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Autor Thema: PROTEST: Kürzungen beim Psychiatrischen Dienst zu Lasten der Patienten  (Gelesen 8869 mal)
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« Antworten #3 am: 09. Oktober 2019, 00:32 »

Zitat
Projekt für psychisch Kranke in Bremen
Ambulante Hilfe vor dem Aus

Das Gapsy-Rückzugshaus in Bremen-Walle hilft Menschen in psychischen Notlagen – ambulant und niedrigschwellig. Die Kassen wollen es aufgeben.

von Lotta Drügemöller, 18. 9. 2019

BREMEN taz | Akute psychische Krisen müssen nicht immer zu einem Bett im Klinikum Bremen-Ost führen. Wer nur die Nacht- und Nachmittagsstunden überbrücken muss, Gesellschaft sucht und ärztliche Hilfe für den Notfall, der kann seit 2004 auf die Rückzugsräume der Gesellschaft für ambulante psychiatrische Dienste (Gapsy) vertrauen.

Doch nun schlagen Psychiatrieerfahrene Alarm: Das Rückzugshaus in Walle steht vor der Schließung. Nur bis Ende des Jahres wollen die Vertragspartner-Krankenkassen das Modellprojekt noch finanzieren. „Es sieht zappenduster aus“, so Genesungsbegleiterin Arnolde Trei-Benker.

Den Fachärzt*innen, die bisher im Rückzugshaus vorbeischauen, Gespräche führen und Medikamente verschreiben, musste die Gapsy schon kündigen. „Wir wissen nicht, wie es ab Januar weitergeht, also können wir auch keine Leute beschäftigen“, so Geschäftsführer Helmut Thiede. Bei manchen Betroffenen führe das zu Angst. „Das sind Menschen, die seit 15 Jahren nicht mehr in die Klinik mussten, weil sie in Krisen zu uns kommen konnten“, erklärt er.

Vor allem Menschen mit Depression und Schizophrenie nutzen die Rückzugsräume bei akuten Krisen, aber auch für andere psychische Probleme ist Platz. Etwa 120 bis 150 Menschen sind im Jahr zu Gast. Jeweils vom späten Nachmittag bis 9 Uhr morgens hat das Haus geöffnet. In Absprache mit Ärzt*innen können die Patient*innen wenige Tage bleiben, aber auch bis zu vier Wochen.

Preisgekröntes Konzept

Sozialarbeiter*innen sind die ganze Nacht für Gespräche vor Ort, es kann zusammen gekocht und geredet werden, es gibt einen Fernsehraum und Gesellschaftsspiele – und die Möglichkeit, sich zurückzuziehen. Tagsüber können die Gäste zurück in ihr „eigentliches Leben“, bei Bedarf mit ambulanter Unterstützung. Trei-Benker, selbst psychiatrieerfahren, lobt das preisgekrönte Konzept: „Die Gäste können ihrem Alltag weiterhin nachgehen“, erklärt sie.

In Bremen hat man sich schon seit der Psychiatriereform 2013 auf die Fahnen geschrieben, die Möglichkeiten der ambulanten Psychiatrie zu stärken, mit dem „Strategiepapier Psychiatriereform“ wurde diese Entscheidung Anfang des Jahres bestätigt. Der Koalitionsvertrag der neuen Landesregierung bleibt etwas unkonkret, hält aber auch fest, man wolle „individuelle und passgenaue Hilfe“, und die „ambulante Versorgung in den Quartieren vorantreiben“.

Die Gesundheitsbehörde bedauert daher die Entscheidung der Krankenkassen zum Rückzugshaus. „Wir sehen, dass wir damit niedrigschwellig auch Menschen erreichen, die sonst das Hilfesystem nicht in Anspruch nehmen“, so Behördensprecherin Christina Selzer. „Das haben wir auch gegenüber den Kassen deutlich gemacht.“ Doch abseits von Appellen ist der Einfluss des Senats auf die Leistungskataloge der Krankenkassen begrenzt.

Die Krankenkassen haben die Pflicht, eine Regelversorgung abzudecken. Die Hilfe in den Rückzugsräumen gehört nicht dazu – sie war seit 2004 über freiwillige Verträge mit einigen Bremer Krankenkassen gesichert. Diese Verträge kündigen die beteiligten Kassen nun auf: „Wir sind nicht mehr zufrieden mit der Leistung, die wir inzwischen erhalten, und die auch anders vereinbart war“, erklärt Jörn Hons, Sprecher der AOK.

