Sehr geehrter Herr Leopold, Im Namen von Cochrane Public Health Europe möchte ich Sie sehr gerne auf eine jüngst erschienene Übersichtsarbeit der Cochrane Public Health Gruppe aufmerksam machen. Diese zeigt, dass Videoanrufe bei älteren Personen in Alters- und Pflegeeinrichtungen nur eine geringe bis keine Wirkung auf die Einsamkeit dieser Menschen haben. Die Regelungen zum Schutz vor einer Infektion mit dem neuartigen Coronavirus bei Personengruppen mit erhöhtem Risiko haben in vielen Ländern die Möglichkeiten zum Besuch älterer Freunde und Verwandter stark eingeschränkt – mit negativen Auswirkungen auf das Wohlbefinden und die psychische Gesundheit. Ob Videoanrufe dazu beitragen können, dass Senior*innen sich weniger einsam und isoliert fühlen, die Lebensqualität zu erhöhen und Depressionen abzumildern, untersuchte das Forscher*innen-Team um Chris Noone. In ihrem Rapid Review – einer Form der Übersichtsarbeit, die im Ablauf und in ihrer Methodik verkürzt und beschleunigt ist – schlossen sie insgesamt drei Studien ein, die zwischen 2010 bis 2020 in Alters- und Pflegeheimen durchgeführt wurden. In den Studien wurden ältere Menschen über 65 Jahre zufällig einer Gruppe mit Videoanrufen (per Computer, Tablet oder Smartphone), einer anderen Methode, um in Kontakt zu bleiben (z.B. persönliche Besuche, Telefonanrufe), oder keiner bestimmten Maßnahme zugeteilt. Die Ergebnisse der drei Studien deuteten darauf hin, dass Videoanrufe nur eine geringe bis keine Wirkung auf die Einsamkeit nach drei, sechs oder zwölf Monaten besaßen. Auch bei der Verringerung von Symptomen einer Depression war lediglich ein kleiner bis kein Unterschied zu verzeichnen. Nur eine Studie untersuchte die Auswirkungen auf Lebensqualität und fand keine oder nur sehr geringe Unterschiede zwischen den Untersuchungsgruppen. Die Vertrauenswürdigkeit der Evidenz ist aufgrund der methodischen Schwächen der Studien eingeschränkt. Keine der Studien wurde während der COVID-19 Pandemie durchgeführt. Auch sollte die Übertragbarkeit der Ergebnisse auf den jeweiligen Kontext geprüft werden. Diese Arbeit ist eine der fünf bisher veröffentlichten Rapid Reviews von Cochrane im Zusammenhang mit Covid-19 (https://www.cochranelibrary.com/covid-19).
Berlin, 30. Juni 2020. Nach über einem Jahr gemeinsamer Arbeit verschiedener Akteure wird das Bundeskabinett morgen die Nationale Demenzstrategie (NDS) beschließen. Damit gibt die Bundesregierung den Startschuss für eine Vielzahl von Maßnahmen für eine verbesserte Teilhabe und medizinische sowie pflegerische Versorgung von Menschen mit Demenz, die stärkere Unterstützung der Angehörigen sowie die Förderung der Forschung.
Unter Federführung der beiden Bundesministerien für Familie, Senioren, Frauen und Jugend sowie Gesundheit haben weitere Ministerien, die Bundesländer und Kommunen, Selbsthilfeorganisationen der Betroffenen, zivilgesellschaftliche Organisationen, die Wissenschaft, die medizinischen und pflegerischen Leistungserbringer sowie die Sozialversicherungsträger an der NDS gearbeitet und sich nun verpflichtet, die 162 Einzelmaßnahmen durchzuführen. Die Deutsche Alzheimer Gesellschaft (DAlzG) als Vertreterin von Menschen mit Demenz und ihren Angehörigen war in der Steuerungsgruppe als Co-Vorsitzende aktiv.
