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Autor Thema: LEIHARBEIT: Lohndumping dank Zeitarbeit  (Gelesen 16084 mal)
admin
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« Antworten #10 am: 17. Juli 2017, 00:42 »

Zitat
Kein Bock auf Festanstellung in der Pflege
Letzter Ausweg Leiharbeit

Innerhalb eines Jahres ist der Anteil von Pflegenden in der Leiharbeit um 20 Prozent gestiegen. Die Arbeitsbelastung ist geringer, die Bezahlung oft besser.


von SIMONE SCHNASE - Bremen-Redakteurin

BREMEN taz | Als sich Ende Juni der Bundesgesundheitsminister mit seinen LänderkollegInnen in Bremen traf, ging das Pflegepersonal auf die Straße, um „Rabatz für gute Pflege“ zu machen. Die Demo war eine Aktion der Gewerkschaft Ver.di, die vor allem verbindliche und bessere Personalschlüssel in Kliniken und Altenheimen fordert. Denn die Arbeitsbedingungen sind so schlecht, dass sich Pflegende mittlerweile freiwillig von Leiharbeitsfirmen beschäftigen lassen.

Außer in bestimmten Bereichen – wie zum Beispiel auf Frühgeborenenstationen – können Krankenhäuser ihren Personalschlüssel weitestgehend selbst bestimmen. „Und hier tun sich die privaten Konzerne wie Helios, Ameos und Co., die ja Gewinn machen wollen, besonders negativ hervor“, sagt Jörn Bracker, Ver.di-Sekretär für Bremen und Nordniedersachsen.

Gewinn machen Kliniken mit den sogenannten „Fallpauschalen“: Sie bekommen nicht mehr wie früher Geld pro Liegetag eines Patienten, sondern seit 2004 pro „Fall“. Das bedeutet, dass es immer die gleiche Summe gibt – egal wie schwer oder leicht ein Krankheitsverlauf ist und egal wie lange ein Patient im Krankenhaus liegen muss. Die Fallpauschale hat aus Kostengründen oft zur Folge, dass PatientInnen viel zu früh entlassen werden – aber auch, dass sie schlecht versorgt werden: Denn je weniger Pflegepersonal eingesetzt wird, umso mehr Geld bleibt übrig.

Während die Fallzahl in Krankenhäusern von 1995 bis 2014 um knapp zwölf Prozent gestiegen ist, hat die Zahl der Pflegekräfte in dieser Zeit um gut 13 Prozent abgenommen. Das bedeutet: Immer weniger Pflegende müssen sich um immer mehr akut kranke, also pflegeintensive PatientInnen kümmern.„Das Pflegepersonal ist am Limit“, sagt Bracker und berichtet von „immer mehr Pflegenden, die sich in Teilzeit flüchten und dann als Nebenjob lieber irgendetwas völlig anderes machen“ und von Auszubildenden, die nach ihrem Examen keinen einzigen Tag mehr in der Pflege arbeiteten. Statt einer Praxisanleitung müssten sie während der Ausbildung oft bloß Personallücken stopfen.

„Der Arbeitsdruck bei den Festangestellten ist zu hoch“
Eine einzige Nachtwache sei nicht selten für 20 bis 30 PatientInnen zuständig: „Viele wollen deswegen gar keinen Nachtdienst mehr machen“, sagt Bracker. Und während die einen ihre Stellen reduzieren oder den Beruf wechseln, setzen andere auf Leiharbeit: Laut einer statistischen Sonderauswertung der Bundesagentur für Arbeit im Auftrag des Interessenverbandes Deutscher Zeitarbeitsunternehmen (IGZ) hat sich von Juni 2016 bis Juni 2017 die Zahl der in der Zeitarbeit tätigen Pflegekräfte um 20 Prozent erhöht.
„Der Arbeitsdruck bei den Festangestellten ist zu hoch“, begründet IGZ-Sprecher Wolfram Linke diese Entwicklung. „Und aufgrund des Fachkräftemangels können die Pflegenden gegenüber den Leiharbeitsfirmen sowohl ihre Bedingungen als auch ihre Preise diktieren.“ Die Bezahlung sei deswegen „mindestens genauso hoch, als wenn sie fest angestellt wären – oft sogar noch höher“.

