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Autor Thema: Gefahren mit Psychopharmaka für alte Menschen  (Gelesen 10273 mal)
admin
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« Antworten #3 am: 09. August 2009, 00:36 »

Zitat
Wenn  statt Zuwendung  Medikamente gereicht werden!

Erfahrungsbericht einer Angehörigen, der zugleich einen typischen "Gerontopsychiatrisierungsprozess" beschreibt

Eine Angehörige/gesetzliche Betreuerin wandte sich 2004 in ihrer Verzweiflung an den Verein ALZheimer-ETHik e.V., da dieser als einziger die übliche  Medikamentenpraxis in der Behandlung von Demenzkranken kritisiert.  ...

[vollständigen Bericht lesen >>]
« Letzte Änderung: 09. August 2009, 00:38 von admin » Gespeichert

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"Wir sind nicht nur für das verantwortlich,
 was wir tun, sondern auch für das,
was wir nicht tun" (Jean Molière)
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« Antworten #2 am: 09. August 2009, 00:27 »

Psychopharmaka & alte Menschen



Quelle: www.antipsychiatrieverlag.de - Veröffentlichung mit freundlicher Genehmigung von Peter Lehmann
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« Antworten #1 am: 09. August 2009, 00:23 »

Psychopharmaka & alte Menschen



Quelle: www.antipsychiatrieverlag.de - Veröffentlichung mit freundlicher Genehmigung von Peter Lehmann
« Letzte Änderung: 09. August 2010, 11:09 von admin » Gespeichert

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« am: 03. Juli 2009, 00:40 »

Psychopharmaka bei Alten
Uschi Biermann

Wenn die Eltern im Alter nicht mehr für sich selbst sorgen können, stehen die Kinder oft vor der schwierigen Frage, wo sie am besten versorgt sind. Die Eltern selbst zu pflegen überfordert schnell beide Seiten. Und aus Altenheimen hört man nicht immer Gutes. "Satt, sauber, trocken" scheint in vielen Einrichtungen die Devise zu sein. Oft gibt es gerade einmal zwei Pflegekräfte für 30 alte Menschen. Das kann nicht gut gehen. Und so werden häufiger als medizinisch notwendig Dauerkatheter und Magensonden gesetzt, um Zeit und Geld zu sparen. Das ist skandalös - aber es kommt noch schlimmer: Auch Psychopharmaka werden über jedes Maß gegeben. Nicht in Einzelfällen, sondern systematisch. Aus dieser Falle können sich die Betroffenen und ihre Familien kaum alleine befreien.

Marita Halfen arbeitet für den Bonner Verein "Handeln statt Misshandeln", einer Initiative die älteren Menschen und deren Angehörigen Hilfe anbietet. Zu tun hat die Sozialarbeiterin mehr als genug, denn in der Altenpflege liegt vieles im Argen. Ein Beispiel ist Familie Hartmann, die sie schon seit längerer Zeit betreut: "Die Familie Hartmann hatte uns angerufen, unseren Verein, und um Hilfe gebeten, weil die Mutter, beziehungsweise Schwiegermutter, in einem Altenheim mit Medikamenten, mit Psychopharmaka, total zugedröhnt worden ist und sie gar nicht mehr sie selbst war. Und die Familie überhaupt nicht mehr mit ihr reden konnte, gar nichts."

Versteinerter Körper


Wer die 70-jährige allerdings heute auf dem Bauernhof bei ihrer Tochter sieht, wird kaum glauben, wie desolat ihr Zustand war. Violetta Hartmann erzählt: "Als ich meine Mutter zum ersten Mal im Heim besuchte, war sie recht ruhig. Aber über die Monate hin wurde sie immer verwirrter, ich denke durch die Psychopharmaka. Sie bekam Windeln. Ihr ganzer Körper hatte sich versteinert, regelrecht, wie so ein Parkinson-Syndrom. Und wir wussten uns keinen Rat mehr, und mussten dann doch zur Hausärztin, die uns half, meine Mutter in die Klinik zu bringen, in eine andere Klinik. Und heute geht es ihr sehr gut."

Ein Happy End für die alte Dame, das ohne die Hilfe von außen nicht möglich gewesen wäre. In vielen Fällen durchleiden Pflegebedürftige aber ein Martyrium, das niemand bemerkt - oder bemerken will, kritisiert der Altersforscher Prof. Rolf-Dieter Hirsch, Gerontopsychiater und Chefarzt der Rheinischen Kliniken Bonn.

Mit Psychopharmaka zugedröhnt

Auch das Ruhigstellen mit Medikamenten zählt für ihn dazu, denn der unfreiwillige Psychopharmaka-Konsum hat für die Opfer schwerwiegende Folgen: "Grundsätzlich vertragen alte Menschen Psychopharmaka relativ schlecht. Man muss sehr sensibel damit umgehen, weil die Nebenwirkungen, gerade beim vorgeschädigten Gehirn, erheblich größer sind als bei jungen Menschen. Da geht es um Herz-Kreislauf, dann aber auch die große Schwierigkeit der Sturzgefahr. Je mehr Psychopharmaka, desto ruhiger wird der Einzelne. Man kann schon davon ausgehen, dass der Einzelne ins Bett gepflegt wird um ruhiggestellt zu werden. Das macht dann aber erheblich weitere Schwierigkeiten für den Körper."

