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Infos + Meinungsaustausch (Forum) => Personal: Pflege- & Assistenzkräfte => Thema gestartet von: admin am 14. Mai 2016, 02:13



Titel: Charité: Klinik-Tarifvertrag regelt erstmals Mindest-Personalbesetzung
Beitrag von: admin am 14. Mai 2016, 02:13
Zitat
Mehr Personal für Berliner Uniklinik
Die Charité schreibt Tarif-Geschichte

Erstmals wird an diesem Freitag in einer Klinik ein Tarifvertrag unterzeichnet, der Mindestbesetzungen auf den Stationen vorschreibt. ...

... Die Gewerkschaft hatte über Jahre nicht zuvorderst mehr Lohn, sondern eine Mindestbesetzung auf den überlasteten Stationen gefordert. ...

... Der Charité-Vorstand ist in eine Art Vorkasse gegangen, denn die Versicherungen werden nicht mehr Geld für die Patientenbehandlung geben, selbst wenn dort bald mehr Pflegekräfte arbeiten. „Der Abschluss ist ein Novum, bundesweit“, sagte Gesundheitssenator Mario Czaja (CDU). „Er wird hoffentlich Signalwirkung entfalten. ...
Quelle: http://www.tagesspiegel.de/berlin/mehr-personal-fuer-berliner-uniklinik-die-charite-schreibt-tarif-geschichte/13518510.html



Zitat
Charité: Neuer Tarifvertrag Gesundheitsschutz und Mindestbesetzung steht

Berlin, 28. April 2016 | In einer Urabstimmung hat ver.di ihre Mitglieder in der Charité zum Tarifvertrag über Gesundheitsschutz und Mindestbesetzungsregelungen in der Pflege befragt. Eine überwältigende Mehrheit von 89,2 Prozent hat sich für den Abschluss des Tarifwerks ausgesprochen. Auch der ver.di-Vorstand hat dem Abschluss des Tarifvertrages zugestimmt. Damit kommt eine vier Jahre andauernde Tarifauseinandersetzung endlich zu ihrem Ende. ...
Quelle: https://www.verdi.de/themen/nachrichten/++co++6bd40cbe-0e45-11e6-963a-52540059119e



[Tarifvertrag Charité >>] (http://klinikpersonalrat.charite.de/wichtige_dokumente/tarifvertraege/)


Titel: IGW-Professor Lohmann argumentiert gegen mehr Personal in der Pflege ...
Beitrag von: admin am 14. Mai 2016, 02:24
Zitat
Personalquotierung in der Pflege ist falsches Signal

Professor Heinz Lohmann kritisiert Regelung im Charité-Tarifvertrag

Berlin 04.05.2016 – "Das war kein guter Tag für die Charité und die deutsche Krankenhauslandschaft" kommentiert der Gesundheitsunternehmer und Vorsitzender der INITIATIVE GESUNDHEITSWIRTSCHAFT e. V. (http://initiative-gesundheitswirtschaft.org/), Prof. Heinz Lohmann, den in der vergangenen Woche abgeschlossenen Tarifvertrag mit weitreichenden Regelungen zur Mindestpersonalbesetzung in der Pflege.

Er widerspricht damit den Berliner Senatoren für Wissenschaft und Gesundheit, Sandra Scheeres (SPD) und Mario Czaja (CDU), die sich in ihren Stellungnahmen von dem Tarifabschluss eine positive Signalwirkung erhoffen. Es sei kein Zukunftskonzept, eine antiquierte Prozessorganisation und eine unzureichende technische Ausstattung einfach durch mehr Personal auszugleichen. Prof. Lohmann deutlich: "Anstatt in die Modernisierung der Arbeitsbedingungen für die Pflege zu investieren, wird viel Geld für mehr Personal ausgegeben, das dann in den nachweislich unzulänglichen Strukturen verschlissen wird". Zudem werde schon in Kürze zusätzliches Personal nicht mehr auf dem Arbeitsmarkt zur Verfügung stehen. Deshalb gehe es jetzt darum, die verfügbaren Mittel dafür einzusetzen, durch Nutzung fortschrittlicher Methoden und Technologien, insbesondere solcher, die sich aus der Digitalisierung der Arbeitswelt ergeben, auch die Pflege an den innovativen Entwicklungen teilhaben zu lassen.

