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News: BIVA-Pflegeschutzbund warnt vor Wiederholung der Isolation vom letzten Jahr

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Autor Thema: Begrenzung der Eigenanteile pflegebedürftiger Menschen gefordert  (Gelesen 5153 mal)
admin
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« Antworten #3 am: 20. Januar 2022, 00:35 »

Zitat
BIVA fordert echte Pflegereform mit Sockel-Spitze-Tausch

Bonn. Anfang des Jahres ist mit dem Leistungszuschuss für Pflegeheimbewohner ein weiterer Teil der Pflegereform in Kraft getreten. Allerdings bringt dieser Zuschuss aus Sicht des BIVA-Pflegeschutzbundes am Ende kaum Entlastung für die Pflegebedürftigen. „Aufgrund steigender Personal- und Lebenshaltungskosten wird dieser Leistungszuschuss gar nicht zu Buche schlagen, sodass zukünftig noch mehr Pflegeheimbewohnerinnen und -bewohner zu Sozialhilfeempfängern werden“, kritisiert Dr. Manfred Stegger, Vorsitzender der Verbraucherschutzorganisation. „Das finanzielle Risiko muss für die Betroffenen kalkulierbar sein. Dies geht nur, wenn die Eigenanteile fest gedeckelt sind. Wir fordern von Gesundheitsminister Karl Lauterbach eine echte Pflegereform.“

Mit dem Jahreswechsel trat die Pflegereform der alten Bundesregierung in Kraft. Damit erhalten Pflegeheimbewohner einen Zuschuss zu den Pflegekosten, dessen Höhe mit der Dauer des Heimaufenthalts steigt: im ersten Jahr trägt die Pflegekasse 5 Prozent des pflegebedingten Eigenanteils, im zweiten Jahr 25 Prozent, im dritten Jahr 45 Prozent und danach 70 Prozent. Da aber gleichzeitig mehr Personal und die Zahlung von Tariflöhnen vereinbart wurden, werden die Kosten für die Pflegebedürftigen wieder steigen. Hinzu kommen stetig steigende Kosten für Unterkunft, Verpflegung und Investitionen. Berücksichtigt man also alle Faktoren, werden die Bewohner in den ersten beiden Jahren im Pflegeheim trotz der Reform finanziell höher belastet als zuvor. Nach Berechnungen des Pflegeökonomen Prof. Heinz Rothgang wird langfristig rund ein Drittel der Heimbewohnerinnen und -bewohner auf Sozialhilfe angewiesen sein, wobei der Anteil perspektivisch sogar ansteigen wird.

Der BIVA-Pflegeschutzbund fordert seit langem eine Umkehr des finanziellen Risikos von den Versicherten auf die Versicherung im Sinne eines sogenannten Sockel-Spitze-Tausches. Demnach sollte der Betroffene einen fixen Beitrag leisten und das darüber hinausgehende Risiko von der Pflegeversicherung getragen werden – wie bei einer echten Kaskoversicherung. „Das Pflegereförmchen der alten Bundesregierung war eine große Enttäuschung für alle Betroffenen. Der neue Bundesgesundheitsminister hat jetzt die Chance, die Probleme richtig anzupacken. Weitere kleine „Pflästerchen“ werden uns mittelfristig nicht helfen“, so Stegger.
Quelle: https://www.biva.de/presse/biva-fordert-echte-pflegereform-mit-sockel-spitze-tausch/
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« Antworten #2 am: 16. Dezember 2019, 02:39 »

    Zitat
    Sozialbehörde springt nicht ein
    Auszug droht: Demente 96-Jährige kann Heimkosten nicht mehr bezahlen

    von Michael Mix - Kreiszeitung, Aktualisiert: 15.12.19 09:58

    Eine 96-jährige Frau aus Achim droht der Rauswurf aus dem Pflegeheim: Sie kann die Kosten dafür nicht mehr zahlen, weil ihre Ersparnisse aufgebraucht sind.