Ursprünglich, sagt er, sollten die Rückzugsräume nur für wenige Tage genutzt werden, um zu verhindern, dass ein Patient in kurzzeitigen akuten Krisen gleich zurück in eine stationäre Einrichtung kommt. Stattdessen, so erklären AOK und hkk, seien die Räume für manche zu einer Dauerlösung geworden.

Zitat
Was Gapsy kann

Die Gesellschaft für ambulante psychiatrische Dienstleistungen
, also Gapsy, versorgt Menschen mit einer psychischen Erkrankung ohne stationären Aufenthalt.

Unterstützt und gestärkt werden Patient*innen und Angehörige gleichermaßen.

Der Ansatz betont insbesondere das Recht der Patient*innen auf Selbstbestimmung.

„Wenn jemand so schwer krank ist, dass er wochenlange Betreuung braucht, muss er in stationäre Behandlung“, glaubt Hons. Wenn umgekehrt ein Patient auch zu Hause zurechtkäme, sei eine verlängerte halbstationäre Aufnahme in den Rückzugsräumen „nicht Sinn der Sache – und nicht wirtschaftlich. Das Wirtschaftlichkeitsgebot für Krankenkassen gilt auch für psychische Erkrankungen“, so Hons.

Dabei hieß es lange, dass die Rückzugsräume Kosten einsparen könnten. Um die 240 Euro kostet hier eine Unterbringung pro Patient und Nacht. Die Kosten für andere Betreuungsarten variieren weit, laut Entgelttabelle für psychische Krankheiten bringt ein vollstationär aufgenommener schizophrener Erwachsener (ohne weitere Komplikationen) dem Krankenhaus zwischen 309 und 416 Euro pro Tag, je nach Dauer des Aufenthalts.

Hoffnung auf Verhandlungen

Die Gesundheitsbehörde würde sich wünschen, dass Rückzugsräume künftig aus Mitteln des SGB V regulär finanziert werden könnten, statt als rein freiwillige Leistung. Laut AOK-Sprecher Hons würde das die Kosten pro Patient etwas senken: Da die meisten Bremer Krankenkassen ihren Versicherten die Leistung ohnehin nicht anböten, sei die Auslastung der Rückzugsräume aktuell nicht so gut, wie sie sein könnte.

Trei-Benker und einige Mitstreiter*innen wollen für den Erhalt des Rückzugshauses kämpfen – notfalls mit einer Hausbesetzung, erst einmal aber mit Unterschriftenlisten. Gapsy-Geschäftsführer Thiede setzt auf weitere Verhandlungen. Ein möglicher neuer Vertrag allerdings, das macht Hons klar, wäre an den Wünschen der Krankenkassen orientiert – und das Haus damit nur noch für wenige Tage nutzbar.

Dabei hätte Thiede selbst eigentlich größere Pläne: „Am besten wäre es natürlich, wenn Menschen in Krisen einfach so vorbeikommen könnten, ohne eine Diagnose. Es müsste einfach reichen, dass jemand gerade ein Problem hat.“
Quelle: https://taz.de/Projekt-fuer-psychisch-Kranke-in-Bremen/!5623325/

« Letzte Änderung: 09. Oktober 2019, 00:36 von admin » Gespeichert

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« Antworten #2 am: 08. Dezember 2016, 10:30 »

Zitat
Wege aus der psychischen Krise

Nächtliches Nottelefon für ganz Bremen startet am Montag – aufsuchende Hilfe in Mitte und West

Bremen. Das Krisentelefon ist wieder da. Fast ein Jahr lang haben sich Menschen mit psychischen Erkrankungen hartnäckig dafür eingesetzt, dass sie nachts eine Nummer haben, die sie anrufen können, wenn nichts mehr geht. Ihre Mühen haben sich gelohnt. Die Gesundheitssenatorin hat von der Gesellschaft für ambulante psychiatrische Dienste (Gapsy) ein Krisentelefon einrichten lassen – und zwar für ganz Bremen und nicht nur für zwei Stadtteile, wie angekündigt. Ab Montag sind die Sozialarbeiter und erfahrenen Krankenschwestern erreichbar.