Absurd, denn während die Kliniken am Personal sparen, müssen sie an die Leiharbeitsfirmen ungleich mehr zahlen als an einen direkt Angestellten: „Das stimmt, aber was sollen sie machen, wenn sie niemanden finden?“, sagt Linke. Viele Kliniken würden Stellen ausschreiben und dann auf externe Kräfte zurückgreifen, weil sich schlicht niemand direkt bei ihnen beworben habe.

Keine Überstunden und Doppelschichten
In seinem Weblog „Pflegebild“ schreibt Blogbetreiber und Pfleger Tim Schenk über seine Erfahrungen in der Zeitarbeit: „Als Festangestellter wurde ich und viele von euch sicher auch mit der Zeit als ‚Kollegenschwein‘ bezeichnet, wenn man hier nicht einspringe, da keine Überstunden leistet und dort keine Doppelschicht kloppt, dies habe ich als Zeitarbeiter nicht.“ Und er bestätigt die Einschätzung des IGZ: „Die Bezahlung ist meistens genauso oder besser als ein fest angestellter Mitarbeiter.“

Auch Bracker weist auf einen Fallstrick hin: „Aber Fakt bleibt auch, dass diese KollegInnen als erste entlassen werden, wenn es mal nicht mehr läuft.“ Und: je mehr LeiharbeiterInnen, umso kleiner die ohnehin schon überlastete Stammbelegschaft in den Kliniken. Die Flucht in die Leiharbeit, so Bracker, sei auf jeden Fall ein weiteres Alarmsignal für die schlechten Arbeitsbedingungen in der Pflege.

Ver.di hat mit den bundesweiten „Appellen für gute Pflege“ fast eine viertel Millionen Unterschriften gesammelt und sie Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) überreicht: „Wir fordern, dass sofort nach der Bundestagswahl deutschlandweit mindestens 20.000 Stellen geschaffen werden.“
Quelle: http://taz.de/Kein-Bock-auf-Festanstellung-in-der-Pflege/!5427570/
« Letzte Änderung: 17. Juli 2017, 00:42 von admin » Gespeichert

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« Antworten #9 am: 17. Juli 2017, 00:36 »

Zitat
Überlastete Pfleger flüchten in die Leiharbeit

von Holger Bock und Marie-Caroline Chlebosch

Freiwillig aus einer Festanstellung in die Leiharbeit zu wechseln - das klingt erst mal verrückt. Doch vor allem Krankenpfleger entscheiden sich offenbar immer häufiger für diesen Wechsel. Die Arbeitsbedingungen in den Kliniken sollen mittlerweile so schlecht sein, dass viele Krankenpflegekräfte den Weg in die Leiharbeit als Lösung sehen. Das haben Recherchen von NDR 1 Niedersachsen und Hallo Niedersachsen ergeben. ...

... 14 Dienste am Stück, Nachtschichten, Wochenenden. Irgendwann können Krankenpfleger nicht mehr. Immer mehr wechseln in die Leiharbeit - zu besseren Bedingungen für das gleiche Geld. ...
Quelle: http://www.ndr.de/nachrichten/niedersachsen/hannover_weser-leinegebiet/Ueberlastete-Pfleger-fluechten-in-die-Leiharbeit,leiharbeit186.html, 18.06.2017
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« Antworten #8 am: 17. Juli 2017, 00:21 »

TEILZEITARBEIT IN GESUNDHEIT UND PFLEGE
IAT untersuchte Mobilisierung von Arbeitszeitreserven


Pressemitteilung vom 08.04.2016 - Redaktion: Claudia Braczko

Mehr als die Hälfte aller Beschäftigten in der Gesundheits- und Krankenpflege arbeitet in Teilzeit oder geringfügiger Beschäftigung. Wäre die Aufstockung von Teilzeitstellen eine Möglichkeit den Fachkräftemangel in der Pflege abzufedern? In einer aktuellen Studie hat das Institut Arbeit und Technik (IAT / Westfälische Hochschule) untersucht, ob und welche Arbeitskraftreserven im Pflegebereich mobilisiert werden könnten.