    • 96-Jährige lebt seit sechs Jahren in Seniorenresidenz in Achim
    • Ersparnisse der Seniorin sind aufgebraucht
    • Heimleitung ist zu keinem Entgegenkommen bereit


    Achim - Die Aufgabe der eigenen Wohnung und der Umzug ins Seniorenzentrum ist für die allermeisten schon schlimm genug. Oft kommen aber auch noch finanzielle Probleme hinzu. Denn ein Platz im Heim kostet eine Menge Geld.

    Mitunter treten unerwartete Finanzierungslücken auf, so wie bei Irene Weigt, die seit sechs Jahren in der Seniorenresidenz am Paulsberg in Achim lebt. „Jetzt sind die Ersparnisse meiner Mutter aufgebraucht. Ihre Rente reicht nicht aus, um den Heimplatz im vollen Umfang zu bezahlen“, erzählt ihre Tochter Elfriede Ullrich. „Und mein Bruder und ich sind auch nicht in der Lage, etwas beizusteuern.“ Ullrich ist fassungslos: „Meiner 96-jährigen, dementen Mutter droht der Auszug.“ Aber wie kann das sein?

    Das Problem seien die sogenannten Investitionskosten für das „Komfortzimmer“ in Höhe von 26 Euro pro Tag. Zusammen mit dem Eigenanteil für die Pflege, Unterkunft und Verpflegung belaufe sich der jeden Monat zu zahlende Betrag auf knapp 1 900 Euro. Generell steigen die Kosten für Pflegeheime in Deutschland immer weiter.

    Pflegeheim in Achim lehnt Bitte der Seniorin ab


    Leider habe die Seniorenresidenz am Paulsberg in Achim ihre Bitte abgelehnt, die im Ermessen des Heims liegende Höhe der Investitionskosten zu senken, berichtet Ullrich. Einrichtungsleiterin Kerstin Buchholz wollte sich zu der Angelegenheit auf Nachfrage dieser Zeitung nicht äußern.

    Bernd Dannheisig, Leiter der Sozialbehörde beim Landkreis Verden, zeigte sich dagegen auskunftsfreudig. „Der Gesetzgeber hat zugelassen, dass die Heime unterschiedliche Investitionssätze in Rechnung stellen dürfen“, klärt er auf und übt damit leise Kritik an der „großen“ Politik.

    Empfehlung des Landkreises Verden: Auf Heimleitung zugehen


    Für Sozialhilfeempfänger schließen die Einrichtungen und die Sozialbehörde nach seinen Angaben Vergütungsverträge. Dabei liege der Investitionsbetrag zwischen 14 und 16 Euro pro Tag. Für Selbstzahler wie Irene Weigt könnten die Heime jedoch höhere Kosten in Rechnung stellen, „meist sind das um die 18 Euro“.

    Und auch, wenn die Bewohnerin, wie in diesem Fall, plötzlich nicht mehr über die nötigen Mittel verfüge, sei es unzulässig, die finanzielle Lücke über Sozialgeld zu stopfen, informiert Dannheisig. Angehörige könnten einen Beitrag leisten, gesetzlich verpflichtet seien sie dazu nicht. „Wir empfehlen den Leuten, auf die Heimleitung zuzugehen, um sich auf geringere Kosten zu einigen. Manche Einrichtungen machen das, andere nicht.“

    Aufnahmestopp bei anderen Seniorenzentren in Achim

    Eine andere Möglichkeit wäre, nach einer alternativen Unterbringung zu suchen. Die Tochter von Irene Weigt hat das gemacht. „Das Awo-Seniorenzentrum an der Leipziger Straße wäre zu einem finanziellen Entgegenkommen bereit“, sagt Elfriede Ullrich. „Allerdings gibt es dort derzeit einen Aufnahmestopp, weil Pflegekräfte fehlen.“ Das Phänomen des Fachkräftemangels in Pflegeheimen ist im gesamten Landkreis Verden bekannt. So können Einrichtungen teilweise nicht ausgelastet werden, weil Fachkräfte fehlen.
    Quelle: https://www.kreiszeitung.de/lokales/verden/achim-ort44553/pflegeheim-achim-auszug-droht-96-jaehrige-kann-kosten-nicht-mehr-aufbringen-13271586.html



