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Infos + Meinungsaustausch (Forum) => Leiharbeit, Zeitarbeit => Thema gestartet von: admin am 29. Mai 2019, 18:10



Titel: Leiharbeit: Hohe Abwerbe-Prämien für Pflegekräfte
Beitrag von: admin am 29. Mai 2019, 18:10
Zitat
ARD REPORT MAINZ vom 28.05.2019, 21:45 Uhr

Pflege am Limit
Warum immer mehr Pflegekräfte in die Leiharbeit wechseln

Durch attraktivere Arbeitsbedingungen und bessere Bezahlung zieht es nach REPORT MAINZ Recherchen immer mehr Pflegekräfte in die Leiharbeit. Sie kündigen feste Stellen und wechseln bewusst zu Personaldienstleistern.


Quelle: http://mediathek.daserste.de/REPORT-MAINZ/... (http://mediathek.daserste.de/REPORT-MAINZ/Warum-immer-mehr-Pflegekräfte-in-die-Lei/Video?bcastId=310120&documentId=63402972) + https://www.youtube.com/watch?v=lOJsvHIa6IU

2018 betrug der Anteil der Leiharbeiter in der Altenpflege rund zwei Prozent. REPORT MAINZ Recherchen haben aber ergeben, dass es für viele Pflegefachkräfte derzeit eine große Motivation gibt, in die Zeitarbeit zu wechseln. Sie verdienen vielfach mehr Geld als festangestellte Heimmitarbeiter und haben bessere Arbeitsbedingungen. Leiharbeitskräfte berichteten im Interview mit dem ARD Politikmagazin, dass sie Dienstpläne selbst mitbestimmen könnten und "nicht mehr einspringen" müssten, "auch wenn jemand krank" sei. Außerdem könne "man Urlaub nehmen, wann man will". Diese Arbeitsbedingungen machen die Zeitarbeit derzeit sehr attraktiv im Gegensatz zu einer Festanstellung im Heim.

Eine Umfrage des größten Lobbyverbandes privater Träger, dem "Bundesverbandes privater Anbieter sozialer Dienste e.V., bpa", hatte jetzt ergeben, dass 45 Prozent der an der Umfrage teilnehmenden 700 Mitgliedsunternehmen Leiharbeitnehmer beschäftigen. Es entstünden zusätzliche Kosten von bis zu 89 Prozent durch den Einsatz von Leiharbeitern. Professor Tanja Segmüller von der Hochschule für Gesundheit in Bochum rechnet daher mit steigenden Kosten für pflegebedürftige Menschen und ihre Angehörigen. Gegenüber dem ARD Politikmagazin REPORT MAINZ sagte sie, dass durch vermehrten Einsatz von Zeitarbeitern in Heimen "der Eigenanteil massiv steigen" werde.
Quelle: https://www.swr.de/report/pflege-am-limit-warum-immer-mehr-pflegekraefte-in-die-leiharbeit-wechseln/-/id=233454/did=23867146/nid=233454/cxtj6c/index.html



KOMMENTAR:

Dramatische Verschlechterung befürchtet

Seit sehr vielen Jahren zeichnet sich die immer schlechter werdende Versorgungssituation in der Pflege ab. Der steigende Einsatz von permanent wechselnden (Leih-)Pflegekräften ist inhuman und menschenunwürdig! Wie müssen sich pflegebedürftige Menschen fühlen, wenn sie von immer wechselnden, fremden Personen z.B. zur Toilette gebracht und im Intimbereich versorgt werden - und das zudem unter enormenn Zeitdruck?! Wenn sie sich verständlicherweise dagegen wehren, steigt die Wahrscheinlichkeit, dass immer mehr solche Patienten ruhig gestellt werden.

Bezugspflege ist so gut wie abgeschafft. Wichtige Informationen über physische und psychische Veränderungen können immer weniger wahrgenommen und zur Sicherstellung ausreichender Pflege umgesetzt werden. Bei steigenden Kosten ist die weitere Verschlechterung der Versorgung in Pflege und Betreuung völlig inakzeptabel!

Reinhard Leopold
www.biva.de
www.heim-mitwirkung.de


Titel: Teure Leiharbeit in der Pflege
Beitrag von: admin am 26. April 2023, 23:25
Zitat
ARD REPORT MAINZ vom 07.03.2023, 21:45 Uhr

Drohender Versorgungsengpass:
Teure Leiharbeit in der Pflege

Nach REPORT MAINZ-Recherchen lassen Pflegeeinrichtungen Betten leer stehen, obwohl eine große Nachfrage danach besteht. Hintergrund sind neben dem Fachkräftemangel auch der zunehmende Einsatz von teuren Zeitarbeitern, die personelle Lücken schließen sollen.


... Und was sagt die Bundesregierung dazu? Wir wollen wissen, wie sie Leiharbeit in der Altenpflege eindämmen und die Versorgung alter- und pflegebedürftiger Menschen sicherstellen will. Gemeinsam teilen uns Gesundheitsminister Lauterbach und Arbeitsminister Heil schriftlich mit:

„Der Koalitionsvertrag“ enthalte „Maßnahmen zur Verbesserung der Arbeitsbedingungen“: Zum Beispiel die „Abschaffung geteilter Dienste“, „die Einführung trägereigener Springerpools“ und „familienfreundliche Arbeitszeiten“.

Außerdem werde „in einem ersten Schritt die Finanzierung von 13.000 zusätzlichen Fachkraft- und 20.000 zusätzlichen Hilfskraftstellen in der Langzeitpflege ermöglicht. Ab 1. Juli 2023 können weitere Fach- und Hilfskräfte zusätzlich vereinbart werden.“

Reicht das aus? Das wollen wir von Sozialwissenschaftler Stefan Sell wissen. Er hat sich intensiv mit der Problematik von Leiharbeitern in Pflegeheimen auseinandergesetzt.

Stefan Sell, Hochschule Koblenz, Sozialwissenschaftler
„Diese Zahl ist bereits 2018 in die Welt gesetzt und den Leuten versprochen worden. Viele dieser 13.000 damals versprochenen Stellen sind bis heute nicht besetzt, schlichtweg weil es keine Pflegekräfte gibt. Und die im Jahr 2023 erneut als einen Lösungspunkt vorzutragen, ist schon eine ziemliche Frechheit.“ ...
Quelle: https://www.daserste.de/information/politik-weltgeschehen/report-mainz/sendung/2023/pflege-leiharbeit-100.html