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Autor Thema: Menschen mit Behinderung als Dementen-Begleiter  (Gelesen 6030 mal)
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« am: 03. Mai 2013, 10:08 »

Zitat
Behinderte arbeiten in Altenhilfe

Viele Menschen mit geistiger Behinderung suchen eine Beschäftigung jenseits spezieller Werkstätten. Die Lebenshilfe ermöglicht ihnen den Einsatz als Alltagshelfer in der Altenpflege. In Bremerhaven kümmern sich geistig Behinderte sogar um Demenzkranke.

VON JANET BINDER


Bremerhaven. Siegfried Bednors verteilt Teller, Besteck und Plastikbecher auf den Tischen. Gleich bekommen die demenzkranken Bewohner des Traktes „Erde“ im Bremerhavener Haus im Park ihr Mittagessen. Viele von ihnen sind auf ihren Stühlen eingenickt. „Was seid ihr heute alle müde“, stellt Bednors fest. Der 56-Jährige ist geistig behindert und arbeitet als sogenannter Alltagsbegleiter in der Altenpflege. Möglich gemacht hat das eine Kooperation des Vereins Lebenshilfe mit dem Haus im Park.

40 Jahre lang hat Bednors in der Tischler-Werkstatt der Lebenshilfe in Bremerhaven gearbeitet. Immer wieder zog es ihn für Praktika auf den freien Arbeitsmarkt. Vor über zwei Jahren absolvierte er ein Praktikum im Haus im Park, einer Einrichtung für Demenzkranke. „Das gefiel mir, und ich bin hiergeblieben“, erzählt Bednors. Als Alltagshelfer übernimmt er nicht die klassischen Aufgaben der Pflege. „Das ist weiterhin dem Fachpersonal vorbehalten“, sagt Heimleiterin Christine Doherr.

„Vergessen, wie man isst“
Bednors deckt die Tische, schneidet denjenigen das Essen klein, die es nicht mehr selbst können, hält ihnen die Gabel hin. „Manche Demenzkranke haben vergessen, wie man isst“, sagt Meike Junge, Betreuerin der Alltagshelfer. „Indem Herr Bednors ihnen die Hand mit der Gabel führt, aktiviert er ihr Erinnerungsvermögen.“ Vor allem ist Bednors aber für die Menschen da. Eine Bewohnerin erzähle ihm viel von früher. „Sie wird wütend, wenn ich ihr nicht zuhöre“, sagt er. Mit anderen geht er spazieren oder spielt mit ihnen „Mensch-ärgere-dich-nicht“. „Bewohnern mit schwerster Demenz, die nicht mehr sprechen können, hält er einfach die Hand“, sagt Sozialpädagogin Junge. Bednors wirke beruhigend auf sie.

Die Bewohner hätten immer wieder wegen ihrer Desorientierung verzweifelte Momente. „Ich tröste sie“, sagt Bednors. Die Geduld, die die geistig behinderten Kollegen mitbrächten, habe das übrige Personal im hektischen Alltag oft nicht, sagt Anja Schulze, Sprecherin der Lebenshilfe.

Seit einigen Jahren vermitteln die Ortsvereine bundesweit Menschen mit geistiger Behinderung Jobs in der Seniorenpflege. „Es werden immer mehr“, sagt Angelika Magiros, Sprecherin der Bundesvereinigung Lebenshilfe in Berlin. Eine genaue Zahl sei nicht bekannt, an einer Studie im vorigen Jahr hätten aber 59 Behinderte in 29 Alteneinrichtungen mitgemacht. Die Regel sei jedoch weiterhin, dass geistig Behinderte in Werkstätten Handwerksarbeiten verrichteten, sagt Schulze von der Lebenshilfe Bremerhaven. „Die Erkenntnis muss sich erst durchsetzen, dass Menschen, die selber Hilfe benötigen, in der Lage sind, ihrerseits Hilfe zu geben.“

Auch die Angehörigen der Bewohner im Haus im Park seien zunächst skeptisch gewesen, erinnert sich Heimleiterin Doherr. Denn Erfahrung mit dem Einsatz von geistig Behinderten in Demenzeinrichtungen gab es nicht. Aber die Angehörigen seien schnell überzeugt worden, betont Doherr. Die Bewohner profitierten von der besonderen Art der Zuwendung, und die Behinderten würden selbstbewusster.

Bednors betont, er genieße den Freiraum an seinem Arbeitsplatz. „Statt Behinderte sind wir Kollegen.“ Das sei in der Werkstatt anders gewesen. Deshalb möchte er auch im Haus im Park dauerhaft bleiben.
Quelle: www.weser-kurier.de, 29.04.2013
« Letzte Änderung: 03. Mai 2013, 13:54 von admin » Gespeichert

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