Ross-Luttmann: "Schwer Demenzkranken wirksamer und ganzheitlicher helfen"

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 Ross-Luttmann: "Schwer Demenzkranken wirksamer und ganzheitlicher helfen"

Sozialministerin stellt Konzept der Pflegeoase vor

HANNOVER. Niedersachsens Sozialministerin Mechthild Ross-Luttmann hat heute eine neue modellhafte Form der Intensivbetreuung für Menschen mit schwerster Demenz vorgestellt.

Ross-Luttmann: "Wir haben mit dem Konzept der Pflegeoase Holle ein innovatives Leuchtturmprojekt mit bundesweitem Vorbildcharakter. Wenn etwa Angstzustände und Apathie bei Patienten merklich nachlassen und sich die Ernährungssituation verbessert, so sind das bedeutende Schritte zu mehr Menschlichkeit. Unser Ziel muss sein, schwer Demenzkranken wirksamer und ganzheitlicher zu helfen."

Die Zahl der an Demenz Erkrankten werde in Deutschland angesichts der demografischen Entwicklung von derzeit über einer Million Menschen bis zum Jahr 2050 auf 2.46 Millionen ansteigen. In Niedersachsen gebe es zurzeit rund 100.000 dementiell Erkrankte, davon befänden sich ca. 60.000 Menschen in häuslicher Betreuung, sagte die Sozialministerin.

Im Seniorenzentrum Holle (Landkreis Hildesheim) werden seit 2006 Menschen mit schwerer Demenz in einem gemeinschaftlich genutzten Wohn- und Lebensbereich intensiv betreut. Zielgruppe sind Patienten in einem fortgeschrittenen und daher mit hohem pflegerischen Aufwand verbundenen Krankheitsstadium (Pflegestufe 3 / Härtefälle). In der Einrichtung werden vielfältige Formen der Gestaltung des Wohn- und Lebensumfeldes sowie unterschiedliche Betreuungs- und Aktivierungsmöglichkeiten angeboten. Die Rahmenbedingungen sind dem individuellen Erleben und Empfinden angepasst und berücksichtigen die persönlichen Interessen, Talente und Bedürfnisse der schwer dementiell Erkrankten.

Die heute gemeinsam mit Peter Dürrmann (Geschäftsführer des Seniorenzentrums Holle) und Dr. Anja Rutenkröger (Demenz Support Stuttgart) vorgestellten Ergebnisse der wissenschaftlichen Evaluation des Modellprojekts im Seniorenzentrum Holle lassen aufhorchen:

Durch Anregung wesentlicher Sinnesfunktionen (Hören, Sehen, Fühlen) und  menschliche Gemeinschaft rund um die Uhr schwinden bei den Patienten innere Unruhe und Schlaflosigkeit, Bewegungsdrang und Rastlosigkeit. Verbesserungen sind auch beim Verhalten, bei der Nahrungsaufnahme und bei der Mobilität der Patienten zu beobachten.

Das Pflegepersonal hat immer alle Patienten im Blick und kann auf Bedürfnisse unmittelbar reagieren; die Balance zwischen Arbeitsbelastung und Arbeitszufriedenheit wird als sehr gut bewertet. Angehörige waren ebenfalls eingebunden und bestätigen große Zufriedenheit ihrer Angehörigen; das führt auch zu eigener Zufriedenheit mit der Art der Betreuung; Angehörige wissen die Patienten gut versorgt. Das Konzept der Pflegeoase wird für andere Einrichtungen empfohlen. Eine Eignung wird für etwa 20 % der dementiell Erkrankten bestätigt.

Auf der nächsten Sitzung des Landespflegeausschusses soll das Konzept nach dem Willen von Sozialministerin Ross-Luttmann u.a. den Pflegekassen und Wohlfahrtsverbänden vorgestellt werden. Das Sozialministerium hat sich mit 50.000 Euro aus Toto-Lotto-Mitteln engagiert, dass diese Form der Betreuung von schwer Demenzkranken erprobt wird.

Ross-Luttmann: "Die Pflegeoase kann richtungweisend für die Pflege von schwer Demenzkranken sein. In der Tat scheint diese Form der Betreuung für einen bestimmten Personenkreis geeignet und kann als Beispiel dienen, dass Träger solche Angebote aufbauen. Pflegebedürftigkeit hat ganz unterschiedliche Gründe. Aber eines muss für alle Pflegebedürftigen gleichermaßen gelten: ihnen die richtige, individuell zugeschnittene und vor allem würdevolle Pflege zu geben. Dafür stehe ich ein. Und dafür müssen wir bereit sein, in Zukunft auch neue Wege zu gehen, um die ganz individuellen Bedürfnisse der Menschen in den Pflegealltag zu integrieren."

Quelle: Pressemitteilung vom 08.09.2008 http://www.ms.niedersachsen.de


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