Anhand von Daten des Lohn-Spiegels des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts (WSI) der Hans-Böckler-Stiftung analysierten die IAT-Forscher/innen Denise Becka, Michaela Evans und Fikret Öz persönliche Interessen und Motivationen von Pflegekräften, ihre Präferenzen zu Arbeitsbedingungen und Arbeitszeiten sowie Gründe für die Ausübung von Teilzeitarbeit im Branchen- und Berufsvergleich. Mit Blick auf die Frage nach der Zufriedenheit mit den vertraglich vereinbarten Arbeitszeiten zeigte sich etwa ein Viertel der befragten Pflegekräfte an einer Aufstockung der Wochenstunden interessiert. Somit scheint ein Potenzial zur Ausweitung der Beschäftigung in der Pflege zwar vorhanden, wird von den Befragten aber wenig favorisiert: „Im Vergleich mit anderen Berufen und Branchen gibt es strukturelle Ungleichheiten und Belastungen in den Pflegeberufen, die den Wunsch nach Teilzeitarbeit prägen“, stellt die Studie fest.

Hierzu gehören hohe Teilzeitanteile in den Helferberufen, die den geringer qualifizierten und entsprechend niedriger entlohnten Helferbereich in der Pflege zusätzlichen Prekarisierungsrisiken aussetzen. Auch die Kopplung von Teilzeitarbeit mit befristeten Arbeitsverträgen birgt Risiken. Das Überstundenvolumen ist im Vergleich zu anderen Berufen und Branchen überdurchschnittlich hoch und wird mit unterschiedlichen Modellen vergütet, über die z.T. eine „verdeckte“ Aufstockung von Arbeitszeiten generiert wird.

Das Ziel, Arbeitskraftreserven zu mobilisieren, hängt maßgeblich auch davon ab, ob es gelingt Arbeitsbedingungen zu schaffen, die einerseits den vorzeitigen Rückzug in die Teilzeitarbeit verhindern. „Damit die Aufstockung von Teilzeitstellen sowohl für Arbeitgeber als auch für die Beschäftigten im Pflegebereich interessant wird, müssen andererseits die im Branchenvergleich charakteristischen und strukturell angelegten Prekarisierungsrisiken verringert werden“, stellen die IAT-Forscher/innen fest. Dem sollte in der aktuellen Debatte um die Aufwertung von Pflegearbeit stärker Rechnung getragen werden. Als handlungspraktische Bezüge für Einrichtungen sollten neue Gestaltungsoptionen stärker in die Diskussion eingebracht und erprobt werden, die z.B. einen flexibleren Personaleinsatz mit neuen Versorgungslösungen verknüpfen. Hier könnten neue Arbeitsbereiche mit einem breiteren Einsatzfeld und reduzierten Arbeitsbelastungen z.B. im Sinne von Job-Rotationsmodellen entstehen, schlagen die Wissenschaftler/innen vor.

