Heimmitwirkung.de - Alles über Heimmitwirkung, Heim, Heimbewohner, Heimbeiräte, Heimfürsprecher, Pflege

Infos + Meinungsaustausch (Forum) => Arzt + Patientenrecht => Thema gestartet von: admin am 28. Januar 2007, 02:56



Titel: QUALITÄT: Ärztliche Versorgung im Heim
Beitrag von: admin am 28. Januar 2007, 02:56
Engere Absprache verbessert die ambulante Heimversorgung

Von Jürgen Stoschek

Die ambulante Betreuung in bayerischen Pflegeheimen soll sich für gesetzlich krankenversicherte Bewohner weiter verbessern. Das ist das Ziel eines neuen Vertrages, den die KV Bayerns (KVB) mit der AOK Bayern geschlossen hat. Durch die Vereinbarung, die Modellcharakter hat, sollen Ärztekooperationen in Praxisverbünden oder -netzen gefördert werden. Auch sollen ein regelmäßiger Arzt-Besuchsdienst und eine Rufbereitschaft gewährleistet werden.

Der Vertrag ermöglicht bei einem Praxisverbund eine engere Absprache der Ärzte untereinander und auch mit dem Pflege- und Heimpersonal. Außerdem verpflichtet sich jeder teilnehmende Praxisverbund, außer Hausärzten auch weitere Facharztgruppen, vor allem Psychiater, Nervenärzte und Neurologen, einzubinden.

19 Praxisverbünde haben sich auf Initiative der KVB gegründet

"Wir sind davon überzeugt, dass wir damit den betagten Pflegeheimbewohnern unnötige Krankenhausaufenthalte ersparen können und so nicht nur ihre medizinische Versorgung, sondern auch ihre Lebensqualität deutlich verbessern können", erklärte der Vize-Chef der KVB Dr. Gabriel Schmidt. Nach seinen Angaben haben sich im vergangenen Jahr auf Initiative der KVB bayernweit bereits 19 solcher Praxisverbünde mit einem heimbezogenen Versorgungsauftrag gegründet.

Insgesamt werden Versicherte in 57 bayerischen Pflegeeinrichtungen versorgt. Ziel der neuen Vereinbarung sei nicht nur die Zahl der kostenintensiven und für die Pflegeheimbewohner belastenden Krankenhauseinweisungen spürbar zu verringern, sagte AOK-Vorstandsvorsitzender Dr. Helmut Platzer.

Bayern ist nicht das erste Bundesland, in dem die Versorgung in Pflegeheimen durch niedergelassene Ärzte durch einen speziellen Vertrag organisiert ist: Bereits im April 1998 startete in Berlin das Projekt "Ärztliche, pflegerische und therapeutische Betreuung Schwerstkranker in stationären Pflegeeinrichtungen". Kooperationspartner sind die KV Berlin, die AOK Berlin, die IKK Brandenburg und Berlin, die Berliner Krankenhausgesellschaft sowie der Verband der Privaten Krankenanstalten Berlin-Brandenburg. Das ursprünglich bis 2006 befristete Projekt wurde nun bis 2010 verlängert. Im vergangenen Jahr ist die Bahn-BKK, zu Jahresbeginn 2007 die BKK Siemens dem Berliner Projekt beigetreten.

Mindestens eine wöchentliche Regelvisite ist vorgesehen

Das Projekt bietet nach Angaben der KV Berlin eine "ganzheitliche Rund-um-die-Uhr-Betreuung und intensive Pflege von chronisch kranken, multimorbiden und psychisch kranken Menschen in Pflegeeinrichtungen". Anders als in üblichen Senioren- und Pflegeheimen gibt es in dem Projekt Einrichtungen, die mit fest angestellten Ärzten sowie Einrichtungen, die mit niedergelassenen Ärzten über Kooperationsvereinbarungen zusammenarbeiten.

Die niedergelassenen Ärzte verpflichten sich über diese Vereinbarung, rund um die Uhr erreichbar zu sein. Zudem hinaus nehmen sie mindestens eine wöchentliche Regelvisite und Fallbesprechungen mit dem Pflegepersonal vor. Ärztliche, therapeutische und pflegerische Betreuung werde somit effizient verzahnt, sagte eine Sprecherin der KV Berlin.

Wesentlicher Vorteil für die Bewohner der Pflegeeinrichtungen seien die regelmäßigen ärztlichen Untersuchungen. Dadurch können Verschlechterungen im Gesundheitszustand schnell erkannt werden. Zudem könne das Team aus Ärzten, Therapeuten und Pflegepersonal individuell auf den einzelnen Bewohner eingehen und Krankheitsfälle ausführlich besprechen.

Nach Angaben der KV Berlin ist das seit fast neun Jahren laufende Projekt wegen der Vermeidung von teueren Krankenhauseinweisungen und -aufenthalten auch wirtschaftlich ein Erfolg: Die Anzahl der Krankenhauseinweisungen in den teilnehmenden Pflegeeinrichtungen sei um mehr als die Hälfte niedriger als bei nicht teilnehmenden Einrichtungen. Zur Zeit nehmen 37 der vollstationären Häuser im Land Berlin an dem Projekt teil. Davon arbeiten 26 Einrichtungen mit angestellten, elf mit niedergelassenen Ärzten.

In einigen anderen Bundesländern ist die hausärztliche Versorgung oftmals Bestandteil der Hausarztverträge, andere Länder haben keine speziellen Vereinbarungen. So sind im Hausarztvertrag der KV Nordrhein mit den Primärkassen vergleichbare Regelungen wie in Bayern enthalten. Es wird allerdings nicht speziell auf Patienten in Pflegeheimen abgehoben, sondern auf Patienten ab der Pflegestufe 2. Die Leistungen seien vergleichbar denen des Bayern-Vertrages, nur schließen sie auch Patienten, die zu Hause leben, mit ein, teilte die Sprecherin der KV Nordrhein, Ruth Bahners mit.

FAZIT

Von einer Verbesserung des Pflegedienstes und einer organisierten Rufbereitschaft erhoffen sich Krankenkassen eine deutliche Verringerung unnötiger Krankenhauseinweisungen. Ein seit 1998 in Berlin laufendes Projekt hat gezeigt, dass dieses Ziel auch erreichbar ist. Die KV Bayerns hat mit der AOK Bayern eine Vereinbarung getroffen, die einen vergleichbaren Ansatz wie in Berlin wählt. In anderen KVen im Bundesgebiet ist die Thematik mehr oder weniger expliziter Bestandteil der jeweiligen Hausarztverträge. (sto)

Quelle: Ärzte Zeitung, 26.01.2007 (http://www.aerztezeitung.de/docs/2007/01/26/015a0301.asp)


Titel: Ärzte, Kliniken und Heime kooperieren
Beitrag von: Multihilde am 28. Januar 2007, 11:20
http://www.aerztezeitung.de/docs/2007/01/11/004a0901.asp?cat=/politik/pflege

Neues Integrationskonzept in Westfalen-Lippe soll medizinische Versorgung alter Menschen verbessern

DORTMUND (iss). Durch die strukturierte Zusammenarbeit von Hausärzten, Pflegeheimen und Kliniken soll die Versorgung von Pflegeheimbewohnern in Westfalen-Lippe verbessert werden.
 
Unkomplizierte Verständigung per Handy: Ärzte, die am Integrationskonzept beteiligen, verpflichten sich zu bestimmten Zeiten mobil erreichbar zu sein. Foto: imago
 
Das Integrationskonzept der AOK Westfalen-Lippe, in dem die Hausärzte die Lotsenfunktion übernehmen, wird zunächst in Witten von der Ärztlichen Qualitätsgemeinschaft Witten (ÄQW), sechs Pflegeheimen und dem Evangelischen Krankenhaus umgesetzt. Ein wesentliches Ziel ist es, unnötige Krankenhauseinweisungen zu vermeiden.

"Im Kern geht es bei diesem Projekt darum, Bemühungen von Ärzten, Pflegeheimen und Kliniken so zu strukturieren, dass die medizinische Versorgung an den Schnittstellen von ärztlicher Behandlung, stationärer Pflege und akuter Krankenhausbehandlung optimiert wird", sagt Fred Nadolny, Vorstandsvorsitzender der AOK Westfalen-Lippe. Man wolle die Situation von Menschen verbessern, die selbst nicht mehr in der Lage sind, sich um ihre gesundheitliche Versorgung zu kümmern.

Eingespieltes Ärzteteam erleichtert die Organisation
Witten eignet sich wegen seiner Strukturen gut für die Pilotphase des Projekts. Dort gibt es mit der ÄQW ein eingespieltes Ärztenetz, an dem sich fast 90 Prozent der Haus- und Fachärzte der Stadt beteiligen. Am Integrationsvertrag nehmen 30 Hausärzte teil, die Patienten in Pflegeheimen betreuen, berichtete Dr. Arne Meinshausen von der ÄQW. "Wir decken 90 Prozent der Wittener Pflegeheimpatienten ab, die bei der AOK versichert sind", sagt er.

Um die Kooperation mit den Heimen zu erleichtern, sichern die Ärzte die feste Erreichbarkeit während der Sprechzeiten in der Praxis sowie die Einrichtung von Sprechstunden in den Heimen zu. "Dort können viele Dinge bereits abgeklärt werden, bevor die Situation eskaliert", so Meinshausen. Zum anderen stellen die Hausärzte außerhalb der Sprechzeiten eine Anruf- und Besuchsbereitschaft sicher. An Wochentagen ist die Erreichbarkeit von 7 bis 22 Uhr garantiert, am Wochenende von 7 bis 20 Uhr.

Die Mediziner, die in Rufbereitschaft sind, haben die Handy-Nummern sämtlicher Hausärzte, die am Vertrag teilnehmen. "Der diensthabende Hausarzt kann die Kollegen bei Unklarheiten anrufen, die sich durch die Dokumentation nicht klären lassen", erläutert er. Auch Fachärzte der ÄQW hätten sich bereit erklärt, die Hausärzte bei Problemfällen in ihren Fachgebieten zu unterstützen und haben ebenfalls ihre Handy-Nummern hinterlassen, so Meinshausen.

Für ihren zusätzlichen Aufwand erhalten die Hausärzte pro Quartal und Patient eine Pauschale von 22,50 Euro. Hinzu kommen zweimal im Jahr 15 Euro für die Hausbesuche zu Unzeiten. Man werde prüfen, ob diese zusätzliche Vergütung adäquat ist und gegebenenfalls aufstocken, sagt AOK-Chef Nadolny. Im Zusammenspiel von Ärzten, Heimen und Kliniken könne an vielen Stellen die Kommunikation verbessert werden, sagt Dr. Ulrich Weitkämper, Chefarzt der Geriatrischen Klinik des Evangelischen Krankenhauses. "Die eigentliche medizinische Versorgung ist oft nicht das Problem."

AOK will weitere Partner für das Projekt gewinnen
Die gezielte Information über die Lebenssituation und die bisherige Behandlung der Patienten werde es den Klinikärzten leichter machen, eine individuelle Therapie zu gewährleisten. "Wir haben bereits gute Kontakte zu Hausärzten. Was uns aber fehlt sind die Informationen, wenn der Hausarzt einmal nicht zu erreichen ist", so Weitkämper. Die AOK führe im Münsterland und in Südwestfalen bereits Gespräche, um das Projekt auszuweiten, kündigte Nadolny an. Auch anderen Kassen werde man die Beteiligung am Integrationsvertrag anbieten, sagt er. "Ich glaube, dass wir damit Erfolg haben werden. Denn es ist ein Modell, das nicht wettbewerbsrelevant ist."

Quelle: www.aerztezeitung.de (11.01.07)

 


Titel: Re: QUALITÄT: Ärztliche Versorgung im Heim
Beitrag von: Multihilde am 28. Januar 2007, 11:38
Bericht aus der Ärztezeitung ist zwar schon fast ein Jahr alt, aber nicht überholt

http://www.aerztezeitung.de/docs/2006/04/19/071a0203.asp?cat=/politik/pflege/stationaer

Ärzte Zeitung, 19.04.2006

 
Betreuung von Heimbewohnern bringt viele Kollegen in die Zwickmühle von Ethik und Wirtschaftlichkeit
Von Angela Mißlbeck

Wenn Menschen pflegebedürftig werden, lassen sie sich immer häufiger in einem Heim betreuen. Das geht aus den Daten der Pflegeversicherung hervor. Die Zahl stationär betreuter Pflegebedürftiger stieg von knapp 600 000 im Jahr 2002 auf 613 000 im Jahr 2003. Zudem wuchs die Zahl der Pflegeheime, dagegen gab es weniger ambulante Pflegedienste als zuvor.
 
Heimbewohnerin und Pfleger. Viele Pflegeheime sind auf der Suche nach Ärzten, die die Betreuung von Patienten übernehmen. Foto: imago

Doch die Pflegeheime stehen vor einem gravierenden Problem, denn die ärztliche Betreuung der Bewohner liegt oft im argen. Negativ-Schlagzeilen machte vor kurzem etwa ein Cottbuser Pflegeheim. Dort starb ein Patient, nachdem es dem Heim lange Zeit nicht gelungen war, einen Hausarzt zu finden. Zuvor hatten 16 Hausärzte im Umkreis des Heimes die Betreuung der Patienten mit der Begründung abgelehnt, daß sie schon andernorts zu viele Patienten betreuten.

