Heimmitwirkung.de - Alles über Heimmitwirkung, Heim, Heimbewohner, Heimbeiräte, Heimfürsprecher, Pflege

Betrug + Korruption im Gesundheitsbereich => Betrug + Kranken-/Pflegekassen => Thema gestartet von: admin am 14. Dezember 2013, 16:42



Titel: 950 Hinweise auf Abrechnungsbetrug in Bremen
Beitrag von: admin am 14. Dezember 2013, 16:42
Bremen bekämpft Abrechnungsbetrug

70 Strafanzeigen gegen Tatverdächtige, Gefängnisstrafen und sechs Millionen Euro Schadensersatz: Das ist die Bilanz einer Ermittlergruppe der Bremer Krankenkassen, die seit dem Jahr 2000 gegen Abrechnungsbetrug und Korruption im Gesundheitswesen vorgeht. Bundesweit sind das Modell und sein Erfolg einmalig.


VON SABINE DOLL

Bremen. „Würde der Abrechnungsbetrug im Gesundheitswesen bundesweit so erfolgreich bekämpft wie in Bremen, hätten sich seit dem Jahr 2000 eine Schadenssumme von 750 Millionen Euro und nahezu 9000 Strafanzeigen ergeben“, sagt Wilfried Mankus von der AOK Bremen/Bremerhaven. Das kleinste Bundesland gilt im Kampf gegen Korruption und Betrug als Vorreiter: Vor 13 Jahren haben sich die gesetzlichen Krankenkassen in Bremen in Kooperation mit Staatsanwaltschaft und Kriminalpolizei zu einer zentralen Prüfgruppe zusammengeschlossen, um Abrechnungsbetrügern das Handwerk zu legen. (http://www.heimmitwirkung.de/smf/index.php?topic=1874.0) Und das geschieht mit großem Erfolg: Rund sechs Millionen Euro konnte die Ermittlergruppe, deren Sprecher Mankus ist, für die Kassen und damit die Versicherten zurückholen. 70 Strafanzeigen gegen Tatverdächtige habe es in diesem Zeitraum gegeben. „Das ist aber nur ein Bruchteil, die Dunkelziffer bei den Betrugsfällen ist sehr groß“, sagt Torsten Barenborg vom Verband der Ersatzkassen (VDEK). „Wir könnten noch viel mehr unternehmen, dafür wäre aber mehr Personal notwendig.“

Behandlungen, die nicht stattgefunden haben, manipulierte Rezepte, ambulante Therapien, die als stationäre Behandlungen geltend gemacht wurden – das Spektrum von Abrechnungsbetrug ist nach Angaben der Bremer Experten riesig. Und er kommt in allen Leistungsbereichen des Gesundheitswesens vor, in Arzt- und Zahnarztpraxen, Apotheken, bei Pflegediensten, in Krankenhäusern und bei Anbietern von Heil- und Hilfsmitteln. Allein 950 Hinweise auf Betrugsverdacht liegen der Prüfgruppe aktuell vor, knapp die Hälfte sei bislang bearbeitet worden. Mehr konnten die Mitarbeiter nicht bewältigen, vor allem auch, weil die Ermittlungen sehr aufwendig sind. Je nach Ausmaß ziehen sie sich oft über mehrere Jahre hin, bis Strafanzeige gestellt werden kann und die Fälle vor Gericht landen.

Den Betrügern drohen harte Strafen. „Neben Geldbußen und dem Entzug der Zulassung müssen die Abrechnungsbetrüger auch mit Gefängnisstrafen rechnen, die nicht zur Bewährung ausgesetzt werden“, sagt Andreas Ernst von der Kriminalpolizei. Die Kripo ermittele derzeit in 15 Fällen von Abrechnungsbetrug. „Die Schadenssummen liegen zwischen 500 und 300 000 Euro. Das kann sich aber noch deutlich ausweiten.“

Bei ihren Ermittlungen ist die Bremer Prüfgruppe auch auf Hinweise von außen wie Mitarbeitern, Mitbewerbern und Versicherten angewiesen. Aktuell hat die Prüfgruppe eine Betrugsmasche ins Visier genommen, bei der es um Transporte von Patienten zu Tageskliniken geht, zum Beispiel zu Dialyse oder Bestrahlung. „Es gibt Anbieter, die bei einer Fahrt mehrere Patienten mitnehmen, was grundsätzlich natürlich völlig in Ordnung ist. Zum Betrug wird es dann, wenn mit den Krankenkassen Einzelfahrten abgerechnet werden“, sagt Torsten Barenborg. Bei einem konkreten Anbieter aus Bremen sei auf diese Weise bislang eine Schadenssumme von rund 100 000 Euro zusammengekommen. Barenborg: „Wir sind überzeugt, dass dies kein Einzelfall ist, uns fehlen aber noch konkrete Hinweise auf andere Anbieter, die ebenfalls mit dieser Masche unterwegs sind.“

Sehr häufig fehle es den Tätern an Unrechtsbewusstsein: „Da bekommt man zum Beispiel zu hören, dass andere das genauso machten und dies üblich sei. Das ist falsch: Es handelt sich um Betrug, und das ist eine Straftat“, sagt Mankus. „Und dieser Betrug trifft nicht nur die Krankenkassen, sondern die Versicherten, um deren Beiträge es sich handelt.“

Quelle: www.weser-kurier.de, 14.12.2013



Wo können Betrugsverdachtsfälle gemeldet werden? Mehr Infos:

http://www.heimmitwirkung.de/smf/index.php?topic=1874.0