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Autor Thema: PERSONAL: Keine Zeit für Persönliches  (Gelesen 4506 mal)
Multihilde
Gast
« am: 03. März 2007, 10:56 »

http://www.moz.de/index.php/Moz/Article/category/Berlin_Brandenburg/id/175809

Pflegeprobleme: Keine Zeit für Persönliches

Frankfurt (Oder) (MOZ) Brandenburgs Pflegeheime haben zum Teil Probleme, für eine qualitativ ausreichende Versorgung ihrer Bewohner zu sorgen. Dies haben Überprüfungen des Medizinischen Dienstes der Krankenkassen (MDK) sowie der Heimaufsicht ergeben.

Die Situation in Heimen ist durchaus beunruhigend. Für Brandenburg haben Studien jetzt erneut Mängel offenbart. Und die Probleme werden zukünftig eher größer, da die Zahl der Pflegebedürftigen steigt. Nach Angaben der Techniker Krankenkasse hat sie in Brandenburg von 2003 auf 2005 um acht Prozent auf knapp 75 000 zugenommen. Davon werden rund 20 000 stationär in 286 Heimen gepflegt.

"Es gibt Probleme", sagt Donald Ilte, Leiter der staatlichen Heimaufsicht. "Aber sie sind nicht so massiv, dass hier Pflegeskandale drohen." Doch die Mängel sind da. In zwölf Prozent der 286 Heime seien im letzten Jahr "freiheitsentziehende Maßnahmen nicht ordnungsgemäß angewendet worden", sagt Ilte. Dazu zählt zum Beispiel, dass sich Gitter am Bett befinden, die nicht notwendig sind. Vor allem sei aber der Umgang mit Demenzkranken ein Problem in Pflegeheimen. Die Demenz ist eine Gehirnerkrankung, bei der es zu einer fortschreitenden Einschränkung der geistigen Leistungsfähigkeit kommt. Bei 35 Prozent der Heime finde keine fachgerechte Pflege dieser Bewohner statt, weil es in der jeweiligen Einrichtung keine entsprechenden Pflegestandards gibt. "Da irrt zum Beispiel ein Bewohner nachts umher und niemand weiß, wie man damit umgehen soll", so Ilte.

Neben der Heimaufsicht überprüft auch der MDK Berlin-Brandenburg die Pflege im Land. Auch er hat Mängel festgestellt. Diese gelten ebenfalls für die ambulanten Pflegedienste, wie Martina Wilcke-Kros, Leiterin der Qualitätssicherung, betont. In dem kürzlich veröffentlichten MDK-Prüfbericht für das Jahr 2005 heißt es: Die "Qualitätsdefizite weisen deutlich auf Handlungsnotwendigkeiten für alle Beteiligten hin". So wurde beispielsweise bei jedem Dritten der 647 in die Überprüfung einbezogenen Pflegebedürftigen eine nicht sachgerechte Ernährung und Flüssigkeitsversorgung festgestellt. Bei fast 40 Prozent stellten die Gutachter Fehler in der Vorbeugung beziehungsweise Therapie von Druckgeschwüren fest.

Die Zahlen werfen die Frage auf, warum es in vielen Heimen nicht gelingt, den Senioren die bestmögliche Betreuung zu gewähren. Die Ursache für die Pflegedefizite sieht der MDK in erster Linie im Fortbildungsbedarf des Personals. Vor allem die soziale Betreuung sei ein Problem. Der Pflegebedürftige werde nicht in den Alltag der Einrichtung einbezogen, Angebote seien nicht auf die jeweilige Biografie abgestimmt, sagt Wilcke-Kros. Die alten Menschen würden in solchen Fällen nur versorgt und bedient werden. Auch die Heimaufsicht sieht das so. Die Qualitätskomponente müsste mehr ausgereizt werden, sagt Ilte. Er gibt aber zu, dass Zusatzqualifikationen eine Finanzierungsfrage sind. Und da stehen Pflegeheime "mit dem Rücken zur Wand".

Auf Seiten der Heime erkennt man die Probleme an, doch seien die vor allem einem "kranken System" geschuldet. Dieter Wollenberg, Referent für Altenhilfe beim Landesverband Arbeiterwohlfahrt (AWO), sagt, dass es bei der vorhandenen Personalausstattung der Einrichtungen schwierig sei, die gewünschten Erfordernisse zu erfüllen. Eine Heimleiterin in der Uckermark kann das nur bestätigen. "Es wird immer schwieriger mit den Pflegesätzen zurechtzukommen", sagt sie. "Persönliches und Streicheleinheiten - dafür ist sehr wenig Zeit." Gegenwärtig zahlen die Pflegekassen zum Beispiel für einen Pflegebedürftigen der Stufe drei monatlich 1432 Euro. Der Betrag hat sich seit 1997 nicht mehr erhöht.

Die Leiterin beklagt außerdem eine Abhängigkeit vom MDK, der nach der Begutachtung eines Bewohners die Einstufung in die jeweilige Pflegstufe festlegt. "Der MDK hat vom Patienten oft nur eine Momentaufnahme. Er berücksichtigt zu wenig die Demenz vieler Bewohner." Und gerade die würde eigentlich die Zeit der Pfleger kosten. Resultat sei dann häufig, dass jemand in eine zu geringe Pflegestufe komme. Damit gibt es für den Bewohner weniger Geld und somit bekommt er weniger Zeit geschenkt. Zeit - das scheint das Hauptproblem für die Heime zu sein. Sie werde den Pflegern auch genommen, so beklagen die Einrichtungen, weil sie die Pflicht haben, alle Vorgänge rund um den Bewohner zu dokumentieren. Als Erklärung für die zum Teil geringe Aufmerksamkeit, die den Bewohnern entgegengebracht wird, nennt Wollenberg zudem die enormen psychischen Belastungen des Personals. Der Beruf sei stressiger als andere, sagt er. "Der Krankenstand bei Pflegekräften ist relativ hoch." Deshalb, so der Referent der AWO, bräuchte jede Einrichtung eigentlich eine Vollzeitkraft mehr.

Ilte ist anderer Meinung. Das Personal könnte effizienter eingesetzt werden. Das dies oft nicht geschehe, liege vor allem an unfähigen Heimleitungen. "Da sind Leute an der Führung, da fragt man sich, ob die den Überblick haben."

Dass die Pflegeversicherung dringend reformiert werden muss, da sind sich alle einig. Der Blick der Gesellschaft auf das Altern selbst müsse aber auch ein anderer werden, sagt Martina Wilcke-Kros. "Altern darf nicht als Tragödie wahrgenommen werden." Dann würden auch die Pfleger offener mit den Bewohnern umgehen.

Haben Sie eventuell von Missständen in Pflegeheimen erfahren? Schreiben Sie an brandenburg@moz.de oder rufen Sie uns an (ab Montag) unter Telefon 0335 5530587.

Freitag, 02. März 2007 (16:23)

Lesen Sie zu diesem Thema auch:
Mit Adleraugen: Pflegeheime - Wut und Angst

Quelle: Märkische Oderzeitung
« Letzte Änderung: 05. Dezember 2008, 14:29 von admin » Gespeichert
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