Manche Heimleiter suchen händeringend nach Ärzten
Auch der Hausarzt-Internist Jürgen David aus Berlin berichtet von einem Pflegeheim in seiner Nähe, das keine Ärzte zur Betreuung der Patienten findet. Das Heim will namentlich nicht genannt werden, weil es schlechte Publicity befürchtet. David sagt: "Die Heimleitung klingelt sich auf der Suche nach einem Arzt die Finger wund. Nach langem Suchen haben sie jetzt einen gefunden, der 15 Patienten übernommen hat, aber nicht mehr." Einen Grund für diese Schwierigkeiten sieht David in der mangelnden Finanzierung der zeit- und kostenintensiven Betreuung.

Verhältnis von Aufwand und Ertrag stimmt nicht
"Für unsere Praxis ist es der Super-GAU, daß wir die Betreuung von Heimbewohnern übernommen haben", sagt der Hausarzt-Internist. Mit seinen beiden Kollegen aus der hausärztlichen Gemeinschaftspraxis im Berliner Bezirk Neukölln betreut David 60 Patienten in einem Pflegeheim. Allein eine Arzthelferin ist nach Davids Angaben halbtags mit der Organisation der Betreuung beschäftigt. Jeden Tag kämen zwei bis drei Faxe aus dem Heim. Einmal wöchentlich müsse eine Helferin bei Patienten, die Antithrombotika erhalten, Blut abnehmen.

Doch Geld für diese Leistungen gibt es nicht immer, denn das Individualbudget der Praxis ist ausgeschöpft. Und die zusätzlichen Leistungen werden nicht zusätzlich bezahlt. Weitere Schwierigkeiten fürchtet David, wenn die Bonus-Malus-Regelung kommt. "Das bringt uns noch mehr ins Schwitzen, denn die Heimbewohner brauchen viele Medikamente", sagt der Internist.

Die Betreuung von Patienten im Pflegeheim sei zu zeit- und kostenintensiv. "Die Ärzte lehnen das ab, weil ihr Budget übervoll ist", sagt David. "In dem Augenblick, in dem die Heimbetreuung extrabudgetär bezahlt würde, wäre das Problem völlig gelöst", so seine Einschätzung. Um Mißbrauch vorzubeugen, schlägt er Pauschalen vor.

Bisher gibt es nur wenige Bundesländer, in denen die Betreuung von Pflegeheim-Patienten extrabudgetär vergütet wird. Hessen zum Beispiel gehört dazu, und Bayern hat ebenfalls eine Sonderregelung. Dort wird der Besuch im Heim mit einem festen Punktwert zwischen fünf Cent und 5,11 Cent außerhalb des Budgets als Strukturvertragsleistung vergütet. Der Besuch eines weiteren Patienten bei dieser Gelegenheit fällt allerdings ins Budget.

Doch eine bessere Finanzierung allein wird nach Meinung von Dr. Hansjörg Werner, dem Geriatrie-Verantwortlichen beim Internisten-Verband BDI, die Qualität der ärztlichen Betreuung von Heimpatienten nicht verbessern. "Die angemessene Vergütung ist zwar auch nötig, aber letztlich sekundär", sagt Werner.

Die beiden größten Probleme sieht der Klinik-Geriater darin, daß vielen Ärzten die erforderliche geriatrische Qualifikation fehle und sie zudem nicht hauptamtlich für die Heime tätig seien. Werner erneuert deshalb die Forderung der Geriater nach einem hauptamtlichen Heimarzt: "Die Lösung muß sein, daß geriatrisch qualifizierte Ärzte Heimbewohner hauptamtlich in Festanstellung betreuen und dafür angemessen bezahlt werden", sagt Werner. Ein Arzt könnte für ein bis zwei Heime zuständig sein. Dieses Modell habe in Hamburg in der Vergangenheit gut funktioniert, sei aber aus Kostengründen aufgelöst worden, so Werner.

Berliner Pauschalenmodell funktioniert hervorragend
Ebenfalls gut zu funktionieren scheint zum Beispiel das Berliner Modell der Krankenheime. Bei diesem Projekt betreuen niedergelassene und angestellte Ärzte Bewohner von bisher 37 Heimen rund um die Uhr mit 24-Stunden-Rufbereitschaft. Dafür erhalten sie eine pauschale Vergütung.

Die AOK Berlin, die das Projekt initiiert hat, freut sich, daß Krankenhaus-Einweisungen von Heimbewohnern erheblich seltener geworden sind. Die IKK Brandenburg und Berlin beteiligt sich deshalb bereits seit längerem. Erst vor kurzem hat sich mit der Bahn-BKK eine weitere Krankenkasse dem Pflegeheim-Projekt angeschlossen.

Verhandlungen zwischen KV und Kassen sind problematisch
Eine Ausweitung auf weitere Pflegeheime in Berlin war geplant. Die Verhandlungen mit der KV Berlin sind jedoch vor kurzem an Differenzen bezüglich der Honorierung gescheitert. Nach KV-Angaben hätten die Ärzte in den neuen Heimen für weniger Entgelt arbeiten sollen als die bisherigen Heim-Ärzte.

Die AOK Berlin will jedoch weiter nach Lösungen suchen, um das Projekt auch auf andere Heime auszudehnen. Schließlich sind dort viele Heimbewohner versichert.

FAZIT
Für die Betreuung von Heimpatienten durch niedergelassene Ärzte steht nicht genügend Geld zur Verfügung. Viele Kollegen sehen sich deshalb einem Zwiespalt zwischen ihrer ethischen Verantwortung und wirtschaftlichen Zwängen ausgesetzt. Geriater sehen weitere Defizite bei der Qualifikation der Ärzte. Sie plädieren für hauptamtliche Betreuung. Doch vorerst konzentriert sich die Anstrengungen auf wenige Projekte.

Quelle: www.aerztezeitung.de



Titel: Rheinische Post: Laumann mahnt Ärzte zur Pflichterfüllung
Beitrag von: Multihilde am 28. Januar 2007, 12:34
Rheinische Post: Laumann mahnt Ärzte zur Pflichterfüllung
 
26.01.2007 - 05:00 Uhr, Rheinische Post    [Pressemappe]

   Düsseldorf (ots) - NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann
(CDU) hat die Ärzte in NRW ermahnt, auch bei der Versorgung von
Altenheim-Bewohnern ihre Pflicht zu erfüllen. "Vertragsärzte dürfen
eine Behandlung nicht mit dem Verweis auf ein ,übervolles Budget'
ablehnen", sagte der CDU Politiker der in Düsseldorf erscheinenden
Zeitung "Rheinische Post" (Freitagausgabe). "Ein Heimbewohner hat
grundsätzlich - wie jeder andere Patient auch - einen Anspruch auf
ärztliche Behandlung."

   Marie-Luise Müller, die Präsidentin des Deutschen Pflegerats,
beklagte gegenüber der Zeitung, die Bewohner von Alten- und
Pflegeheimen seien medizinisch schlecht versorgt. "Immer häufiger
beschweren sich Angehörige bei uns darüber, dass sie um einen
Arztbesuch im Heim betteln müssen," sagte Müller. Es sei
"menschenunwürdig und ein Verstoß gegen den Hippokratischen Eid",
wenn die Ärzte die Senioren aus wirtschaftlichen Erwägungen "im
Stich" ließen.

   Hausbesuche in Heimen werden den Medizinern nicht gesondert
vergütet und gelten als unrentabel.

Pressekontakt:
Rückfragen bitte an:
Rheinische Post
Redaktion
 
Telefon: (0211) 505-2303


hier ist der Bericht ausführlicher und  lesefreundlich zu finden

http://www.rp-online.de/public/article/aktuelles/panorama/deutschland/400726



siehe auch

http://www.heimmitwirkung.de/smf/index.php?topic=258.0

hier im Forum, da ging es im letzten Jahr schon mal um SÄVIP (Studie zur ärztlichen Versorgung in Pflegeheimen)
 


Titel: Re: QUALITÄT: Ärztliche Versorgung im Heim
Beitrag von: admin am 09. März 2007, 02:13
Hausärztliche Versorgung in Pflegeheimen

Stationäre Pflegeheime haben sich, angesichts des hohen Eintrittsalters von durchschnittlich 86 Jahren und der relativ frühen Verlegung von Patienten aus dem Krankenhaus ins Pflegeheim seit Einführung der Diagnosis Related Groups, zunehmend zu „Krankenheimen“ entwickelt. Daraus resultieren hohe Ansprüche an die Fachkompetenz des Pflegepersonals wie auch an die ambulante hausärztliche Betreuung der pflegebedürftigen Patienten.

Die ärztliche Versorgung der Bewohner ist zwar nicht Gegenstand der Begutachtung; es ist aber offensichtlich, dass eine nicht funktionierende Zusammenarbeit zwischen behandelndem (Haus-)Arzt und Pflegekräften zu Lasten der Gesundheit des Bewohners geht. 

In einem Artikel des "Bayerisches Ärzteblatt 9/2006" stellt Dr. Ottilie Randzio, Ärztliche Leiterin Pflege des MDK Bayern die Schwierigkeiten der Zusammenarbeit der Ärzte mit dem Pflegepersonal und umgekehrt dar. Sie verweist am Schluß des Artikels darauf:

>>Eine optimale Versorgung verspricht der Ansatz der „Integrierten Versorgung“, in dem Krankenhaus, Heim, ambulante Pflegedienste und Hausärzte eng zusammenwirken. Dieses viel versprechende Projekt der AOK Bayern startet derzeit an drei Standorten.<<

Quelle: http://www.blaek.de (http://www.blaek.de/presse/aerzteblatt/2006//ICC_PT3_BAB0906_450.pdf) - Download "Bayerisches Ärzteblatt 9/2006" bei der Bayerische Landesärztekammer


Titel: Re: QUALITÄT: Ärztliche Versorgung im Heim
Beitrag von: admin am 09. März 2007, 02:16
WDR Fernsehen - "Westpol"

Ärzte lassen Alte allein
(aus Sendemanuskript vom 28.01.2007):

Zitat
O-Ton Dr. David Hillebrand, Hausarzt:
"Ja, das kann ich verstehen, weil es ist sehr kostenintensiv, es ist sehr zeitaufwändig. Die durchschnittliche Vergütung für die Betreuung eines Patienten beträgt 14 Euro. Egal, wie oft wir uns mit dem Patienten beschäftigen, ob ich den einmal sehe oder den 12mal besuche. Es ist auch egal ob ich den im Pflegeheim besuche oder ob der zu mir in die Praxis kommt. Es bleibt immer bei 14 Euro."

Das Problem der Unter- und Falschversorgung pflegebedürftiger Menschen drängt. Studien kommen zu erschreckenden Ergebnissen. Über die Hälfte der Heimbewohner sind dement.

Nicht mal jedem fünftem verschreiben die Mediziner entsprechende Medikamente. Ähnlich sieht es bei Depressionen aus. Der deutsche Pflegerat schlägt Alarm.

O-Ton Marie-Luise Müller, Deutscher Pflegerat:
"Scheinbar nimmt das Phänomen der schlechten Versorgung bezüglich Hausärzte zu. Es mag auch damit zusammenhängen, dass wir einen demographischen Wandel haben. Das wir immer mehr ältere Menschen haben und diese Phänomen sollten wir frühzeitig bearbeiten."

Viele Hausärzte sind offenbar mit Praxisbetrieb und gering vergüteten aufwendigen Heimbesuchen überfordert. Auch die Politik sieht Handlungsbedarf."

Quelle: wdr.de  (http://www.wdr.de/tv/westpol/beitrag/2007/01/20070128_pflege.jhtml) - Der Beitrag kann dort auch als Video angesehen werden.


Titel: Heimärzte sinnvoll? - Ärzte sind dagegen
Beitrag von: Multihilde am 19. Juli 2007, 22:03
Kein Königsweg bei der Heimbetreuung
Von Angela Mißlbeck

Die Bundesregierung will mit der Pflegereform einen Heimarzt einführen, der als angestellter Arzt alle Bewohner einer Pflegeeinrichtung betreut. So soll die medizinische Versorgung der Heimbewohner verbessert werden. Niedergelassene Ärzte und ihre Standesvertreter sind der Meinung, dass sie das mindestens genauso gut können, wenn nicht besser. Beide Seiten haben starke Argumente.

Leider zielen diese nicht nur auf die Verbesserung der Patientenversorgung, sondern auch auf die Wahrung von Interessen. So wundert es nicht, wenn niedergelassene Ärzte in den Regierungsplänen einen neuen Angriff auf ihre Freiberuflichkeit sehen. Dafür müssen sie sich den Vorwurf gefallen lassen, dass es ihnen um die Wahrung ihrer Pfründe gehe. Dabei besteht die Gefahr, dass das eigentliche Ziel aus dem Blick gerät.

Dass es nicht nur einen Weg zu einer verbesserten Versorgung von Heimpatienten gibt, zeigt das Berliner Pflegeheimmodell. Wichtig ist die kontinuierliche Betreuung, egal ob durch Heimärzte oder durch niedergelassene Kooperationsärzte. Welche Variante besser ist, hängt vom Einzelfall ab. So suchen manche Pflegeheime verzweifelt nach niedergelassenen Ärzten, die neue Bewohner betreuen. Hier kann ein Heimarzt sinnvoll sein. Doch in den meisten Heimen würde es sicher genügen, qualifizierten Niedergelassenen nur etwas von dem Geld zur Verfügung zu stellen, das mit ihrer 24-Stunden-Bereitschaft gespart werden kann.