Zur Erinnerung: Im April hatte die Gesundheitsbehörde den nächtlichen aufsuchenden Krisendienst des Sozialpsychiatrischen Dienstes aus Spargründen eingestellt. Zuletzt gab es dort zu wenig Personal, um Tages- und Nachtdienste gleichermaßen abdecken zu können. Ehemalige Nutzer, psychisch Kranke und Angehörige hatten einen adäquaten Ersatz gefordert.

Das neue Krisentelefon ist Teil jener ambulanten Strukturen, die derzeit im Rahmen der Psychiatrie-Reform geschaffen werden – und eines der ersten Modellprojekte, die umgesetzt werden. Ziel der Psychiatrie-Reform ist es, Zwangseinweisungen in die Kliniken zu vermeiden. Menschen in psychischen Krisen sollen künftig frühzeitig und individueller unterstützt werden. Dazu soll es mehr ambulante Angebote geben, die Beteiligten wollen auf struktureller und finanzieller Ebene besser zusammenarbeiten. Für alle Modellprojekte zusammen hat der Senat bis Ende nächsten Jahres 1,2 Millionen Euro zur Verfügung gestellt. Wie viel Geld davon in die Ausstattung der Krisenversorgung fließt, möchten die beiden Geschäftsführer der Gapsy, Katrin Scherer und Helmut Thiede nicht sagen. Thiede: "Wir bieten ab 12. Dezember eine telefonische Bereitschaft für gesamt Bremen von 21 bis 8.30 Uhr an." Ab Januar soll es in Mitte und West zusätzlich von 21 bis 3 Uhr einen aufsuchenden Krisendienst geben und im ehemaligen Café Klatsch an der Helgolander Straße ein Nachtcafé hinzukommen. Im dortigen Rückzugshaus ist dann auch ein Bett für den Notfall reserviert.

Das Krisentelefon funktioniert so: "Geraten Menschen nachts in eine Krise, bieten unsere neun ausgebildeten Fachpflegekräfte und Sozialarbeiter aus der Psychiatrie Gespräche und Rat an", sagt Scherer. "Sie helfen ihnen, über die Nacht zu kommen." Wichtig: "Das Krisentelefon ersetzt nicht den ehemaligen Krisendienst", betont Helmut Thiede.  "Die Mitarbeiter sind keine Ansprechpartner für die Polizei und wir können auch keine Zwangseinweisungen vornehmen." Falls ab Januar in der Modellregion Mitte und West ein Patient ärztliche Hilfe oder Medikamente benötige, könnte ihn ein Mitarbeiter des Krisentelefons zur Klinik oder zum normalen ärztlichen Notfalldienst begleiten. In den übrigen Stadtteilen kommt im Notfall die Polizei.

Die Gapsy will bis Ende 2017 abwarten, wie groß die Nachfrage ist und ob die Anzahl der Mitarbeiter ausreicht. Gern würde Katrin Scherer auch Nervenärzte und Psychotherapeuten einsetzen. Wichtig sei es, das ambulante System weiter auszubauen: "Das Krisentelefon ist ein erster, ganz wichtiger Schritt zu einer guten psychiatrischen Versorgung in Bremen", glaubt sie.

Auch Gerlinde Tobias vom Landesverband der Psychiatrie-Erfahrenen fordert Psychiater im Bereitschaftsdienst. "Sonst sind doch wieder die Kliniken zuständig und das ist belastend für die Patienten", sagt sie. Sven Bechtolf vom Bremer Landesverband der „Deutschen Gesellschaft für Soziale Psychiatrie“ (DGSP) findet es bedauerlich, dass es den Krisendienst nicht mehr rund um die Uhr gibt und dass der nächtliche aufsuchende Dienst nur jene erreicht, die noch in der Lage sind, anzurufen. "Zu Leuten, die zwangsbehandelt werden müssen, kommt nach wie vor die Polizei." Der Psychologe und Jurist Jürgen Busch kritisiert: "Es gibt einen Rechtsanspruch auf Krisenversorgung die ganze Nacht – und das nicht nur in zwei Stadtteilen." Außerdem wisse man nicht, ob es das Krisentelefon 2018 noch geben wird, wenn die einmalig zugesagten Projektmittel verbraucht sind. "Es müssen weiterhin jedes Jahr zwei Prozent der Ausgaben eingespart werden. Wo soll das Geld herkommen", fragt er. Das Krisentelefon ist erreichbar unter  0421/95700310.
Quelle: www.weser-kurier.de, 08.12.2016
« Letzte Änderung: 25. Juni 2017, 21:09 von admin » Gespeichert