„Es ist gut, dass die Nationale Demenzstrategie kommt und das Thema – wie in anderen Ländern auch – endlich eine angemessene Bedeutung erhält“ sagt Monika Kaus, 1. Vorsitzende der DAlzG. „Der Prozess war ein zähes Ringen und wir hätten uns für die Strategie mehr verbindliche Maßnahmen mit entsprechender finanzieller Förderung gewünscht. Wir erwarten, dass jetzt alle Beteiligten zeitnah mit den verabredeten Maßnahmen der Initiative beginnen. Die NDS gibt dafür den Rahmen vor, damit die Akteure besser zusammenarbeiten können.“
HF 1: Strukturen zur gesellschaftlichen Teilhabe von Menschen mit Demenz an ihrem Lebensort aus- und aufbauen
HF 2: Menschen mit Demenz und ihre Angehörigen unterstützen
HF 3: Medizinische und pflegerische Versorgung von Menschen mit Demenz weiterentwickeln
HF 4: Exzellente Grundlagen- und Anwendungsforschung zu Demenz fördern
Die DAlzG ist im Rahmen der NDS an 36 verschiedenen Maßnahmen beteiligt. Vielfach geht es dabei darum, die Öffentlichkeit noch stärker für das Thema Demenz sensibilisieren. Ein Schwerpunkt liegt auf der Initiative „Demenz Partner“, die DAlzG wird aber beispielsweise auch ihr Praxishandbuch für Pädagogen in aktueller Fassung zur Verfügung stellen, um damit Kindern und Jugendlichen das Thema nahezubringen. Darüber hinaus ist die DAlzG an der Erarbeitung eines Versorgungspfades beteiligt, der die medizinische und pflegerische Versorgung von Menschen mit Demenz besser koordinieren soll und wird natürlich auch mit dem Alzheimer-Telefon weiter für die Menschen da sein und dies Angebot noch stärker bekannt machen.
Erst die Auswertung der NDS, die für das Jahr 2026 geplant ist, wird zeigen, ob die beschlossenen Maßnahmen das Leben von Menschen mit Demenz und ihren Angehörigen tatsächlich verbessert haben. Die Herausforderungen sind angesichts der zunehmenden Zahl von Betroffenen und knapper Ressourcen wie Pflegepersonal enorm. Die Folgen der Corona-Pandemie verschärfen die Situation ebenfalls.
In Deutschland leben heute etwa 1,6 Millionen Menschen mit Demenzerkrankungen. Etwa zwei Drittel davon werden in der häuslichen Umgebung von Angehörigen betreut und gepflegt. Jährlich erkranken rund 300.000 Menschen neu. Ungefähr 60 Prozent davon haben eine Demenz vom Typ Alzheimer. Die Zahl der Demenzerkrankten wird bis 2050 auf 2,4 bis 2,8 Millionen steigen, sofern kein Durchbruch in Prävention und Therapie gelingt.
Die Deutsche Alzheimer Gesellschaft engagiert sich für ein besseres Leben mit Demenz. Sie unterstützt und berät Menschen mit Demenz und ihre Familien. Sie informiert die Öffentlichkeit über die Erkrankung und ist ein unabhängiger Ansprechpartner für Medien, Fachverbände und Forschung. In ihren Veröffent-lichungen und in der Beratung bündelt sie das Erfahrungswissen der Angehörigen und das Expertenwissen aus Forschung und Praxis. Als Bundesverband von mehr als 130 Alzheimer-Gesellschaften unterstützt sie die Selbsthilfe vor Ort. Gegenüber der Politik vertritt sie die Interessen der Betroffenen und ihrer Angehörigen. Die DAlzG setzt sich ein für bessere Diagnose und Behandlung, mehr kompetente Beratung vor Ort, eine gute Betreuung und Pflege sowie eine demenzfreundliche Gesellschaft.
Seit Beginn der Corona-Pandemie rückt die Situation der Pflegeheimbewohner immer mehr in den Fokus. Einerseits müssen sie als Hochrisikogruppe vor COVID-19 geschützt werden, andererseits darf man sie nicht völlig isolieren und dadurch vernachlässigen.Obwohl wir als BIVA-Pflegeschutzbund schon immer die Interessen der Pflegeheimbewohner vertreten haben, waren und sind wir in dieser Krise besonders gefordert:
Aber leider hat sich die Situation der Pflegeheimbewohner noch nicht überall grundlegend verbessert. Denn auch nachdem Lockerungen der Besuchsverbote durchgesetzt wurden, sieht es in vielen Pflegeheimen für die Bewohner kaum besser aus: Die Besuchsregelungen werden noch unzureichend umgesetzt und viele Bewohner können nicht von den Besuchen in der angebotenen Form profitieren, etwa wenn demenziell veränderte Menschen ihre Besucher unter der Schutzmaske nicht erkennen. Daher werden wir auch in den kommenden Wochen nicht aufhören zu beraten, zu informieren und auf Missstände hinzuweisen!
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