Quelle: http://www.aerztezeitung.de/docs/2007/07/19/133a0204.asp?cat=/politik/pflege



Mehr angestellte Ärzte in Heimen? Kollegen sind skeptisch
Niedergelassene gegen Pläne der Bundesregierung / Ärzte wären weisungsgebunden


BERLIN/MÜNCHEN (ami). Mit der Pflegereform soll der fest angestellte Heimarzt für Pflegeheim-Bewohner eingeführt werden. Niedergelassene Ärzte sind dagegen. Sie halten ihre Betreuung für die bessere Alternative.

"Ein angestellter Heimarzt ist an die Weisungen des Heimträgers gebunden. Das birgt Risiken für die Qualität der Versorgung", warnt der Münchner Geriater Dr. Albert Standl. Niedergelassene Ärzte seien aufgrund ihrer Unabhängigkeit die bessere Alternative, so der hausärztlich tätige Geriater, der in einem Münchner Projekt die ärztliche Betreuung für zwölf Heime koordiniert.

Mit der optionalen Einführung des Heimarztes soll die medizinische Versorgung der Heimbewohner verbessert werden, sagt die parlamentarische Staatssekretärin im Bundesgesundheitsministerium Marion Caspers-Merk (SPD). Es gebe bereits viele Möglichkeiten der Kooperation zwischen Heimen und Niedergelassenen. Sie verweist auf feste Heimsprechstunden oder die Nutzung von Behandlungsräumen. "Zusätzlich zu diesen Formen soll das Modell eines fest angestellten Heimarztes ermöglicht werden, weil sich dieses beispielsweise in Berlin bewährt hat", so Caspers-Merk.

"Das können niedergelassene Ärzte auch selbst gewährleisten", entgegnet der stellvertretende Vorsitzende der KV Bayerns Dr. Gabriel Schmidt. Zu bestätigen scheint ihn genau das von Caspers-Merk genannte Berliner Projekt. Nach Angaben der projektsteuernden AOK Berlin gibt es keine deutlichen Unterschiede bei Qualität und Wirtschaftlichkeit zwischen Heimen, die von angestellten, und denen die von niedergelassenen Ärzten betreut werden.

Quelle: http://www.aerztezeitung.de/docs/2007/07/19/133a0102.asp?cat=/politik/pflege


Titel: POLITIK: Heimärzte will man im Gesetz verankern ...
Beitrag von: admin am 10. September 2007, 00:58
Schmidt: Für jedes Pflegeheim ein Arzt
Die Ministerin will die Forderung im Gesetz verankern.


Von Lutz Haverkamp und Rainer Woratschka
10.09.2007 00:00 Uhr


BERLIN - In der Diskussion über die skandalösen Zustände bei der Pflege in Deutschland hat sich Gesundheitsministerin Ulla Schmidt (SPD) erstmals ausführlich zu Wort gemeldet. Sie kündigte im Tagesspiegel an, dass künftig alle Pflegeheime über Ärzte verfügen sollen. „Wir werden Heimärzte im Gesetz verankern“, sagte sie. Die Reform solle das möglich machen, nicht vorschreiben. Schmidt sagte, dass „die Heime große Defizite in der medizinischen Versorgung aufweisen“, und findet, es sei „ein unhaltbarer Zustand für Pflegebedürftige, dass viele Einweisungen aus Pflegeheimen in Krankenhäuser stattfinden, weil kein Arzt da war“. Die nicht vorhandene Ausstattung der Heime mit Ärzten ist bisher ein großer Kritikpunkt von Experten.

Vor wenigen Tagen hatte ein Bericht des Medizinischen Dienstes der Kranken- und Pflegekassen für Aufsehen gesorgt und die Pflegedebatte neu befeuert. In dem Bericht stand, dass in Deutschland jeder dritte Pflegebedürftige nicht angemessen mit Essen und Trinken versorgt werde. Weiter hieß es, dass rund 35 Prozent der Heimbewohner und 42 Prozent der ambulant Versorgten nicht oft genug umgebettet würden und in Gefahr seien, sich wund zu liegen.

Die Gesundheitsministerin will künftig im Gesetz auch festlegen, dass für rund 80 bis 100 Pflegefälle ein professioneller Pflegebegleiter zuständig ist. „Ideal dafür geeignet wären ausgebildete Pfleger mit sehr guten Kenntnissen des Sozialrechts“, sagte sie. Gleichzeitig gab Schmidt zu, dass es „skandalöse Zustände“ in der Pflege gebe, „die mich tief beunruhigen“. Sie warnte aber auch davor, die Arbeit der Betreuer generell zu verurteilen. Schmidt sagte: „Ich will, dass die Würde der älteren Menschen geschützt wird.“ Noch immer werde das Thema Pflege tabuisiert und sei noch nicht in der Mitte der Gesellschaft angekommen. Dabei habe die Frage gleich große Bedeutung wie die Diskussion über die Kindergartenplätze. Schmidt: „Beides brauchen wir, damit in diesem Land weiterhin sozialer Ausgleich, ja nicht zuletzt auch Zivilisation möglich ist.“

[zum vollständigen Artikel >>] (http://www.tagesspiegel.de/zeitung/Titelseite-Gesundheit-Pflege;art692,2376226)

Quelle:  www.tagesspiegel.de/zeitung/Titelseite-Gesundheit-Pflege;art692,2376226


Titel: SoVD fordert: Pflegeheime müssen ärztliche Versorgung sicherstellen
Beitrag von: admin am 13. September 2007, 02:01
SoVD fordert: Pflegeheime müssen ärztliche Versorgung sicherstellen

Anlässlich des am 11.09. stattgefundenen MDS-Forums zu Pflegequalität und Pflegereform erklärte der SoVD-Präsident Adolf Bauer, es sei überfällig, dass die ärztliche Versorgung in Pflegeheimen
verbessert wird. Damit werde eine langjährige Forderung des SoVD endlich aufgegriffen.

Der SoVD begrüße daher, dass mit der Reform der Pflegeversicherung die Möglichkeit geschaffen werden soll, dass Pflegeheime einen Heimarzt beschäftigen können. Das sei ein erster Schritt. Dies allein reicht allerdings noch nicht aus.

Zusätzlich müssten Pflegeheime verpflichtet werden, die ärztliche Versorgung der Bewohnerinnen und Bewohner sicherzustellen. Dies könne durch einen Heimarzt oder durch Kooperationsverträge mit niedergelassenen Ärzten, Fachärzten und Zahnärzten gewährleistet werden. Die Erfahrungen mit dem Einsatz von Heimärzten nach dem Berliner Modell seien überaus positiv. Zum Beispiel könnten so unnötige Einweisungen ins Krankenhaus vermieden werden.

Ziel der Pflegereform müsse sein, die Pflegequalität in Heimen und in der ambulanten Pflege zu verbessern. Entscheidend sei, dass Kontrollen grundsätzlich unangemeldet durchgeführt werden.
Die Kontrollen müssten ausnahmslos in allen Einrichtungen erfolgen, auch in zertifizierten Heimen und Pflegediensten.

Quelle: www.sovd.de - Pressemitteilung vom 11.09.2007


Titel: Re: QUALITÄT: Ärztliche Versorgung im Heim
Beitrag von: admin am 13. September 2007, 02:23
Politik wird von eigenen Fehlern eingeholt
Winn: Dramatischer Ärztemangel macht das Thema „Ärzte an Pflegeheimen“ zur Phantomdiskussion

Als grundsätzlich begrüßenswert hat der Vorsitzende des Hartmannbundes, Dr. Kuno Winn, Pläne der Bundesregierung bezeichnet, Pflegeheimen die Anstellung eigener Ärzte zu ermöglichen. „Leider ist dies aber eine reine Phantomdiskussion, die in der Realität niemandem helfen wird“, schränkte Winn gleichzeitig ein.
 
Angesichts des bereits jetzt dramatischen Ärztemangels sei überhaupt nicht zu erwarten, dass es Pflegeheimen gelingen werde, Ärzte für eine Beschäftigung an ihren Häusern zu gewinnen, sagte Winn. Diese Schwierigkeiten würden noch dadurch verschärft, dass weder kirchliche noch karitative Träger bereit seien, ihre Mitarbeiter nach dem Tarifvertrag für Ärzte zu bezahlen. Angesichts des mittlerweile im klinischen Sektor ausgebrochenen offenen Konkurrenzkampfes um Ärzte hätten Pflegeheime unter diesen Umständen mit Sicherheit das Nachsehen.
 
Winn: „Wir haben die Politik nahezu gebetsmühlenartig aufgefordert, den Arztberuf attraktiver zu machen, junge Ärzte wieder für die Patientenversorgung zu gewinnen. Bisher ohne Erfolg. Bei ihrem Vorstoß zur Anstellung von Ärzten an Pflegeheimen wird die Bundesregierung nun erleben, wie gute Ansätze ihrer eigenen völlig verfehlten Gesundheitspolitik zum Opfer fallen.

Quelle: http://www.hartmannbund.de/start.php?action=voll&id=3772


Titel: Pflegeheim mit Arzt - Berlin ist Vorbild
Beitrag von: Multihilde am 17. September 2007, 07:50
Pflegeheim mit Arzt - Berlin ist Vorbild

Zitat
Pflegeheime, die über einen festen Arzt verfügen, müssen ihre Bewohner seltener in ein Krankenhaus überweisen als andere Einri
.............

 Die Kassenärztliche Vereinigung (KV) wollte mehr Geld für die beteiligten Ärzte, die Kassen wollten weniger zahlen. Im Rahmen des Berliner Projektes erhalten die beteiligten Vertragsärzte maximal 200 Euro pro Quartal und Patient zusätzlich. Dafür müssen diese Ärzte zum Beispiel mindestens einmal pro Woche in dem Heim für eine Visite anwesend sein, regelmäßige Fallbesprechungen durchführen und 24 Stunden am Tag eine Rufbereitschaft für die Heimpatienten sicherstellen.


Der vollständige Bericht kann unter

Quelle: http://www.tagesspiegel.de/berlin/Pflege;art270,2376682 (11.09.2007)
nachgelesen werden


Titel: Abschaffung der freien Arztwahl?
Beitrag von: admin am 17. September 2007, 11:31
Abschaffung der freien Arztwahl? Das darf nicht kommen!

Dürfen sich Heimbewohner künftig nicht mehr ihren Arzt selbst aussuchen? Die ärztliche Versorgung in Heimen ist seit langem beklagenswert. Das wurde immer wieder festgestellt - zuletzt in der SÄVIP-Studie. Die Ergebnisse einer Studie und daraus resultierende Lösungsvorschläge werden in dem Buch "SÄVIP -Studie zur ärztlichen Versorgung in Pflegeheimen" dargestellt. [Download: SÄVIP - Studie zur ärztlichen Versorgung in Pflegeheimen >>] (http://www.zukunftsforum-demenz.de/pdf/SAEVIP_studie.pdf) Darin heißt es zum Beispiel:

Zitat
Die Arztbesuche werden in aller Regel durch das Pflegepersonal der Heime veranlasst. Die freie Arztwahl kann von vielen Bewohnern nicht (mehr) wahrgenommen werden. Die de facto Übernahme dieser Aufgabe durch das Heim ist rechtlich ungeregelt und unterliegt keiner Qualitätskontrolle. Angehörige und Betreuer sind zu wenig involviert. ... Die fachärztliche Versorgung weist erhebliche Lücken auf. So fehlt die Versorgung mit Frauenärzten, Augenärzten und HNO-Ärzten fast völlig. Die Betreuung durch Urologen und Orthopäden ist unzureichend. Von Neurologen und Psychiatern werden nur 1/3 der Bewohner erreicht.

Die heutige Ist-Situation: Bei Umzug in ein Pflegeheim, glauben Betroffene und ihre Angehörigen oft, der bisherige Haus- oder Facharzt würde die medizinische Betreuung vielleicht weiterführen. Sie glauben, daß man im Heim pflegerisch und medizinisch automatisch gut versorgt ist.

Dem ist in den meisten Fällen nicht so. Das über Jahre aufgebaute Vertrauensverhältnis zu bisherigen Ärzten wird abrupt beendet. Es müssen neue Ärzte gefunden werden, der den neuen Bewohner im Heim versorgen. Pflegebedürftige sind meist nicht mehr in der Lage, außerhalb des Heims liegende Arztpraxen aufzusuchen. Die theoretische freie Arztwahl steht somit für sie häufig nur auf dem Papier. Denn nicht jeder "Wunscharzt" macht auch Besuche im Pflegeheim.

Fragt man im Heim nach einer vollständigen Übersicht der Ärzte, die die Bewohner versorgen, erhält man in den meisten Fällen ausweichende Antworten. Es werden auf entsprechende Nachfrage ein oder zwei Ärzte vom Heimpersonal "empfohlen". Das sind nicht selten Ärzte, mit denen die Pflegekräfte sich nicht lange aufhalten müssen, mit denen sie "gut zusammenarbeiten". Heimbetreiber und Pflegekräfte haben wenig Interesse an einer Vielzahl von Ärzten. Jeder im Heim ein- und ausgehende Arzt kostet zusätzliche Zeit, die eigentlich nicht vorhanden ist.