Psychopharmaka werden offenbar über Monate verabreicht, ohne dass dies von einem Arzt kontrolliert wird. Manchmal sogar ohne Rezept. Der Arzneimittelreport des Kassenverbundes GEK beklagt, dass bei Heimbewohnern 40 bis 50 Prozent aller Psychopharmaka ohne klare Indikation eingesetzt werden. Die Ursache liegt im System: Zu wenig Personal für zu viele Pflegefälle. Das bedeutet Zeitvorgaben fürs Waschen, Füttern, Betten. Das ist nur zu schaffen, wenn man rationalisiert. Und das lohnt sich auch noch.

In höhere Pflegestufe pflegen

So sieht das auch Marita Halfen: "Meines Erachtens nach hat die Pflegestufe eine ganze Menge damit zu tun. Eine Pflegestufe drei bringt natürlich wesentlich mehr Geld als eine Pflegestufe eins. Also können wir ja versuchen, die Menschen in eine höhere Pflegestufe zu pflegen. Nicht überall, aber in vielen Heimen passiert es so."

Psychopharmaka –Verschreibungen beanstandet

Auch der Psychiater Prof. Johannes Pantel hat im Rahmen seiner Studie einige Heime unter die Lupe genommen. Dabei interessierte ihn, ob der Einsatz von Psychopharmaka sachgemäß war. Das Ergebnis ist eindeutig: "In der ersten Studie waren mehr als 90 Prozent aller Psychopharmaka-Verschreibungen zu beanstanden. Dies betraf zum Beispiel die Dauer der Medikation, aber auch eine ausreichende medizinische Begründung für die Gabe. Diese Defizite sind auf Mängel in der Qualifizierung der beteiligten Berufsgruppen zurückzuführen. Hier sind sicherlich die Ärzte zu nennen, die die Medikamente verschreiben, aber auch das Personal in Pflegeheimen, das geschult werden sollte, mit herausfordernden Verhaltensweisen anderer, nicht medizinischer Art, umzugehen."
Menschliche Zuwendung statt Medikamente

Mängel lassen sich beheben - wenn man will. Wie das geht, zeigt das Betreuungskonzept, das Prof. Pantel für pflegebedürftige Heimbewohner entwickelt hat. Im Frankfurter Pfarrer-Münzenberger-Haus wurde es auf seine Praxistauglichkeit getestet. Prof. Johannes Pantel: "In unserer neuesten Studie haben wir Mitarbeiter von Pflegeheimen dazu qualifiziert, das innere Erleben der Bewohner in den Mittelpunkt des Pflegehandelns zu stellen. Viele Altenheimbewohner sind verunsichert. Aus der Verunsicherung entsteht Angst, und die kann sich in problematischen Verhaltenweisen äußern. Wenn man jetzt die Dinge berücksichtigt, wobei auch ein Rückgriff auf die Lebensgeschichte sehr nützlich ist, dann kann man die Angst reduzieren. Es wäre beispielsweise möglich, eine Bewohnerin, die ihre Leben lang als Hausfrau gearbeitet hat, gezielt in soziale Aktivitäten wie Kochen, Geschirrspülen und Abwaschen einzubeziehen. Das kann die Angst reduzieren, und wir haben hierdurch die Rate der inadäquaten Verordnungen fast halbieren können."

Menschlichkeit ist bezahlbar

Mitmenschlichkeit und Einfühlungsvermögen. Auch so kann Altenpflege praktiziert werden. Und das Konzept ist finanzierbar: Der Heimplatz im Pfarrer-Münzenberger-Haus kostet für Bewohner der Pflegestufe eins etwa 2.700 Euro. Der Durchschnitt in Frankfurt liegt bei 2.800 Euro. Damit zählt dieses Heim zu den preisgünstigeren. Für die Bewohner lohnt sich das Ganze also doppelt. Und so manch eine(r) möchte dort gar nicht mehr weg.

Auch Helga Vöckler will nicht mehr weg. Nach fast sechs Monaten im Pflegeheim, wo sie völlig falsch mit Psychopharmaka behandelt wurde, lebt sie nun bei ihren Kindern. Auch körperlich erholt sie sich langsam: "Seit ich aus dem Heim bin, und auf dem Bauernhof bin, habe ich wieder Freude am Leben. Ich kann Frühstück machen, mir alleine, und kann laufen."

Die Sozialarbeiterin Marita Halfen ist schon wieder unterwegs. Etwa 1.000 Pflegebedürftige oder deren Angehörige melden sich jährlich bei dem Verein. Bis alle Heime zur Heimat alter Menschen geworden sind, bleibt noch viel zu tun.

Quelle: SWR-Sendung vom Donnerstag, 02.07.2009, 22.00 bis 22.30 Uhr
(Wiederholung vom 10. Juli 2008)
« Letzte Änderung: 09. August 2010, 11:12 von admin » Gespeichert

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