    HINWEIS:
    Das Pflegeheim gehört zur Mediko Gruppe [>>] - siehe dazu auch folgende Berichte

    - https://taz.de/Heim-muss-schliessen/!5250291/
    - https://www.welt.de/print/welt_kompakt/frankfurt/article138711464/Schwere-Vorwuerfe-gegen-ein-Hattersheimer-Seniorenheim.html
    - http://www.heimmitwirkung.de/smf/index.php?topic=2355.0

    * Weigt.pdf (720.19 KB - runtergeladen 409 Mal.)
    « Letzte Änderung: 02. Januar 2020, 12:15 von admin » Gespeichert

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    « Antworten #1 am: 27. November 2019, 01:37 »

    Zitat
    Teure Pflege im Heim
    Länder wollen Pflegekosten begrenzen

    von Sabine Doll 26.11.2019

    Bremen und Niedersachsen fordern die Deckelung des Eigenanteils, den Pflegebedürftige in Heimen zahlen müssen. Dieser steigt seit Jahren. Jeder dritte Heimbewohner im Land Bremen bezieht Sozialhilfe.

    Bremen und Niedersachsen wollen die Kosten für Pflegebedürftige in Heimen deckeln. Die Eigenanteile steigen seit Jahren, dieser Entwicklung wollen die Bundesländer einen Riegel vorschieben. Ab diesem Mittwoch tagen die Arbeits- und Sozialminister bei einer Konferenz in Rostock, dort soll ein entsprechender Beschluss für eine Begrenzung zur finanziellen Eigenbelastung Pflegebedürftiger und ihrer Angehörigen gefasst werden, wie aus der Agenda hervorgeht. Bremen hatte sich bereits Anfang dieses Jahres einer Bundesratsinitiative Hamburgs angeschlossen, die eine Deckelung des Eigenanteils fordert.

    „Ein steigender Anteil an Rentnerinnen und Rentnern mit einer guten durchschnittlichen Rente kann die Kosten für die Pflege im Alter nicht mehr aus eigenen Mitteln aufbringen. Immer mehr Menschen müssen den Gang zum Amt für Soziale Dienste antreten“, sagt Bremens Sozialsenatorin Anja Stahmann (Grüne) dem WESER-KURIER. Dies zeige, dass die individuellen Kosten für Pflege im Verhältnis zu den Renten in eine Schieflage geraten seien. Stahmann: „Ich weiß nicht, wie ich das den alten Menschen erklären soll, die ihr ganzes Leben gearbeitet haben, und am Ende müssen sie doch Sozialleistungen beantragen. Ich halte das für einen Irrweg in der Pflegeversicherung.“

    1891 Euro aus eigener Tasche


    Wie berichtet, müssen Heimbewohner oder ihre Angehörigen nach Daten des Verbands der Ersatzkassen (VDEK) bundesweit im Schnitt 1891 Euro monatlich aus eigener Tasche zahlen. Die gesamten Pflegekosten setzen sich aus den Kosten für Unterkunft, Verpflegung, Investitionen und dem Pflegesatz zusammen, der von Heimbetreibern, Pflegekassen und Kommunen verhandelt wird. Die Pflegeversicherung trägt diesen Satz aber nicht komplett, sodass Pflegebedürftige allein dafür durchschnittlich 693 Euro selbst zahlen müssen. In Bremen und Niedersachsen ist dieser Pflegesatz vom Vorjahr um knapp 30 Prozent auf jeweils 556 und 487 Euro gestiegen. Dazu kommt: Der Betrag, den die Pflegeversicherung zahlt, ist gedeckelt. Sämtliche Erhöhungen werden damit auf die Bewohner umgelegt.