Die ärztliche Versorgung in Heimen ist seit Jahren beklagenswert - wie so vieles in der Pflege. Und es soll weiter gespart werden. Im Falle der aktuellen Diskussion über festangestellte Heimärzte bedeutet das:

  • keine freie Arztwahl mehr
  • Abhängigkeit des Heim-Arztes vom Heim-Betreiber, somit
  • keine neutrale Beurteilung der gesundheitlichen Situation der Bewohner


Für eine schnellere und bessere Versorgung wäre es sinnvoller, mit den in Heimen tätigen Ärzten einen Notfall-Versorgungspool (Notdienst-Bereitschaft) insbesondere für das Wochenende zu gründen. Dadurch könnten ebenfalls unnötige Krankenhauseinweisungen vermieden werden. Außerdem wäre es für eine wirkliche – wenn auch eingeschränkte – Arztwahl sinnvoll, Übersichten mit den Ärzten zu erstellen, die im jeweiligen Heim tätig sind und diese öffentlich zu machen. Leider hat, außer den Betroffenen selbst, keiner Interesse daran.

Der Vorschlag eines angestellten Heim-Arztes ist demzufolge aus Gründen der Notwendigkeit der freien Arztwahl und dem vorhandenen Abhängigkeitsverhältnis vom Heimbetreiber als Ausschließlichkeitslösung abzulehnen. Die freie Arztwahl darf unter keinen Umständen geopfert werden!


Titel: Ärzte ziehen Praxisverbünde dem Heimarzt vor
Beitrag von: Multihilde am 17. September 2007, 16:24
Ärzte ziehen Praxisverbünde dem Heimarzt vor
MÜNCHEN (sto). Um die medizinische Versorgung von Bewohnern in Pflegeheimen zu verbessern, sind nach Ansicht der KV Bayerns (KVB) und des BKK Landesverbandes die im Freistaat eingeführten Praxisverbünde von Haus- und Fachärzten besser geeignet, als das vom Bundesgesundheitsministerium vorgeschlagene Modell eines Heimarztes.

Auf diesem Wege könne eine flächendeckende Versorgung von Pflegebedürftigen rund um die Uhr gewährleistet und die Versorgungsqualität vor Ort verbessert werden, erklärten die KVB und der BKK Landesverband Bayern in einer gemeinsamen Mitteilung.

Im Vergleich zum Heimarzt habe ein Praxisverbund den Vorteil, dass eine Gruppe von Haus- und Fachärzten einen regelmäßigen Besuchsdienst für ein oder mehrere Pflegeheime aufstellt. Die Gruppe organisiere eine Rufbereitschaft auch über die Sprechstundenzeiten hinaus und praktiziere ein abgestimmtes Arzneimittelmanagement. Wesentlich dabei sei, dass Ärzte verschiedener Fachrichtungen zusammenarbeiten.

Der dadurch initiierte fachliche Austausch verbessere nicht nur die Qualität der Versorgung der Pflegeheimbewohner, sondern gewährleiste auch eine Vertretungsmöglichkeit im Urlaub oder Krankheitsfall, heißt es in der Erklärung. Außerdem seien die Ärzte in freier Praxis tätig und stünden damit in keinem Abhängigkeitsverhältnis gegenüber dem Heimträger. Der Pflegeheimbewohner habe im Modell der Praxisverbünde weiterhin die freie Arztwahl. Alle diese Ziele seien mit einem angestellten Arzt im Heim nicht zu erreichen.

Quelle: http://www.aerztezeitung.de/docs/2007/09/17/160a0502.asp?cat=/politik/pflege
Copyright © 1997-2007 by Ärzte Zeitung




[Gemeinsame Presseinformation des BKK Landesverbandes Bayern und der Kassenärztlichen Vereinigung Bayerns (KVB) vom 10. September 2007 >>] (http://www.kvb.de/servlet/PB/menu/1111624/index.html)


Titel: Saarland: Behandlungszimmer; Sozialminister Hecken lehnt Heimärzte ab
Beitrag von: Multihilde am 22. September 2007, 09:48
Behandlungsraum soll in Heimen zum Muss werden

SAARBRÜCKEN (kud). Alle saarländischen Pflegeheime sollen einen medizinischen Behandlungsraum einrichten.

Sozialminister Josef Hecken kündigte an, eine entsprechende Verpflichtung in das Heimgesetz aufzunehmen. Einen angestellten Heimarzt lehnt Hecken dagegen ab.
Der CDU-Politiker sagte, Transporte zu den Ärzten seien oft aufwändig und mit Strapazen für die Heimbewohner verbunden. Auch seien die hygienischen Anforderungen für eine Behandlung in den Heimen oftmals nicht optimal. Deshalb befürworte er die Einrichtung spezieller Behandlungsräume. Gleichzeitig müsse die freie Arztwahl erhalten bleiben. Die Betreuung durch einen einzigen Arzt würde dagegen nach Heckens Auffassung zu einer Hospitalisierung der Einrichtungen führen.

Die CDU-Landtagsfraktion forderte unterdessen die Einführung eines freiwilligen Qualitätssiegels für Pflegeheime. Danach sollte das Zertifikat an Einrichtungen verliehen werden, die sich jährlich einer intensiven, unangemeldeten Kontrolle durch unabhängige Prüfer unterziehen.

Quelle:http://www.aerztezeitung.de/docs/2007/09/17/160a0702.asp?cat=/politik/pflege
Copyright © 1997-2007 by Ärzte Zeitung


Ob das auch in den anderen Bundesländern angedacht wird mit den Behandlungszimmern im Heimgesetz?


Titel: Diakonie: Medizinische Versorgung in Pflegeheimen muss besser werden
Beitrag von: admin am 24. September 2007, 22:53
Diakonie: Medizinische Versorgung in Pflegeheimen muss besser werden
Präsident Kottnik begrüßt Vorstoß der Gesundheitsministerin

Berlin, den 10. September 2007. Das Diakonische Werk begrüßt die Absicht von Gesundheitsministerin Ulla Schmidt, Pflegeheimen die Anstellung eigener Mediziner zu ermöglichen.

"Die medizinische Versorgung alter Menschen in den Heimen muss verbessert werden", sagte Diakonie-Präsident Klaus-Dieter Kottnik."Es gibt hier Defizite, und es ist gut, dass die Politik das angehen will." Allerdings gibt Kottnik zu bedenken, dass in den Heimen nicht nur Allgemeinmediziner, sondern auch Augen- und Ohrenärzte, Orthopäden oder Psychiater benötigt würden. "Es ist von großem Vorteil, wenn es einen festen ärztlichen Ansprechpartner gibt", so der Diakonie-Präsident. Für manche Einrichtungen seien fest angestellte Heimärzte sinnvoll.

[vollständiger Pressetext >>] (http://www.diakonie.de/de/html/presse/77_5382.html)



Diakonie Texte | Handreichung| 11.2007:

Ärztliche Versorgung im Pflegeheim

Im Rahmen seiner Veröffentlichungen von "Diakonie - Texten" hat das Diakonisches Werk der Evangelischen Kirche in Deutschland e.V. im Juli 2007 eine Broschüre herausgegeben, die über Zusammenhänge und Hintergründe zum Thema ärztliche Versorgung im Pflegeheim informiert.

Zitat von: diakonie.de
Gute Pflege ist auf eine gute Zusammenarbeit zwischen Ärzten und Pflegenden angewiesen so die Theorie. In de Praxis siet dies mitunter anders aus.

Die Versorgungssituation ist regional sehr unterschiedlich. Defizite entstehen beispielsweise in ländlichen Gebieten Ostdeutschlands durch die abnehmende Zahl von Arztpraxen. Darunter leiden Pflegeheimbewohner besonders. Aber auch in Großstädten mit einer hohen Ärztedichte kommen Fachärzte nicht unbedingt zu Arztbesuchen ins Heim kommen. Wissnschaftliche Studien belegen diese Defizite.

In einer Projektgruppe ist das Diakonische Werk der EKD in Zusammenarbeit mit Landesverbänden und dem Deutschen Evangelischen Verband für Altenarbeit und Pflege (DEVAP) diesen Hnweisen nachgegangen. Neben einer Analyse der Situation ging es vor allem um das Aufzeigen von Verbesserungsmöglichkeiten.

An einigen Punkten sieht die Diakonie unmittelbaren politischen Reformbedarf:
  • Der ärztliche Hausbesuch bei pflegebedürftigen Menschen muss budget-unabhängig honoriert werden, damit diese Menschen, die selbst nur schwer zum Arzt kommen können, vom Haus- oder Facharzt aufgesucht werden.
  • Krankenhäuser müssen pflegebedürftige Menschen ambulant versorgen können, wenn die ambulante ärztliche Versorgung nicht ausreicht.

An vielen anderen Punkten bedarf es guter Verabredungen aller Akteure vor Ort, zur Verbesserung der Zusammenarbeit.

Diese Handreichung versteht sich als Gesprächsgrundlage für entsprechende Klärungsprozesse vor Ort. Sie finden sie weiter unten zum Download (http://www.diakonie.de/downloads/Texte-11-2007-Versorgung-Pflegeheim.pdf). Als Printversion kann sie im Zentralen Vertrieb des Diakonischen Werkes der EKD bestellt werden.

Quelle: http://www.diakonie.de/de/html/fachforum/4243_5250.html


Titel: Auszug aus dem "Bremer Altenplan"
Beitrag von: admin am 25. September 2007, 00:50
Auszug aus dem "Bremer Altenplan":

8.3. Ärztliche Versorgung in Altenpflegeheimen 
 
Warum ist es wichtig? In der Stadtgemeinde Bremen gibt es derzeit 74 Altenpflegeheime mit insgesamt 5.029  stationären Plätzen (die Belegung liegt zwischen 95 und 98%) . Die medizinische Versorgung erfolgt bei freier Arztwahl durch niedergelassene Ärzte und ist somit grundsätzlich sichergestellt. Es ist in Bremen nicht bekannt, wie viele Bewohner/innen durch wie viele Ärzte/innen versorgt werden.
 
Was wissen wir? Durch die Versorgungsstruktur ist im Laufe der Jahre ein grundsätzliches und chronisches Problem entstanden. Vielfach wird beklagt, dass die medizinische Versorgung durch die Aufteilung auf zahlreiche Ärzte im hausärztlichen wie auch im fachärztlichen Bereich Mängel aufweist vor allem dann, wenn akute medizinische Probleme auftreten. Da der ‚eigene‘ Hausarzt in diesen Situationen oftmals nicht zur Verfügung steht, wird der vertragsärztliche Notdienst verständigt oder sogar der Bremische Rettungsdienst alarmiert. Die nun akut konsultierten Ärztinnen und Ärzte verfügen jedoch nicht über valide Informationen über die Anamnese der Bewohner/in (nun: der Patient/in) und bewerten somit ausschließlich die Akutsituation. Wegen der oftmals vorhandenen Multimorbidität der Bewohner/innen in Pflegeheimen sind Informationen zur Vorgeschichte, zu aktuellen Lebensqualität und auch zur Perspektive jedoch überaus wichtig. Da diese Informationen situativ bedingt nicht vorliegen werden daher aus Sicherheitsgründen vielfach invasive Maßnahmen ergriffen und eine Einweisung ins Krankenhaus veranlasst. 
 
In anderen Bundesländern existieren gut funktionierende Modellprojekte. Das Berliner "Modell der ärztlichen Versorgung" ist zum Zeitpunkt des In-Kraft-Tretens der Sozialen Pflegeversicherung initiiert worden, als die so genannten Krankenheime und Abteilungen für Chronisch Kranke der Berliner Krankenhäuser in vollstationäre Pflegeeinrichtungen nach dem SGB XI umstrukturiert wurden. In diesen besonderen Berliner Einrichtungsformen wurden bis dato angestellte Ärzte beschäftigt und fungieren somit als "Heimärzte". In München haben sich aktuell auf Initiative der kassenärztlichen Vereinigung erste Praxisverbünde für Heimbewohner/innen gegründet. 
 
Was folgt daraus? Der Senator für Arbeit, Frauen, Gesundheit, Jugend und Soziales sondiert derzeit in Zusammenarbeit mit dem Bremer Gesundheitsamt "Best Practice Modelle" in Bremen. Demnach werden in Heimen bereits von einer kleinen Anzahl von Ärzten/innen eine Vielzahl von Bewohner/innen medizinisch betreut, zum Teil auch außerhalb der Sprechstundenzeiten. Die Bremer Heimstiftung führt derzeit  eine Erhebung über Häufigkeit und Gründe von Einweisungen in Krankenhäuser wie auch Rückverlegungen in das Pflegeheim durch. Ein Fachsymposium im Herbst 2006 hat mit Unterstützung der Krankenkassen die Ergebnisse dieser Untersuchung sowie die auch in Bremen existierenden Best Practice Modelle vorgestellt, um zur Nachahmung zu motivieren.