Quelle: https://iat-info.iatge.de/presse/2016/teilzeitarbeit-in-gesundheit-und-pflege-08042016.html
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« Antworten #7 am: 17. Juli 2017, 00:00 »

Zitat
Veröffentlicht unter www.nachdenkseiten.de: 28. November 2016 um 10:26 Uhr | Verantwortlich: Jens Berger
„Leiharbeit ist moderner Sklavenhandel“


Unter den Mechanismen, die besonders effektiv die Verarmung und Verelendung im Lande vorantreiben, ist neben Hartz IV auch und vor allem die sogenannte „Leiharbeit“ zu nennen, mittels derer Menschen wie Waren „verliehen“, in prekäre Lebensverhältnisse gezwungen und mit Armut konfrontiert werden. Trotz klarer Beschlusslage aller DGB-Gewerkschaften, dass für gleiche Arbeit stets gleicher Lohn zu zahlen sei, steht zu befürchten, dass dieselben in der am 29. und 30. November stattfindenden Tarifrunde Leiharbeit 2016/17 der Leiharbeit erneut Tür und Tor öffnen. Dabei könnte alles so einfach sein. Denn die Gewerkschaften könnten diesem „modernen Sklavenhandel“ einen Riegel vorschieben, meint die linke Gewerkschaftsaktivistin Mag Wompel im Gespräch mit Jens Wernicke, und erklärt, welche Maßnahmen möglich und umgehend notwendig sind.
Quelle: http://www.nachdenkseiten.de/?p=36021
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« Antworten #6 am: 16. Juli 2017, 23:24 »

Zitat
LINKE BEKLAGT SCHLECHTE BEZAHLUNG
Leiharbeit in der Pflege hat sich verfünffacht

Berlin - Die Pflege von Alten und Kranken wird immer öfter von Leiharbeitern übernommen. Das zeigen jüngste Zahlen der Bundesagentur für Arbeit

Danach waren 2005 lediglich 3.196 Leiharbeiter in Gesundheits- und Pflegeberufen tätig, 2011 waren es mit 16.350 rund fünf Mal so viel. Die Linken-Abgeordnete Sabine Zimmermann beklagte, dass diese Pflegekräfte im Schnitt ein Drittel weniger Lohn erhielten als reguläre Angestellte. ...
Quelle: https://www.merkur.de/politik/zahl-pflege-leiharbeiter-verfuenffacht-2379232.html, 05.07.2012
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« Antworten #5 am: 05. April 2011, 13:41 »

Missbrauch bei Zeitarbeit eindämmen
Befristung und gleicher Lohn


Um den Missbrauch von Leiharbeit einzudämmen, müssen gleicher Lohn für gleiche Arbeit gezahlt und die Dauer der Arbeitseinsätze begrenzt werden. Dafür spricht sich der Arbeitsmarktforscher Prof. Dr. Gerhard Bosch, Direktor des Instituts Arbeit und Qualifikation (IAQ) der Universität Duisburg-Essen, aus.

Um Löhne zu drücken, nutzen viele Unternehmen die gesetzlichen Möglichkeiten der Arbeitnehmerüberlassung aus, so Bosch. Dabei erhielten die Betriebe mit den schlechtesten Löhnen zum Teil noch Subventionen, weil die geringen, nicht existenzsichernden Löhne oft noch aus den staatlichen Sozialkassen aufgestockt werden müssen.

Im aktuellen IAQ-Standpunkt zur Anhörung im Bundestagsausschuss Arbeit und Soziales geht es darum, den Missbrauch von Arbeitnehmerüberlassung zu verhindern und das EU-Recht in die nationale Gesetzgebung umzusetzen. Nach der EU-Richtlinie zur Leiharbeit müssen die wesentlichen Arbeits- und Beschäftigungsbedingungen von Zeitarbeitskräften denen der vergleichbaren Stammarbeitskräfte entsprechen. Bei abweichenden tariflichen Regelungen ist der „Gesamtschutz“ von Leiharbeitskräften zu beachten.