    „Wir dürfen die Augen nicht davor verschließen, dass die Pflegeversicherung in ihrer derzeitigen Form nicht aufrecht zu erhalten sein wird. Gute Pflege muss für die Betroffenen bezahlbar bleiben und gleichzeitig gute Arbeitsbedingungen für die Beschäftigten und faire Löhne bieten“, sagt Niedersachsens Sozialministerin Carola Reimann (SPD). Mit dem derzeitigen System sei beides auf Dauer nicht finanzierbar. Reimann fordert „eine schnelle Deckelung des Eigenanteils und einen Zuschuss zur Pflegeversicherung aus Steuermitteln“. Niedersachsen werde bei der Konferenz der Arbeits- und Sozialminister dafür werben, eine Bund-Länder-Arbeitsgruppe „mit dem klaren Ziel einer zeitgemäßen Weiterentwicklung der Pflegeversicherung“ einzusetzen.

    Reichen Rente und finanzielle Reserven nicht aus, sind Pflegebedürftige auf das Sozialamt angewiesen, um die Kosten für die Pflege im Heim zahlen zu können. In Bremen waren 2018 nach Angaben der Sozialbehörde knapp 2000 Bewohner von Pflegeheimen Empfänger von Sozialleistungen, das entspreche 29 Prozent. „Es kann doch nicht gewollt sein, dass immer mehr Menschen Sozialhilfe in Anspruch nehmen müssen, wenn sie alt und pflegebedürftig werden“, sagt Bremens Sozialsenatorin.

    Wohlfahrtsverbände befürchten, dass die Zahl der Heimbewohner, die Sozialhilfe beziehen, bei weiter steigenden Pflegekosten deutlich  zunehmen wird. „Es besteht dringender Handlungsdruck, das System der Pflegefinanzierung zu reformieren“, sagt der Sprecher der Landesarbeitsgemeinschaft der Freien Wohlfahrtsverbände in Bremen, Arnold Knigge. Ein Grund für den Anstieg sei das Pflegestärkungsgesetz, es solle dafür sorgen, dass mehr Pflegekräfte in Heimen arbeiteten und diese besser bezahlt würden. Knigge: „Da der Eigenanteil nach oben offen, der Beitrag der Pflegeversicherung aber gedeckelt ist, führt die notwendige Qualitätsverbesserung in den Einrichtungen dazu, dass diese allein von den Pflegebedürftigen gezahlt wird. Aus diesem Grund muss die Finanzierung reformiert werden.“ Bestandteil dieser Reform müsse die Deckelung des Eigenanteils für die Pflegebedürftigen in den Heimen sein, so der Sprecher.
    Quelle: https://www.weser-kurier.de/bremen/bremen-stadt_artikel,-laender-wollen-pflegekosten-begrenzen-_arid,1878508.html



    Zitat
    Bewohner und Angehörige frustriert
    Pflege in Bremer Heimen wird immer teurer

    von Sabine Doll 26.11.2019

    Viele Pflegeheimbewohner haben in diesen Tagen Post von ihrer Einrichtung bekommen: Darin werden steigende Kosten für das kommende Jahr angekündigt - teilweise geht es um mehrere Hundert Euro.
    Der Brief des Pflegeheimbetreibers kam vor gut zwei Wochen. Jonny Lücke ahnte bereits, bevor er den Umschlag öffnete, worum es geht. „Ich erledige die Post für meine Mutter, die seit mehreren Jahren in einer Pflegeeinrichtung betreut wird“, erzählt der 72-Jährige. „Gegen Jahresende verhandeln die Einrichtungen mit den Pflegekassen und den Sozialträgern über die Pflegekosten für das kommende Jahr – und dabei geht es eben auch um die Erhöhung des Eigenanteils, der von den Bewohnern beziehungsweise den Angehörigen gezahlt wird.“

    Der Inhalt des Briefes bestätigte Lückes Ahnung. Dass die Kosten immer wieder ein wenig erhöht werden, ist für den früheren Buchhalter nichts Neues mehr. Aber: Als er in diesem Jahr den Brief öffnete und die einzelnen Forderungen überflog, mit denen der Pflegeheimbetreiber in die anstehenden Verhandlungen gehen will, „da wurde mir schon ein wenig anders“, sagt Lücke.