Perspektivisch werden folgende Ziele für die medizinische Versorgung möglichst flächendeckend in Bremer Altenpflegeheimen angestrebt:
 
•  Einheitliche Medizinische Behandlungsstandards setzen und nutzen
•  Ärztliche Vertretungsregelungen
•  Medizinische Versorgung möglichst auch in sprechstundenfreien Zeiten
•  Vermeidung von Krankenhauseinweisungen
•  Kontaktierung des ärztlichen Notdienstes nur in Ausnahmefällen
•  Alarmierung des Rettungsdienstes nur in lebensbedrohlichen Situationen

Quelle: Altenplan für die Stadtgemeinde Bremen (http://www.soziales.bremen.de/sixcms/detail.php?gsid=bremen69.c.2398.de)



[Vergleich Berlin: z.B. Auszug "Ärztliche Versorgung aus Sicht der Pflegeheime" (Stand 27.06.07/02.11.07) >>] (http://www.berlin.de/pflege/angebote/erhebung_lap.html)


Titel: Schweiz: Mit Petition gegen Einschränkung der Freien Arztwahl
Beitrag von: admin am 25. September 2007, 01:20
Auch in Nachbarländern soll offenbar die freie Arztwahl für Pflegeheimbewohner abgeschafft werden. Auch in der Schweiz wehrt man sich ...

Zitat
Petition: Freie Arztwahl im Altersheim

Die Gemeinden Stadt Luzern, Emmen, Littau und Ebikon planen, dass ab 2006 eine gemeinsame Geriatriepraxis für alle Wohn- und Pflegeheime dieser vier Gemeinden ausschliesslich zuständig sein soll. In diesen Gemeinden wird die freie Arztwahl für Betagte in Heimen aufgehoben. Die Behörden begründen diese einschneidende Massnahme mit politischem Druck, der von den Krankenkassen ausgeübt werde.

Zentrales Anliegen für Betagte Patienten wählen einen bestimmten Arzt, weil sie damit die Art der Behandlung und Pflege beeinflussen können. Die freie Arztwahl ist ein wichtiges Patientenrecht. Es ist die Grundlage der Behandlungsfreiheit. Für Betagte ist die freie Arztwahl noch wesentlicher als für jüngere Menschen. Denn für sie sind Krankheit, Behinderung und Tod existentielle Lebensinhalte. Der Umzug in ein Alterswohn- oder Pflegeheim ist für Betagte ein schwerer Einschnitt. Dass sie unter Umständen eine jahrlange Arzt-Patienten-Beziehung aufgeben müssen, macht es noch belastender.

Rationalisierung hat Grenzen

Die Behörden der vier Agglomerationsgemeinden begründen diese Massnahme mit dem von den Krankenkassen forcierten Spardruck. Die Kassen möchten nur noch mit einem einzigen Rechnungssteller abrechnen. Ob eine zentrale Geriatriepraxis, bei der die Aerzte zwischen vier Agglomerationsgemeinden hin und her pendeln müssen, billiger arbeitet als die bisherigen Hausärzte ist mehr als fraglich. Es gibt im Gesundheitswesen viele Bereiche, in denen ohne Qualitätsverlust gespart werden kann. Die Aufhebung der freien Arztwahl für Betagte in Heimen gehört sicher nicht dazu.

Zentrale Geriatriepraxis nur mit Garantie der freien Arztwahl
Gegen eine Geriatriepraxis für Betagte, die keinen Hausarzt haben oder ihn wechseln wollen, ist nichts einzuwenden. Aber für jene Betagten, die ihren Hausarzt behalten wollen, muss das möglich sein, ohne dass Druck von oben ausgeübt wird. Die Bewohner und Politiker dieser vier Agglo-
merationsgemeinden haben es in der Hand: Ohne Garantie der freien Arztwahl darf es keine solche Geriatriepraxis geben.

CHance21: Postulat im Grossen Stadtrat, Petition an die Einwohnerräte von Emmen und Littau und den Gemeinderat von Ebikon

Die Sache muss diskutiert werden. Viktor Rüegg reicht im Grossen Stadtrat Luzern ein entsprechendes Postulat ein. Eine Gruppe von Einwohnern der Agglomerationsgemeinden fordert die Behörden mit der nebenstehenden Petition auf, Betagten in den Heimen die freie Arztwahl zu ga-
rantieren.


Quelle: www.chance21.ch/info21/Info21_07.pdf


Titel: Ärztliche Versorgung im Heim per Umleitung
Beitrag von: Multihilde am 18. Oktober 2007, 22:07


Zitat
Ärztemangel im Pflegeheim

In vielen Einrichtungen ist die Versorgung mangelhaft, kritisieren Experten bei Tagesspiegel-Diskussion

Chefarzt De Ridder rechnete vor, dass mit einer besseren ärztlichen Versorgung in den Heimen bundesweit bis zu 600 Millionen Euro gespart werden könnten: Die Betreuung durch einen vertraglich gebundenen oder festangestellten Heimarzt könne spätere Klinikaufenthalte verhindern. Dafür müssten nur Mittel aus akutmedizinischen Bereichen umgeleitet werden, wo sie etwa für unnötige Röntgenuntersuchungen „verpulvert“ würden.


Quelle: http://www.tagesspiegel.de/berlin/;art270,2401824

Der vollständige Bericht ist unter dem Link oben nachzulesen; geht nicht nur um Heimärzte





Wie soll das denn gehen mit dem "Umleiten"?


Titel: Gibt es künftig in Pflegeeinrichtungen Heimärzte?
Beitrag von: Multihilde am 30. März 2008, 11:58
Zitat
Ja, das ist möglich. Hierzu können die Pflegeinrichtungen bei entsprechendem Bedarf Kooperationsverträge mit dafür geeigneten vertragsärztlichen Leistungserbringern schließen. Möglich sind dabei auch gemeinsame Kooperationsverträge mehrerer Pflegeeinrichtungen. Der Sicherstellungsauftrag der Kassenärztlichen Vereinigung bleibt hiervon unberührt. Auf Antrag der Pflegeeinrichtung hat die KV zur Sicherstellung
einer ausreichenden ärztlichen Versorgung von pflegebedürftigen Versicherten in der Pflegeeinrichtung Kooperationsverträge anzustreben. Kommt ein Kooperationsvertrag nicht innerhalb einer Frist von sechs Monaten zustande, ist die Pflegeeinrichtung vom Zulassungsausschuss zur Teilnahme an der vertragsärztlichen Versorgung zu ermächtigen.

Quelle: Seite 18
Die wichtigsten Fragen und Antworten zur Pflegereform (Stand 14.03.2008)
http://pdf.bmgs.comspace.de/bmgs/temp/roperty3dpublicationFile2epdf2fFragen2dAntworten2dPflege2d22d32dLesung2dpdf2epdf/index/start.htm



Titel: Zweite Klasse für Heimbewohner
Beitrag von: Multihilde am 08. April 2008, 11:48
Medizin zweiter Klasse im Altenheim
WDR-Sendemanuskript vom 06.04.2008

Eckard Kampe auf Hausbesuch im Bochumer Altenheim Marienstift. 35 Bewohner sind auf seine Hilfe dringend angewiesen, denn nur noch wenige Ärzte sind zu solchen Hausbesuchen in Heimen Am Bett von Anna Kersten trifft der Arzt den Pflegedienstleiter. Vor vier Monaten hat die Patientin eine Hirnblutung erlitten:

O-Ton: Jürgen Sporenberg (Pflegedienstleiter):
"Hat sie Fortschritte gemacht?
Sie ist sehr wach heute. Die Beweglichkeit des Kopfes hat sich deutlich verbessert. Sie reagiert auf Ansprache. Guckt in ihre Umgebung, nimmt Menschen wahr. Ich finde, es ist sehr sehr gut geworden."

Die Fortschritte könnten größer sein, doch dafür wäre eine intensive Bewegungstherapie nötig.
Doch die kann der Arzt nicht mehr verschreiben. Den Krankenkassen ist das zuviel der Hilfe:

O-Ton: Eckhard Kampe, Allgemeinmediziner:
"Wir haben Krankengymnastik in den Augen der Krankenkasse im Übermaß verschrieben, in unseren Augen medizinisch indiziert. Wir mussten das aus der eigenen Tasche bezahlen."

Also wird Anna Kersten nur wenige Stunden Therapie bekommen und bleibt dann sich selbst überlassen. Sparen statt helfen? Die Kassen begründen das mit dem Zwang zur Kostensenkung, und der gilt auch für Medikamente. Gerade mal 150 Euro im Quartal darf Eckhard Kampe pro Rentner ausgeben. Sonst muß er auch dafür zuzahlen. Anna Kersten braucht allein das 15fache:

O-Ton: Eckhard Kampe, Allgemeinmediziner:
"Alleine kann ich die Kosten für eine solche Patientin nicht stemmen. Folge daraus ist, daß ich an einen Facharzt überseise oder mehrere Fachärzte und die überweisen dann an eine
Fachambulanz. Damit vergeht Zeit. Inwieweit die Versorgung dadurch verbessert wird, bleibt dahingestellt."

Während Eckhard Kampe mit den Budgets kämpft, wenden sich andere Ärzte von den Alten ab.
Sie fürchten, für ihre Arbeit am Ende Geld draufzulegen. Die Versorgung der Bewohner wird immer schwieriger:

O-Ton: Jürgen Sporenberg (Pflegedienstleiter):
"Es wird für uns immer schwieriger, Heimärzte zu finden. Besonders bei den Fachärzten. Bei den Chirugen haben wir keinen mehr, den Neurologen nur ganz wenige."

Elisabeth Leikert ist die nächste Patientin, die Dr. Kampe besucht. Die Frau leidet unter anderem an Herzschwäche und Parkinson. Ihr kann der Arzt besser helfen. Die Frau ist Privatpatientin.


O-Ton: Eckhard Kampe, Allgemeinmediziner:
"Bei Privatpatienten haben wir natürlich keine Budgetprobleme. Privatpatienten können mit Medikamenten, Heil- und Hilfsmitteln unbudgetiert ausgestattet werden. Es gibt keine Verzögerungen. Was notwendig ist, kann sofort und unmittelbar verordnet werden. Das macht das Leben einfacher."

NACHFRAGE: "Für Sie und für die Patienten?"
ANTWORT: "So ist das."

Medikamente und Hilfsmittel gibt es für Kassenpatienten nicht oder bestenfalls zu spät, Ärzte fürchten das finanzielle Risiko. Gerade in Altenheimen ist das Alltag. Das bestätigen WESTPOL
bei Recherchen Heimleiter, Ärzteverbände und Gesundheitsökonomen.

In Witten schlug ein Heimleiter im letzten Jahr Alarm. Einer Schlaganfallpatientin wurde ein nötiges Medikament verweigert. Wenig später starb die Frau eine Kassenpatientin. Aufgeschreckt vereinbarten AOK, Ärzte und Heime einen bislang einmaligen Modellversuch.
Ein Kernpunkt: Die Arzneien bekommen alle, die begrenzten Budgets sind abgeschafft. Diese gute Versorgung erspart den Bewohnern sogar unnötige Krankenhausaufenthalte:

O-Ton: Mathias Müller, Pflegedienstleiter:
"Die Bewohner bekommen das an Medikamenten, was sie benötigen. Da spielt es keine Rolle, ob das Quartal zu Ende geht oder was sonst ist. Die Medikamente, die sie benötigen, bekommen sie. Das ist wirklich ein Segen für die Bewohner."

Ein solches Projekt wünschte sich Eckhard Kampe auch für Bochum. Wann und ob es kommt, weiß er nicht. Also bleibt ihm vorerst nichts anderes übrig als bei Kassenpatienten nicht nur auf die Gesundheit, sondern auch auf die Kosten zu achten.
 

Quelle: http://www.wdr.de/tv/westpol/beitrag/2008/04/20080406_medizin.jhtml

Sendung ist zwar gelaufen inzwischen, gibt es aber als Video unter dem Link oben



Titel: VdK fordert "Arzt im Pflegeheim"
Beitrag von: Multihilde am 10. Februar 2009, 10:48
 VdK fordert "Arzt im Pflegeheim"

Ulrike Mascher: "Jetzt die richtigen Lehren aus dem Ärztestreik ziehen"

Der Sozialverband VdK Bayern kritisierte die unzureichende ärztliche Versorgung von Menschen in Alten- und Pflegeheimen. VdK-Landesvorsitzende Ulrike Mascher: "Wir haben keinerlei Verständnis für Ärzte, die aus finanziellen Gründen Besuche bei Patienten in Pflege- und Altenheimen verweigern. Honorarstreitigkeiten dürfen nicht auf dem Rücken der Schwächsten ausgetragen werden."

Mascher forderte, aus dem Verhalten der Fachärzte die richtigen Lehren zu ziehen und plädierte dafür, künftig Ärzte direkt in Pflegeheimen fest anzustellen. Dies würde die medizinische Versorgung der Heimbewohner nachhaltig verbessern und langfristig Kosten bei den Krankenkassen sparen. Durch einen festangestellten Arzt im Pflegeheim müssten kranke Bewohner viel seltener in ein Krankenhaus überwiesen werden, erläuterte die VdK-Chefin.

Bei einem erfolgreich durchgeführten Modellprojekt in einem Heim der Arbeiterwohlfahrt in München konnten durch den "Arzt im Pflegeheim" 200.000 Euro im Jahr für Krankentransporte und Klinikaufenthalte der Patienten eingespart werden. Auch ist der Medikamentenverbrauch der Heimbewohner nachweislich gesunken.

