Pressemitteilung DIN Deutsches Institut für Normung e. V.:2006-08-28: DIN-Norm schafft Markttransparenz für "Betreutes Wohnen"Das DIN Deutsches Institut für Normung e. V. hat dieses Normungsvorhaben Ende 2002 aufgrund eines Antrages von Verbraucherschutzseite aufgenommen und dafür im Normenausschuss Gebrauchstauglichkeit und Dienstleistungen des DIN (NAGD) einen eigenen Arbeitsausschuss gegründet. An dem Projekt beteiligt waren Vertreter von Beratungs- und Betreuungseinrichtungen, öffentlichen Stellen, Bauträger- und Projektentwicklungsgesellschaften, Verbraucherschutz, Verbänden und Hochschulen.
Erklärtes Ziel der beteiligten Fachkreise war die Erarbeitung einer als Zertifizierungsgrundlage geeigneten DIN-Norm (Dienstleistungs-Norm, keine Produktnorm) mit Anforderungen, Hinweisen und Empfehlungen in Bezug auf die Wohnform "Betreutes Wohnen". Die Zielrichtung "Dienstleistungs-Norm" bedeutet, dass z. B. nicht bauliche Anforderungen den Schwerpunkt bilden, sondern die unter den Begriff "Betreutes Wohnen" zu fassenden komplexen Dienstleistungen.
Die Norm enthält Anforderungen an die Transparenz des Leistungsangebotes, an die zu erbringenden Dienstleistungen (unterschieden nach Grundleistungen/allgemeine Betreuungsleistungen und Wahlleistungen/weitergehende Betreuungsleistungen), an das Wohnangebot, an die Vertragsgestaltung sowie an qualitätssichernde Maßnahmen.
DIN 77800 stellt Kunden, Bauträgern ebenso wie Dienstleistungsanbietern einen einheitlichen Qualitätsmaßstab zur Verfügung. Sie dient damit als Alternative zu der Vielzahl von regionalen und lokalen Regelungen die häufig nicht miteinander vergleichbar sind. Auf diese Weise können die bereits zu beobachtende Regionalisierung des Zertifizierungsgeschehens und die damit verbundenen Unklarheiten überwunden werden.
"Bisher gab es keine allgemein gültigen Mindestanforderungen an Dienstleistungen des "Betreuten Wohnens". Deshalb ist es absehbar, dass DIN 77800 das maßgebliche Referenzdokument werden wird", meint Dr. Holger Mühlbauer, der das Projekt seitens des DIN betreute.
Das entsprechende Zertifizierungsprogramm wird ab Frühherbst 2006 einschlägigen Interessenten (d. h. Einrichtungen) offen stehen. Ausführender Zertifizierer wird die DIN CERTCO GmbH sein. Die Begutachtung, einschließlich der Vor-Ort-Kontrolle, wird von beauftragten Fachleuten vorgenommen. Die Kosten richten sich nach dem Aufwand, z. B. nach der Größe der Einrichtung. Das DIN-Geprüft-Zertifikat wird zeitlich befristet vergeben und kann beispielsweise auch für werbliche Zwecke eingesetzt werden.
Hintergrund:
Das "Betreute Wohnen" ist ein zukunftsweisendes Wohnkonzept, das sich durch die Sicherung größtmöglicher Wahlfreiheit auszeichnet. Die Möglichkeit, unterschiedliche Leistungsanbieter in Anspruch zu nehmen, und die Sicherheit, dass nur ein Mindestmaß an Leistungen pauschal abnahmeverpflichtend für die Bewohner gestaltet sind, unterscheidet "Betreutes Wohnen" von Heimeinrichtungen. Das inhaltliche Verständnis des "Betreuten Wohnens" ist bislang nicht eindeutig definiert und kann für alle möglichen Wohnangebote verwendet werden. Am Markt befindliche Angebote sind für Nutzer und Interessenten nicht immer transparent. Verschiedene Bundesländer und Städte haben Qualitätssiegel zum Betreuten Wohnen entwickelt. Als problematisch sehen Experten dabei an, dass häufig unterschiedliche Standards definiert sind, was die Orientierung für Senioren nicht erleichtert. Eine bundesweit einheitliche Definition von Mindeststandards wurde deshalb schon seit geraumer Zeit gefordert, um Rechtssicherheit und Markttransparenz zu schaffen.
Weitere Informationen:
(DIN)
Dr. Holger Mühlbauer(DIN CERTCO)
Hinrich Lampe© 2006 DIN Deutsches Institut für Normung e. V.Quelle: http://www.din.de