    Der 72-Jährige hat die monatlichen Rechnungen der Einrichtung inklusive der jährlichen Bescheide über die Erhöhung ordentlich abgeheftet. Bereits von 2018 auf 2019 ist der Eigenanteil, den seine 92-jährige Mutter für die Versorgung in der stationären Einrichtung zahlen muss, um etwa 200 Euro monatlich gestiegen. „Insgesamt zahlt sie im Monat rund 2200 Euro dazu, so hoch ist der aktuelle Eigenanteil“, rechnet Lücke vor. „Und jetzt könnten noch einmal 390 Euro oben drauf kommen, wenn der Pflegeheimträger mit seinen Forderungen bei den Verhandlungen komplett durchkommt. Das ist zwar nicht wahrscheinlich, aber selbst wenn es erneut 200 Euro sind, wo soll das enden?“

    Gang zum Sozialamt

    Diese Frage beschäftigt Tausende Betroffene und ihre Angehörigen bundesweit – akut in diesen Tagen, nachdem sie Post von den Einrichtungen bekommen haben. Die Frage ist aber auch in die Zukunft gerichtet, denn: Was, wenn die persönlichen finanziellen Reserven aufgebraucht sind? Reicht das Geld für die Eigenanteile der Pflegekosten nicht, springt das Sozialamt ein. Der 72-jährige Buchhalter ist überzeugt: „Wenn die Erhöhungen munter so weiter gehen, wird dieser Anteil zwangsläufig steigen.“

    Die gesamten Pflegekosten für eine stationäre Versorgung setzen sich aus mehreren Posten zusammen: Kosten für Unterkunft, Verpflegung, Investitionen, einer Ausbildungsumlage – sowie dem Pflegesatz, der von Heimbetreibern, Pflegekassen und Kommunen verhandelt wird. Diesen Satz trägt die Pflegeversicherung allerdings nicht komplett, sodass Pflegebedürftige in Bremen allein dafür nach Zahlen des Verbands der Ersatzkassen (VDEK) durchschnittlich 556 Euro im Monat zuzahlen müssen. Dazu kommen die Kosten für Unterkunft und Verpflegung, sie schlagen der Statistik zufolge mit durchschnittlich 761 Euro zu Buche. Für Investitionen zahlen Pflegeheimbewohner im kleinsten Bundesland 528 Euro. Unterm Strich macht das 1845 Euro; eine Ausbildungsumlage, die in vielen Einrichtungen dazu kommt, ist nicht eingerechnet. Bremen liegt mit diesen Gesamtkosten, die Pflegeheimbewohner selbst zahlen müssen, über Niedersachsen (1562 Euro) und knapp unter dem Bundesschnitt (1891 Euro). Spitzenreiter ist Nordrhein-Westfalen mit 2337 Euro, am wenigsten zahlen Bewohner in Sachsen-Anhalt dazu (1331 Euro).

    Pflegefinanzierung nicht mehr zeitgemäß

    Lücke ärgert besonders, dass nur der Anteil der Pflegeversicherung gedeckelt ist. „Das hat zur Folge, dass jede Erhöhung an die Pflegebedürftigen weitergereicht wird. Und während die Bewohner immer mehr zahlen müssen, bleibt der Anteil der Pflegeversicherung gleich. Der Eigenanteil muss gedeckelt werden“, fordert der 72-Jährige. Seine Kritik richte sich nicht gegen die bessere Bezahlung von Pflegekräften und zusätzliches Personal, die ebenfalls in den höheren Kosten abgebildet seien. „Das ist zwingend notwendig. Aber das bisherige System zur Pflegefinanzierung passt angesichts dieser Herausforderungen einfach nicht mehr. Und es ist auch keine Lösung, dass der Anteil der Sozialhilfeempfänger deswegen steigt.“

