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Autor Thema: Buchautor Christoph Lixenfeld : "Die Altersheime müssen weg"  (Gelesen 4921 mal)
admin
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« Antworten #2 am: 07. Februar 2008, 14:10 »

Zitat von: http://www.healthcareblog.de, Nikolaos Tavridis
Billige Pflegeheime

..sind jetzt im Visier der Presse geraten. So schreibt Christoph Lixenfeld in der WELT “Die Billig-Altenheime müssen endlich weg“. Begründet wird dies durch die skandalöse Behandlung alter Menschen, über die sich niemand aufregt oder keine Folgen hat. Mit Verlaub, Herr Lixenfeld, das ist billiger Populismus. Natürlich haben Pflegeheime als Sammelbehälter von einsamen Senioren ausgedient. Natürlich müssen die Fehlanreize in der Pflegeversicherung endlich weg, die selbst Senioren mit geringer Pflegebedürftigkeit dazu motivieren, ins Heim zu gehen.

Aber die Vorstellung zu erwecken, wir werden alle in unserem trauten Heim alt, gepflegt von unserer Familie, oder liebevolle (meistens polnische) Pflegekräfte, ist nichts anders als Manipulation der Massensehnsüchten, um Bücher zu verkaufen.

Die Heime haben und werden auch künftig eine Berechtigung haben. Nicht als Verwahranstalten und sicherlich nicht so, wie viele Heime heute sind. Sie werden da ihre Berechtigung finden, wo die Menschen hoch und höchstbetagt sind. Sie sollten auch mehr durch den Respekt für den Menschen geprägt sein und eine bessere Pflege anbieten. Und die “Billig” Altenheime sollten sich nicht durch die Qualität der Pflege differenzieren, sondern durch die Rahmenbedingungen der Baulichkeit. So wie übrigens auch alle anderen Leistungen der Sozialhilfe.

P.S.:
Wer meint die Qualität der Pflege, die durch Angehörigen oder ambulante Dienste erbracht wird, ist einwandfrei, oder wesentlich besser als im stationären Bereich, kennt die Realität nicht. Wenn die Angehörigen über lange Zeit überfordert werden, sind nicht selten Situationen zu finden, die in einem Pflegeheim sofort zur Untersagung des Betriebs führen würden.

Quelle: http://www.healthcareblog.de/2008/02/05/billige-pflegeheime/
« Letzte Änderung: 03. August 2010, 13:43 von admin » Gespeichert

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« Antworten #1 am: 07. Februar 2008, 02:00 »

Kommentar zum Buch "Niemand muss ins Heim"

Zitat
In seiner flott geschriebenen Arbeit, die mit eingestreuten Informationskästen und etlichen Interviews zuweilen Züge eines Lesebuchs annimmt, sind es vor allem die vielen praktischen Beispiele, die einen anschaulichen Einblick in eine überbürokratisierte Pflegepraxis geben.


Quelle: http://www.dradio.de/dlf/sendungen/politischeliteratur/734819/


Sendung verpasst?

Kann man sich trotzdem noch anhören über die Site. Bericht geht so ca. nach 35 Minuten los Grinsend


* deutschlandfunk.jpg (18.07 KB, 429x273 - angeschaut 751 Mal.)
« Letzte Änderung: 07. Februar 2008, 12:27 von Multihilde » Gespeichert
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« am: 04. Februar 2008, 18:03 »

Christoph Lixenfeld fragt, warum Berichte über die skandalöse Behandlung alter Menschen in Heimen keine Folgen haben. Ist uns Menschlichkeit einfach zu teuer?

Das Traurige ist, dass sich niemand mehr aufregt: Die Anzahl der Heimbewohner unter den Pflegebedürftigen ist deutlich gestiegen, so steht es im jüngsten Pflegebericht.

Schon vergessen scheinen die Berichte darüber, dass auch ambulant Versorgte, aber vor allem Heimbewohner in Deutschland massenhaft zu wenig zu essen bekommen, sich wund liegen und zu selten gewaschen werden.

Wenn wir weniger Gewalt und Vernachlässigung in Heimen wollen, dann müssen wir als Erstes dafür sorgen, dass es weniger davon gibt.

Leider erleben wir das Gegenteil: Immer mehr Menschen landen im Heim, obwohl die Politik seit Jahren das Prinzip "ambulant vor stationär" propagiert. Warum gelingt es einer Branche, ihr "Produkt", den Pflegeheimplatz, massenweise herzustellen und zu verkaufen, obwohl es geradezu verhasst ist; obwohl sämtliche Befragungen ergeben, dass fast niemand freiwillig in ein Heim ziehen will?

Die Antwort lautet: Es gibt keine Alternative. Wir finden es normal, dass 20-Jährige über ihren Lebensstil selbst bestimmen können, 80-Jährige aber nicht. Dass sich über 300 000 Alte im Heim das Zimmer teilen müssen mit einem wildfremden Menschen.

Die große Hoffnung der Branche sind Billigheime. Der Betreiber Marseille-Kliniken spricht zärtlich von "Zwei-Sterne-Immobilien", nach Ansicht von Unternehmenschef Axel Hölzer wird allein schon der Sozialhilfeträger zukünftig solche Häuser einfordern. Möglicherweise hat er damit recht.

