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Autor Thema: Dr. Friesinger: „Gewalt in der Pflege – ein Gesprächsthema?“  (Gelesen 4794 mal)
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« am: 30. März 2014, 19:08 »

Vortrag und Podiumsdiskussion über Gewalt in der Pflege – Aufwertung des Pflegeberufs gefordert - 29.03.2014
Wenn Macht missbraucht wird

Von Christian Markwort

Landkreis Osterholz. Im vergangenen Jahr sorgte in Bremen ein Fall von Gewalt in der Pflege für bundesweites Aufsehen. Eine Betreuerin hatte eine pflegebedürftige Rentnerin mehrfach geschlagen und beleidigt, der Sohn der Betroffenen nahm die Ereignisse heimlich mit einer Videokamera auf. „Gewalt in der Pflege – ein Gesprächsthema?“ lautete nun ein Vortrag im Osterholzer Kreishaus, an dem Experten und Pflegekräfte teilnahmen. Referent: Pflegewissenschaftlers Dr. Heiner Friesacher. In der Podiumsdiskussion wurden Rufe nach mehr Verantwortung seitens der Politik laut.

Der große Saal im Kreishaus war gut besucht: Eingeladen hatten die Verantwortlichen des Landkreises Osterholz sowie der Gesundheits-und Pflegeinitiative (Gup) Osterholz. Gekommen waren rund 40 Zuhörer. Gespannt warteten sie auf den Vortrag des Pflegewissenschaftlers und ausgebildeten Krankenpflegers Dr. Heiner Friesacher. Der Referent bekannte zu Beginn seiner Power-Point-Präsentation, „dass ich den Landkreis bisher eigentlich nur vom Fahrrad aus kenne“.

Friesacher dozierte anschließend rund zwei Stunden über das Thema Gewalt in der Pflege – „dass tabu ist, weil nur wenige Menschen ganz offen darüber reden, egal ob Täter oder Opfer“.

Unter den Gästen befanden sich neben der Kreisdezernentin Heike Schumacher sowie dem Leiter der Heimaufsicht Osterholz, Sascha Blanken, auch die ehemalige Vorsitzende des Seniorenbeirates der Kreisstadt, Jutta Menke. Die 84-Jährige verfolgte gespannt die umfangreichen Ausführungen des Referenten und brachte sich in der anschließenden Podiumsdiskussion mit ein. Zuvor gelang es Friesacher auf überraschend unterhaltsame Weise, seinen Zuhörern das problematische Thema näher zu bringen. „Was ist überhaupt Gewalt?“, begann er seinen Vortrag fragend: „Wo beginnt sie, und wie äußert sie sich?“

In seinen Ausführungen ging Friesacher zunächst auf eine Definition des Soziologen Max Weber ein, der zu Beginn des 20. Jahrhunderts über Machtverhältnisse sinniert hatte. „Macht bedeutet, jede Chance zu nutzen, innerhalb einer sozialen Beziehung seinen eigenen Willen auch gegen den Widerstand anderer durchzusetzen“, so der Tenor, dem sich Friesacher annahm. „Auch Pflegende nehmen eine Machtposition gegenüber ihren Schützlingen ein“, betonte er, „allerdings ist der Schritt hin zur Ohnmacht nicht groß.“ Vor allen Dingen die Fremdbestimmung durch Dritte (Kirchen, Verbände, Versicherungen) übe einen enormen wirtschaftlichen und psychischen Druck auf das Pflegepersonal aus, der manchmal in einem Machtmissbrauch münde, „unter dem dann die Pflegebedürftigen zu leiden haben“, so Friesacher, der selbst seit 36 Jahren in der Pflege tätig ist.

Keine Politiker anwesend

„Ich wandle zwischen zwei Welten“, sagte Friesacher. „Dabei versuche ich, mein theoretisches Wissen in die Praxis mitzunehmen und Auszubildenden und Studierenden zu vermitteln.“

Bei seiner Dozententätigkeit an Hochschulen und in Seminaren legt Friesacher großen Wert auf die Vermittlung von Werten wie Toleranz und menschenwürdige Pflege. „Gewalt geht alle an“, meint er. „Ein Pflegeheim darf nicht zu einer Verwahranstalt mutieren, sondern muss als Ort zum Leben und Sterben angesehen werden.“

In der anschließenden Podiumsdiskussion wurden Rufe nach Entlastung und finanzieller Aufwertung der Pflegenden ebenso laut, wie der Aufruf an die Politik, die Rahmenbedingungen in der Pflege zu verbessern. „Wir bieten zahlreiche Informationsveranstaltungen für Personal und Fachkräfte an“, erklärte zum Beispiel Marion Hauber, Leiterin des Lilienthaler Pfauenhofes. „Pflegeberufe sind keine Profession, sondern eine Berufung“, ist sie ebenso überzeugt wie ihre Berufskolleginnen Birthe Rudolph (Eichhof Hambergen) und Birgit Falldorf von der Seniorenbetreuung in Neuenkirchen.

Die Diskussionsteilnehmer auf dem Podium waren sich mit den Zuhörern einig, dass bereits während der Vorstellungsgespräche, spätestens aber bei der eigentlichen Berufsausbildung, die erforderlichen Voraussetzungen bei den Bewerbern überprüft werden müssten. „Wir haben ein gutes Gespür dafür, wer in dieses Berufsfeld passt und wer nicht“, zeigte sich der Leiter der Heimaufsicht Osterholz, Sascha Blanken, überzeugt von der fachlichen und menschlichen Kompetenz der einzelnen Heimleiter.

Dass während der Veranstaltung niemand aus der Politik zu sehen war, sorgte bei den Zuhörern für Empörung – für die Fachkräfte auf dem Podium war diese Tatsache allerdings nichts Neues. „Politiker zeigen sich immer nur bei Wahlen“, erklärten alle unisono.

„Der Pflegeberuf braucht dringend eine größere Lobby“, betonte auch Heiner Friesacher. „Vor allem im Hinblick auf den demografischen Wandel, durch den immer mehr ältere, aber auch zunehmend junge Menschen auf Pflege angewiesen sind.“

Quelle: www.weser-kurier.de, 29.03.2014
« Letzte Änderung: 01. April 2014, 14:38 von admin » Gespeichert

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