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Autor Thema: Rechtlos und ausgeliefert? Schicksal Demenz  (Gelesen 12800 mal)
admin
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« Antworten #2 am: 10. September 2017, 20:16 »

Lieber Walter,

nun hast Du es kurz nach Deiner Frau auch geschafft, die Probleme dieser Welt endgültig hinter Dir zu lassen. Eigentlich hatten wir noch vorgehabt, miteinander zu telefonieren und uns über den aktuellen Stand Deiner/Eurer Bemühungen auszutauschen. Aber mein heutiger Kontaktversuch lief leider ins Leere ...

Wir haben Dich als hartnäckigen, unermüdlichen Streiter für die Rechte - eigentlich für uns alle - kennen und schätzen gelernt. Nun ist Deine/Eure Geschichte leider nicht mehr zufriedenstellend gelöst worden - Staatsanwälte und Gerichte haben zu sehr auf Zeit gespielt.

Aber Du kannst sicher sein, dass die Schlacht noch nicht geschlagen ist! Wir, die wir uns mit Dir und vielen anderen für die Rechte der kranken und pflegebedürftigen Menschen einsetzen, werden weiter aktiv bleiben. Auch wenn wir selbst irgendwann den gleichen Weg wie Du jetzt gehen müssen, werden wir durch unsere Arbeit und Bemühungen sicher andere Menschen zwischenzeitlich mobilisieren können, die unsere Arbeit erfolgreich weiter voran bringen werden.

Ruhe in Frieden, es war schön Dich kennengelernt zu haben!

Einen letzten herzlichen Gruß an Dich und mein herzliches Beileid an die Hinterbliebenen.

Reinhard Leopold c/o HEIM-MITWIRKUNG
Unabhängige Selbsthilfe-Initiative für Pflegebetroffene
- Regionalbeauftragter der BIVA e.V. -
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« Antworten #1 am: 04. September 2017, 15:47 »

Zitat
Entscheidung in der Endlosschleife

Der Embsener Walter Mette kämpft seit sechs Jahren dafür, dass der Fall seiner erkrankten Frau vor Gericht kommt


VON ULF STÜWE

Lüneburg. „Ich bin frustiert über unser Rechtswesen.“ Walter Mette sagt, was er denkt, unaufgeregt und sachlich. Viele Jahre hat der Embsener als Verwaltungsfachangestellter beim Lüneburger Arbeitsamt gearbeitet, weiß, dass Vorgänge in Amtsstuben dauern können, mitunter lange. Dass die Lüneburger Staatsanwaltschaft aber bis heute nicht entschieden hat, ob sie Anklage erhebt, obwohl seine Anzeige wegen gefährlicher Körperverlet- zung inzwischen sechs Jahre zurückliegt, kann er nicht nachvollziehen. Ans Aufgeben denkt der 79-Jährige aber nicht.

„Ich habe schon einen früheren Prozess gewonnen, der hat 15 Jahre Geduld und Ausdauer gekostet“, sagt Walter Mette. Dieser aber geht ihm besonders nah. Denn er kämpft für seine Frau, die – so lautet sein Vorwurf – im Posener Seniorenheim in Lüneburg monatelang Medikamente ohne ausreichende Indikation erhalten haben soll.

Das Heim bestreitet das. Mette sagt: „Meine Frau litt damals an beginnender Demenz. Wir waren übereingekommen, dass es bes- ser für sie wäre, wenn sie dort betreut wird.“ Im Dezember 2010 wurde sie aufgenommen, er besuchte sie täglich, stellte wenige Monate später Veränderungen an seiner Frau fest, Anfang Juni dann habe er sie völlig verwirrt vorgefunden, zudem saß sie plötzlich im Rollstuhl. „Sie sei gestürzt, hieß es vom Heim.“    

Mette ließ das keine Ruhe. Im Heim nahm er Einsicht in die Medikamentenpläne seiner Frau, von der Krankenkasse ließ er sich die Patienten-Quittungen vorlegen. „Daraus war ersichtlich, dass meine Frau bereits kurz nach ihrer Aufnahme im Heim verschreibungspflichtige Psychopharmaka und Neuroleptika bekommen hat, teilweise in Überdosierungen und ohne ärztliche Verordnung“, lautet ein Vorwurf. So sollen seiner Frau vom 25. bis 30. Januar 2011 drei Milligramm des Medikaments Haldol verabreicht worden sei- en, obwohl nur 0,5 Milligramm verschrieben worden seien. Erst am 31. Januar 2011 sei dann von einem anderen Arzt die höhere Dosierung verschrieben worden. Sein Vorwurf: Dies gehe aus der ihm vorliegenden Pflege-Dokumentation des Heims hervor.    

