Willkommen Gast. Bitte einloggen oder registrieren.
20. April 2024, 17:26
Übersicht Hilfe Suche Kalender Einloggen Registrieren
News: BIVA-Pflegeschutzbund warnt vor Wiederholung der Isolation vom letzten Jahr

+  Heimmitwirkung.de - Alles über Heimmitwirkung, Heim, Heimbewohner, Heimbeiräte, Heimfürsprecher, Pflege
|-+  Infos + Meinungsaustausch (Forum)
| |-+  Information & Recht
| | |-+  Recht
| | | |-+  Arzt + Patientenrecht
| | | | |-+  Arzneimittel / Medikamente
| | | | | |-+  Geld-zurück-Angebot von Pharmahersteller "bestechend unanständig"
0 Mitglieder und 1 Gast betrachten dieses Thema. « vorheriges nächstes »
Seiten: [1] Nach unten Drucken
Autor Thema: Geld-zurück-Angebot von Pharmahersteller "bestechend unanständig"  (Gelesen 4047 mal)
admin
Administrator
Hero Member
*****
Beiträge: 3.686


« am: 28. Oktober 2011, 10:47 »

Arzneikommissionschef über Krebstherapie

"Eine bestechend unanständige Idee"

Der Chef der Arzneimittelkommission, Wolf-Dieter Ludwig, über den Vorstoß der Medizinfirma Roche, Kliniken bei erfolgloser Therapie die Behandlungskosten zu erstatten.


Interview HEIKE HAARHOFF

taz: Herr Ludwig, wenn ein Krebsmedikament wirkungslos ist, gibt es künftig Geld zurück. Das jedenfalls bietet der Pharmahersteller Roche Krankenhäusern an, die Patienten mit seinem Präparat Avastin behandeln. Eine bestechende Idee, um die extremen Arzneimitteltherapiekosten im Gesundheitssystem zu senken?

Wolf-Dieter Ludwig: Die Idee ist vor allem bestechend unanständig. Roche versucht hier, per Vertrag Anreize zu geben, dass Ärzte in Krankenhäusern ein bestimmtes Medikament verordnen. Ein Medikament überdies, an dem es bei einigen Indikationen erhebliche Zweifel gibt, was den therapeutischen Nutzen angeht. Die amerikanische Zulassungsbehörde wird demnächst aller Voraussicht nach die Zulassung von Avastin zur Behandlung von Brustkrebs widerrufen. Fragwürdig erscheint die Gabe von Avastin auch bei anderen Indikationen. In dieser Situation bietet der Hersteller Verträge an, die seinem hinsichtlich Zusatznutzen umstrittenen Präparat zu neuem Aufschwung verhelfen sollen. Besonders bedenklich finde ich, dass das Krankenhaus ausgerechnet dann verdienen soll, wenn das Medikament nicht wirkt.

Welcher Schaden droht den an Krebs erkrankten Patientinnen und Patienten?

Schlimmstenfalls werden sie mit einem Medikament behandelt, das ihnen nicht hilft. Weil es ihr Leben nicht verlängert, sie aber unter erheblichen Nebenwirkungen leiden lässt, also die Lebensqualität mindert.

Der Vertrag besagt nur, dass die Therapiekosten bei Nichterfolg erstattet werden. Die Ärzte sind nicht verpflichtet, Avastin per se zu verordnen.

Ich sehe die Gefahr, dass solche Verträge dazu führen, dass Arzneimittel zu früh und zu schnell eingesetzt werden könnten - mit der Begründung, dass das Risiko ja dadurch minimiert sei, dass es im Zweifel Geld zurück gibt.


Pay-for-Performance-Verträge sind also generell pfui?

Keineswegs. Wenn klar ist, dass es um eine bessere Qualität der Versorgung geht und dies auch wissenschaftlich begleitet wird, dann können solche Verträge sinnvoll sein. Wir brauchen kontrollierte klinische Studien und Register, in denen die Nebenwirkungen erfasst werden. Das aber findet nicht statt.

Sind solche Verträge der neue aggressive Trend der Pharmaindustrie, am Markt zu bestehen?

In dieser Form ist es ein Einzelfall. Aber ich könnte mir vorstellen, dass solche Verträge künftig zunehmen. Immer dann, wenn der Hersteller erkennt, dass sein Medikament hinsichtlich des Nutzens oder der Sicherheit nicht eindeutig ist.

Warum?

Fair wäre, dass der Hersteller in einem solchen Fall den Preis senkt. Das aber fürchtet er wie der Teufel das Weihwasser. Denn jede Preissenkung hierzulande bedeutet, dass europaweit die Referenzpreise sinken. Also geben die Hersteller lieber indirekt Geld zurück.


Wie ist es überhaupt möglich, dass die Kliniken die Kosten erstattet bekommen sollen? Tatsächlich bezahlen doch die Krankenkassen die Medikamente.

Diese Konstruktion der Rückerstattung erscheint mir absurd. Einige Kassen und auch Krankenhäuser prüfen bereits, ob der von Roche angebotene Vertrag juristisch Bestand hat.


Quelle: www.taz.de, 24.10.2011 - Mit freundlicher Genehmigung ;-)



Weitere Informationen über das Krebsmedikament:

Zitat von: aerzteblatt.de
Überempfindlichskeitsreaktionen auf Avastin

Grenzach-Wyhlen – Bei bis zu 5 Prozent aller Patienten kommt es unter der Therapie mit dem Krebsmedikament Avastin® zu Überempfindlichkeits- und Infusionsreaktionen, teilte der Hersteller in einem Rote-Hand-Brief mit. Die meisten Reaktionen verlaufen milde. Die Häufigkeit schwerer Zwischenfälle wird mit 0,2 Prozent angegeben. ...
Quelle: http://www.aerzteblatt.de/nachrichten/41095/, 20.05.2010

Siehe auch:
- http://de.wikipedia.org/wiki/Bevacizumab
- http://www.medknowledge.de/neu/2003/II-2003-26-bevacizumab-p.htm
Gespeichert

~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~
"Wir sind nicht nur für das verantwortlich,
 was wir tun, sondern auch für das,
was wir nicht tun" (Jean Molière)
~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~
Seiten: [1] Nach oben Drucken 
« vorheriges nächstes »
Gehe zu:  


Einloggen mit Benutzername, Passwort und Sitzungslänge

Powered by MySQL Powered by PHP Powered by SMF 1.1.9 | SMF © 2006, Simple Machines LLC Prüfe XHTML 1.0 Prüfe CSS
Seite erstellt in 0.037 Sekunden mit 23 Zugriffen.
Mit Nutzung dieser Internetseiten erkennt der Besucher unsere Nutzungsbedingungen (hier einsehbar) uneingeschränkt an.
Copyright © 2005-2020 Reinhard Leopold · Alle Rechte vorbehalten. ISSN 1868-243X

Print Friendly and PDF

MKPortal ©2003-2008 mkportal.it