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« Antworten #1 am: 21. Juni 2016, 11:18 »

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Bürger fordern Krisendienst
Demo für Einrichtung eines Hilfsangebots für psychisch kranke Menschen / Ausweitung ambulanter Angebote


Bremen. Jetzt gehen sie auf die Barrikaden: Mit einer Demonstration vor dem Büro der Gesundheitssenatorin und einer Unterschriftensammlung wehren sich Menschen mit psychischen Problemen gegen den Wegfall des aufsuchenden nächtlichen Krisendienstes. Seit April müssen sie sich nachts an Nottelefonen beraten lassen oder Kliniken aufsuchen. Im Ernstfall organisieren Polizeibeamte Hilfe.

Das wollen die Betroffenen nicht hinnehmen. Unter anderem hat der Bremer Jürgen Busch unter dem Motto „Lebensrettung vor Sparmaßnahmen“ 700 Unterschriften gesammelt. Die Unterzeichnenden fordern die „sofortige Wiederherstellung des nächtlichen aufsuchenden Krisendienstes für psychiatriebetroffene Menschen“. Die Protestler befürchten, dass der nächtliche Krisendienst nach der zweijährigen Erprobungsphase nicht, wie von den Grünen versprochen, wieder eingeführt wird, denn: „Die Finanzierung steht immer noch nicht fest“, so Busch. Der Diplom-Psychologe glaubt: „Hier wird mit unverbindlichen Ankündigungen Politik gemacht auf dem Rücken bedürftiger hoffender Menschen.“

Insbesondere solche, die krankheitsbedingt selbstmordgefährdet seien, brauchen laut Jürgen Busch Gesprächspartner, die Krisenintervention „aus dem Effeff können“. „Stattdessen kommt die Polizei und verwahrt die Betroffenen in der Zelle“, spitzt er zu. Busch kritisiert, dass psychisch kranken Menschen in Bremen kein ärztlicher psychiatrischer Bereitschaftsdienst zur Verfügung steht. „Die Ärzteschaft ist berufsrechtlich verpflichtet, auch nachts für psychisch kranke Menschen da zu sein.“ Psychologische Psychotherapeuten seien dies aber nicht. „Dazu sind sie vom Bremer Gesetzgeber zu verpflichten“, fordert Busch voller Entschlossenheit. Seiner Ansicht nach ist der psychiatrische Kriseninterventionsdienst Teil des staatlichen Rettungswesens – und muss deshalb angeboten werden.

Busch wirft dem Senat und der Vorgängerregierung vor, den alten Kriseninterventionsdienst „sehenden Auges an die Wand gefahren“ zu haben. „Sie haben den Tagdienst dermaßen personell ausgedünnt, dass der Nachtdienst zur unerträglichen Belastung wurde und er zur Aufrechterhaltung des Tagdienstes eingestellt werden musste“, moniert Busch. Als Ursache nennt er die jährliche Sparauflage in Höhe von zwei Prozent der Personalkosten. Das Zukunftskonzept für die Psychiatrie im Land, das zurzeit erarbeitet werde, findet er nicht weitreichend genug; es sei dringend zu überarbeiten und zu ergänzen.

Unterstützung erhoffen sich die Betroffenen von der Gesundheitssenatorin. Am Dienstag, 21. Juni, wollen sie sich um 17 Uhr vor dem Eingang des Siemens-Hochhauses (Contrescarpe 72) versammeln. Für die Psychiatrieerfahrenen spricht Udo Schmidt von „Selbst Aktiv – behinderte Menschen in der SPD“. Gesundheitssenatorin Eva Quante-Brandt (SPD) hat laut Busch zugesagt, ebenfalls Stellung zu beziehen.

