Prozess um Bremer Klinikum-OstZeuge: Lindners Ex-Frau war nicht beteiligt
Prozess vor Landgericht soll kären, inwieweit die 41-Jährige bei kriminellen Machenschaften mitwirkte Von Britta Schlesselmann Bremen. Andreas Lindner wurde vor vier Jahren wegen Untreue und Bestechung verurteilt. Er hat das Klinikum Bremen Ost durch Schein-Verträge um hohe Summen gebracht. Gestern ging es vor dem Bremer Landgericht um die Frage: Was wusste seine Ex-Frau? Und welche Rolle spielte ein 57jähriger Mitarbeiter? Als Zeuge sagte gestern ein Rechtsanwalt aus, der mit Lindner in Geschäftsbeziehungen gestanden hatte. Er ließ sich unter anderem als Geschäftsführer der Siekertalklinik in Bad Oeynhausen einsetzen. Ihm wurde vorgeworfen, als Strohmann fungiert zu haben. Ein Verfahren gegen ihn wurde eingestellt.
Vor dem Landgericht schilderte er gestern, wie er Lindner kennenlernte und ihm dabei half, seine Schulden abzubauen. Durch die regelmäßigen Kontakte wurde er schließlich ein Freund der Familie. Bei Treffen an Wochenenden lernte der Rechtsanwalt auch die damalige Ehefrau Lindners kennen. Die 41-Jährige war seiner Meinung nach nicht an den kriminellen Machenschaften ihres Mannes beteiligt - obwohl sie an entscheidender Stelle saß: Sie führte zunächst die Buchhaltung für ein Unternehmen ihres Mannes, das Krankentransporte durchführte. Später übernahm sie die Buchhaltung der Siekertalklinik, die Lindner gehörte. Schließlich wurde sie Leiterin der Lindner Management GmbH - eine Firma, die Beratungshonorare von anderen Lindner-Unternehmen kassierte.
"Wer hatte die Idee hierfür?", wollte der Richter wissen. Eine Frage, die Brand klar beantwortete: "Die Ideen hatte immer nur Andreas." Bei gemeinsamen Zusammentreffen habe die Ex-Ehefrau ihren Mann nach dem Sinn bestimmter Buchungen gefragt. Der habe schlicht geantwortet: "Das machen wir jetzt so", erinnert sich Brand. Lindner selbst habe immer betont: "Wenn ich eines kann, dann Leute überzeugen." Dies erfuhr der Rechtsanwalt auch am eigenen Leib. Ob er sich nach Geschäftsentscheidungen überzeugt oder überredet gefühlt habe, konnte er im Nachhinein nicht mehr sagen. Klar war allerdings, dass Lindner eine große Dominanz ausstrahlte. Als Andreas Lindner 2005 Geschäftsführer in Bremen-Ost wurde, wusste in Bremen niemand, dass ihm auch die Klink Siekertal gehörte. Und so schöpfte wohl auch niemand Verdacht, dass regelmäßig Patienten zur Reha in die Klink nach Bad Oeynhausen geschickt wurden - und Lindner seine eigene, bis dahin finanzschwache Klinik auf diese Weise finanzierte. Obwohl auch Gelder auf das Privatkonto der Lindners geflossen sind, soll das Paar keinen besonders aufwändigen Lebensstil geführt haben.
Neben der Ex-Frau Lindners sitzt auch ein Gutachter auf der Anklagebank, der für die Beraterfirma S&P Medconsult gearbeitet hat, ebenso für die Siekertalklinik. Ihm wird vorgeworfen, für Beratertätigkeiten und Schein-Gutachten von Lindner überhöhte Summen erhalten zu haben. In der Vergangenheit wurde außerdem vermutet, dass diese Gutachten gar nicht existierten. Ein Vorwurf, den der Angeklagte bestritt.
Die Beweisaufnahme gegen den 57-Jährigen und die 41-Jährige wird am kommenden Freitag, 7. Oktober, fortgesetzt.
Quelle: www.weser-kurier.de, 30.09.2011
Untreue-Skandal wird weiter verhandeltBremen. Die juristische Aufarbeitung des Untreue-Skandals um das Klinikum-Ost geht in die letzte Runde. 2007 wurde der frühere Klinikum-Geschäftsführer Andreas Lindner wegen Untreue und Bestechung in besonders schweren Fällen zu viereinhalb Jahre Haft verurteilt. Nun muss sich seine damalige Ehefrau und der ehemalige Geschäftsführer einer Lindner-Firma vor dem Bremer Landgericht verantworten. ...
Quelle: http://www.weser-kurier.de, 22.09.2011