Gleiche Arbeit – halber Lohn
Im Oktober 2010 waren in Deutschland mehr als 900.000 Leiharbeiter beschäftigt, deutlich mehr als bei dem bisherigen Höchststand vor der Krise. Die Bedingungen in der Branche haben sich aber drastisch verschlechtert. Zwei von drei Leiharbeitsbeschäftigten arbeiten inzwischen zu Niedriglöhnen. Während Vollzeitbeschäftigte im Durchschnitt 18,04 Euro brutto pro Stunde (2006) verdienen, erreichen Leiharbeitskräfte mit 9,71 Euro nahezu nur die Hälfte. Wegen der niedrigen Löhne müssen 11,5 Prozent aller Leihkräfte ergänzend Hartz IV-Leistungen für die Grundsicherung in Anspruch nehmen, fünfmal mehr als der Durchschnitt aller Beschäftigten. Rund 531 Millionen Euro kostet diese Aufstockung zwischen Juni 2008 und Mai 2009 nach Auskunft der Bundesagentur für Arbeit.

Leiharbeit als Brücke in die Beschäftigung und normale Arbeit funktioniert nicht: Die erwarteten Übergänge von 50 Prozent und mehr aus den 2004 eingeführten Personal-Service-Agenturen mündeten in der Praxis nur zu rund 7 Prozent in reguläre Beschäftigung. Wenn der Gesetzgeber die Brückenfunktion verbessern will, - so rät Bosch - muss die Überlassungsdauer zeitlich begrenzt werden, damit die Zeitarbeit nicht zum Dauerzustand wird. Außerdem muss gleicher Lohn gezahlt werden, damit eine Übernahme von Leihkräften in dauerhafte Beschäftigung für den Entleiher betriebswirtschaftlich attraktiv wird.

Leiharbeit ist in Deutschland längst keine Randerscheinung mehr, so Bosch. Unternehmen und auch öffentlich-rechtliche Einrichtungen haben zunehmend eigene Verleiheinheiten gegründet, um Arbeitskräfte zu den niedrigeren Zeitarbeitstarifen beschäftigen zu können. Solche Personalkarusselle sollen durch die beabsichtigten Gesetzesänderungen begrenzt werden. Leihkräfte, die innerhalb von sechs Monaten wieder eingestellt werden, sollen gleichen Lohn und gleiche Arbeitsbedingungen erhalten.

Allerdings gelten die geplanten Schutzregelungen nicht für Auszubildende nach Abschluss ihrer Ausbildung oder für Leihkräfte, die zuvor nicht beim Unternehmen beschäftigt waren. „Missbrauch kann hier nur verhindert werden, wenn das Gleichbehandlungsgebots für alle Leihkräfte konsequent umgesetzt wird“, so Bosch. Die mehr als überfälligen rechtlichen Änderungen, um einen Mindestlohn in der Leihbranche einzuführen, ersetzen nicht die ausnahmslose Einführung des Equal Pay-Gebotes bei betrieblichen Einsätzen.

Die Weiterbildung von Leihkräften könnte durch einen Fonds verbessert werden, aus dem Weiterbildung in verleihfreien Zeiten finanziert wird, schlägt der IAQ-Arbeitmarktforscher vor. Der Fonds sollte von den Sozialpartnern paritätisch verwaltet und aus einer Umlage gespeist werden. Eine Begrenzung der Überlassungsdauer auf drei Monate hält Bosch für zu restriktiv. Bei größeren Investitionsprojekten oder Personalvertretungen bei längerer Krankheit sind Höchstgrenzen von einem Jahr mit eng begrenzten Ausnahmen sinnvoll.

Weitere Informationen: IAQ-Standpunkt 2011-02 [>>]

Für weitere Fragen steht Ihnen zur Verfügung:
    Prof. Dr. Gerhard Bosch

Redaktion:
    Claudia Braczko

Quelle: http://www.iaq.uni-due.de, Pressemitteilung 22.03.2011
« Letzte Änderung: 05. April 2011, 13:47 von admin » Gespeichert

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« Antworten #4 am: 22. Januar 2011, 00:31 »

Bremer Unternehmen haben eigene Zeitarbeitsfirmen

Zitat von: weser-kurier.de
Immer mehr Leiharbeiter in der Pflege

Von Rainer Kabbert

Bremen. Leiharbeit in der Pflege: Ausnahme oder Regel? "In Bremen gibt es kaum ein größeres Unternehmen, dass nicht mit einer Zeitarbeitsfirma verbandelt ist", sagt Uwe Schmidt, ver.di-Fachbereichsreferent für Gesundheit und Pflege. Noch ist der Anteil der Pflege-Leiharbeiter an allen Beschäftigten gering. Doch er wächst rapide. Warum?