Unterdessen hat die Gesundheitsdeputation dem Konzept für weitere Bausteine zur Psychiatriereform zugestimmt. Unter anderem soll es ein Nachtcafé geben, das an sieben Tage in der Woche in den Abend- und Nachtstunden als Anlaufpunkt für Menschen mit psychiatrischen Problemen dienen soll. Vorgesehen sind auch dezentrale Kriseninterventionsdienste, die abends und nachts erreichbar sind. Außerdem sollen mehr psychiatrieerfahrene Menschen als Genesungsbegleiter und -begleiterinnen qualifiziert und eingestellt werden, um zur Gesundung von psychisch Erkrankten beizutragen, teilen die Grünen mit.

Im Landeshaushalt 2016/2017 seien 1,2 Millionen Euro zur gezielten Entwicklung der innovativen psychiatrischen Versorgungsangebote vorgesehen. Die gesundheitspolitische Sprecherin der Grünen, Kirsten Kappert-Gonther, sagt: „Menschen in einer psychischen Krise brauchen schnell und unkompliziert Hilfe. Es ist wichtig, ambulante Angebote zur Krisenprävention und Krisenintervention in den Stadtteilen auszubauen.“ Dafür seien nun entscheidende Weichen gestellt worden. Das Behandlungsangebot für psychisch Kranke in Bremen werde künftig stärker an den Bedürfnissen der Menschen in seelischen Krisen ausgerichtet sein. Dies verbessere die Behandlungsqualität und verringere die Notwendigkeit und Dauer von Krankenhausaufenthalten. Bremen setze damit bundesweit Maßstäbe in der Versorgung von Menschen mit psychischen Erkrankungen.

Jürgen Busch dagegen bleibt skeptisch: „Es wird darum zu kämpfen sein, dass im Nachtcafé neben Sozialarbeitern auch Psychiater und Psychotherapeuten nächtlichen Krisendienst machen.“ Das Nachtcafé ersetze keine aufsuchende Hilfe zu Hause. „Wir wollen Fachleute für Krisenintervention und keine aufgeschulten Laienhelfer“, so Busch.
Quelle: http://ep.weser-kurier.de/weserkurier/6789/, 19.06.2016



Zitat
Psychiatrischer Krisendienst
Gesundheitsressort spart auf Kosten der Polizei

Der Wegfall der 24-Stunden-Bereitschaft des Psychiatrischen Krisendienstes könnte bei der Polizei für Mehrarbeit sorgen. Das befürchtet der Personalrat der Polizei und kritisiert das Gesundheitsressort. Ab sofort muss die Polizei psychisch Kranke in der Nacht zur Begutachtung in eine Klinik fahren. Früher kam der Arzt rund um die Uhr direkt zum Polizeirevier. ...
Quelle: http://www.radiobremen.de/gesellschaft/themen/krisendienst100.html
« Letzte Änderung: 19. Januar 2017, 22:46 von admin » Gespeichert

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« am: 21. Januar 2016, 11:42 »

Zitat
Gegen Kürzungen beim Krisendienst
Jürgen Busch legt Beschwerde ein:
Neue Zeiten diskriminieren psychisch Kranke


VON ANTJE STÜRMANN

Bremen. Nur selten bahnt sich ein Lächeln den Weg. Eine Persönlichkeitsstörung macht Jürgen Busch seit 20 Jahren das Leben schwer. Nachts wacht er manchmal auf und es überfällt ihn rasende Verzweiflung. Unbeschreibliche Angst nistet sich in seinem Körper ein. „In solchen Situationen kann ich fast überhaupt nicht mehr denken“, sagt er. Hilfe zu rufen, das gelinge ihm in solchen Nächten nur mit äußerster Not. Weil er sich mit dieser Not von der Stadt und den Ärzten allein gelassen fühlt, bereitet er eine Rechts-, Fach- und Kommunalaufsichtsbeschwerde vor.

Hintergrund sind die Pläne der Gesundheitssenatorin, den psychiatrischen Krisendienst am Klinikum-Ost ab 1. April nicht mehr rund um die Uhr, sondern schwerpunktmäßig am Tage anzubieten. Die Mitarbeiter sind dann werktags nur noch von 17 bis 21 Uhr und an Wochenenden sowie feiertags von 8.30 bis 17 Uhr Ansprechpartner. Wer nachts Hilfe benötige, so die Gesundheitsbehörde, könne sich an den regulären Notdienst wenden.