Die VdK-Vorsitzende appellierte deshalb an die Krankenkassen und die Kassenärztliche Vereinigung, den "Arzt im Pflegeheim" in bayerischen Einrichtungen zu installieren. Mascher: "Bayern sollte sich ein Beispiel an Berlin nehmen, wo bereits 40 Pflegeheime sehr erfolgreich mit festangestellten Ärzten arbeiten, wovon die Pflegebedürftigen als auch die Krankenkassen gleichermaßen profitieren." (Michael Pausder)

Quelle:  http://www.vdk.de/by20361  (http://www.vdk.de/by20361)





Titel: Ärzte verweigern Besuche von Heimbewohnern
Beitrag von: admin am 15. Februar 2009, 22:08
Im nachfolgenden Beitrag berichtet BR-online in seiner TV-Sendung "Kontrovers" vom 12.02.2009:

Zitat von: br-online.de, Kontrovers, 12.02.2009
Notruf aus dem Pflegeheim:
Ärzte verweigern Hausbesuche

Angst und Aufregung in Bayerns Pflegeheimen, denn immer mehr Mediziner verweigern den Hausbesuch. Das rechne sich nicht mehr, heißt es. Selbst bettlägerige Patienten sollen nun zum Arzt fahren - oder gefahren werden. Ein Honorarstreit auf dem Rücken der Schwächsten? Kontrovers hakt nach

Quelle: www.br-online.de, 12.02.2009


Titel: Re: QUALITÄT: Ärztliche Versorgung im Heim
Beitrag von: Kommentar am 15. Februar 2009, 23:24
KOMMENTAR:

Dürfen Ärzte die Versorgung von Heimbewohnern verweigern?


Wie weit wird die Versorgungsqualität wohl noch sinken, wenn jetzt sogar die Allgemeinmediziner die Besuche in Pflegeheimen verweigern? Dürfen die das überhaupt?

Die fachärztliche Versorgung ist in vielen Heimen mangelhaft. So weist beispielsweise die trägerübergreifende SÄVIP – Studie zur ärztlichen Versorgung in Pflegeheimen (http://www.zukunftsforum-demenz.de/pdf/SAEVIP_studie.pdf) (Hallauer, J., Bienstein, C., Lehr, U. & Rönsch, H. 2005; Vincentz-Verlag, Hannover) ausdrücklich darauf hin, dass die fachärztliche Versorgung völlig unzureichend ist. (Siehe auch unseren Beitrag unter http://www.heimmitwirkung.de/smf/index.php?topic=258.0.)

Die Problematik durch angestellte "Heimärzte" lösen zu wollen, bedeutet geradezu eine Vergewaltigung der Heimbewohner - insbesondere dann, wenn damit faktisch die freie Arzwahl damit abgeschafft wird. Das jahrelang erworbene Vertrauensverhältnis zwischen Arzt und Patient wird abrupt mit dem Einzug ins Heim beendet. Ein vollkommen fremder Arzt soll die ganzen Umstände und Hintergründe des Patienten und seiner Krankheiten übernehmen und die Behandlung erfolgreich fortführen? Leider ist diese Situation schon heute oft anzutreffen, weil für Hausärzte der Weg ins Heim zu weit ist und der Arztbesuch aus deren Sicht zu gering vergütet wird!

Bekannt ist: Heimträger setzen immer weniger Personal ein, um Kosten zu sparen. Pflegekräfte haben dadurch immer weniger Zeit für die Betreuung der ihnen anvertrauten pflegebedürftigen Menschen. Wie wahrscheinlich erscheint es da, unruhigen und dementen Bewohnern etwas mehr an Beruhigungmitteln zu verabreichen, wenn das überlastete Pflegepersonal den angestellten Heimarzt (abhängig vom Heimbetreiber) darum bittet?

Ob eine Petition etwas bewirken würde? Hier gibt es eine Möglichkeit ... [https://epetitionen.bundestag.de/] (https://epetitionen.bundestag.de/)


Titel: Re: QUALITÄT: Ärztliche Versorgung im Heim
Beitrag von: Multihilde am 16. Februar 2009, 14:35
Die Problematik durch angestellte "Heimärzte"

Ich gehe da noch einen Schritt weiter mit Hinblick auf die wahrscheinlich künftige Verankerung der Patientenverfügung im BGB, z. B.
„Stünker- Drucksache 16/8442 Seite 4“ (zu finden unter dem folgenden Link; Anhörung ist am 04.03.2009)

http://www.bundestag.de/ausschuesse/a06/anhoerungen/45_patientenverf__gung/index.html

bzw. die pdf direkt:

http://www.bundestag.de/ausschuesse/a06/anhoerungen/45_patientenverf__gung/01-Gesetzentwurf.pdf


das lese ich raus:

Arzt und Betreuer entscheiden danach, ob meine Patientenverfügung so angewendet werden soll. Amtgericht braucht nur hinzu gezogen werden, wenn Uneinigkeit besteht und Angehörige werden hinzu gezogen, sofern das ohne zeitliche Verzögerung möglich ist.

Als Angehöriger der nicht vor Ort lebt, ist es schwierig per Vorsorgevollmacht/Patientenverfügung zu handeln (Bevollmächtigter hat die gleichen Rechte und Pflichten, wie Betreuer).

Also entscheidet ganz "unbürokratisch" über mich und mein (eventuelles sozialverträgliches) Ableben (oder Weiterleben, weil Heimplätze gerade nicht voll belegt sind):
a)   der Berufsbetreuer (dessen Stundenzahl auf ein Minimun gedeckelt ist)
b)   der „Anstaltsarzt“

sehe ich da was zu schwarz????

Zitat
Die Problematik durch angestellte "Heimärzte" lösen zu wollen, bedeutet geradezu eine Vergewaltigung der Heimbewohner. Das jahrelang erworbene Vertrauensverhältnis zwischen Arzt und Patient wird abrupt mit dem Einzug ins Heim beendet. Ein vollkommen fremder Arzt soll die ganzen Umstände und Hintergründe des Patienten und seiner Krankheiten übernehmen



Titel: Caritas-Mannheim plädiert für Hausärzte im Heim
Beitrag von: admin am 17. Februar 2009, 02:53
Aus einem Fachbeitrag von Caritas-Vorstand Regina Hertlein zu Haus- und Heimärzten

Das System der freien Arztwahl

Immer wieder werden die Verantwortlichen in den Heimen der Mannheimer Caritas auf das neue Pflege-Weiterentwicklungsgesetz angesprochen. Unter anderem taucht die Frage nach der Anstellung eines Heimarztes auf.

... Uns ist es wichtig, dass unsere Bewohner von ihren meist langjährig betreuenden Hausärzten gut versorgt werden. Hier existiert ein Vertrauensverhältnis und die meist lange Krankheitsgeschichte ist dem Arzt bekannt. Der Arzt ist Beauftragter der Bewohner/innen. Eine gute medizinische Versorgung schließt sowohl die kurative (heilende) als auch eine gute palliative Versorgung mit ein. ...

... Klar ist, dass bei über 60 niedergelassenen Ärzten in einer Einrichtung nicht alle die gleichen geriatrischen Kenntnisse, Erfahrungen und regelmäßigen Weiterbildungen mitbringen, die für eine gute Versorgung der Bewohner wünschenswert ist. Auch sind nicht alle Ärzte umfassend über die Aufgaben eines gesetzlichen Betreuers informiert. Palliativmedizinische Kenntnisse und Erfahrungen sind teilweise zu wenig vorhanden. Wichtig ist es jedoch, dass alle Akteure zum Wohl des Bewohners gut zusammen arbeiten. ...

... Entscheidend bleibt, dass die freie Arztwahl in Deutschland auch dann gilt, wenn wie in dem so genannten „Berliner Modell“, ein Heimarzt angestellt ist.

Als Caritasverband Mannheim möchten wir die Hausärzte unserer Bewohner bestärken, die medizinische Versorgung der Bewohner auch nach dem Heimumzug zu übernehmen, stellen die Hausärzte doch ein wichtiges Bindeglied dar, zwischen dem Leben vor, während und nach dem Heimaufenthalt. Für viele alte Menschen ist der Hausarzt nicht nur Arzt, sondern wertvoller Gesprächspartner, der ihnen in vielen Lebenslagen hilft.

Quelle: http://www.caritas-mannheim.de, 24.07.2008 (http://www.caritas-mannheim.de/39528.asp?id=17296&page=1&area=dicvman)


Titel: KV will 24-Stunden-Rufbereitschaft und Regelvisite in Heimen
Beitrag von: admin am 20. Februar 2009, 00:11
Berlins Kassenärztechefin will ärztliche Versorgung von Pflegeheimpatienten verbessern

24-Stunden-Rufbereitschaft und Regelvisite bei zusätzlicher Vergütung durch die Kassen - Vorbild ist "Berliner Projekt"


Berlin, 18. Februar 2009. Berlins Kassenärztechefin Dr. Angelika Prehn will die ärztliche Versorgung von Pflegeheimbewohnern verbessern. "Wir brauchen eine engere Kooperation zwischen Heimpersonal und niedergelassenen Ärzten", erklärte die Vorstandsvorsitzende der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) Berlin am Mittwoch. Prehn sprach sich dafür aus, eine 24-Stunden-Rufbereitschaft für Ärzte und regelmäßige Visiten einzuführen. Dazu müssten allerdings auch alle Krankenkassen bereit sein, aufwendige Heimbesuche besser und vor allem extrabudgetär zu bezahlen.

Vorbild könnte das "Berliner Projekt" sein, das die KV Berlin vor über zehn Jahren gemeinsam mit der AOK Berlin, der IKK Brandenburg und Berlin, der Berliner Krankenhausgesellschaft und dem Verband der Privatkrankenanstalten Berlin-Brandenburg ins Leben gerufen hat. 38 Pflegeheime kooperieren dabei mit niedergelassenen bzw. angestellten Ärzten. Ziel ist eine ganzheitliche Rund-um-die-Uhr-Betreuung und intensivierte pflegerische und ärztliche Betreuung der Heimbewohner. Die niedergelassenen Ärzte sind rund um die Uhr erreichbar und führen mindestens eine wöchentliche Regelvisite sowie Fallbesprechungen mit dem Pflegepersonal durch. Die Ärzte erhalten dafür eine zusätzliche Vergütung.

Für die Bewohner der Pflegeeinrichtungen bietet das Projekt ein großes Plus:
Durch die regelmäßigen ärztlichen Untersuchungen werden Verschlechterungen im Gesundheitszustand schnell erkannt und behandelt. Das Team aus Ärzten, Therapeuten und Pflegepersonal kann ganz individuell auf den einzelnen Bewohner eingehen und Krankheitsfälle ausführlich besprechen. Teure Krankentransporte und Krankenhauseinweisungen können oft vermieden werden.

"Die beteiligten Krankenkassen erzielen dadurch jährlich Einsparungen in Millionenhöhe", betonte Frau Prehn. Für sie sei auch deshalb völlig unverständlich, warum sich nicht alle Krankenkassen an dem Projekt beteiligten und dieses auf mehr Pflegeheime ausdehnten. "Mit diesem Konzept können wir die Versorgung der älteren, meist chronisch kranken und multimorbiden Patienten in Pflegeheimen deutlich verbessern und gleichzeitig die Ausgaben senken."

Sie forderte die Krankenkassen erneut auf, gemeinsam mit der KV nach Lösungen für eine bessere ärztliche Betreuung von Heimpatienten zu suchen. Dazu gehöre auch eine höhere Vergütung. Prehn: "Ärzte, die ihre Heimpatienten regelmäßig besuchen und eine Telefonbereitschaft anbieten, sollten eine zusätzliche Betreuungspauschale erhalten." Zudem müssten die Krankenkassen Heimbesuche generell extrabudgetär bezahlen. Zurzeit sind sie Teil des Regelleistungsvolumens. Sie werden dadurch nur in begrenztem Umfang vergütet.

Quelle: KV Berlin, Pressemitteilung vom 18.02.2009


Titel: Re: ALTENHEIM: Experten melden Alarmstufe rot
Beitrag von: admin am 16. Juli 2009, 19:34
Alarmstufe rot: Ärztliche Versorgung im Heim

Die Zeitschrift "Altenheim" aus dem Vincentz Verlag berichtet in der aktuellen Ausgabe 7.2009 über die Situation der ärztlichen Versorgung im Pflegeheim.

(http://www.heimmitwirkung.de/mkportal/images/Altenheim_7-2009.jpg)


Ärztliche Versorgung demenziell Erkrankter
Wo bleibt der Arzt?


Bewohner, die Schmerzen leiden müssen, geriatrisch unterqualifzierte  Ärzte, zweifelhafte Diagnosen: Studien benennen schwere Defzite in der  ärztlichen Versorgung Demenzkranker in Pfegeheimen.

Von Dr. Martina Schäufele und Prof. Dr. Siegfried Weyerer



Chancen des § 119b SGB V
Die Palette ärztlicher Versorgung wird breiter


Neue Optionen für die ärztliche Versorgung eröffnet der § 119b SGB V. Heime können Kooperationsverträge mit einzelnen Ärzten, Medizinischen Versorgungszentren und Krankenhäusern abschließen oder auch einen Heimarzt anstellen.

Von Prof. Dr. Thomas Klie



Prognose aus Trägersicht
Der Heimarzt bleibt bis auf weiteres Vision


Von der Möglichkeit, einen Heimarzt anzustellen, machen Einrichtungen aus
fnanziellen und haftungsrechtlichen Gründen bisher kaum Gebrauch. Sie suchen Wege, die Kooperation mit niedergelassenen Ärzten zu verbessern.

Von Dr. Stefan Arend



Quelle: www.altenheim.vincentz.net - Ausgabe 7.2009



Die drei Artikel können hier jeweils separat heruntergeladen werden. Wir danken dem Vincentz Verlag und den Autoren für die freundliche Genehmigung zur Veröffentlichung an dieser Stelle!


