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AKTUELLES / NEWS => Aktuelles aus den Medien => Thema gestartet von: admin am 12. Juli 2007, 00:26



Titel: Bremen vollzieht "Geschlechtsumwandlung" bei Behörden
Beitrag von: admin am 12. Juli 2007, 00:26
WESER-KURIER vom 11.07.2007:

Zitat
Die Wirklichkeit ist weiblich und die Briefköpfe nun auch
Senatorinnen gönnen sich zwei neue Buchstaben


Von unserer Redakteurin
Rose Gerdts-Schiffler

BREMEN. Die Handwerker hatten das Schild am Haus des Reichs kaum ausgewechselt, da zerrissen sich schon die ersten die Mäuler: "Was das alles kostet! Gibt es nichts Wichtigeres?" Stein des Anstoßes sind zwei kleine Buchstaben. Zumindest am Haus des Reichs markieren sie eine Zeitenwende.

"Die Senatorin für Finanzen", steht dort neuerdings auf dem Schild. Und nicht nur dort. Im Rahmen der Geschäftsverteilung beschloss der Senat gestern, dass auch das Ressort von Renate Jürgens-Pieper künftig unter dem Label "Senatorin für Bildung und Wissenschaft" firmiert. Zwei Buchstaben mehr, auf Pappe und Papier, erhielt auch Sozial- und Gesundheitssenatorin Ingelore Rosenkötter. Dabei gilt formal noch der Artikel 112 aus der bremischen Verfassung. Danach führen die Mitglieder des Senats die Amtsbezeichnung "Senator". Ein alter Zopf, der demnächst abgeschnitten werden soll. "Wenn die Verfassung reformiert wird, soll auch dieser Paragraf gleich mit korrigiert werden", erklärt die Sprecherin des Finanzressorts, Dagmar Bleiker auf Nachfrage. Und da in dem Haus in den kommenden Jahren sehr auf Cent und Euro geschaut werden soll, hat sie für alle Nörgler, Sparfüchse und Männerbewegte auch Tröstliches parat: "Nichts wird weggeschmissen!" Das Schild mit der männlichen Bezeichnung kommt in den Keller, die Stempel in die Schublade. Briefköpfe sind in Sekundenschnelle und kostenneutral zu ändern - dem Computer sei Dank. Und bei den Schmierzetteln gibt sich Dagmar Bleiker von den Grünen ganz undogmatisch: "Die werde ich aufbrauchen."

Für wenig Aufregung sorgt das Thema auch bei der Gleichstellungsstelle. "Das ist nichts, um sich die Köpfe heiß zu reden", sagt Christel Schütte. Die Sprecherin betont, dass die Gleichstellungsstelle stets für eine geschlechtsneutrale Amtsbezeichnung wie ’Senatsverwaltung für Finanzen’ plädiert habe. Das hätte schließlich für immer Gültigkeit, unabhängig von der Person an der Spitze eines Ressorts. Ob Homepage oder Briefpapier, zwei Fingerübungen auf der Tastatur und im Schreibprogramm Word und die neue Wirklichkeit findet sich auch sprachlich in den Behördenschreiben wieder. In den Zeugnissen schlägt sich die neue Schreibweise noch nicht wieder. "Das war zu kurzfristig", sagt Manfred Ruberg, Sprecher der Bildungsbehörde. Etwas Eingewöhnung benötigt er aber noch für seine Begrüßungsformel am Telefon: "Die Senatorin für Bildung und Wissenschaft, Ruberg, guten Tag?"

Quelle: WESER-KURIER, Seite 9 (http://www.weser-kurier.de/20070711/btag_1670.php?MeldungsID=2007071101027&)

Kommentar:
Im Zusammenhang mit der (erneuten) Bremer Haushaltssperre erscheinen solcherlei Mehrausgaben - und seien sie noch so gering - völlig unverständlich. Zumal im Bereich Soziales Fehler der Vergangenheit künftig nicht mehr vorkommen sollen, dafür aber u.a. entsprechende finanzielle Mittel notwendig sind. In einer eMail an die neue Finanzsenatorin Linnert haben wir am 10.07.2007 daher dafür plädiert, die Bezeichnungen nicht zu ändern. Das Geld wird sicher woanders sinnvoller verwendbar sein. Insbesondere die Belange der Heimbewohner und behinderte Menschen sollten entsprechend berücksichtigt werden. Die Rücknahme der Fahrdienststreichung - das Gericht erklärte die Kürzungen für rechtswidrig - steht unseres Wissens nach noch aus. Auf eine Antwort warten wir gespannt ...