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Autor Thema: Gewalt im Heim: Oft fehlen Beweise und Mut zur Anzeige  (Gelesen 6204 mal)
admin
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« am: 02. Januar 2013, 16:11 »

Gewalt in der Pflege: Oft fehlt Beweis

Reinhard Leopold von der Selbsthilfe-Initiative „Heim-Mitwirkung“ im Gespräch: Bessere Zukunftsperspektiven für Mitarbeiter nötig

BREMERHAVEN. Es sind unfassbare Szenen aus einem Bremer Altenheim. Eine alte Dame wird von einer Pflegerin an den Haaren gezogen und angebrüllt. Der Sohn des Gewalt-Opfers hat den Film mit versteckter Kamera aufgenommen . Was vor einigen Wochen in Bremen bekannt wurde, ist oft noch ein Tabu-Thema. Warum das so ist, erzählt der Sprecher der Selbsthilfe-Initiative „Heim-Mitwirkung“, Reinhard Leopold, im Interview mit Denise von der Ahé.

Warum nehmen viele Menschen in Pflegeheimen Gewalt und Missstände wahr, schweigen aber?
Nichtbetroffene können das kaum verstehen und fragen sich, warum Angehörige, Pflegekräfte und andere, die in Heimen ein- und ausgehen, nicht einfach die Missstände in der Pflege anzeigen. Der viel zitierte Pflegekritiker Claus Fussek schiebt gar einen Teil der Schuld an Pflegemissständen den Angehörigen selbst in die Schuhe, weil sie wahrgenommene Gewalt und Pflegemängel nicht anzeigen. Leider lässt er dabei die Abhängigkeiten völlig außer Acht.

Angehörige nehmen doch sicher wahr, wenn etwas mit ihren Pflegebedürftigen nicht stimmt. Was hindert sie dann am Reden?
Wer seinen Angehörigen in einem Heim begleitet und Negatives dabei erlebt, der fragt sich, wie er damit umgehen soll. Es gibt jede Menge Zweifel, die einem Betroffenen dann durch den Kopf gehen. Und wenn die pflegebedürftige Person selbst von Gewalt oder anderen Missständen berichtet, ist es oft schwierig zu beurteilen: Wie glaubwürdig sind Aussagen von verwirrten, alten Menschen?

Es fehlen also oft Beweise...
Richtig. Zudem fehlt der Mut, wahrgenommene Dinge offen anzusprechen. Hinzu kommt, dass Angehörige meist Angst davor haben, dass ihre Pflegebedürftigen darunter zu leiden haben, wenn sie negativ Erlebtes gegenüber Pflegepersonal und Heimleitung ansprechen. Oft möchten die Heimbewohner sogar selbst nicht, dass ihre Probleme thematisiert werden, weil sie erst recht Angst vor Repressalien haben. Ein weiterer Grund ist, dass Heimbewohner großes Verständnis für die Situation der Pflegekräfte haben und sie ihre Angehörigen nicht damit behelligen wollen. Sie erleben täglich, dass zu wenig Personal zur Verfügung steht und die Pflegekräfte unter extremem Zeitdruck ihre Arbeit nicht schaffen können.

Und die Pflegekräfte selbst? Warum zeigen sie ihre Kollegen nicht an?
Auch sie bräuchten Beweise. Aber Gewalt in der Pflege findet in der Regel im Verborgenen statt – ohne dass Zeugen dabei sind. Außerdem haben auch Pflegekräfte Angst vor den eigenen Kollegen, vor Mobbing und Schikane. Oder Angst vor dem Verlust des Arbeitsplatzes.

Was kann helfen, Gewalt in der Pflege zu verhindern?
Eine einfache Lösung gibt es leider nicht. Fakt ist, dass der Pflegeberuf immer unattraktiver geworden ist: harte Knochenarbeit, schlechte Bezahlung, befristete Arbeitsverträge. Dennoch gibt es viele Pflegekräfte, die trotz der negativen Umstände versuchen, ihre Arbeit zu schaffen. Und viele von ihnen fahren jeden Tag mit Gewissensbissen nach Hause, weil sie genau wissen, dass sie eine ausreichende Versorgung der ihnen anvertrauten Menschen gar nicht schaffen können. Ihnen gilt großer Respekt dafür, dass sie es zumindest versuchen.

Welche Rahmenbedingungen müssen sich ändern?
Die Berufsausbildung muss gezielt gefördert werden. Auch eine ausreichende Bezahlung ist wichtig. Pflegerinnen und Pfleger brauchen Wertschätzung und sichere Berufs- und Lebensperspektiven. Auch die Pflegegelder müssen hinsichtlich ihrer Verwendung kontrolliert werden.

Das heißt?
Das viele Geld, das im Pflegebereich kassiert wird, wird nicht ausschließlich dafür verwendet, wofür es gedacht ist. Rendite- und profitorientierte Unternehmen versprechen ihren Investoren Renditen von sieben Prozent und mehr. Hinzuzurechnen ist noch der Unternehmergewinn. Renditegarantien werden für 15 Jahre und länger zugesagt, gehen dabei allerdings eindeutig zu Lasten des Pflegepersonals und der Versorgungsqualität.
 
Wichtig ist, dass Angehörige die eigenen Vermutungen zunächst mit dem Pflegepersonal besprechen. Zusätzlich kann man auch mit anderen Menschen reden. Gibt es einen Heim- oder Angehörigenbeirat? Vielleicht haben andere Angehörige Ähnliches erlebt. In konkreten Fällen ist die Heimaufsicht zu informieren – das kann übrigens auch anonym erfolgen. Ansonsten können Angehörige auch Interessenvertretungen gründen.

Heim-Mitwirkung
Für Angehörige, Bewohnerfürsprecher und Heimbeiräte gibt es in Bremen beispielsweise eine unabhängige Selbsthilfe-Initiative, die sich jeden zweiten Sonnabend (im Monat) um 15 Uhr im Netzwerk Selbsthilfe, Faulenstra-ße 31, trifft.  => http://www.heim-mitwirkung.de

Quelle: www.Nordsee-Zeitung.de, 29.12.2012




siehe dazu auch [Bremen: Gewalt im Pflegeheim der Hansa-Gruppe >>]

* NZ_BRHV121229_Hansa_Gewalt-Oft fehlt Beweis.pdf (155.55 KB - runtergeladen 519 Mal.)
« Letzte Änderung: 06. November 2014, 17:24 von admin » Gespeichert

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