Dass den Bewohnern Beruhigungsmittel verschrieben werden, bestreitet das Posener Altenheim nicht, „aber nur, wenn es anhand des Krankheitsbildes von ärztlicher Seite als notwendig erachtet wird“, sagt Heimleiterin Sabine Andersen, die sich wegen des laufenden Verfahrens zu dem Fall aber nicht konkret äußern will. Sie weist aber grundsätzlich darauf hin, dass eine Bevorratung von Medikamenten im Heim nicht zulässig und eine höhere Dosierung damit auch nicht möglich sei. Selbst bereits verschriebene Medikamente, die nicht mehr benötigt würden, gingen an die Apotheke zurück.    

Im Oktober 2011 holte der Embsener nicht nur seine Frau wieder nach Hause, er erstattete bei der Staatsanwaltschaft Lüneburg auch Anzeige gegen Unbekannt. Weil sich das Verfahren lange hinzog, habe er schließlich Dienstaufsichtsbeschwerde beim Niedersächsischen Innenministerium eingelegt, ohne Erfolg. Bis heute weiß der 79-Jährige nicht, ob die Staatsanwaltschaft Anklage erheben oder das Verfahren einstellen wird.    

Oberstaatsanwältin Angelika Klee spricht zwar ebenfalls von einer langen Verfahrensdauer, doch sie rechtfertigt diese auch: Ärztliche Kunstfehler seien kompliziert und schwer zu ermitteln. Es müssten Gutachten eingeholt werden, die dauerten. „Hinzu kam, dass vom Anzeige-Erstatter immer neue Vorwürfe vorgebracht wurden.“ Dies habe weitere Ermittlungen nach sich gezogen, auch seien Bereiche abgetrennt und inzwischen eingestellt worden. „All das hat das Verfahren aufgebläht.“ Nun befinde man sich „in der Endphase“.    

Nicht nur die Staatsanwaltschaft, auch die Heimaufsicht der Stadt hatte Mette eingeschaltet. Gegenüber der LZ wollte die sich wegen des laufenden Verfahrens nicht über eingeleitete Maßnahmen und mögliche Konsequenzen äußern. Stadtpressesprecherin Suzanne Moenck sagt lediglich: Beschwerden nachzugehen, habe eine „hohe Priorität und erfolgt in der Regel umgehend“. Dabei greife „eine Art Maßnahmenkatalog, der Punkt für Punkt umgesetzt wird, imer so, wie es im jeweiligen Fall notwendig erscheint“. Dies beginne mit der Anhörung beider Seiten und könne bei schwerwiegenden Mängeln auch zu einem Belegungsstopp führen. Bei nachvollziehbaren erheblichen Pflegemängeln werde zudem der Medizinische Dienst der Krankenkassen eingeschaltet.

Bei Walter Mette stoßen die Aussagen der Stadt auf Unverständnis: „Von dort habe ich aber nur die lapidare Antwort erhalten: Wir werden das mit Interesse im Auge behalten.“ Seitdem habe er von der Heimaufsicht nichts mehr gehört, auch nicht vom Medizinischen Dienst.
Quelle: https://www.landeszeitung.de, 16.05.2017



Siehe dazu auch den Offenen Brief von W. Mette an die Oberstaatsanwältin ...

* LZ-LZG-16_05_2017-003.pdf (3075.75 KB - runtergeladen 430 Mal.)
* Offener_Brief_an_OStAnw._Klee.pdf (85.05 KB - runtergeladen 382 Mal.)
« Letzte Änderung: 04. September 2017, 15:50 von admin » Gespeichert

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« am: 11. September 2013, 22:55 »


Quelle: https://www.youtube.com/watch?v=ZbDUFayuPd8

Zitat
Rechtlos und ausgeliefert? Schicksal Demenz

Film von Silvia Matthies © BR Länge: 45 Minuten

„Elfriede S. wollte die Kanarienvögel auf der Station mit der Schere töten", schreibt der Psychiater. Ein Hauptargument für ihn, beim Vormundschaftsgericht die Unterbringung der Altenheimbewohnerin auf einer geschlossenen Pflegestation zu beantragen. Die 89-Jährige war nach einem Schlaganfall dement. „Außerdem", schreibt der Psychiater, sei die Bewohnerin „verwirrt und weglaufgefährdet." Er verschreibt ein Neuroleptikum, im Fachjargon eine chemische Fixierung. Damit wird Elfriede S. ruhiggestellt. Die Tochter wird nicht um ihr Einverständnis gebeten, obwohl sie eine Vorsorgevollmacht besitzt und damit über alles, was ihre demente Mutter betrifft, aufgeklärt werden muss. Sie erstattet Anzeige wegen Körperverletzung.