    Verbraucherzentralen, Pflegekassen und Patientenberatungen erhalten in diesen Tagen viele Anfragen von Betroffenen und Angehörigen, die Post von den Einrichtungen bekommen haben. „Die Betreiber müssen mit dem Brief, in dem sie die avisierte Erhöhung mitteilen, auch eine Begründung für den Anstieg der Pflegekosten mitliefern“, sagt Birgit Tillmann, Sprecherin der VDEK-Landesvertretung in Bremen. Diese Begründung haben die Lückes erhalten, genannt werden etwa Steigerungen der Personalkosten für das kommende Jahr, Aufwendungen für die betriebliche Altersvorsorge, eine Erhöhung des Einstandspreises für Strom, ein Anstieg der Sachkosten. „Wer Beratungsbedarf hat, kann mit seinen Unterlagen etwa zu seiner Pflegekasse oder anderen Beratungsstellen gehen“, sagt Tillmann. „Da die Kosten grundsätzlich zwischen den einzelnen Einrichtungen schwanken, lohnt sich aber auch immer ein konkreter Heimvergleich, etwa unter der Internetadresse www.pflegelotse.de.“ In dem Online-Portal können nach Auskunft der Sprecherin die Einrichtungen und die angegebenen Kosten etwa für Investitionen miteinander verglichen werden.
    Quelle: https://www.weser-kurier.de/bremen/bremen-stadt_artikel,-pflege-in-bremer-heimen-wird-immer-teurer-_arid,1878474.html
    « Letzte Änderung: 28. November 2019, 02:19 von admin » Gespeichert

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    « am: 25. November 2019, 23:54 »

    Zitat
    AWO, Diakonie, ver.di und Angehörigenvertreter fordern Weiterentwicklung der Pflegeversicherung
    Begrenzung der Eigenanteile der pflegebedürftigen Menschen notwendig
     
    Spitzenvertreterinnen und Spitzenvertreter der Arbeiterwohlfahrt (AWO), der Diakonie Deutschland, der Vereinten  Dienstleistungsgewerkschaft  (ver.di)  und  einer  Angehörigeninitiative  haben  am  heutigen Montag (25. November 2019) in der Bundespressekonferenz in Berlin eine Weiterentwicklung der Pflegeversicherung angemahnt. Diese müsse dringend auf die politische Tagesordnung.

    Sylvia Bühler, Mitglied im ver.di-Bundesvorstand:  „Arbeiten in der Altenpflege muss attraktiver werden. Die Beschäftigten brauchen gute Arbeitsbedingungen, vor allem mehr Personal und eine angemessene Vergütung für diese verantwortungsvolle und oft auch körperlich und emotional anstrengende Arbeit. Die meisten kommerziellen Anbieter verweigern Tarifverträge. Wir wollen wieder Gemeinwohl statt Hedgefonds, die auf Kosten der zu pflegenden Menschen und der Beschäftigten hohe Profite machen. Die Politik hat die Altenpflege dem wirtschaftlichen Wettbewerb ausgesetzt; deshalb ist die Politik auch in der Verantwortung, die unsägliche Entwicklung zu stoppen und die Beschäftigten vor Ausbeutung zu schützen.“
     
    Wolfgang Stadler, Vorsitzender des Vorstandes des AWO-Bundesverbandes: „Schon heute leidet die Pflegebranche unter einem akuten Fachkräftemangel. Viele junge Menschen sehen ihre Zukunft nicht in der Pflege, weil soziale Berufe in Wertschätzung und Bezahlung weit abgehängt sind. Es darf nicht sein, dass eine Arbeit an Maschinen bei gleicher Qualifikation höher angesehen ist und deutlich besser bezahlt wird als die Arbeit mit Menschen. Wir können den Fachkräftemangel nur bekämpfen, wenn wir die Pflegeberufe aufwerten und besser bezahlen. Das Pflegelöhneverbesserungsgesetz, das kürzlich erst verabschiedet wurde, ebnet den Weg für einen bundesweiten, allgemeinverbindlichen Tarifvertrag für die Pflegebranche.“
     