Titel: FREIHEIT: Freie Arztwahl auch im Heim
Beitrag von: admin am 14. März 2010, 23:51
Freie Wahl des Arztes muß auch im Heim gewährleistet sein

Menschen werden immer älter und mit zunehmendem Alter steigt die Wahrscheinlichkeit pflegebedürftig zu werden. Über meist viele Jahre bauen sie ein enges, vertrauensgeprägtes Verhältnis zum Hausarzt auf. Was ist,  wenn die Hilfs- und Pflegebedürftigkeit ein Verbleiben in der häuslichen Umgebung nicht mehr zuläßt? Wer übernimmt dann die ärztliche Betreuung im Heim?

§ 76 SGB V regelt die freie Wahl des Arztes
Grundsätzlich ist die Wahl des Arztes für jeden Patienten frei, er darf diesen auch ohne Begründung wechseln, eine Behandlung abbrechen oder beispielsweise ein Krankenhaus jederzeit verlassen. Das ist im Sozialgesetzbuch SGB V in § 76 "Freie Arztwahl" (http://www.gesetze-im-internet.de/sgb_5/__76.html) geregelt.

Gilt auch für Menschen im Heim
Das gilt ebenfalls im Pflegeheim - auch wenn das für das Pflegepersonal einen entsprechenden Aufwand bedeutet. So heißt es z.B. auf einer Internetseite der Caritas (http://www.kath.de/caritas_mannheim/arztwahl_heimbewohner_caritas_mannheim.php):

"Die freie Arztwahl, die für die Caritas einen hohen Wert darstellt, ist grundgelegt in der Würde jedes Menschen und dem Recht auf Selbstbestimmung, die in unserem christlichen Menschenbild aber auch laut § 2 SGB XI (http://www.gesetze-im-internet.de/sgb_11/__2.html) gefordert ist. Dies führt dazu, dass stellenweise bis zu 60 verschiedene Ärzte in einer stationären Pflegeeinrichtung für die medizinische Versorgung der Bewohner zuständig sind."

Und weiter: "Der Caritasverband Mannheim möchte die Hausärzte der Bewohner bestärken, die medizinische Versorgung ihrer Patienten auch nach dem Heimumzug zu übernehmen, stellen die Hausärzte doch ein wichtiges Bindeglied dar, zwischen dem Leben vor, während und nach dem Heimaufenthalt. Für viele alte Menschen ist der Hausarzt nicht nur Arzt, sondern wertvoller Gesprächspartner, der ihnen in vielen Lebenslagen hilft."

Pflegebedürftige, ihre rechtlichen Vertreter wie bevollmächtigte Angehörige oder Betreuer sollten sich also nicht irritieren lassen und auf ihr Recht der freien Arztwahl bestehen. Es gibt nur einen "Haken":  Der Hausarzt muß die weitere Betreuung im Heim auch übernehmen wollen ...


UPD hilft:
Bei Problemen hilft die vor Ort zuständige Heimaufsicht oder z.B. die Unabhängige Patientenberatung Deutschland (UPD) mit ihren 22 regionalen Beratungsstellen. (http://www.unabhaengige-patientenberatung.de/)


Titel: Re: QUALITÄT: Ärztliche Versorgung im Heim
Beitrag von: admin am 08. Mai 2010, 17:48
Gemeinsame „Bundesinitiative Pflegeheim“:

Kassenärztliche Vereinigungen machen sich zusammen für eine bessere medizinische Versorgung in Pflegeheimen in Deutschland stark

München, 27. April 2010: Bundesweit haben sich dreizehn der insgesamt siebzehn Kassenärztlichen Vereinigungen (KVen) auf ein gemeinsames Rahmenkonzept geeinigt, mit dem die medizinische Versorgung von Menschen in Pflegeheimen künftig deutschlandweit nachhaltig verbessert werden soll. „Wir haben mit dem Rahmenkonzept eine einheitliche Basis für Verhandlungen mit den Krankenkassen geschaffen“, erklärte dazu der Initiator der Bundesinitiative Pflegeheim, Dr. Gabriel Schmidt, erster stellvertretender Vorstandsvorsitzender der Kassenärztlichen Vereinigung Bayerns (KVB). Bereits seit Jahren ist es Schmidt ein persönliches Anliegen, die Versorgung Pflegebedürftiger zu optimieren. „Wir niedergelassenen Haus- und Fachärzte stellen uns unserer Verantwortung gegenüber unseren Patienten. Insbesondere für unsere älteren Patienten sind wir nicht nur Arzt, sondern auch Anwalt.“ Umso mehr habe es ihn gefreut, dass so viele KVen in dieser Sache an einem Strang ziehen. „Nur durch den Abschluss eines Pflegeheimvertrags mit allen Krankenkassen kann man auf die bevorstehenden Herausforderungen der demografischen Entwicklung und den damit verbundenen Anstieg der Zahl Pflegebedürftiger adäquat reagieren“, so Schmidt.

Grundlage solcher Pflegeheimverträge der Länder-KVen mit allen Krankenkassen soll nun deutschlandweit das Rahmenkonzept der Bundesinitiative Pflegeheim sein, das ein Basismodul und darauf aufbauend individuell kombinierbare Zusatzmodule vorsieht. Kern des interdisziplinären Konzepts ist eine strukturell verbesserte Kooperation von niedergelassenen Ärzten untereinander sowie mit den Pflegeverantwortlichen in Heimen. Dabei stehen Ziele wie eine verbesserte Versorgungsqualität, eine abgestimmte Steuerung der Versorgung, Wirtschaftlichkeit sowie Transparenz im Vordergrund.

Über das Basismodul hinaus können nach dem Baukastenprinzip verschiedene Module den regionalen Bedürfnissen entsprechend ergänzt werden. Neben Servicemodulen der Haus- und Fachärzte, die beispielsweise regelmäßige Visitendienste, Rufbereitschaft und besondere Vertretungsregelungen umfassen, gibt es auch spezielle Qualitätsmodule, bei denen die Qualitätssicherung im Sinne einer optimalen Rundum-Betreuung der Patienten in Pflegeheimen im Fokus steht.

Das von der KVB initiierte bundeseinheitliche Pflegeheimkonzept basiert auf den bereits erfolgreich etablierten Modellprojekten der KV Berlin, der KV Nordrhein und der KV Bayerns. Im Rahmen des Berliner Pflegeheimprojekts beispielsweise kooperieren schon heute Pflegeheime mit niedergelassenen oder angestellten Ärzten. „Ich freue mich, dass wir unser Know-how aus Berliner Projekten in die Bundesinitiative Pflegeheim einbringen konnten“, erklärte die Vorstandsvorsitzende der KV Berlin, Dr. Angelika Prehn. Nun gelte es, aus einzelnen Leuchtturmprojekten Grundsätze und Strukturen für eine bundesweit flächendeckend verbesserte medizinische Versorgung von Pflegebedürftigen abzuleiten.

Auch im Bereich der KV Nordrhein arbeiten Krankenkassen, Pflegeheime, Krankenhäuser und niedergelassene Haus- und Fachärzte bereits intensiv zusammen. Diese Kooperation umfasst unter anderem konkrete Behandlungspfade, abgestimmte Arzneimittellisten und die gesicherte Überleitung der Patienten vom Pflegeheim ins Krankenhaus. Die KV Bayerns hatte bereits vor Jahren das Konzept der Geriatrischen Praxisverbünde entwickelt und in vielen Regionen erfolgreich etabliert. Dabei übernehmen Haus- und Fachärzte gemeinsam die Betreuung einzelner Heime und stellen über eine besondere Rufbereitschaftsregelung sicher, dass die Patienten während, aber auch außerhalb der Sprechstunden optimal versorgt werden.

Einige Länder-KVen haben hingegen bislang weniger Erfahrungen mit übergreifenden Konzepten zur Pflegeheimversorgung gemacht. „Letztlich stehen wir alle vor den gleichen Herausforderungen bei der künftigen Versorgung von Pflegebedürftigen“, so Sanitätsrat Dr. Günter Gerhardt, Vorstandsvorsitzender der KV Rheinland-Pfalz. „Durch den intensiven Austausch von Erfahrungen und Ideen und die gemeinsame Entwicklung des bundeseinheitlichen Rahmenkonzepts für einen Pflegeheimvertrag haben wir viel voneinander gelernt“, so Gerhardt. Dieses Wissen wolle man nun gemeinsam zum Wohle der Patienten nutzen.

Mit der Bundesinitiative Pflegeheim haben die KVen jetzt einen Meilenstein in der medizinischen Versorgung in Pflegeheimen gesetzt, der bei allen Beteiligten – vor allem bei den Patienten, aber auch bei Ärzten und Pflegeverantwortlichen – für mehr Sicherheit und Transparenz sorgt. Damit eine verbesserte Versorgungsqualität im Heim ankommen kann, gilt es nun, mit den Kassen gemeinsame Verträge zu schließen und die entsprechenden Strukturen aufzubauen.

Quelle: Presseinformation der KVB (http://www.kvb.de/de/presse/presseinformationen/presseinformationen/27042010.html) vom 27.04.2010


Titel: ärztliche Versorgung in Pflegeheimen
Beitrag von: Multihilde am 10. September 2010, 17:32
KVen starten Initiative Pflegeheim

Zitat
Berlin – Die Kassenärztlichen Vereinigungen (KVen) haben gemeinsam die „KV Initiative Pflegeheim“ gegründet. Ziel der Initiative ist es, eine fachübergreifende ärztliche Versorgung in Pflegeheimen zu ermöglichen „Erstmals haben sich alle 17 Kassenärztlichen Vereinigungen zusammengetan und ziehen wirklich an einem Strang“, erklärte der 1. stellvertretende Vorstandsvorsitzende der KV Bayerns und Begründer der Initiative, Gabriel Schmidt, bei der Vorstellung des Konzeptes in Berlin.

Quelle:  http://www.aerzteblatt.de/nachrichten/42672/KVen_starten_Initiative_Pflegeheim.htm  (http://www.aerzteblatt.de/nachrichten/42672/KVen_starten_Initiative_Pflegeheim.htm)




siehe dazu auch
http://www.kvb.de/de/praxis/praxisfuehrung/neue-versorgungsformen/pflegeheimversorgung/kv-initiative-pflegeheim.html


Titel: Re: QUALITÄT: Ärztliche Versorgung im Heim
Beitrag von: admin am 18. Oktober 2010, 00:05
Zitat
Sehr geehrte Damen und Herrn,

es gibt eine "KV Initiative Pflegeheim". Zu diesem Thema konnte ich gestern ein Gespräch mit Vertreter der Kassenärztlichen Vereinigung Nordrhein führen.

Ich habe heute die Krankenkassenverbände (u.a.) angeschrieben und darum gebeten, die unterbreiteten Vorschläge aufzugreifen und damit die medizinische Versorgung der pflegebedürftigen Menschen in Pflegeeinrichtungen verbessern zu helfen. Das soeben versandte Schreiben finden Sie im Forum Werner Schell unter

http://www.wernerschell.de/forum/neu/viewtopic.php?p=55300#55300

Die Initiative wird auch beim Pflegetreff am 16.11.2010 vorgestellt:

http://www.wernerschell.de/forum/neu/viewtopic.php?p=54845#54845

Der erste Pflegetreff Anfang 2011 wird die medizinische Versorgung (einschließlich Arzneimittelversorgung, Durchliegegeschwüre, Mängelernährung) komplett in den Mittelpunkt der Erörterungen stellen.


Mit freundlichen Grüßen
Werner Schell

http://www.wernerschell.de
http://www.pro-pflege-selbsthilfenetzwerk.de
Quelle: Werner Schell


Titel: Baden-Württemberg will ärztliche Versorgung in Heimen verbessern
Beitrag von: admin am 04. Februar 2011, 00:56
    Jetzt bessere ärztliche Versorgung in Pflegeheimen

    Neue regionale Netzwerke stellen Arztbesuche sicher

    Um die medizinische Versorgung von älteren Menschen in Pflegeheimen zu verbessern, haben AOK, Ärzteverbände und Pflegeheime einen bisher landesweit einmaligen Vertrag mit Modellcharakter geschlossen. "Wegen des hohen zeitlichen und organisatorischen Aufwands und der in vielen Fällen nicht kostendeckenden Honorierung leidet derzeit die ärztliche Versorgung in Pflegeheimen", so Dr. Christopher Hermann, stellvertretender Vorstandsvorsitzender der AOK Baden-Württemberg. Abhilfe schaffen sollen jetzt regionale Netzwerke von Ärzten und Pflegeheimen, über die regelmäßige Arztbesuche organisiert werden.

    "Uns allen war klar, wir müssen schnell und vor allem gemeinsam handeln, um die derzeitige Situation der ärztlichen Versorgung dauerhaft verbessern zu können. Was wir jetzt vorlegen, kann als Blaupause dienen und ist auf die Zukunft ausgerichtet. Wenn sich die Zahl der derzeit 84.000 Pflegeheimbewohner in Baden-Württemberg nach statistischen Berechnungen in den nächsten 20 Jahren fast verdoppeln wird, kann das Problem nur dezentral gelöst werden. Das soll in den Netzwerken, die wir in Stuttgart und Esslingen erproben, geschehen", so Hermann weiter. Mit dem Vertrag wolle die AOK mit dazu beitragen, dass vermeidbare Krankentransporte und Krankenhausaufenthalte, die die Patienten belasten und z. T. auch unnötige Kosten verursachen, reduziert werden. Nach eigenen Angaben hat die AOK Baden-Württemberg in den ersten 9 Monaten 2010 rund 140 Millionen Euro für die Krankenhausbehandlungen von Pflegeheimbewohnern ausgegeben.