Fachmann als Ansprechpartner
Jürgen Busch hat beim Sozialpsychiatrischen Dienst an der Horner Straße 15 Jahre lang Hilfe gefunden und gute Erfahrungen gemacht. „Wenn ich nachts die Nummer des Krisendienstes wähle, muss jemand ans Telefon gehen“, fordert er, „das sollte ein Fachmann sein, der fühlen kann, was die Ursache meiner Not ist. Er sollte etwas sagen können, das mir Halt gibt.“

Im Rahmen seiner Ausbildung zum psychiatrischen Genesungsbegleiter hat der 64-Jährige, der auch Diplom-Psychologe und Jurist ist, ein Praktikum beim Gesundheitsamt absolviert und die Pläne der Gesundheitssenatorin unter die Lupe genommen. Ein Gutachten über 22 Seiten widmet er der Frage: „Soll und darf der sozialpsychiatrische Krisendienst seine aufsuchende Arbeit nach 24 Uhr einstellen?“. Buschs Antwort: Er darf es nicht, denn das würde psychisch kranke Menschen gegenüber körperlich Kranken schlechter stellen. Sie würden polizeirechtlich zu „Störern“ degradiert. Das verstoße gegen die Rechte Behinderter. Laut Busch haben psychisch Kranke einen Anspruch darauf, in der Not nicht ausschließlich unter dem Gesichtspunkt der Gefahrenabwehr, sondern vorrangig unter dem der sozialstaatlichen Daseinsvorsorge behandelt zu werden. „Die Rettung aus einer Lebensgefahr ist eine staatliche und hoheitliche Aufgabe, und zwar auch dann, wenn sie einem privaten Träger wie der Gesundheit-Nord übertragen wurde“, argumentiert Busch. Aus diesem Grund sei die Gesundheit-Nord nicht berechtigt, beim Kriseninterventionsdienst aus Kostengründen die aufsuchende Hilfe nach 24 Uhr einzustellen.

Zweifel am Urteil von Polizisten
Die Pläne sehen anders aus: Ab April sollen vermehrt Polizisten entscheiden, was mit Hilfe suchenden, psychisch kranken Menschen geschieht. Busch bezweifelt, dass die Ordnungshüter beurteilen können, ob der Betroffene zum Beispiel selbstmordgefährdet ist, wenn das nicht offenkundig ist. „Zu beurteilen, ob von dem Betroffenen eine Gefahr ausgeht, gehört zu den diagnostischen Aufgaben des Krankenhauses Bremen-Ost“, sagt Busch. Seiner Ansicht nach ist die Stadtgemeinde Bremen als Eigentümerin verpflichtet, die Gesundheit-Nord finanziell und personell so auszustatten, dass sie ihren gesetzlichen Pflichten nachkommen kann.

Als Lösung schlägt Busch vor, die jährliche Sparquote beim Personal zu reduzieren. Zudem könnte Bremen den Sozialpsychiatrischen Dienst mit Mitteln ausstatten, die Bremen in Niedersachsen für die Inanspruchnahme bremischer Krankenhäuser eintreibt. Das habe schließlich schon der Rechnungshof in seinem Sonderprüfbericht angemahnt. Die Ärztekammer könnte einen psychiatrischen Notdienst schaffen, um den Krisendienst zu entlasten. Dazu müsste der Gesetzgeber aber künftig Nervenärzte, Psychiater und Psychotherapeuten stärker in die Pflicht nehmen.

Buschs Fazit: Die Gesundheitssenatorin als Rechts- und Fachaufsicht dürfe den Wegfall der nächtlichen aufsuchenden Hilfe – auch vorübergehend – nur erlauben, wenn es einen adäquaten Ersatz gibt. Doch von einem konkreten Alternativangebot sei ihm nichts bekannt, sagt Busch. Der Jurist kritisiert die Informationspolitik des Senats: „Hier wird mit der ängstlichen Bedürftigkeit einer sehr schwachen Klientel schlecht umgegangen.“