Mittel und schwer pflegebedürftige Sozialhilfeempfänger in Billigheimen unterzubringen kostet die Ämter oft deutlich weniger als die Betreuung zu Hause. Je billiger das Heim, desto mehr lohnt sich dieses Kalkül für die Städte. Vielleicht wehren sie sich ja deshalb so wenig gegen die von der Branche favorisierte lückenlose "Versorgungskette im Pflegemarkt" aus betreutem Wohnen und Pflegeheim, inklusive der Kooperation mit dem örtlichen Krankenhaus.

Auch Lobbyisten versuchen seit Jahren mit viel Geld und viel Propaganda zu verhindern, dass unbürokratische, flexible, wirklich marktwirtschaftliche ambulante Strukturen entstehen. Beispiel Pflegebudget: Das Konzept sieht vor, das Geld der Versicherung den Betroffenen selbst in die Hand zu geben, damit sie sich die Leistungen einkaufen, die sie sich wünschen. Über einen Modellversuch in sieben deutschen Städten kam das Projekt nicht hinaus. Die - ursprünglich geplante - Ausweitung wird es in absehbarer Zeit nicht geben. Pflegedienste und Heimbetreiber feierten den Beschluss, schließlich leben sie gut von der Zuteilungswirtschaft, von jenem Abfertigen der Betroffenen, das ihnen die Pflegeversicherung vorschreibt.

Widerstand leistet die Branche auch gegen die Legalisierung osteuropäischer Pflegekräfte.
Dabei sind sie hier, weil wir sie brauchen. Sie werden bleiben, und es werden noch mehr werden, ganz gleich, ob das den Lobbygruppen und Gewerkschaften passt oder nicht. Nur wenn wir sie legalisieren, gibt es eine Kontrolle ihrer Arbeit, und nur dann können wir den schwarzen Schafen der Vermittlerbranche das Handwerk legen.

Profi-Pflegedienste warnen, durch die Legalisierung gingen andere Arbeitsplätze verloren. Und auch Politiker betonen, die Pflege sei ein Jobmotor, den man schützen müsse.
Wirtschaftsförderung zu betreiben kann aber nicht Aufgabe der Sozialpolitik sein. Das Geld der Pflegeversicherung - und davon lebt die Branche - ist nicht dazu da, Jobs in Heimen zu schaffen. Sondern es soll eine optimale Versorgung alter Menschen garantieren. Pflegeheime sind ein notwendiges Übel, das räumen sogar deren Betreiber ein. Zu argumentieren, die Politik müsse für deren Auslastung sorgen, damit die Pflegekräfte Arbeit haben, ist deshalb ungefähr so logisch wie Gefängnisse zu bauen, um Jobs für Vollzugsbeamte zu schaffen.

Die Pflegeversicherung bezahlt in den Pflegestufen eins und zwei für die Heimunterbringung deutlich mehr als für die Versorgung zu Hause. Auch deshalb leben viele Menschen im Heim, die da nicht hingehören.

Mindestens 100 000 könnten zu Hause versorgt werden, wenn wir Geld in den Ausbau der ambulanten Infrastruktur stecken würden. Dazu müssten wir nur das vorhandene anders verteilen. Etwa indem wir die Beträge für die Pflegestufe eins im Heim deutlich absenken. 2003, bei der letzten Pflegereform, war genau das vorgesehen. Doch die wurde von Gerhard Schröder handstreichartig gestoppt. Bei der Novelle 2007 war davon keine Rede mehr. Auch und gerade bei den Parteien nicht, die damals dafür waren.

Ganz ohne Altersheime wird es leider nicht gehen in absehbarer Zeit. Aber sie müssen vergleichsweise luxuriös und den Menschen vorbehalten sein, die freiwillig dort einziehen wollen oder einfach nicht mehr allein leben können.

Geeignete Träger der gesamten Altenarbeit sind die Städte. Die jetzt diskutierten Pflegestützpunkte folgen diesem Ansatz, doch sind die Zuständigkeiten und die Finanzierung völlig unklar. Die Dänen sind da weiter. Sie haben solche Stützpunkte, betrieben von den Gemeinden. Das menschenverachtende Hin-und-her-Schieben von Verantwortlichkeiten zwischen den Kostenträgern gibt es dort nicht. Die Dänen haben auch keine Heime mit Doppelzimmern, wie wir sie kennen, sondern nur großzügige Pflegewohnungen.

Wir müssen uns fragen, ob wir die Pflege den gleichen Regeln unterwerfen müssen wie die Reinigung von Bürogebäuden oder die Produktion von Autos. Die Vorstellung, es könnte eine kosteneffiziente Menschlichkeit geben, ist jedenfalls pervers. Übrigens: Warum eigentlich gibt es bei uns keine großen, börsennotierten Kindergartenkonzerne? Damit kann man sicher auch viel Geld verdienen. Man müsste nur die Gruppen groß genug machen, die Kinder eng genug zusammenpferchen und konsequent beim Personal sparen.

Christoph Lixenfeld ist freier Journalist in Hamburg. Sein Buch "Niemand muss ins Heim" ist soeben bei Econ erschienen
 
Quelle: http://www.welt.de/wams_print/article1626764/Die_Altersheime_mssen_weg.html
3. Februar 2008, 04:00 Uhr
« Letzte Änderung: 03. August 2010, 13:44 von admin » Gespeichert
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