspot.de/2017/08/wenn-private-pflegeheimbetreiber-eine-ideologiefreie-diskussion-vorschlagen.html, 22.08.2017

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Professor Görres übernimmt bpa Argumente zur Pflegefachkraftquote

Nach der bpa-Forderung nach Abschaffung der bisherigen 50%-igen Fachkraftquote im Pflegebereich und der Entrüstung bei Pflegekräften und Pflegebetroffenen, meldet sich nun Professor Stefan Görres zu Wort. Sein Statement im Weser-Kurier vom 31.08.2017 in der Zusammenfassung:

Wenn es keine Pflegekräfte am Markt gibt, müsse man sich eben damit abfinden. Man könne schließlich keine irgendwo herzaubern.



Dabei ignoriert der Herr Professor leider die Ursachen und Verantwortlichen für die Miesere. Es ist ein völlig falsches Signal, die Situation hinzunehmen und das gleichsam als Basis für die Zukunft zu zementieren!

Man fragt sich, was Prof. Görres wohl bewogen haben mag, in die Argumentations-Arie des bpa einzustimmen. Auf den Internetseiten des bpa befindet sich folgender Hinweis auf eine Studie, die er für den bpa erstellt hat: "Im Auftrag des bpa hat Prof. Dr. Stefan Görres, Universität Bremen, das Gutachten „Grundlagen zur Bemessung des Erstgesprächs/Erstbesuchs in der ambulanten Pflege“ vorgelegt."

Und er hält erneut seine Wissenschaftshand auf:
Zitat von: Weser-Kurier, 09.08.2017

"Görres will im Auftrag des Spitzenverbandes der gesetzlichen Kranken- und Pflegeversicherungen erforschen, welchen Personal-Mix ein Heim vorhalten muss, um seine Bewohner gut zu versorgen. Die Pilotstudie habe ergeben: Je besser die Mitarbeiter ausgebildet sind, desto seltener werden die Bewohner ins Krankenhaus eingewiesen. Der Pflegewissenschaftler wartet darauf, dass das Bundesgesundheitsministerium die Mittel in Höhe von 600.000 Euro zusagt."

Aber das hat vermutlich nichts mit seiner jetzigen öffentlichen Äußerung - ganz im Sinne des bpa - zu tun - oder vielleicht doch ein bisschen?!

Bezug: www.weser-kurier.de, 31.08.2017


Die CDU/CSU meldet sich zu Wort ...

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FACHKRÄFTE IN DER STATIONÄREN ALTENPFLEGE
Rüddel: Fachkraftquote flexibilisieren

Erwin Rüddel, pflegepolitischer Sprecher der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, rüttelt an der Fachkraftquote von 50 Prozent. Er sagt: Der gestiegenen Nachfrage nach Fachkräften müsse mit einem Mix aus verschiedenen Maßnahmen begegnet werden.
Rüddel fordert eine Flexibilisierung der Fachkraftquoten in Pflegeeinrichtungen nach dem Baden-Württembergischen Modell. "Dadurch kann die Quote der Pflegefachkräfte von 50 Prozent abgesenkt werden auf mindestens 40 Prozent". Bedingung: Im Gegenzug werden Fachkräfte wie Ergotherapeuten oder Pflegekräfte mit einer zweijährigen Ausbildung eingesetzt und maximal 40 Prozent der Beschäftigten für Pflege- und Betreuungsleistungen der stationären Einrichtung sind angelernte Kräfte.
D.h. 10 Prozent der Fachkraftquote können ersetzt werden durch mindestens zweijährig ausgebildete Pflegekräfte." Durch diese Regelung würde einerseits die Qualität der Versorgung gewährleistet und andererseits könnten die Einrichtungsbetreiber den Personaleinsatz flexibler gestalten.
Quelle: http://www.altenheim.net/Infopool/Nachrichten/Politik/Rueddel-Fachkraftquote-flexibilisieren,29.08.2017

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Verband will mehr Pflegefachpersonal
Ärger über Vorstoß privater Anbieter

von ANTJE STÜRMANN

Bremen. Weniger Fachkräfte in der Pflege – dieser Forderung des Bundesverbandes privater Anbieter sozialer Dienstleistungen (BPA) erteilt der Deutsche Berufsverband für Pflegeberufe (DBfK) Nordwest eine Abfuhr. Er mahnt den Bundesverband privater Anbieter zu einem verantwortungsvollen Umgang mit den in seinen Mitgliedseinrichtungen versorgten Bewohnern. Der DBfK weist in seiner Mitteilung darauf hin, dass ohne eine vernünftige Personalausstattung keine gute Pflege möglich sei.

„Die Forderung des BPA, eine starre Fachkraftquote zu flexibilisieren und an die tatsächlichen Bedarfe anzupassen, kann getrost damit übersetzt werden, mit weniger qualifiziertem Personaleinsatz vor allem Ausgaben reduzieren zu wollen“, sagt Martin Dichter, Pflegewissenschaftler und Vorsitzender des DBfK Nordwest. Gleichwohl könne man den BPA, der einen wissenschaftlichen Beleg der Wirksamkeit einer Fachquote verlange, verpflichten: International gebe es zahlreiche Hinweise, die den Zusammenhang zwischen dem Ausbildungsniveau von Pflegenden und der daraus resultierenden Versorgungsqualität zeigen, so Dichter. „Die Menschen, die heute in einer Pflegeeinrichtung versorgt werden, benötigen eine hohe Fachexpertise." Die Anzahl der komplex erkrankten Bewohner habe sich deutlich erhöht. Heidrun Pundt vom Vorstand des DBfK Nordwest und Vize-Vorsitzende des Bremer Pflegerates fügt hinzu: Es müsse eine Diskussion über die Pflegequalität geführt werden und anschließend die Finanzierung festgelegt werden.

Der DBfK Nordwest unterstützt gemeinsam mit dem Pflegerat eine Petition von DBfK-Vorstandsmitglied Christopher Kesting. Kesting fordert von den Politikern eine Anhebung der Fachkraftquote in bremischen Pflegeeinrichtungen. Die Personalverordnung sehe vor, dass im Nachtdienst eine Pflegefachperson bis zu 50 Bewohner versorgen dürfe, im Tagdienst bis zu zehn. Kesting fordert, diese Mindestpersonalvorgaben zu ändern. Eine Pflegefachperson soll tagsüber nicht mehr als acht, nachts nicht mehr als 30 Bewohner versorgen müssen.
Quelle: www.weser-kurier.de, (Sonntags-Kurier) 13.08.2017

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