Die Arbeitnehmerkammer will es genauer wissen und hat ein Forschungsprojekt zusammen mit der Universität Bremen auf den Weg gebracht. Schon jetzt sieht Arne Klöpper (Uni Bremen) in der Pflege-Leiharbeit ein "weitverbreitetes Phänomen. Hier tummeln sich viele Anbieter".

In Bremen haben sich die Unternehmen über Tochtergesellschaften ihre eigenen Zeitarbeitsfirmen gegründet. Beispiel Friedehorst: Die karitative Einrichtung hat die Firma "Parat" geschaffen, Personal und Service GmbH. Mitgesellschafter sind das Diakonissenmutterhaus Bremen und die Egestorff-Stiftung. Beispiel Bremer Heimstiftung: Sie hat die Bremer Stiftungs-Service GmbH ins Leben gerufen. Beispiel Arbeiterwohlfahrt (AWO): Zusammen mit anderen Gesellschaftern ist sie mehrheitlich an der bpsm beteiligt, der Beratung Personal Service Management GmbH.

In Friedehorst (Stiftung und die gemeinnützigen GmbH) sind von 1500 Mitarbeitern fünf Prozent Zeitarbeiter, die im Pflege-, aber auch im Handwerksbereich eingesetzt werden, sagt Pressesprecherin Sabine Henkel. Parat GmbH - ein Tarifpartner des DGB - sei ein Instrument, um kurzfristige personelle Bedarfsspitzen zu bewältigen und eine flexible Personalreserve für die Gesellschaften bereit zu halten. Uwe Schmidt von ver.di errechnet den Zeitarbeits-Anteil bei Friedehorst dagegen mit zehn Prozent. "Sie werden nicht eingesetzt, um Bedarfsspitzen zu bewältigen, sondern um Kosten zu sparen."

In der Bremer Heimstiftung (BHS), 1953 durch den Senat gegründet, sind von den über 1000 Beschäftigten nach Informationen von Schmidt 400 vom hauseigenen Bremer Stiftungs-Service angestellt. Ziel: Erhöhte Flexibilität an den über 25 Standorten. Von der BHS war keine Stellungnahme zu bekommen.

Die Arbeiterwohlfahrt setzt nach eigenen Angaben weniger als zwei Prozent seiner rund 1500 Mitarbeiter als bpsm-Zeitarbeiter ein. Damit sollten personelle Bedarfsspitzen abgedeckt werden. Schmidt (ver.di) bestätigt diesen Personaleinsatz. "Der AWO-Betriebsrat achtet darauf, dass die Zeitarbeiter tatsächlich nur bei personellen Engpässen eingesetzt werden."

Peer Rosenthal - er verantwortet die Pflegestudie in der Arbeitnehmerkammer - zählt drei mögliche Motive für den Einsatz von Pflegezeitarbeitern auf: Kosten, Flexibilität und Bilanztechnik. "Unternehmen müssen ihre Kosten rechtfertigen. Um Personalkosten zu senken, stellen sie Zeitarbeiter ein, die als Sachkosten verbucht werden." Welches Motiv im Vordergrund steht, wird nun in Bremen untersucht. Ende März werden die Ergebnisse veröffentlicht.

Tarife werden umgangen
ver.di Experte Schmidt hat nach seinen Erfahrungen mit den Betrieben schon jetzt das Kostenmotiv als wichtigstes Motiv identifiziert. Die Betriebe wollten mit den Zeitarbeitfirmen Tarifverträge, aber auch Arbeitnehmervertretungen umgehen.