Über 50 Prozent der dementen Menschen in Pflegeheimen werden mit einem Cocktail aus Neuroleptika und anderen Psychopharmaka behandelt, obwohl diese gerade bei alten Menschen schwerwiegende Nebenwirkungen haben. Die Weltgesundheitsorganisation WHO, die europäische und auch die deutsche Arzneimittelbehörde warnen vor dem unbedachten Einsatz dieser Mittel. Vergeblich.

Dabei gibt es durchaus hoffnungsvolle Initiativen. In innovativen Pflegeheimen und Wohngemeinschaften können Demenzkranke ein menschenwürdiges, zufriedeneres Leben führen. Doch sie sind bisher nur ein Tropfen auf den heißen Stein. Dabei ist diese Art, Demenzpatienten zu behandeln, keineswegs teurer.

Demenz: Ein drängendes Thema in einer Gesellschaft, in der immer mehr alte Menschen leben. 1,2 Millionen Demenzbetroffene soll es mittlerweile in Deutschland geben. Zwei Jahrzehnte medikamentöser Demenzforschung haben wenig Erfolg gebracht. Jetzt setzen Forscher auf eine Impfung gegen Alzheimer, die bei Menschen angewendet werden soll, die erste Symptome zeigen.

Ein Hoffnungsschimmer? Vielleicht. Der Schwerpunkt allerdings sollte nach Meinung vieler Fachleute auf jenen nichtmedikamentösen Behandlungsmöglichkeiten liegen, die auf die Bedürfnisse dementer Menschen eingehen. Mit Teilhabe und Kommunikation, Bewegung, Wahrnehmungstraining und viel Zuwendung.
Quelle: http://programm.daserste.de/pages/programm/detail.aspx?id=DDAE79A56BC76EFC75EFC7FB38DE04BA



Zitate aus dem TV-Beitrag:

Zitat
Strafanzeige wegen Körperverletzung

Fakt ist:
Die Gabe von Neuroleptika muss vom Betreuer genehmigt werden. Andernfalls handelt es sich um Körperverletzung. Das betrifft die Pflegenden, die täglich ein nicht genehmigtes Medikament verabreichen, vor allem aber denn verschreibenden Arzt.

Prof. Gerd Gläske, Pharmakologe:
"Wir kritisieren das seit langem, dass Ärzte nach wie vor solche Mittel verordnen. Solche Neuroleptika auch im großen Umfang verordnen. Wir haben vor allen Dingen gesehen, dass sozusagen mit den Pflegestufen der Anteil von Neuroleptika-Verordnungen anwächst.

Das heißt, in der Pflegestufe 3 bekommen über 50 % der Demenzpatienten solche Neuroleptika. Nun kann mir Niemand erzählen, dass jemand in der Pflegestufe 3 noch zustimmen kann zu solch einer Therapie. Und ich glaube auch nicht, dass immer die Angehörigen vorher informiert werden darüber, dass solche Neuroleptika über längere Zeit gegeben werden. Das heißt, es ist eine Therapie, die oftmals ohne Zustimmung - entweder der Patientinnen und Patienten selber oder auch ohne Zustimmung der Betreuer - stattfindet.

Nun kann ein Arzt immer deutlich machen, dass es eine Indikation gegeben hat, dass es eine Gefährdungssituation gegeben hat, dass es eine Aggressivität gegeben hat, deretwegen solche Arzneimittel verordnet worden sind.

Aber wenn man die Indikationen genau liest und wenn man genau anschaut, wie auch die Warnungen der Europäischen Arzneimittelbehörde, der Amerikanischen Arzneimittelbehörde, ja selbst der Hersteller gewesen sind, die "Rote Handbriefe" verschicken mußten, dann müßte ein Arzt genau dieses Problem kennen und auch dieses Schadenspotential dieser Arzneimittel kennen."
Quelle: http://www.daserste.de/information/reportage-dokumentation/dokus/sendung/br/rechtlos-und-ausgeliefert-schicksal-demenz-100.html



Sie auch die weiteren Beiträge zu dem Thema unter http://www.heimmitwirkung.de/smf/index.php?topic=1783.0


sowie das Dokument "Nachlese ..." von Walter Mette (mit frdl. Genehmigung)[Download >>]

* NachleseZumReport_Rechtlos-und-ausgeliefert_Mette140113.pdf (992.68 KB - runtergeladen 1017 Mal.)
« Letzte Änderung: 04. September 2017, 15:51 von admin » Gespeichert

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