    Maria Loheide, Vorstand Sozialpolitik der Diakonie Deutschland:  „Die Pflegeversicherung muss reformiert werden. Das bekannteste Problem sind die immer weiter steigenden Eigenanteile, die im Pflegeheim bezahlt werden müssen. Insgesamt steigen die Kosten für die Pflege, aber die Leistungen der Pflegeversicherung sind gedeckelt. Lohnerhöhungen und Qualitätsverbesserungen in der Pflege müssen heute vollständig von den pflegebedürftigen Menschen finanziert werden oder vom Sozialamt, wenn die Eigenmittel aufgebraucht  sind. Die Pflegeversicherung muss deshalb zu einer bedarfsdeckenden Sozialversicherung ausgebaut werden. Die begründeten Kostensteigerungen für die Pflege müssen von der Pflegeversicherung finanziert werden. Die pflegebedürftigen Menschen übernehmen einen begrenzten und kalkulierbaren Eigenanteil.“
     
    Klaus Hommel,  Angehörigeninitiative „Eigenanteile der Pflegekosten in  Seniorenheimen senken“:  „Pflegebedürftige müssen jede kleine Verbesserung finanzieren: durch höhere Versicherungsbeiträge und durch höhere Eigenanteile, die immer weiter steigen. Diese Situation ist für uns untragbar, denn Pflegebedürftigkeit darf nicht ins Sozialamt führen. Wir wollen gute Löhne für die Pflegekräfte und eine gute Pflege; das muss von allen mitfinanziert werden. Wir wollen, dass die Eigenanteile der Pflegebedürftigen sofort gesenkt und mittelfristig durch eine Pflegebürgervollversicherung abgeschafft werden. Die Bundesregierung muss umgehend einen Zeitplan für die Einführung einer zukunftsorientierten Pflegeversicherung vorlegen.“
    Quelle: Pressemitteilung - https://gesundheit-soziales.verdi.de/themen/pflegepolitik/++co++cfd6cad6-0f67-11ea-b589-525400f67940



    Zitat
    Pflegevollversicherung
    »Eine Systemreform ist notwendig«

    Der Gesundheitsökonom Heinz Rothgang plädiert für eine alternative Ausgestaltung der Pflegeversicherung, die alle Risiken abdeckt und nötige Ausgabensteigerungen ermöglicht.

    Heinz Rothgang ist Professor für Gesundheitsökonomie an der Universität Bremen und Leiter der Abteilung Gesundheit, Pflege, Alterssicherung am SOCIUM – Forschungszentrum Ungleichheit und Sozialpolitik. Für die Hans-Böckler-Stiftung hat er im September 2019 ein Gutachten zur »Pflegebürgerversicherung als Vollversicherung« veröffentlicht. Im Auftrag der Vertragsparteien der Selbstverwaltung hat er ein Verfahren zur Personalbemessung in Pflegeeinrichtungen entwickelt, das noch nicht veröffentlicht ist.


    [zum vollständigen Interview >>]
    Quelle: https://gesundheit-soziales.verdi.de/themen/pflegepolitik/++co++63a0824a-0c41-11ea-8f29-525400f67940

    * 2019_11_25PMfuerBPKPflege.pdf (263.26 KB - runtergeladen 415 Mal.)
    * 2019_PowertotheAltenpflege.pdf (454.64 KB - runtergeladen 415 Mal.)
    * FES_23-2019_15821.pdf (185.6 KB - runtergeladen 424 Mal.)
    « Letzte Änderung: 26. November 2019, 00:50 von admin » Gespeichert

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