Bremer Zeitarbeitsfirmen in der Pflege liegen im bundesweiten Trend. Das Institut Arbeit und Technik (IAT) an der Fachhochschule Gelsenkirchen hat in einer Studie eine massive Zunahme registriert. Im Juni 2009 waren es mit rund 19250 Personen in Gesundheitsberufen - ein Großteil aus der Pflege - zwar relativ wenige (drei Prozent aller 609600 Leiharbeiter), doch seit 2004 hat sich ihr Einsatz verfünffacht.

Peer Rosenthal, in der Arbeitnehmerkammer zuständig für Arbeitsmarktpolitik, nennt als Grund das Arbeitnehmerüberlassungsgesetz von 1972, das 2002/2003 überarbeitet wurde. Fortan, so Rosenthal, stand der Gleichheitsgrundsatz bei der Bezahlung unter Tarifvorbehalt. Wenn ein Tarifvertrag besteht, ist der Gleichheitsgrundsatz passé. Zweitens: Das Synchronisationsverbot wurde aufgehoben, Beschäftigungsverhältnisse bei einer Zeitarbeitsfirma mussten künftig nicht mehr länger laufen als die Verträge in den Firmen, für die die Arbeiter entliehen werden. So konnte eine Branche boomen - auch in der Pflege.

Allerdings hat Rosenthal hier auch einen Widerspruch in der Pflegebranche entdeckt. "Die Unternehmen beklagen einen Fachkräftemangel. Gleichzeitig sorgen sie dafür, den ohnehin belasteten Pflegeberuf durch steigenden Anteil an Leiharbeit unattraktiver zu machen." Und auch die Gelsenkirchener Wissenschaftler kommen in ihrer Studie zu dem Schluss: "Das Problem des Fachkräftemangels in der Pflege kann durch das Instrument der Leiharbeit keinesfalls gelöst werden."
Quelle: www.weser-kurier.de, 21.01.2011
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« Antworten #3 am: 03. Dezember 2010, 00:24 »

report investigativ
Niedriglohn Made in Germany:  Die Zeitarbeitsbranche unter Druck

Die Billiganbieter stehen schon jetzt in den Startlöchern: Ab Mai 2011 ist der deutsche Arbeitsmarkt auch für Osteuropäer offen. Für deutsche Zeitarbeitsfirmen die Gelegenheit noch billigere Arbeitskräfte anzuheuern. report MÜNCHEN über die Vorbereitungen in Polen und in Deutschland.

[report-Blog und Video>>]
« Letzte Änderung: 29. Januar 2011, 02:20 von admin » Gespeichert

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« Antworten #2 am: 04. September 2010, 19:08 »

siehe dazu auch:

Heimleiter und Pflegekräfte haften

Auch Heimleiter für unzureichende Versorgung von Pflegepatientin strafrechtlich verantwortlich

[lesen >>]
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« Antworten #1 am: 04. September 2010, 10:16 »

Neue Ministerin kritisiert Leiter von Pflegeheimen

Düsseldorf.  NRW-Gesundheitsministerin Barbara Steffens (Grüne) macht vor allem Heimleiter für Missstände in der Pflege verantwortlich. Es gebe in NRW „sehr gute bis katastrophal schlechte Einrichtungen“, sagte sie der WAZ.