Eine Reaktion auf die Beschwerde von Jürgen Busch gibt es noch nicht. Sie liege im Hause vor und werde bearbeitet, teilt die Büroleiterin der Gesundheitssenatorin auf Anfrage mit. Inhaltlich bezieht die Senatorin keine Stellung. Bei der Gesundheit-Nord wissen die Verantwortlichen nach Aussage von Sprecherin Karen Matiszick noch nichts von der Eingabe. „Wir werden abwarten und sehen, was drin steht“, sagt Matiszick.
Zurzeit benötigt Jürgen Busch die Hilfe der Experten beim Krisendienst nicht. Tagsüber arbeitet er für den Arbeiter-Samariter-Bund mit Holz oder berät in sozialrechtlichen Fragen. „Das gibt meinen Tagen Struktur“, sagt er. Doch er muss auf sich achtgeben: Treten zu viele Belastungen gleichzeitig auf, könnte er wieder in Not geraten. Busch, der Betroffene, sagt: „Mir wäre wohler, wenn es den Krisendienst weiterhin rund um die Uhr geben würde.“
Quelle: www.weser-kurier.de, 21.01.2016


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Zu wenige Mitarbeiter
Sozialpsychiatrischer Dienst in Not


Antje Stürmann 22.11.2015

Claudia Beck [>>] übt Kritik: Der Sozialpsychiatrische Dienst, dessen Mitarbeiter sich mit den schwersten psychiatrischen Fälle überhaupt befasst, werde stiefmütterlich behandelt, sagt die Psychologin.

Der Dienst benötige viel mehr Personal. Aufgrund des Sparzwangs bleibe den Mitarbeitern immer weniger Zeit, um sich mit den Hilfe suchenden, psychisch schwer kranken Menschen zu beschäftigen. Dabei bestehe die Gefahr, dass Gefährdungspotenziale übersehen werden, warnt Beck.

Die 53-Jährige weiß, wovon sie redet. Sie war beim Sozialpsychiatrischen Dienst tätig. Zehn Jahre hat sie außerdem am Institut für Rechts- und Verkehrsmedizin gearbeitet. Seit vier Jahren betreut sie schwer kranke Patienten am Klinikum Mitte. „Ich habe wiederholt erlebt, dass auf den Tischen der Kollegen in der Rechtsmedizin Opfer von Tötungsdelikten lagen, nachdem die Täter zuvor von den Kollegen des Sozialpsychiatrischen Dienstes betreut worden waren“, berichtet Claudia Beck.

Anlass für ihre Kritik in Richtung Behörden, Klinikleitung und Aufsichtsrat ist der Fall eines offenbar psychisch kranken Mannes, der in der Vahr seine 46-jährige Mutter getötet hatte. Der Vater hatte vor seinem 22-Jährigen Sohn gewarnt. Doch obwohl die Polizei, der Sozialpsychiatrische Dienst des Klinikums Bremen-Ost und das Amtsgericht eingeschaltet waren, wurde der 22-Jährige vor der Tat nicht in die Psychiatrie zwangseingewiesen. Claudia Beck fordert, den Fall zum Anlass zu nehmen, sich Strukturen und Hintergründe anzuschauen. „Ich frage mich zum Beispiel, warum die Verantwortlichen der Risikobewertung des Vaters keine Beachtung geschenkt haben.“ Ihrer Ansicht nach hätte zudem ein Psychiater in den zehn Tagen vor der Tat sehr wohl herausfinden können, was im Kopf des jungen Mannes vorging. „Ein Gefährdungspotenzial für Dritte haben die Mitarbeiter des Sozialpsychiatrischen Dienstes ja offenbar gesehen, sonst wäre bei ihrem Hausbesuch die Polizei nicht dabei gewesen.“

Politiker sollten sich entscheiden
Vielmehr glaubt sie, dass unter anderem die Auflage, jährlich zwei Prozent der Personalkosten einzusparen, dazu führt, dass die Mitarbeiter beim Sozialpsychiatrischen Dienst immer weniger Kontakt zu ihren Patienten haben. „Im Bereich Psychiatrie ist es riskant, die Ressourcen Mensch und Zeit zu verknappen“, warnt Beck. „Eine sichere Diagnose zu stellen, kostet Zeit.“ Oftmals würden Patienten nicht einmal von einem Facharzt für Psychiatrie betreut: „Viel wahrscheinlicher ist, dass sie von einer Sozialarbeiterin oder einer Pflegefachkraft kontaktiert werden.“ Diese beurteilten auch den psychischen Gesundheitszustand. Psychiater bedeuteten hohe Personalkosten. Ihr Einsatz werde auf das Nötigste beschränkt.