    "Der Vertrag setzt aus hausärztlicher Sicht genau an den richtigen Stellschrauben an und schafft dadurch die notwendigen Rahmenbedingungen für teilnehmende Hausärzte, um die Versorgungsqualität nachhaltig zu verbessern", sagt Dr. Berthold Dietsche, Landesvorsitzender des Hausärzteverbandes Baden-Württemberg.

    AOK-Versicherte, die sich in das neue Programm einschreiben, bekommen mindestens alle 14 Tage Besuch von ihrem Arzt. Bei den Besuchen ist eine Pflegekraft dabei, die den Heimbewohner kennt. Die Heime organisieren außerdem regelmäßige Fallbesprechungen mit den Ärzten und dokumentieren Pflege und Krankheit. "In Not- und Vertretungsfällen verfügt der behandelnde Arzt dadurch über sämtliche Informationen, um eine optimale Versorgung zu gewährleisten", so Dietsche. "Die beteiligten Ärzte organisieren außerdem einen Vertretungs- und Bereitschaftsdienst, der montags bis freitags von 7 bis 19 Uhr zu erreichen ist und verpflichten sich - wie auch die Pflegeeinrichtungen - zu regelmäßigen geriatrischen Fortbildungen."

    Diese Leistungen werden von der AOK über gesonderte Pauschalen honoriert: "Die Ärzte erhalten pro Versicherten und Quartal durchschnittlich 80 Euro", so Hermann. Bei 1.000 Teilnehmern seien dies rund 320.000 Euro pro Jahr. "Durch die verbesserte ärztliche Versorgung erwarten wir Einsparungen durch Vermeidung unnötiger Klinikeinweisungen und Krankentransporte, die diese Kosten kompensieren werden."

    Die angemessene Honorierung ist auch im Sinne des Stuttgarter Allgemeinmediziners und Vorsitzenden des Ärzteverbundes MEDI, Dr. Werner Baumgärtner: "Momentan bekommt ein Hausarzt pro Patient und Quartal von den gesetzlichen Kassen rund 35 Euro. Auch wenn ich zehn Mal im Quartal einen Hausbesuch machen muss oder jede Woche ins Pflegeheim gehe, wird das mit 35 Euro vergütet." Der neue Vertrag sei daher ein Schritt in die richtige Richtung. "Er sichert die Hausarztpraxen und lässt uns mehr Zeit für unsere Patienten in Pflegeheimen."

    Vom Vertrag überzeugt ist auch Bernhard Schneider von der Evangelischen Heimstiftung, demzufolge mit den bestehenden ambulanten Strukturen die ärztliche Versorgung nicht mehr zu bewältigen ist. "In die Verhandlungen sind unsere gesamten praktischen Erfahrungen eingeflossen. Am Ende ist ein Vertrag entstanden, der bundesweit Zeichen setzt. Durch die regelmäßigen Besuche der Ärzte im Pflegeheim, die abgestimmten Vertretungsregelungen und die telefonische Bereitschaft können die vielen unnötigen Krankenhauseinweisungen verhindert werden. Die Zumutung, dass alte Menschen sinnlos herumkutschiert werden, wird damit ein Ende haben."

    Sowohl im AOK-Hausarztprogramm eingeschriebene Ärzte als auch AOK-Versicherte können sich in den nächsten Wochen einschreiben. Für den Herbst ist eine Evaluation geplant. Ist das Programm erfolgreich, "wollen wir ab Januar 2012 weitere Pflegeeinrichtungen einbeziehen und das Konzept flächendeckend in Baden-Württemberg einführen", so Hermann.

    Digitale Pressemappe zur Pressekonferenz vom 02.02.2011, Stuttgart, zum Thema "Integrierte Versorgung Pflegeheime (IVP)"

    • Zitate der Referenten (http://www.aok.de/assets/media/baden-wuerttemberg/Zitate_der_Referenten.pdf) (pdf Download, 1 MB)
    • Daten und Fakten zum Vertrag "Integrierte Versorgung Pflegeheim (IVP) (http://www.aok.de/assets/media/baden-wuerttemberg/FactSheet.pdf) (pdf Download, 19 KB)
    • Übersicht der teilnehmenden Pflegeheime (http://www.aok.de/assets/media/baden-wuerttemberg/Uebersicht_der_teilnehmenden_Pflegeheime.pdf) (pdf Download, 10 KB)
    • Zahlen, Daten und Fakten zur Pflege in Baden-Württemberg (http://www.aok.de/assets/media/baden-wuerttemberg/Zahlen_Daten_Fakten_Pflege_in_Baden-Wuerttemberg.pdf) (pdf Download, 19 KB)
    • Grafik: Pflegesituation in Baden-Württemberg heute (http://www.aok.de/assets/media/baden-wuerttemberg/Zahlen_Daten_Fakten_Pflege_in_Baden-Wuerttemberg.pdfhttp://www.aok.de/assets/media/baden-wuerttemberg/Grafik_Pflegesituation_in_Baden-Wuerttemberg_heute.pdf) (pdf Download, 215 KB)
    • Grafik: Pflegebedürftige nach Art der Pflege  (http://www.aok.de/assets/media/baden-wuerttemberg/Grafik_Pflegebeduerftige_nach_Art_der_Pflege.pdf) (pdf Download, 56 KB)
    • Informationen zu den Pflegeheimträgern (http://www.aok.de/assets/media/baden-wuerttemberg/Informationen_zu_den_Pflegeheimtraegern.pdf) (pdf Download, 52 KB)


    Quelle: http://www.aok.de/baden-wuerttemberg/ - Pressemitteilung 02.02.2011 (http://www.aok.de/baden-wuerttemberg/presse/jetzt-bessere-aerztliche-versorgung-in-pflegeheimen-168021.php)


    Titel: Pilotprojekt in NRW: Ärztliche Versorgung im Heim soll verbessert werden
    Beitrag von: admin am 14. August 2014, 14:55
    Modellprojekt zur besseren ärztlichen Versorgung in Pflegeheimen startet

    Marl/Unna (idr). Marl und Unna gehören neben Bünde, Lippe und Münster zu den Regionen, in denen am 1. Juli ein Modellprojekt zur Verbesserung der ärztlichen Versorgung von Pflegeheimbewohnern startet.

    Niedergelassene Haus- und Fachärzte werden die Senioren in Heimen regelmäßig untersuchen, feste Sprechstunden anbieten und jeweils vor den Wochenenden den Gesundheitszustand der alten Menschen gemeinsam mit dem Pflegepersonal erörtern. Dadurch sollen Notfallsituationen insbesondere an Wochenenden und Feiertagen möglichst vermieden werden.

    Außerdem ist der Einsatz von "Entlastenden Versorgungsassistentinnen" (EVA) vorgesehen, die als "verlängerter Arm" von Ärzten arbeitet. Sie können beispielsweise Behandlungstermine koordinieren und dadurch Ärzte entlasten.

    Das Modellprojekt der gesetzlichen Krankenkassen und der Kassenärztlichen Vereinigung Westfalen-Lippe (KVWL) läuft über zwei Jahre. Die Erkenntnisse werden anschließend in den Auf- und Ausbau landesweiter Strukturen der Heimversorgung einfließen.

    Pressekontakt: NRW-Gesundheitsministerium, Christoph Meinerz, Telefon: 0211/8618-4246, E-Mail: presse@mgepa.nrw.de; AOL Nordwest, Jens Kuschel, Telefon: 0231/419310145; KV Westfalen-Lippe, Christopher Schneider, Telefon: 0231/94323266

    Quelle: http://www.idruhr.de/nachrichten/detail/archive/2014/june/article/modellprojekt-zur-besseren-aerztlichen-versorgung-in-pflegeheimen-startet.html, 20.06.2014


    Titel: Bremer Studie über ärztliche Versorgung im Heim
    Beitrag von: admin am 26. Januar 2018, 01:46
    Zitat
    Pflege-Studie
    Zu wenige Arztkontakte


    Wissenschaftler vermuten, dass Pflegebedürftige in Heimen medizinisch nicht optimal versorgt werden und suchen Teilnehmer für Studie

    Bremen. Wissenschaftler in Bremen gehen davon aus, dass die Bewohner von Pflegeheimen medizinisch unterversorgt sind. Zu dieser Annahme gelangten die Forscher, nachdem sie entsprechende Daten von Krankenkassen analysiert hatten. Eine Studie soll nun erstmals zeigen, wie gesund die Bewohner in Bremer Pflegeheimen sind und wie oft sie Ärzte konsultieren.

    „Pflegebedürftige Menschen in Heimen leiden meist an mehreren Krankheiten gleichzeitig, wie Diabetes, den Folgen eines Schlaganfalls und Demenz“, erklärt Projektleiterin Maike Schulz. Schaue man sich die Anzahl der Kontakte zu Ärzten an, seien das im Vergleich zur übrigen, gesünderen Bevölkerung recht wenige. Besonders gelte das für den Kontakt zu Fachärzten. „Pflegebedürftige werden relativ selten von einem Augenarzt, einem Orthopäden oder einem Gynäkologen angeschaut.“ Bislang konnten die Wissenschaftler jedoch nicht belegen, dass es in Anbetracht der vielen Krankheiten zu wenige Arztkontakte in den Heimen waren.

    Damit die Wissenschaftler nun einen direkten Zusammenhang zwischen Krankheit und ärztlicher Versorgung herstellen können, müssen genauere Daten her. Mit ihrer Studie wollen die zwölf Pflegeforscher des Instituts für Public Health und die Sozialwissenschaftler der Universität Bremen gemeinsam mit der AOK herausfinden, wie gut oder schlecht die Heimbewohner versorgt werden. Als Berater ist der Forscher für Arzneimittelversorgung, Prof. Gerd Glaeske, mit an Bord. Leiter der Studie ist der Pflegeforscher Prof. Heinz Rothgang. Er und sein Team wollen in diesem Jahr Kassendaten analysieren, Heimbewohner befragen und Akten auswerten. Ziel ist es, Heimbewohnern künftig eine bedarfsgerechte medizinische Versorgung zu bieten – dafür wollen die Forscher bis 2020 ein Pilotprojekt entwickeln.

    Aktuell sind sie dabei, Heime und Bewohner zu suchen, die sich an der Studie beteiligen. Maike Schulz: „Wir haben 15 von rund 70 Bremer Pflegeheimen angeschrieben.“ Noch diesen Monat könne die Datenerhebung beginnen. Parallel dazu suche das Forscherteam weitere Heime und 500 Pflegebedürftige, die sich an der Studie beteiligen. Die Teilnehmer sollten älter als 60 Jahre sein, seit mindestens zwölf Monaten in einem Pflegeheim leben und bei der AOK Bremen/Bremerhaven versichert sein. Die Krankenkasse ist nach Angaben von Maike Schulz Auftraggeberin der Studie. Auch gesetzliche Vertreter von Pflegebedürftigen seien als Probanden willkommen, ebenso Blinde und nicht deutschsprachige Bewohner. Die Pflegebedürftigen absolvieren einen Seh- und einen Hörtest. „Speziell geschulte studentische Hilfskräfte, die zum großen Teil eine pflegerische Ausbildung absolviert haben, erfassen außerdem den Zustand der Mundgesundheit“, erklärt Maike Schulz. Es werde geschaut, wie viele eigene Zähne vorhanden sind, wie trocken der Mundinnenraum ist und ob es Wunden gibt. „Wir fragen die Bewohner, wie sie sich fühlen und ob sie Schmerzen haben.“ Anschließend sollen die Pflegekräfte beurteilen, welchen Eindruck der Heimbewohner oder die Heimbewohnerin auf sie macht. Die Forscher werfen einen Blick in die Pflegeakte und schauen sich die Details zur Versorgung und Medikation genauer an.

    „Die teilnehmenden Pflegeheime erhalten auf Wunsch die Ergebnisse und können sich so vom Gesundheitszustand ihrer Bewohner ein konkretes Bild machen“, nennt Maike Schulz einen Vorteil. „Sie können erkennen, wo es Probleme gibt, und womöglich die medizinische Versorgung verbessern“, so die promovierte Gesundheitswissenschaftlerin.

    Finanziert wird das rund 860 000 Euro teure Projekt unter anderem mit öffentlichen Geldern. Voraussichtlich im September werden die Wissenschaftler die letzten Notizen machen. Danach geht es an die Auswertung. Der Abschlussbericht soll bis Ende März 2020 vorliegen. Am Ende, sagt Maike Schulz, sollen möglichst alle Pflegebedürftigen etwas von der Studie haben: „Wir versuchen, die Ergebnisse auf die Gesamtbevölkerung hochzurechnen und werden analysieren, ob die Ergebnisse auf die Gesamtbevölkerung übertragbar sind.“

    Informationen zur Studie und zur Teilnahme gibt es bei Maike Schulz, Telefon 04 21 / 21 85 85 45, oder per Mail: maike.schulz@uni-bremen.de
    Quelle: www.weser-kurier.de, 25.01.2018