"Quotierungsregelungen sind gefährlich", so Prof. Lohmann. Sie brächten für die nachhaltige Entlastung nichts. Im Gegenteil würden sie dazu führen, die Pflege aus dem Modernisierungsprogramm der Krankenhäuser auszuklammern. Wenn eine bestimmte Anzahl von Pflegekräften künftig sowieso beschäftigt werden müsste, würden ihnen eher derzeitige Aufgaben anderer Berufsgruppen übertragen, da diese ja weiterhin ihren Beitrag zur notwendigen Rationalisierung leisten müssten.

Der IGW-Vorsitzende fordert Politik, Gewerkschaften und Kliniken auf, statt der Quotierung die Pflegekräfte in den Modernisierungsprozess der Krankenhäuser intensiv einzubeziehen. Die von der INITIATIVE GESUNDHEITSWIRTSCHAFT vorgelegten Thesen zur Pflegeentwicklung (PDF)  (http://initiative-gesundheitswirtschaft.org/wp-content/uploads/2015/07/IGW-Trendreport-Extra.pdf?utm_source=newsletter&utm_medium=email&utm_campaign=IGW_160504&newsletter=IGW_160504)enthalten alle notwendigen Stichworte für diese Diskussion.
Quelle: http://www.gesundheit-adhoc.de/personalquotierung-in-der-pflege-ist-falsches-signal-professor-heinz-lohmann-kritisiert.html



KOMMENTAR:  

"Jegliche Bodenhaftung verloren ..."

Offensichtlich hat Professor Lohmann jegliche Bodenhaftung und Kontakt zur Basis verloren. Technikeinsatz und Betriebsablaufoptimierung können sicher in vielen Betrieben wirtschaftliche Verbesserungen bewirken. Er ignoriert aber die Tatsache, dass Menschen nun mal von Menschen gepflegt werden wollen und müssen. Und er ignoriert dabei, dass die Zahl der Pflegekräfte deutlich erhöht werden muss, um menschenwürdige Pflege wenigstens ansatzweise wieder leisten zu können. Dazu sind Unternehmen gefordert, die Arbeitsbedingungen deutlich zu verbessern, mehr Menschen auszubilden und zu qualifizieren sowie angemessen zu bezahlen!

Seine Einschätzung "Das war kein guter Tag für die Charité und die deutsche Krankenhauslandschaft" spiegelt wohl primär die Meinung ausbeutender Anbieter und ihrer Wirtschaftsverbände wider.

Seine Bemerkung "Quotenregelungen sind gefährlich" beziehen sich dabei entsprechend in erster Linie auf die "Gefährlichkeit" für Unternehmer, dass sie künftig für den Einsatz von mehr Personal mehr Geld ausgeben müssen. Insofern kann man seine Kritik als selbstenttarnter Anbieter-Lobbyist noch nachvollziehen - zu akzeptieren ist sie indes nicht!

Als Wissenschaftler und Autor zahlreicher Publikationen müßte man von ihm eigentlich mehr Verstand und Weitsicht erwarten können - seine Presse-Mitteilung läßt einen anderen Schluß zu ...




AKTUALISIERUNG:

Stellungnahme in Form eines Interviews vom IGW-Professor
In einer IGW-Pressemitteilung von Profesor Heinz Lohmann, dem Geschäftsführer der LOHMANN konzept GmbH, veröffentlicht im Newsletter von "Monitor-Pflege", vertritt er die Auffassung, dass nicht mehr in Personal und verbesserte Arbeitsverhältnisse, sondern mehr in die Digitalisierung der Arbeitswelt investiert werden müsse.

Nach meinem kritischen Kommentar zu seiner Pressemitteilung, veröffentlicht die Printausgabe 02-03/16 von "Monitor-Pflege" ein Interview mit Heinz Lohmann [>>] (http://www.heimmitwirkung.de/smf/index.php?action=dlattach;topic=2344.0;attach=1883) und druckt dazu ebenfalls meinen Kommentar dazu ab.
;-)