Gryta Berszinn leitet stellvertretend die Beratungsstelle am Klinikum Ost samt Institutsambulanz. Die Diplom-Sozialarbeiterin berichtet, dass sie und ihre Kolleginnen zahlreiche Überstunden machen. In drei Monaten haben sich die neun Mitarbeiter – zwei Ärzte, drei Sozialarbeiter, drei Pfleger und ein Psychologe – im Bereich öffentliche Aufgaben um insgesamt 687 Patienten gekümmert. Hinzu kommen 230 Menschen, die behandelt wurden, weil sie nicht in der Lage waren, zum Nervenarzt zu gehen. „Bei steigenden Fallzahlen – vor allem im Bereich des öffentlichen Gesundheitsdienstes, bauen wir immer mehr Personal ab“, sagt Berszinn. Die verbleibenden Mitarbeiter seien Ansprechpartner in Lebenskrisen und sie müssten einschätzen, ob sich jemand etwas antun werde. „Die Anzahl der Eigen- und Fremdgefährdung nimmt zu“, sagt Berszinn. Die Sozialarbeiterin bestätigt auch, dass die Gespräche kürzer werden. „Wenn aber eine Gefährdung vorliegt, sind wir hellwach“, versichert Berszinn. Die Einsparquote könnten sie aber nicht weiter erfüllen. Kollegin Regina Henzler stimmt zu. „Wir sind für rund 110 000 Einwohner da. Wenn wir nicht bald mehr Personal bekommen, können wir ambulant nicht mehr rund um die Uhr da sein.“

Alles richtig gemacht
Die Politiker sollten sich entscheiden, ob sie einen handlungsfähigen Dienst haben wollten oder nicht, sagt Beck. Die Mutter des psychisch kranken 22-Jährigen hätte man vor ihrem Sohn schützen müssen. Das sieht auch CDU-Politiker Wilhelm Hinners so. Der Vorsitzende der Deputation für Inneres arbeitet den Fall seit Monaten auf und hatte Akteneinsicht. „Speziell der Sozialpsychiatrische Dienst hat die Gefahr falsch eingeschätzt“, glaubt Hinners. Er fordert eine konsequente Fehleranalyse in den Deputationen für Gesundheit und Inneres, um künftig sehr viel schneller und konsequenter reagieren zu können.

Gesundheitssenatorin Eva Quante-Brandt (SPD) indes bleibt dabei: Die Mitarbeiter des Sozialpsychiatrischen Dienstes haben alles richtig gemacht. Die Personalstärke habe bei dem Tötungsdelikt in der Vahr keine Rolle gespielt. Im öffentlichen Dienst müsse weiter gespart werden, teilt Sprecherin Christina Selzer mit. „Wir reagieren mit einer Neuaufstellung der Krisendienste.“ Die Beratungszeiten sollen effektiver und die Ressourcen anders eingesetzt werden. Institutionen wie Pflegedienste, Betreutes Wohnen und Wohnheime sollten stärker in die Versorgung psychisch kranker Menschen eingebunden werden, um ein engeres Netz der Betreuung zu schaffen und den Krisendienst zu regionalisieren – so der Plan. Ob und wann er umgesetzt wird, entscheiden die Finanzen.
Quelle: http://www.weser-kurier.de/bremen/bremen-stadtreport_artikel,-Sozialpsychiatrischer-Dienst-in-Not-_arid,1257099.html



Zitat
Personalnot beim Psychiatrischen Dienst
"Patienten bleiben auf der Strecke"

Bremen 22.10.2015. Sebastian Wriedt ist Arzt in der Psychiatrie des Klinikums Ost sowie in der psychiatrischen Ambulanz des Behandlungszentrums West in Gröpelingen. Und der ist Betriebsrat. Im Interview spricht er über die Folgen von Personaleinsparung, Überlastung und die drohende „Amerikanisierung der Verhältnisse“.
Quelle: http://www.weser-kurier.de/bremen/bremen-stadtreport_artikel,-Patienten-bleiben-auf-der-Strecke-_arid,1234670.html
« Letzte Änderung: 25. Juni 2017, 23:29 von admin » Gespeichert

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