Zitat
Eine Hauptursache für die Missstände in Pflegeheimen, zuletzt in Mönchengladbach mit tödlichen Folgen, sieht Steffens in der Führungsebene. Sie beklagt, dass es in NRW „eine Riesenspanne von sehr guten bis hin zu katastrophal schlechten Einrichtungen” gebe. Das sei zuallererst ein Führungsproblem. „Jeder kann Heimleiter werden, auch ohne Erfahrung mit Pflegeberufen. Dadurch kommen immer mehr reine Kaufleute ohne Empathie für die zu pflegenden Menschen und die Beschäftigten in Leitungspositionen.” Die Unterschiede seien gravierend: „Gut geführte Heime haben kaum Mitarbeiterfluktuation und kommen ohne Leiharbeit aus. Dagegen verlieren schlecht geführte Häuser gute Stammkräfte und müssen das mit Leiharbeitern ausgleichen.“

Leiharbeit in der stationären Pflege hält Steffens für problematisch, vor allem im Umgang mit dementen Menschen.
Leiharbeit, wie sie etwa die Diakonie und die AWO mit eigenen Firmen organisieren, sei nur zum Ausgleich von Krankheitsausfällen sinnvoll. „Die Frage ist, ob Einrichtungen ihr Personalproblem lösen wollen oder ob sie systematisch Leiharbeiter einsetzen. Strukturelle Leiharbeit ist in der Pflege völlig verfehlt.” Wenn gar Stammpersonal in die Leihfirma gedrängt werde, etwa weil es auf Teilzeit gehen will, „dann geht das gar nicht”.

Quelle:  http://www.derwesten.de/nachrichten/Neue-Ministerin-kritisiert-Leiter-von-Pflegeheimen-



Der vollständige Aktikel (geht nicht nur um Leiharbeit!) ist unter dem Link oben nachlesbar und es gibt auch Kommentare

« Letzte Änderung: 04. September 2010, 19:04 von admin » Gespeichert
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« am: 10. August 2010, 18:38 »

Lohndumping dank Zeitarbeit

Wie Kliniken Mitarbeiter auslagern und billig zurückleihen

Seit Wochen kommen aus der Wirtschaft viele gute Nachrichten. Einige Beispiele allein von heute: Deutschlands Exportmotor brummt. Stahlproduktion in Deutschland steigt weiter. Papierindustrie lässt Krise hinter sich.

Es riecht nach Aufschwung. Zu den Wachstumsmotoren gehört übrigens auch die Pflegebranche. Mehr als eine Million Menschen arbeiten inzwischen im Pflegebereich. Grund für uns genauer hinzusehen und zu fragen: Unter welchen Bedingungen eigentlich?

Ulrich Neumann und Gottlob Schober haben schnell gemerkt, dass Altenheime, mobile Pflegedienste und Krankenhäuser verstärkt Leiharbeiter einsetzen. Mit fatalen Folgen für die Beschäftigten.

Zitat von: Report Mainz
Michael Dieckmann, Vorstand Ameos AG:  Huch
»Die Mitarbeiter über die Arbeitnehmerüberlassung, über die Dienstleistungsgesellschaften, verdienen nicht weniger, sind von daher auch nicht Mitarbeiter zweiter Klasse.«


Merkwürdig nur, dass seine Mitarbeiter ganz andere Erfahrungen schildern. (Anmerk.: ... und andere auch ...  Augen rollen

Uwe Schmid, Ver.di Bremen:
»Also die Unterschiede zwischen einem Zeitarbeitnehmer und einem Beschäftigten, der nach unserem Haustarifvertrag mit der Klinik Dr. Heines von Ameos bezahlt wird, betragen ungefähr 20 Prozent. Das macht monatlich brutto 500 Euro aus. ...«


Prof. Rudolf Hickel, Universität Bremen:
»Die Aussage zu behaupten, dass Leiharbeiter im Prinzip nicht weniger bekommen als normale Vollbeschäftigte, ist schlichtweg falsch. So etwas darf man in der Verantwortung eines Unternehmers nicht sagen, weil er genau weiß: Leiharbeit ist sozusagen konstituiert dadurch, darüber, dass wirklich weniger bezahlt wird. Die Aussage ist schlichtweg falsch.«


Quelle: Report Mainz, Sendung vom 09.08.2010
« Letzte Änderung: 10. August 2010, 21:43 von admin » Gespeichert

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